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Irrtümer über Glück



Über das Glück ranken sich so einige Mythen und Irrtümer, die uns allerdings ein falsches Bild von Glück vermitteln. Das führt dazu, dass wir dem Glück ständig nur hinterherrennen, uns wundern, dass wir es nicht erreichen. Dabei ist es so einfach, glücklich zu sein, es bedarf nicht einmal großer Anstrengungen. Darum räume ich heute mal mit einigen klassischen Irrtümern auf und hoffe, dass ihr dadurch eine andere Sicht auf das Glück bekommt.



1. Das Glück liegt im außen

Ein Irrtum, dem so viele folgen. Wir glauben, dass wir Glück haben oder nicht, das bestärkt den Gedanken, dass wir nur Opfer der Umstände sind, aber das Glück nicht in der Hand haben. Wir können versuchen, das Glück im Äußeren zu finden, doch wir machen uns davon dann abhängig, geben die Kontrolle ab. Es kann immer etwas schief laufen, Krisen und Probleme kommen aus heiterem Himmel und werfen uns um. Waren wir gerade noch unglücklich, verfallen wir plötzlich in Depression. So schnell kann es gehen. Dagegen kann man nichts tun, das Einzige, was funktioniert ist, sich darauf irgendwie vorzubereiten und innere Stärke also Resilienz aufzubauen, um dem Stand zu halten.

Wir suchen immer im Äußeren nach unserer wahren Zufriedenheit. Doch wir sind eben den Umständen damit komplett ausgeliefert. Das muss nicht sein. Zumal es meist nicht so ist, dass wir dadurch wirklich glücklich werden. Umstände ändern sich. Und mit dem Äußeren meine ich eigentlich all die Dinge, die außerhalb von uns sind, das betrifft Materielles, Beziehungen, Liebe, Konsum und noch mehr. All das sind Dinge, die wir auch leicht verlieren können. Und entsprechend unglücklich werden wir, wenn wir diese Dinge verlieren.

Im engeren Sinne meine ich mit Äußeren aber vor allem eben Materielles, Geld, Gegenstände, Konsum. Manche Menschen arbeiten sich einen ab, um diese Dinge zu bekommen. Weil sie glauben, dass es sie glücklich macht. Aber das ist nicht der Fall. Eigentlich stopfen sie meist damit nur ein Loch, sie fühlen sich leer, und wollen sich mit Konsum von der Leere ablenken.

Lange Rede, kurzer Sinn: Es bringt nichts, sich zu sehr von äußeren Dingen abhängig zu machen. Dann braucht man sich auch nicht zu wundern, wenn man nicht wirklich glücklich wird. Meistens liegen sie auch außer Reichweite. Es ist zwar schon gut, wenn wir versuchen, auf diese Dinge Einfluss zu nehmen. Doch im Endeffekt können wir manchmal auch nicht viel machen. Was bleibt uns dann also? Wir selbst. Glück finden wir nicht im Äußeren, sondern im Inneren. Wir können alles Mögliche haben, was wir uns wünschen und trotzdem unzufrieden sein. Weil uns das nicht ausreicht und die Gier nach Mehr uns auffrisst. Es ist eine Sache der Einstellung. Es gibt Menschen, die in Not sind, und trotzdem sind sie glücklicher als so manch Reiche, die eigentlich alles haben. Woran liegt das? Es liegt an ihrer Einstellung zum Glück. Sie sind dankbar für das wenige, was sie haben und brauchen nicht unbedingt immer mehr. Sie schätzen das, was sie haben. Glücklich sein hängt nicht vom Außen ab, sondern von unsere Sichtweise. Man kann selbst in den schlimmsten Zeiten noch Glück empfinden, wenn man es nur versucht, man wird immer etwas finden, was einen Glück beschert. Wenn man also Glück aus sich herausschöpft, ist man nicht mehr abhängig von den äußeren Dingen, sie werfen einen nicht mehr so leicht aus der Bahn. Es gibt immer noch etwas, woran man dann festhalten und was einem Kraft geben kann.


2. Ich muss immer glücklich sein, sonst stimmt etwas nicht mit mir

Kein Mensch kann rund um die Uhr glücklich sein. Es gibt aber Leute, die glauben das und verfallen in Panik, sobald sie eben nicht mehr glücklich sind. Stimmt etwas nicht mit mir? Was kann ich tun, um wieder glücklich zu sein? Es ist vollkommen normal, nicht ständig Höhepunkte und Überfreude zu haben. Das Leben ist nun mal eine Achterbahn, dann gibt es auch Tage, da hat man schlechte Laune oder erlebt etwas Unschönes und fühlt sich traurig. Das ist absolut normal, alles andere wäre eher unnormal. Die Frage nach dem Glücklichsein kann oftmals Baustellen im Leben aufzeigen, an denen man etwas ändern sollte. Aber das hängt eben von der Situation ab. Habe ich mal eine kurze Phase, in der es mir nicht gut geht, dann ist das so. Die Phase geht wieder vorbei. Wenn jedoch wirklich chronische Unzufriedenheit herrscht, ich ständig schlecht gelaunt bin und mich selten über etwas freue, dann ist es wirklich Zeit zu handeln. Aber ansonsten gehört es zum Leben dazu, dass ich auch mal traurig, enttäuscht, schlecht gelaunt, deprimiert, niedergeschlagen, gestresst und noch mehr bin. All das Gefühle, die wir im Leben brauchen, die dazu gehören und uns auch etwas sagen wollen. Aber gegen sie anzukämpfen ist nicht gut. Unterdrücken hilft nicht. Viel eher sollten wir uns mit ihnen befassen und sie ergründen. Und wenn wir niemals solche negativen Gefühle empfinden würden, wüssten wir gar nicht, was Glücklichsein bedeutet. Wir brauchen im Leben nun mal auch Kontraste, Höhen und Tiefen. Erst dann wissen wir, was Glück bedeutet und können es vermissen und wertschätzen.


3. Negatives muss unbedingt vermieden werden

Der Mensch ist darauf aus, das zu vermeiden, was ihm unangenehm ist und das anzustreben, was sich gut anfühlt. Das ist eben so. Das heißt aber eben nicht, dass wir dem immer nachgehen sollten. Klar, wollen wir nichts Negatives empfinden oder erleben, wer will das schon? Aber Fakt ist, dass das auch zum Leben dazu gehört. Wie schon oben erwähnt, wir brauchen auch Negatives im Leben, es hat seinen Platz und auch seinen Sinn. Es wird immer etwas Negatives im Leben passieren, davon geht die Welt nicht unter. Jedes Problem und jede Krise kann uns nur stärker machen, wir wachsen daran. Diese tunlichst zu vermeiden, ist nicht Weg und nicht möglich. Stattdessen sollten wir lernen, damit umzugehen und auch mal Negatives auszuhalten. Auch mal da hinzuschauen, wo es nicht so schön und ist und auch das zu fühlen, was sich blöd anfühlt. Ohne Leid wüssten wir nicht was Freude bedeutet. Wir brauchen beides, das Leben besteht nun einmal aus Kontrasten.


4. Ich brauche X, um glücklich zu sein

Es gibt Leute, die sich ständig etwas Neues kaufen oder etliche weitere Ziele erreichen, nur um glücklich zu werden. Aber wir brauchen nicht ständig neue Klamotten oder das neueste Handy oder Auto. Wir müssen auch nicht unbedingt noch schlanker und attraktiver werden oder noch mehr Freunde haben, um endlich mal zufrieden zu sein. Da steckt der Gedanke, dass Mehr auch zu mehr Glück führt. Aber die Wahrheit ist doch, dass wir immer nur nach mehr streben, aber niemals mit dem zufrieden sind, was wir haben. Und so rennen wir dem Glück weiter hinterher und schaffen es nicht, es einzuholen, weil unsere Erwartungen auch steigen. Wir brauchen eigentlich nichts bestimmtes, wir können auch mit dem zufrieden sein, was wir haben. Lieber mit weniger zufrieden sein, denn je mehr wir haben, desto mehr können wir auch verlieren und das tut dann noch mehr weh.


5. Andere sollen mich glücklich machen

Vor allem in Beziehungen ist es so, dass wir bestimmte Erwartungen an den Partner haben. Er sollte so und so sein und nicht anders. Er sollte das und das tun, damit ich zufrieden bin. Dabei steckt dahinter immer die Erwartungen, dass der Partner gut zu einem passt und der andere eine dadurch glücklicher machen soll. Wenn ich mir von meinem Freund wünsche, dass er mehr mit mir unternimmt oder mehr mit mir redet, will ich eigentlich im Endeffekt nur, dass ich damit auch glücklicher mit ihm werde. Schon ganz schön egoistisch. Aber so ist es, wenn man etwas von anderen erwartet. Es soll zur eigenen Zufriedenheit beitragen nicht mehr und nicht weniger. Wir erwarten von dem Partner, dass er sich so verändert, damit wir damit zufriedener sind. Der Partner muss uns noch mehr Fürsorge und Anerkennung zeigen, noch mehr Zärtlichkeiten geben, damit wir uns geliebt und glücklich fühlen. Aber auch hier machen wir wieder jemand anderen für unser Glück verantwortlich. Der andere muss etwas tun, damit wir glücklicher sind. Aber da der andere eben nicht Gedanken lesen kann und eben nicht immer das macht, wie wir es wollen, sind wir unzufrieden. Und geben dem Partner wieder die Schuld.

Ähnlich sieht es in Beziehungen zu anderen Menschen aus. Wir wollen von anderen akzeptiert werden, wir wollen gemocht und geliebt werden. Insgeheim aus dieser Wertschätzung, Anerkennung und Liebe erwächst unser Glück. Wir versuchen alles, um anderen zu gefallen, verbiegen uns dafür, verlieren uns selbst. Aber wir können es nicht jedem recht machen und werden dadurch wieder unglücklicher. Das Geheimnis ist, sich von all dem loszusagen. Sich selbst zu lieben und zu schätzen und vor allem auch etwas für sich zu tun. Andere müssen einen niemals glücklich machen, das ist nicht deren Aufgabe. Es ist zwar schön, wenn sie es tun, aber es gibt keinen Anspruch darauf. Jeder ist für sich verantwortlich, auch für seine eigenen Gefühle.


6. Glück ist das Ziel

Viele arbeiten und arbeiten, sammeln viel Geld an und denken sich: Sie werden schon belohnt, wenn sie dann in Rente gehen. Sie verschieben all die schönen Dinge auf später, weil sie glauben, sie müssten jetzt erst einmal dafür arbeiten. Aber wer weiß, ob dieses später jemals wirklich kommen wird. Warum muss man denn sein Glück verschieben, wenn man doch jetzt und immer glücklich sein kann? Glück ist kein Ziel, sondern ein Weg. Glücklich sein – das geht auch ganzes Leben lang. Das muss nicht warten, bis man die Rente erreicht hat. Das Leben ist doch zu kurz, um es nicht zu genießen, sondern sich immer nur zu quälen für etwas, vielleicht nicht einmal kommen wird, wenn man Pech hat. Glück kann man auch in dem Moment erleben, wann immer man will, man muss es nicht verschieben. Stattdessen sollte man sofort anfangen, sich Gutes zu tun und Freude ins Leben zu bringen.


7. Andere sind glücklicher als ich selbst

Wenn man sich auf Social Media tummelt, wird man immer diese Fotos finden, auf denen die Leute Spaß haben, sich freuen. Aber das ist nur eine Seite. Du weißt im Endeffekt nicht, ob das nicht doch alles Fassade ist und ob derjenige nicht etwas verbirgt. Social Media ist meist eher mehr Schein als Sein, eine eher verzerrte Aufnahme des Leben. Wenn du wirklich wissen willst, wie es dem anderen geht, schaue nicht nur auf die Fotos, sondern frage nach und höre zu. Kann sein, dass andere glücklicher sind als du oder auch nicht. Aber was bringt dir das? Vergleiche bringen dich überhaupt nicht weiter, außer, dass du eben neidisch und eifersüchtig wirst und dich schlechter fühlst. Vergleiche können nur positiv sein, wenn sie dich anspornen, dich zu verbessern. Statt tausend anderen zu folgen, schaue lieber auf dich und dein Leben, konzentriere dich darauf und auf deine Baustellen. Überlege dir, wie du etwas ändern kannst, wenn du dich unglücklich fühlst.


9. Geld macht glücklich

Viele verschwenden viel Lebenszeit, um noch mehr Geld anzuhäufen. Mag sein, dass Geld beruhigt und man sich damit viel leisten kann. Aber vieles kann man eben nicht mit Geld kaufen, vor allem nicht die wirklich wichtigen Dinge im Leben wie Familie, Freunde, Familie und eben auch Glück. Glück hängt nicht vom Geld ab, wie schon geschrieben, es ist eine Einstellungssache. Im Kopf fängt das Glück an, man zieht aus sich selbst heraus. Ich denke sogar, dass zu viel Geld eher dazu führt, dass wir noch mehr konsumieren und kaufen, total gestresst sind, weil wir das Geld auch managen müssen. Es führt zu mehr Druck und eher weniger zu Lebensfreude. Für mich macht Geld nur dann glücklich, wenn ich damit auch Sinnvolles tue. Ich verreise, ich schaffe schöne Erinnerungen, ich investiere in meine Weiterbildung und Karriere oder ich tue Gutes und spende das Geld. Nur dann macht es auch glücklich.


10. Ich muss noch besser werden, um glücklicher zu sein

Selbstoptimierung ist in aller Munde. Schöner, schlanker, besser, fitter, erfolgreicher und reicher werden. Der Traum scheinbar vieler Menschen. Aber auch hier gilt wie immer: Eigentlich ist weniger mehr. Es ist zwar lobenswert, an sich zu arbeiten und ich will niemanden dazu verdammen, das nicht zu tun. Es kann schon dazu führen, dass man zufriedener und glücklicher wird. Aber es ist ein schweischneidiges Schwert, was sehr schnell umschlagen kann. Denn wenn wir es übertreiben, werden wir nie glücklich, sind nie mit uns zufrieden, weil wir immer mehr und besser sein wollen. Es gilt also die richtige Balance zu schaffen. Sowohl zufrieden zu sein, aber auch an sich zu arbeiten. Ich sage allerdings: Man muss nicht unbedingt besser sein, um glücklicher zu werden. Man kann auch einfach sagen: Ich bin genug, ich bin gut so, wie ich bin. Man kann versuchen sich mit all seinen Macken und Schwächen zu akzeptieren und vor allem Stärken und gute Eigenschaften zu betonen. Einfach mit sich selbst zufrieden sein.


11. Jeder ist seines Glücks Schmied

Das stimmt tatsächlich im Großen und Ganzen. Aber warum ist es dennoch ein Irrtum? Weil es nicht komplett wahr ist. Denn im Umkehrschluss meint es auch, dass wir dafür selbst verantwortlich sind, wenn wir es nicht schaffen, glücklich zu werden. Es macht uns auch für unser eigenes Unglück verantwortlich, was so eben nicht immer stimmen kann. Vieles liegt tatsächlich nicht in unserer Macht, auch wenn wir das nicht glauben wollen. Es passieren so viele Unglücke, so viele Krisen ziehen uns herunter, gegen die wir nicht viel machen können. Wir können nur lernen, damit besser umzugehen. Für unser Unglück sind wir nicht immer verantwortlich, aber wir haben die Möglichkeit, gut damit umzugehen und das Beste daraus zu machen.


12. Warten auf das große Glück

Das große Glück wird vielleicht nie kommen, darum lasst uns doch lieber auf die kleinen Glücksmomente im Leben schauen. Das schöne Wetter, ein leckeres Eis, gemeinsames Lachen, Zeit der Stille. Es sind eher die kleinen Dinge im Leben, die es lebenswert machen. Und die kleinen Dinge lassen sich immer und überall finden, wir müssen nur achtsam sein und mit offenen Augen durch die Welt gehen. Und aus vielen kleinen Dingen entsteht dann wiederum ein großes Glück.



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