Ich
will ehrlich sein: Mein aktueller Job ist nicht der, den ich mein
ganzes Leben lang ausüben will. Um noch ehrlicher zu sein:
Eigentlich hatte ich mir gesagt, dass ich den nur einige Jahre machen will. Doch inzwischen bin ich in einem
richtigen Dilemma: Einerseits gibt es eigentlich reichlich Gründe,
den Job zu wechseln. Und trotzdem bleibe ich. Warum?
Ich
arbeite derzeit als Redakteurin bei einer recht bekannten Zeitung,
bin fest angestellt und kriege ein festes Gehalt. Doch der Job
erfüllt mich nicht wirklich. Täglich schiebe ich eine Überstunde,
die nicht einmal vergütet wird. Und daran bin ich nicht unschuldig,
denn ich habe dem Vertrag zugestimmt und dass ich unbezahlte
Mehrarbeit bis zu einem bestimmten Umfang leiste. Also selber Schuld.
Doch als ich damals mein Volontariat bei derselben Zeitung machte,
hatte ich einfach keine Alternative. Okay, man hat immer
Alternativen. Aber die Alternative wäre die Arbeitslosigkeit und da
ist mir ehrlich gesagt fast jeder andere Job lieber als das.
Und
so ganz schlecht war die Entscheidung doch auch nicht. Schließlich
wollte ich in der Branche bleiben, war mir sicher, Journalistin zu
sein. Aber mein Wunsch war es, selbst Geschichten zu schreiben. Und
nicht unbedingt die Texte anderer zu lesen.
Das
ist nämlich mein Job als Blattmacherin: Ich konzipiere die Seiten,
lege fest, welche Themen reinkommen und bereite die Zeitung
lesergerecht auf. Ich habe also mehr kontrollierende und
organisatorische Aufgaben und lese eben unglaublich viel. An sich
eine tolle Sache, denn ich liebe Lesen. Aber in diesem Job fehlt mir
das Kreative. Klar, kann ich ab und zu mal bei der Layoutgestaltung
experimentieren, aber das ist eben eher die Ausnahme als die Regel.
Jeder Tag gleicht nahezu dem anderen, ich weiß immer, was täglich
auf mich zukommt. Es ist immer der gleiche Ablauf.
Sicherlich
wäre das als Reporterin auch der Fall, aber da kommt doch mehr
Abwechslung rein, das habe ich während meines Volontariats gemerkt.
Ich war ständig auf Achse, auf vielen Terminen, habe so viele
unterschiedliche Menschen kennengelernt. Das ist eine Sache, die ich
als Reporterin geliebt habe. Und die andere ist eben das Schreiben
selbst. Eigene Erlebnisse, Erfahrungen, aber eben auch die
Geschichten anderer niederschreiben. Das hat mich erfüllt.
Und
derzeit fehlt mir das. Ich komme so gut wie nie raus, bin im Büro
gefangen, habe kaum Abwechslung. Sozialen Kontakt habe ich höchstens
zu meinen Kollegen, das ist schon okay. Aber mir fehlt dann doch
etwas: Das Aufregende, Spannende und Abwechslungsreiche. Und eben
auch das Gefühl, etwas eigenes zu schaffen. Ich bin zwar zuständig
für die Zeitungsseiten und bin dadurch beteiligt an der Produktion.
Aber so richtig etwas Eigenes kommt am Ende doch nicht raus.
Lange
Rede, kurzer Sinn: Der Job erfüllt mich nicht. Er ist in Ordnung. Es
ist nicht so, dass ich den Job hasse oder totunglücklich wäre. Ich
gehe immer noch zufrieden nach Hause und mache meine Arbeit doch
schon gern. Aber ich weiß, dass der Job nicht meine Erfüllung
bedeutet. Ich will ihn nicht ewig weiter machen, es ist für mich nur
eine Phase der Selbstfindung.
Außerdem
kommen dann noch die Arbeitsbedingungen dazu, die mich abschrecken
und mich zweifeln lassen, ob ich da wirklich bleiben will. Da wäre
die recht geringe Bezahlung für jemanden, der studiert hat. Und die
Tatsache, dass ich auch mal Sonntags und an Feiertagen arbeiten muss.
Glücklicherweise kriegt man dafür freie Tage und wenigstens etwas
Geld. Jeden Tag muss ich pendeln, bezahle mehr wegen des Autos. Und
wenn dann erst einmal wieder die Autobahn saniert werden muss, geht
ganz schön viel Lebenszeit drauf, weil ich dann in Staus feststecke
und länger unterwegs bin. Die Kollegen sind in Ordnung, an sich habe
ich mich gut eingelebt. Aber die Arbeitsatmosphäre ist nicht so
prickelnd, weil scheinbar alle gegeneinander sind, es wird gelästert
und getuschelt. Und es werden doch strenge Vorgaben beim Arbeiten
gemacht. All das klingt objektiv betrachtet nicht nach dem Traumjob.
Und das weiß ich auch.
Ich
frage mich, soll ich den Job wechseln, lieber etwas anderes machen?
Um das herauszufinden, habe ich einige Aspekte gefunden, an denen man
erkennen kann, ob der Job der Richtige für einen ist oder eben
nicht:
Du
bist unglücklich und hast keinen Spaß
Eigentlich
total offensichtlich. Wenn dir der Job gar keinen Spaß macht, du
dich eigentlich nur abquälst und hoffst, dass er bald vorbei ist,
dann hasst du deinen Job und solltest besser kündigen. Wir
verbringen den Großteil unseres Lebens mit Arbeit. Also sollten wir
auch nicht unsere Zeit mit einer Arbeit verschwenden, die wir nicht
mögen.
Feierabend
und Wochenende sind am besten
Es
gibt Leute, die hangeln sich von einem Wochenende zum anderen, sie
leben nur noch dafür. Und quälen sich durch die Arbeitswoche. Oder
sie können es kaum abwarten, in den Feierabend zu gehen. Für sie
ist der Montag das allerschlimmste. Wenn man das selbst bemerkt, weiß
man, dass einem der Job keinen Spaß macht. Natürlich mag jeder
Feierabend, Wochenenden und Urlaub, das sind die schönsten Zeiten.
Aber wenn dann zwischen diesen Dingen und dem Job der Graben zu tief
ist, und man es kaum abwarten kann wieder Pause zu haben, sollte man
überlegen, ob man den richtigen Job gefunden hat.
Überforderung
und Unterforderung
Ich
denke mir, dass der richtige Job einer ist, bei dem man sich selbst
entfalten kann und in seinen Fähigkeiten gefordert wird. Im
Idealfall kommt man während der Arbeit in einen Flowzustand, man
fühlt sich weder überfordert noch unterfordert. Manchmal kann es
sein, dass einem etwas leichter fällt, manchmal auch schwerer, das
ist normal. Lieber man wird bisschen mehr gefordert und entwickelt
sich weiter, anstatt sich zu langweilen. Aber wenn man wirklich total
ausgebrannt ist, weil man überfordert oder unterfordert wird, dann
ist das kein gutes Zeichen.
Jammern
und Meckern über den Job
Die
Art und Weise, wie wir über unsere Arbeit sprechen, sagt auch viel
aus. Wenn man sich dabei erwischt, immer nur Negatives zu sagen und
zu lästern, kann der Job einen gar keinen Spaß machen.
Kein
Sinn
Ich
finde, dass die Arbeit auch so eine Art Selbstverwirklichung ist und
dass man auch etwas für die Welt und die Gemeinschaft tun will.
Arbeit ist für mich mehr als nur Geldverdienen, um über die Runden
zu kommen. Ich will nicht nur überleben, sondern leben, dazu gehört
auch, dass ich Sinn mit meiner Arbeit stiften will. Aber wenn mir die
Arbeit zu stupide vorkommt und ich nicht weiß, wofür ich das tue,
fehlt mir auch die Motivation zu arbeiten. Und auf Dauer werde ich
dadurch auch unglücklich. Menschen streben nach Sinn und alles was
sie tun, hat irgendwo einen Zweck zu erfüllen. Und allein nur wegen
des Geldes will ich keine Arbeit machen.
Hoffen,
dass die Zeit schnell vergeht
Schaust
du ständig auf die Uhr und wunderst dich, dass die Zeit kaum
vergeht? Dann stimmt etwas nicht und hast nicht den richtigen Job. Es
sind gerade solche Tätigkeiten langatmig, die wir eben nicht gerne
machen. Und auch das sollte so nicht sein. Arbeit soll keine
Zeitverschwendung sein, sondern eine sinnvolle Bereicherung auch für
uns selbst.
Keine
netten Kollegen
Ich
finde, vieles steht und fällt auch mit den Kollegen, mit denen man
zu tun hat. Selbst den härtesten und blödesten Job übersteht man,
wenn man sich mit den Kollegen versteht und ein Teamfeeling hat. Wenn
man zusammenhält und sich aufeinander verlassen kann. Das macht
schon sehr viel aus. Natürlich kann man sich nicht die Kollegen
aussuchen, aber es wird immer jemanden geben, mit dem man sich
vielleicht besser versteht als mit den anderen.
Kein
gutes Arbeitsklima
Wie
schon bei meinem Fall beschrieben, kann das auch vieles mit dem Job
machen. Ich finde, man sollte sich auf Arbeit gut fühlen, sich mit
den anderen verstehen. Aber wenn ich das Gefühl habe, dass alle nur
lästern, sich gegenseitig nicht leiden können und anzicken. Dann
ist das schon ein No-Go. Ich kann schlecht mit Leuten warm werden,
denen ich nicht vertrauen kann. So will und kann ich mich nicht
öffnen und vielleicht auch gar nicht mit den Leuten anfreunden.
Keine
Wertschätzung
Man
rackert sich einen ab, gibt alles und am Ende bekommt man nichts
zurück. Die eigene Arbeit wird nicht wertgeschätzt, stattdessen
wird immer nur gefordert. Und sobald man einen Fehler macht, ist man
der Böse. Die Bezahlung ist eine Form der Wertschätzung der eigenen
Arbeit, aber für mich gehört eben auch das Soziale dazu. Dass man
Kollegen auch mal loben kann für ihre Arbeit. Und dass man
beispielsweise in meinem Job Überstunden macht und die nicht bezahlt
bekommt oder wenigstens abbummeln kann, ist für viele auch
unverständlich. Wer Journalist sein will, tut es eben aus
Leidenschaft und nicht wegen des Geldes.
Job
passt nicht zu eigenen Fähigkeiten
Vielleicht
merkt man es selbst. Man ist ständig überfordert und scheint nicht
die richtigen Fähigkeiten zu haben. Dann ist das nicht die eigene
Schuld, sondern der Job passt einfach nicht zu einem. Wenn man das
merkt, kann man immer noch sagen: Okay, dann suche ich mir einen
anderen Job, bei dem ich meine Skills besser nutzen kann.
Soll ich gehen oder bleiben?
Wie
können mir diese Aspekte bei der Frage weiterhelfen, ob ich lieber
den Job wechsle? Ich sehe, dass es einige Punkte gibt, die auch bei
meinem Job der Fall sind. Wie die wenige Wertschätzung, das
Arbeitsklima, die geringe Bezahlung. All das wären Gründe, zu
kündigen. Doch auf der anderen Seite gibt es doch paar Dinge, die
mich in dem Job halten. Ich bin noch immer als Journalistin tätig,
ich habe ganz nette Kollegen, fühle mich doch im großen und ganzen
wohl und bin an sich auch mit der Arbeit zufrieden. Sie geht mir
leicht von der Hand, ich habe auch das Gefühl, etwas Sinnvolles zu
machen. Die Zeit vergeht tatsächlich schnell, weil ich immer zu tun
habe. Am Ende des Tages gehe ich noch ganz zufrieden nach Hause. Aber
auf der anderen Seite weiß ich, dass mich der Job nicht erfüllt.
Soll ich in einem Job bleiben, der angenehm, bequem ist oder doch
lieber die Veränderung wagen, um etwas Besseres zu kriegen? Da ist
wieder die Debatte: Lieber nach Höherem streben oder sich doch mit
dem zufrieden geben, was man hat?
Es
ist wirklich schwierig. Und neben den Gründen, bleibe ich
wahrscheinlich vor allem bei dem Job, weil ich mich daran gewöhnt
habe. Vielen geht es so. Sie haben einen vielleicht miesen Job,
bleiben aber, weil der wenigstens sicher ist und man dran gewöhnt
ist. Es ist besser aus Bequemlichkeit zu bleiben, anstatt etwas Neues
zu suchen. Die Angst vor Veränderung und auch einer möglichen
Verschlechterung, sodass man lieber beim Alten und Gewohnten bleibt.
Und so ist das bei mir auch. Ich bin ein Gewohnheitstier, wie viele
andere auch.
Vielleicht
bleibe ich erst einmal eine Weile im Job und schaue, wie zufrieden er
mich wirklich macht. Vielleicht ist es auch mal okay, einfach mal
diesen Job zu machen und sich später umzuentscheiden.
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