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Job kündigen: Zwischen Komfortzone und Abenteuer


Noch immer kann ich es nicht fassen, dass ich es wirklich getan habe. Es kommt mir so unwirklich vor, so absolut verrückt. Aber ich habe es wirklich getan. Ich habe in dieser Woche wirklich gekündigt. Die Entscheidung fiel mir verdammt schwer...


Seitdem ich Montag die feste Zusage bekommen hatte, war ich hin- und her gerissen. Soll ich den neuen Job wirklich anfangen? Oder doch lieber beim alten bleiben? Abenteuer oder Sicherheit?

Mich zu entscheiden fiel mir wohl deswegen so schwer, weil ich doch an dem alten Job hänge. Weil er eben doch nicht so scheiße war, dass ich sofort hinschmeißen konnte. Das machte das Dilemma nur schlimmer.

So erlebte ich die letzten Tage eine emotionale Achterbahn. Ich war super unsicher, was jetzt das Beste für mich wäre. Einerseits war ich total unsicher, ängstlich und andererseits wieder total euphorisch zugleich, wenn ich an die neue Arbeit dachte. Auch eine gewisse Aufbruchsstimmung konnte ich fühlen. Ich merkte, dass ich schon bereit dazu wäre, etwas Neues anzufangen. Gleichzeitig machte sich aber auch Unbehagen breit und jede Menge Wehmut, meine alte Arbeitsstelle zu verlassen.

Meine Komfortzone fühlte sich in Anbetracht der kommenden Herausforderungen mit dem neuen Job zu gemütlich an. Denn ich kenne die Kollegen ja alle, ich kriege meine Aufgaben sehr gut hin. Als ich kurz vor der Entscheidung war, merkte ich erst, wie sehr ich an meinem alten Job hänge. Wie lieb ich meine Kollegen und meine Arbeit gewonnen habe. Die Routine, die ich doch manchmal nicht mochte, wurde plötzlich richtig attraktiv im Vergleich zu meinem neuen Job mit den ganzen Unsicherheiten. Ich merkte jetzt, wie sehr ich mich schon in dieser Komfortzone eingelebt habe.

Ich habe mir lange genug eingeredet, dass ich mein aktueller Job in Ordnung. Habe mir alles schöngeredet. Die Arbeit ist relativ okay bezahlt, sicher, ich genieße das Homeoffice, die Aufgaben machen ja schon meist Spaß und die Zeit vergeht schnell. Ich bin nicht nur geblieben, weil die Arbeit mir Sicherheit verspricht oder weil ich mich an alles so schön gewöhnt habe. Ich bin vor allem aus Angst vor Veränderungen und vor dem Neuen geblieben. Doch das kann so nicht weitergehen.

In letzter Zeit wurde die Stimme in meinem Kopf immer lauter, die fragte: Ist das wirklich, das, was du willst? Bist du glücklich damit?

Immer wieder versuchte ich, diese Zweifel zu verdrängen. Das ging vorübergehend, aber sie kamen immer wieder auf. Ich wusste ganz genau: Es ist nicht meine Bestimmung, länger zu bleiben. Die Arbeit erfüllt mich einfach nicht. Und doch hindert mich etwas daran, diese Arbeit loszulassen.

Wenn ich den aktuellen Job so gut gefunden hätte, warum habe ich dann ständig auch nach neuen geschaut? Wieso erzähle ich anderen eher nur das Negative aus dem Job, wenn sie mich fragen? Wieso mache ich meine Arbeit immer so klein und stelle sie wenig wertvoll da? Da steckt nicht wirklich Zufriedenheit und Stolz dahinter, richtig mit der Arbeit kann ich mich nicht identifizieren. Das ist eben nicht das, was ich eigentlich machen will.


Angst vor Veränderungen

Ich habe es mir so oft vorgenommen, den Job zu kündigen, etwas Neues zu machen. Ich hatte schon einige Bewerbungsgespräche letztes Jahr geführt. Eine feste Zusage hatte ich sogar. Und doch lehnte ich ab. Es lag teilweise an dem einen Jobangebot, was nicht so attraktiv war. Aber noch mehr war es die Angst vor Veränderungen, die mich zur Absage verleitete.

Veränderungen machen einem Angst, das ist normal. Und dass sich der Organismus dagegen wehrt, ist auch normal. Veränderungen wirken bedrohlich, weil sie das stabile System ins Wanken bringen. Außerdem kostet es enorm Energie und Kraft, sich wieder an veränderte Bedingungen anzupassen.

Ängste sind außerdem wichtig, sie wollen uns nur vor Gefahren schützen. Doch ich weiß auch: Oft genug sind die Ängste auch total unbegründet und irrational. Sie stehen uns nur um Weg, sabotieren uns, hindern uns daran, Chancen wirklich zu nutzen. Oftmals lohnt es sich, die Ängste anzunehmen, aber sich nicht von ihnen leiten zu lassen. Den Mut zusammenzunehmen und die Ängste zu überwinden.

Ich habe schon sehr oft die Erfahrung gemacht, dass Dinge, vor denen ich Angst hatte, am Ende gar nicht so schlimm waren, wie gedacht. Die ganzen Vorträge, die ich während der Schulzeit gehalten habe. Und dass es gar nicht so schlimm ist, auf der Theaterbühne zu stehen. Dass es nicht schwer ist, auf neue Leute zuzugehen. Oder dass ein Zeitungsvolontariat auch für jemand ruhigen wie mich das Richtige sein kann. Oder dass Bewerbungsgespräche gar keine unangenehmen Kreuzverhöre sein müssen. Dass es auch nicht ein Weltuntergang ist, in eine neue Stadt zu ziehen und ein neues Leben anzufangen. Und auch, dass das Erwachsenenleben gar nicht so schlimm ist, wie ich immer dachte. Eins habe ich durch all diese Erfahrungen gelernt: Ich stelle mir vieles im Kopf schlimmer vor als es dann kommt. Am Ende wachse ich an den Dingen, die mir Angst machen. Ich werde dadurch stärker, entwickle mich weiter. Und genau deswegen muss ich da hin, wo die Angst ist.


Aus Erfahrungen lernen

Anfang der Woche schrieb ich intensiv mit meiner liebsten Kollegin, sie war die erste, der ich davon erzählte. Ihre Worte waren für mich eine große Unterstützung. Für sie war klar: Jetzt oder nie, ich kann nie wissen, ob es etwas für mich ist oder nicht. Das geht nur durch „Trial and Error“, nur durch Ausprobieren. Nur dadurch werde ich klüger. Da hat sie vollkommen recht. Woher soll ich wissen, ob das was für mich wäre oder nicht? Ich stelle mir das total schwierig und unmöglich vor. Das war bei anderen Dingen in der Vergangenheit auch so. Aber in der Realität war es doch nicht wirklich so fürchterlich wie gedacht.

Ich kann wieder zurückkommen, wenn das alles nicht klappt. Je älter man wird, desto schwerer wird es dann auch mit dem Jobwechsel, vor allem wenn eine Familie, die man ernähren muss und ein Eigenheim da sind. Jetzt bin ich noch flexibel, jung und dynamisch. Habe vielleicht auch mehr die Kraft dazu, etwas zu verändern. Jetzt wäre also wirklich der ideale Zeitpunkt, eine neue Arbeit zu starten.

Es wäre ein leichtes gewesen, das Jobangebot abzulehnen. Alles beim alten. Damit wäre ich für den Moment zufrieden gewesen. Bis zu dem Punkt, an dem ich wieder Unzufriedenheit mit meiner beruflichen Situation gespürt hätte. Und dann wären Reuegefühle dazu gekommen. Und das Was-wäre-wenn-Spiel wäre losgegangen.

Werde ich es am Ende nicht mehr bereuen, es nicht getan zu haben? Werde ich am Ende zufrieden sein, wenn ich weiter in der Komfortzone bleibe?

Es gehört viel Mut dazu, die eigene Komfortzone zu verlassen. Da ist es so schön sicher, alles so vertraut. Doch da gibt es keine Veränderung, keine Herausforderung, keine Entwicklung. Ich bleibe stehen und das ist das, was ich eigentlich nicht will. Doch ich will nicht länger ängstlich sein, mich in meiner Komfortzone ausruhen. Ich war schon lange genug dort.

Und ich will nicht so wie manch anderer Kollege enden, der schon seit Jahrzehnten in einem Job feststeckt, mit dem er unglücklich ist. Da wird viel gemeckert, aber getan wird nicht viel. Mit seinen 50 Jahren scheint er an dem Punkt angekommen zu sein, dass es nichts mehr bringt, den Kurs zu wechseln. Lieber die letzten Jahre bis zur Rente durchziehen. Es ist eben anstrengender nach so langer Zeit wieder einen neuen Job in Angriff zu nehmen. Dann lieber resignieren, sich mit dem was man hat zufriedengeben. So will ich nicht enden.

Ich sehe in dem neuen Job die Möglichkeit, mutiger zu werden, etwas zu wagen, damit ich künftig auch weniger Angst habe, Neues anzufangen. Es wird anfangs sehr hart werden, sich da einzuarbeiten. Neue Kollegen, neue Aufgaben, neues Umfeld, neue Erfahrungen – da kommt eine Menge Arbeit auf mich zu. Aber ich weiß auch: Die ganzen Anstrengungen werden sich lohnen, ich werde daran wachsen.


Der neue Job und seine Vorteile

Der neue Job hat so viele positive Seiten, dass es dumm wäre, ihn abzulehnen. Mehr Geld jährlich, auch wenn das sowieso nicht meine Hauptmotivation gewesen wäre. Ich müsste nicht mehr pendeln, nicht mehr mit Auto herumfahren. Endlich wieder mehr mit Menschen arbeiten und nicht immer nur mit denselben.

Schon länger gefällt mir auch der Gedanke, mich beruflich auch mit Projekten auseinanderzusetzen. Mit dem neuen Job habe ich endlich mal die Chance, das auszuprobieren, kann schauen, ob das etwas für mich wäre.

Und vor allem sehe ich in der neuen Arbeit endlich die Chance, Sinn zu stiften. Mein aktueller Job war meist sehr entspannt und bequem, ich hatte trotzdem genug zu tun. Aber ich fragte mich immer wieder und zweifelte an der Bedeutung meiner Arbeit: Wozu das alles? Wie sinnvoll ist das eigentlich, was ich da tue? Das hat sich mir nie wirklich erschlossen.

Ich sehne mich jedoch nach einem Job, der mich erfüllt. Mit dem ich Sinn in der Welt stiften kann. Und das erscheint mir mit dem neuen Job endlich möglich zu sein.

Und jeden Tag dasselbe machen. Es war alles so vorhersehbar. Einerseits war das gut, weil ich mich immer darauf einstellen konnte, was mich auf Arbeit erwartet. Aber es wurde mit der Zeit ermüdend. Nichts spannendes, was ich am Ende des Tages erlebt habe. Nichts, was mich irgendwie weitergebracht oder inspiriert hätte. Alles nur Routine. Ich fühlte mich gewissermaßen in einem Hamsterrad gefangen.

Da war kaum Spielraum für Kreativität, es gab immer feste Vorgaben, die ich einzuhalten hatte. Sowieso ging es meist nur darum, möglichst schnell und effizient mit allem fertig zu werden. Sich mal Zeit nehmen, um zu experimentieren, um auszuprobieren, gab und gibt es kaum. Schließlich sitzt einem die Zeit im Nacken, die Zeitung für morgen muss heute noch fertig werden und das nicht allzu spät.

Doch mit dem neuen Job hätte ich die Möglichkeit, mich kreativ mehr auszutoben. Da wird Einfallsreichtum auch einfach gefordert, ohne geht es nicht. Ich sehe da große Chancen, mich da mehr mit eigenen Ideen einzubringen.

Und vor allem wird es nicht mehr meine Chefin im neuen Job geben. Menschlich haben wir uns prima verstanden, aber als Chefin war sie öfter mal ziemlich schwierig. Ich fühlte mich ständig beobachtet und kontrolliert, hatte Angst, Fehler zu machen. Weil sie mich sofort dafür kritisierte. Das erzeugte einen enormen Druck bei mir, führte zur Anspannung und auch zu Stress. Ich wurde jeder Kleinigkeit kritisiert, ob berechtigt oder unberechtigt. Nicht die Kritik war es, die wehtat. Sondern wie sie die Kritik äußerte. In einem bissigen und fiesen Unterton. Der Ton macht eben die Musik. Und das war oftmals sehr anstrengend und wenig konstruktiv. Ich fühlte danach mehr als einmal ziemlich minderwertig, was für mich als Mensch mit wenig Selbstwertgefühl nicht unbedingt förderlich ist. Es fühlte sich jedes Mal so an, als hätte ich total versagt. Und so sollte Kritik nicht unbedingt bei jemandem ankommen, finde ich.


Vom Beruf zur Berufung

Ganz sicher weiß ich: Mein Herz schlägt für einen Job, der mich erfüllt, bei dem ich mich weiterentwickeln kann, bei dem ich Menschen helfen und etwas Sinnstiftendes tun kann. Ich bin einfach eine Macherin, das merke ich vor allem in meiner Freizeit. Ich gehe darin auf, mich ehrenamtlich für andere zu engagieren. Ich will einen Beitrag für die Welt leisten, will etwas bewegen und verändern. Ich will, dass die Welt zu einem besseren Ort wird. Und ich sehe in dem neuen Job das Potenzial dazu, all das, wonach ich mich sehne, zu erreichen.

Es war ein verdammt krasser Schritt. Ich hätte nie gedacht, dass es so schnell kommen wird. Dass ich mich so schnell entscheiden muss. Natürlich werde ich mit einem weinenden, aber auch einem lachenden Auge gehen. Aber jetzt habe ich es getan. Egal, was jetzt kommt, ich stehe zu dieser Entscheidung. Eine Kündigung ist immer ein Ende und ein Anfang, ein Verlust, aber auch gleichzeitig ein Gewinn. Ich will den Fokus jetzt mehr auf das Positive legen.

Es ist okay, Angst zu haben, unsicher zu sein. Wer weiß, was auf mich zukommen wird? Doch ich will mich nicht länger von meinen Ängsten behindern lassen. Ich will mir nicht mehr länger im Weg stehen und etwas wagen. So abgedroschen der Spruch klingt, steckt doch viel Wahrheit darin: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.


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