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Ein steiniges Jahr im neuen Job: Fühle ich mich endlich angekommen?


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in Jahr in meinem neuen Job ist vorbei. Wie läuft es bisher? Wurden meine Erwartungen erfüllt? Ist der Job so wie ich ihn mir vorgestellt habe? Und bin ich noch immer froh, diese Entscheidung vor einem Jahr getroffen zu haben?


Ein Jahr klingt ziemlich lang. Aber wenn ich jetzt wieder zurückblicke, kommt es mir vor, als ob die Zeit total schnell vergangen wäre. Es ist auch einfach viel in diesem Jahr passiert. Und besonders viel im neuen Job.

Ich weiß noch, wie sehr ich damals mit mir gerungen habe: Soll ich es wirklich wagen? Wirklich kündigen und den gewohnten Job, die Sicherheit, aufgeben? Zu der Zeit war der Job laut Stellenanzeige sogar nur auf ein Jahr etwas befristet. Das hat das ganze noch riskanter gemacht. Damit habe ich mich auf ein Abenteuer im doppelten Sinne eingelassen: Auf einen neuen Job, von dem ich nicht mal wusste, ob er mir liegt. Und dann war noch in der Schwebe, ob ich diesen Job wirklich langfristig behalten kann.

Trotzdem habe ich mich damals entschieden, zu gehen und diesen neuen Job als Herausforderung zu wagen. Auch wenn es mir total schwerfiel. So viele Ängste waren damit verbunden, die ein großes Dilemma auslösten. Werde ich es wirklich schaffen? Bin ich überhaupt gut genug dafür? Werde ich mit den neuen Kolleg*innen klarkommen? Werde ich am Ende wirklich den erfüllten Job haben, nach dem ich mich sehne? Und werde ich wirklich am Ende glücklicher damit sein?


Aller Anfang ist schwer

Und was soll ich sagen? Ich habe es bis heute überhaupt nicht bereut. Auch wenn es immer mal wieder Momente gab, in denen ich zweifelte. Ganz besonders am Anfang.

Niemand hat gesagt, dass es leicht sein wird. Und das war es auch nicht. Ich will deswegen auch überhaupt nichts verherrlichen, sondern alles so schildern, wie es wirklich war.

Es ist natürlich klar. Anfangs ist alles neu und fremd. Einfach überwältigend. Und da kann es schon mal vorkommen, dass man sich überfordert fühlt. Das sollte natürlich mit der Zeit wieder besser werden. Und das wurde es auch. Aber anfangs tat ich mich doch recht schwer mit dem Ankommen und der Einarbeitung.

Eine wirkliche Einarbeitung, wie man es aus anderen Unternehmen kennt, gab es praktisch nie bei uns. Meine neue Kollegin und ich – wir haben als Tandem zusammen angefangen und bilden unser eigenes Team – wurden ins kalte Wasser geworfen. Das fing schon damit an, dass wir uns um zwei Online-Workshops kümmern mussten und dafür nur wenige Tage Zeit hatten zur Vorbereitung. Das nenne ich mal einen Auftakt.

Doch danach wurde es nicht besser. Das Wissen wurde uns nicht einfach so vermittelt, wir mussten uns das mühsam erarbeiten. Auch wenn das bedeutete, einfach mal ohne wirkliches pädagogisches Vorwissen eine Ferienfreizeit zu planen und durchzuführen. Einerseits bin ich sehr stolz, dass wir das geschafft haben, trotz dem es uns an Wissen fehlte. Andererseits bemängle ich das auch sehr, dass es bei uns einfach keine wirklich Einarbeitung gab.

Es fehlte jemand, der uns betreute, der uns an die Hand nahm, mit dem wir einfach mitlaufen und alles von A bis Z mal durchnehmen konnten. Das lag auch daran, dass unser Bereich auch unbesetzt war und das für eine längere Zeit. Wir standen also vor dieser enormen Aufgabe, diesem Bereich wieder Leben einzuhauchen. Und das ohne jegliches pädagogisches Studium oder Wissen zu Verbandsarbeit. Wir sind als Seiteneinsteigerinnen gekommen und waren insofern doppelt belastet, weil wir noch viel mehr Bildungslücken hatten als andere Kolleg*innen vor uns.

Und richtig viel Zeit für Weiterbildung blieb auch nicht. Wir wurden mit Anfragen und Aufgaben überschüttet. Von Anfang an wurden wir so behandelt, als wären wir schon voll drin, was ja so nicht war. Mussten innerhalb kurzer Zeit in Eigenregie eine Großveranstaltung organisieren und noch dutzende andere Workshops. Und dabei hatten wir keine Ahnung, wie das Ganze nun abläuft, erklärt wurde es uns auch nicht. Immer wieder wurden uns kleine Informationshäppchen hingeworfen, die wir uns mühsam aber zum großen Puzzle zusammensetzen mussten. Auch nicht gerade einfach, wenn man in einen Job neu einsteigt.


Zwischen Zweifel und Sehnsucht nach dem alten Job

Ich hatte auch etwas andere Erwartungen an diesem Job gehabt. Ich dachte, dass ich vor allem viel unterwegs sein werde, mit Kindern und Jugendlichen arbeite, eben viele Veranstaltungen durchführe. Das macht aber tatsächlich nur einen kleinen Teil der Arbeitszeit aus. Den Großteil verbringe ich im Büro und bin am Vorbereiten und Konzipieren von Veranstaltungen, die dann im Endeffekt wirklich viel schneller vorbei sind als mir lieb ist.

Es war mir klar, dass der Neueinstieg nicht einfach wird. Aber so krass hätte ich es mir damals echt nicht vorgestellt. Zwischenzeitlich kam ich sehr ins Hadern und Zweifeln und sehnte mich nach meinem alten Job zurück. Da kannte ich die Leute, da war mir alles vertraut. Die Aufgaben waren genau richtig, haben mich nie überfordert, Stress gab es selten mal.

Und plötzlich war ich mit einer ganz anderen Arbeitsweise konfrontiert. Das alles zu verdauen, war wirklich eine krasse Herausforderung, die mich teilweise an den Nervenzusammenbruch brachte. Es gab einige Male, in denen ich tatsächlich überlegte, das Handtuch zu werfen. Vor allem dann, wenn ich dachte, dass ich es endlich verstanden hatte. Und dann kam wieder etwas, was dazu führte, dass wir unsere Pläne wieder komplett umkrempeln musste. Es kamen Dinge dazwischen, die uns wieder aus der Bahn warfen. Immer wieder fragte ich mich, wann ich das Gefühl habe, endlich richtig drin zu sein. Wann werde ich mich angekommen fühlen? Denn das Gefühl stellte sich lange Zeit nicht wirklich ein. Und das war richtig hart, so hart, dass ich eigentlich am liebsten aufgeben wollte.

Gut, dass ich es nicht getan und mich stattdessen durchgebissen habe.


Darum gehören Höhen und Tiefen zur Entwicklung dazu

Auch wenn ich jetzt rückblickend viel an dem Einstieg und auch den Monaten danach zu meckern habe – es war nicht alles schlecht. Im Gegenteil: Die ganzen negativen Aspekte wurden auch durch total schöne Momente, Erkenntnisse und Erfahrungen wieder etwas ausgeglichen. Die Freude in den Augen der jungen Menschen. Der Spaß an der Arbeit. Die Zufriedenheit, wenn wir ein Projekt abgeschlossen hatten. Und das mit Bravour. Das und noch viel mehr waren die Gründe, weswegen ich mich am Ende auch entschied, dem ganzen eine Chance zu geben und weiterzumachen.

Ich tröstete mich damit, dass es einfach total normal ist, dass man anfangs überfordert ist. Vor allem wenn man bedenkt, wie doppelt hart es mich trifft, weil ich einfach weder Ahnung von der Arbeit an sich habe und mir die Arbeitsabläufe und alles andere noch fremd war.

Und auch wenn ich Fehler machte und Tiefen durchlebte. Sie alle hatten ihren Sinn. Sie haben mich stärker und stressresistenter gemacht. Am Ende habe ich daraus viel gelernt und mitgenommen. Ich bin daran gewachsen. Denn jetzt weiß ich: Auch wenn ich wieder einen neuen Job anfange, wieder ins kalte Wasser geworfen werde – ich werde es gut schaffen, ich werde damit gut klarkommen. Ich lasse mich nicht unterkriegen, denn ich bin eine Kämpfernatur. Diese Erfahrungen haben mir gezeigt, dass so viel mehr in mir steckt, als ich es mir zugetraut habe. Dass ich mit solchen Herausforderungen, auch wenn sie hart sind, schon irgendwie zurechtkomme.

Es wird schon irgendwann besser werden, irgendwann kommt Routine rein. Aller Anfang ist schwer. Sätze, die ich mir immer wieder sagte, um mir selbst Mut zu machen, durchzuhalten. Und sie haben wirklich geholfen. Mit der Zeit, je öfter wir eine Veranstaltung konzipierten, organisierten und umsetzten, desto mehr Routine bekamen wir auch.

All das Wissen, was uns fehlte, erwarben wir uns einfach in der Praxis, sodass am Ende keine Weiterbildung mehr notwendig war. Wir kannten es schon aus der Praxis. Die Praxis ist eben die beste Lehrerin.

Auch wenn es vielleicht nicht unbedingt etwas ist, was ich wiederholen würde: Vielleicht war es genau so richtig. Vielleicht musste ich all diese Herausforderungen bewältigen, um jetzt da zu stehen, wo ich bin.


Endlich angekommen fühlen

Ein Jahr später kann ich endlich sagen: Jetzt fühle ich mich doch in diesem Job angekommen und will auch gerade keinen anderen machen. Endlich ist die lang ersehnte Routine da. Ich weiß mittlerweile einigermaßen, wie Verbandsarbeit funktioniert. Ich weiß, was alles zur Veranstaltungsplanung gehört. Ich kenne inzwischen pädagogische Methoden, mit denen ich unsere Inhalte auflockern kann. Wir haben ein Jahr lang verschiedene Workshops durchgeführt, die sich dieses Jahr wiederholen. Anders als letztes Jahr, weiß ich nun endlich, was auf mich zukommt und worauf ich achten muss. Ich habe inzwischen eine gewisse Selbstsicherheit gewonnen, was meine Arbeit betrifft.

Vieles, was ich mir anfangs erhofft habe, ist tatsächlich auch Realität geworden.

Endlich muss ich nicht mehr zur Arbeit mit Auto fahren. Ich kann meinem heiß geliebten Sport nachgehen und täglich zum Büro radeln. Das tut unglaublich gut, gleichzeitig an der frischen Luft zu sein und etwas für den eigenen Körper zu tun.

Die Beziehung zu meinem neuen Chef ist gut, wenn auch eher sachlich. Er kann manchmal auch etwas anstrengend sein, aber im Grunde ist er doch ein guter Chef, der sich für seine Mitarbeitenden einsetzt und dafür sorgt, dass wir mit der Arbeit zufrieden sind. Jedenfalls bin ich ganz froh, nicht mehr Angst vor meinem Chef zu haben wie im ersten Job, wo es immer nur Kritik und wenig Lob gab.

Auch das Arbeitsklima ist wesentlich besser. Der Zusammenhalt unter den Kolleg*innen ist prima, sie gehen sehr freundschaftlich miteinander um. Und ich finde sie auch nett, verstehe mich einigen ganz gut, aber längst nicht mit allen. Unsere gemeinsamen Mittagspausen finde ich immer sehr unterhaltsam und spaßig. Inzwischen möchte ich auch gar nicht mehr im Homeoffice arbeiten, weil es mir mehr Freude bereitet ins Büro zu kommen und mit meinen Kolleg*innen persönlich zu arbeiten.

Meine Arbeit ist von verschiedenen Projekten geprägt, die teilweise parallel nebenher laufen. Das ist einerseits cool, weil man dann immer mal wieder Abwechslung hat. Andererseits kann das auch schon leicht überfordernd werden, wenn man eben immer an mehrere Sachen gleichzeitig denken muss. Es gibt praktisch selten mal wirklich Ruhe. Kaum ist eine Veranstaltung durch, schon steht die nächste an. Das kann stressig sein, momentan hält sich das aber noch glücklicherweise in Grenzen. Eben weil ich eine gewisse Ruhe und Routine entwickelt habe. Ich wollte schon immer mal Projektarbeit machen, nicht nur von Tag zu Tag arbeiten, immer mit dem gleichen Ziel. Sondern eben Projekte von A bis Z begleiten und abschließen. An etwas größerem arbeiten. Das tue ich nun endlich und finde es erfüllend, auch wenn es manchmal schon anstrengend sein kann.


Kompetenzen fürs Leben

Das schöne an der Arbeit als Jugendbildungsreferentin: Dich bringt einfach so schnell nichts aus der Ruhe. Denn meist kommt es doch anders als geplant. Überraschungen muss man immer mit bedenken. Und dass Pläne nur auf dem Papier gut aussehen, aber die Realität eben doch ganz anders aussieht. Spontan und selbstsicher zu sein, in jeder Situation, das gehört dazu. Meine Kollegin beschreibt die Arbeit gern mit einem „bunter Blumenstrauß“. Und das ist die Arbeit wirklich. Es ist eine bunte Mischung aus so verschiedenen Sachen. Und immer wieder passieren unvorhersehbare Dinge. Da wird einem einfach nicht langweilig!

Aber gerade mit solchen Dingen souverän umzugehen, nicht in Panik zu verfallen, Plan B zu haben. Das hilft ungemein nicht nur im Job, sondern eben auch fürs Leben. Gelassener zu werden, wenn mal Dinge schief laufen, das ist super wertvoll.

Während mein vorheriger Job täglich gleich verlief, ist meine jetzige Arbeit immer wieder abwechslungsreich. Es mag Tage geben, in denen ich die gleichen Dinge tue. Aber doch ist jeder Tag immer etwas anders, weil ich ja immer an unterschiedlichen Aufgaben sitze und da Stück für Stück weiterkomme.

Besonders die Tage, an denen ich unterwegs bin, an Schulen oder woanders, sind für mich am spannendsten. Ich bin immer mal wieder woanders, nicht nur in Magdeburg, sondern auch mal außerhalb. Durch die Arbeit komme ich mal weg, auch mal an Orte, wo ich noch nie war.

Und dank der Arbeit lerne ich auch immer wieder andere Menschen kennen, andere Kinder, Jugendliche, Erwachsene. Das hilft auch, an meiner eigenen Schüchternheit zu arbeiten. So muss ich immer wieder aus meiner Komfortzone raus. Und jede Gruppe, mit der ich arbeite, tickt auch wieder anders. Das erfordert von mir auch, flexibel zu sein. Etwas, was mir meist schwerfällt, weil ich eher die Planerin bin. Aber ich arbeite daran.

In diesem Job ist es möglich, ganz eigene coole Ideen umzusetzen, auch mal mit neuen Formaten und Themen zu spielen. Das macht auch ungemein Spaß, zu sehen, wenn etwas gelingt. Und falls nicht, ist es auch nicht schlimm, dann hat man wieder etwas Neues gelernt.

Ich habe in dem Jahr wirklich unglaublich viel gewuppt und getan, was ich davor nicht gemacht habe. Ich stand dutzende Male vor anderen jungen Menschen, habe Vorträge gehalten, mir neues Wissen angeeignet, neue Erfahrungen gesammelt, bin an meine Grenzen und darüber hinaus gegangen. Und ich bin daran wirklich sehr gewachsen und dankbar für all diese Erfahrungen.

Für mich ist die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen genau die Arbeit, in der ich Sinn finde. Es geht darum, den jungen Menschen bei ihrer eigenen Entwicklung zu helfen, sie medienkompetent zu machen, was wiederum wichtig für die eigene Lebensbewältigung ist. Jugendbildung ist auch ganz viel Beziehungsarbeit, worin ich aufgehe. Oftmals empfand ich meine Arbeit auch gar nicht wirklich als Arbeit, weil sie mir so viel Spaß bereitet und gegeben hat.

In dieser Arbeit steckt noch so viel Potenzial auch zu meiner eigenen Selbstentfaltung. Künftig wollen wir auch junge Menschen dazu motivieren, sich selbst zu beteiligen, sich zu engagieren, was ich wirklich großartig finde und auch unterstützen will. Unbedingt!

Ich glaube, dass es auch künftig viele Möglichkeiten geben wird, mich weiterzubilden und weiterzuentwickeln. Es werden noch viele Herausforderungen auf mich warten. Aber ich bin gespannt und freue mich auch schon darauf.

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