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Nostalgie: Sehnsucht nach der Vergangenheit


Kennt ihr den Spruch „Früher war alles besser“? Kommt meist von der älteren Generation, die sich über heutige Zustände aufregt und beschwert. Ist da vielleicht nicht etwas dran? Ich will dem ganzen Mal auf den Grund gehen und schauen, was wirklich dahinter stecken könnte.

Eine Reise zurück in meine Kindheit und Jugend. Ich gehöre zu den Millenials, bin nicht in einer digitalen Welt aufgewachsen. Ich kenne Zeiten, in denen alles viel analoger war. Eine Zeit, in der ich noch zwischen „offline“ und „online“ unterschieden habe. Wo es noch so etwas wie ein „Real Life“ gab. Etwas, was die junge Generation gar nicht mehr kennt. Für diese ist quasi alles eins.


Wollen wir rausgehen?“

Wenn ich mich mit Freund*innen treffen will, schreibe ich ihnen eine Whatsapp. Damals gab es Social Media & Co. Noch nicht. Das Internet war nicht so stabil und schon gar nicht allgegenwärtig wie es jetzt der Fall ist. Um sich zu verabreden, musste man noch wirklich etwas tun, sich bewegen, einen gewissen Aufwand in Kauf nehmen. Ganz früher war es noch so, dass beim anderen geklingelt wurde: „Na, wollen wir rausgehen?“ Eine Sache, die heute eigentlich undenkbar wäre. Rausgehen? Ist das nicht out?

Früher hat man noch Dinge zusammen gemacht, war noch in der Natur, hat draußen gespielt und herumgetollt. Heute sitzen die Kids einfach nur noch irgendwo, lungern herum und starren auf ihre Smartphones. Zeigen sich den neuesten Scheiß. Das Leben spielt sich quasi nur noch online ab. Das ist schon etwas traurig.

Oder es wurde angerufen, um sich zu treffen. Wer von den jungen Leuten ruft heutzutage noch an, um sich zu verabreden? Oder um einfach mal zu quatschen? Undenkbar. Ich habe das Gefühl, dass sich die meisten vor Telefonaten scheuen, sie rufen nicht gern an. Als ob sie die direkte Konfrontation meiden würden. Schreiben wirkt unverbindlicher, bisschen distanzierter.

Lange Telefonate und alte Geräte

Ich erinnere mich noch lebhaft an die langen Telefonate mit meiner damals besten Freundin. Immer wenn es etwas Neues gab in ihrem spannenden Liebesleben. Wenn sie mal wieder Drama mit einem Kerl hatte. Dann rief sie mich sofort an und wir quatschten endlos darüber. Oder als ich meine erste Fernbeziehung habe und jeden Abend damit verbrachte, mit meinem Freund zu telefonieren.

Medien, die heutzutage kaum noch eine Bedeutung für die junge Generation und leider auch für mich haben – der Fernseher und das Radio. Meine zwei treuen Begleiter, mit denen ich vieles verbinde.

Ich bin noch mit alten Spielekonsolen aufgewachsen, mit alter Pixelgrafik, mit Röhrenfernsehern und riesigen Computerbildschirmen. Mit den alten Windows Versionen. Mit alten TV-Serien der 90er Jahre. Mit alten Handys, die kein Touchdisplay hatten, sondern einfach nur Tasten, die Geräusche machten. Ich kenne noch Disketten, die ich selbst verwendet habe, CDs, die inzwischen kaum mehr gekauft werden, alte Videokassetten, mit denen ich Lieblingsserien aufnahm, den Diskman und und und. Alles Dinge, die die Jugend von heute überhaupt nicht kennt. Dinge, aus einer längst vergangenen Zeit. Eine Zeit, an die ich mich doch immer mal wieder gerne erinnere.


Ein Leben ohne das allgegenwärtige Internet

Ich habe das Internet erlebt als etwas total Neues und Innovatives. Etwas, was nicht selbstverständlich ist. Etwas, was die Welt verändert. Ich war dabei, als es so langsam alles in unserem Leben veränderte. Ich war mitten in dieser Veränderung dabei. Ich weiß, wie es vor dem Internet war und auch danach. Ich kenne beide Welten.

Früher gab es noch kein Insta, über das man seinem Crush folgen konnte. Schuelervz und Facebook kamen auch später. Wie also trotzdem dem Crush näher kommen? Ganz altmodisch: Ansprechen oder eben einen Brief geben. Und das war wirklich öfter mal mehr als peinlich. Aber auch das waren wertvolle Erinnerungen, die ich gern immer mal abrufe.

Wie sollte man andere Menschen kennenlernen? Übers Internet weniger. Mein Radius war auf meine unmittelbare Umgebung beschränkt, mehr gab es damals nicht.

Zeiten der Muße und Langeweile

Ich erinnere mich gern an die Zeiten, in denen ich mit meiner damals besten Freundin in der Innenstadt abhing, auf dem Skater, der Ort für die coolen Kids. Dort einfach nur mit ihr abgehangen habe. Wir sahen anderen coolen Kids zu und redeten. Verbrachten damit unsere Freitagnachmittage und Samstage. Rückblickend frage ich mich: Wo ist all die Zeit hin? Wie konnten wir uns so oft und lang nur damit beschäftigen?

Alles war ein Stück entspannter damals in meiner Jugend als jetzt. Ich hatte gefühlt mehr Zeit für solche Dinge, konnte mehr entspannen. Da ging es nicht um Produktivität und viel tun. Die meiste Zeit war ich dann in der Woche doch eher für mich. Habe viel gelesen, gezockt und irgendwann auch viel Zeit im Internet verbracht.

Heute bin ich quasi immer unterwegs, habe jeden Tag irgendetwas geplant, sei es Sport, Tanzen, ein Kurs oder die Selbsthilfegruppe. Immer was zu tun, immer sinnvolles tun. Keine Zeit mehr für Muße, für Langeweile und Entspannung.

Einfach nur tun, worauf man Lust hat

Vielleicht ist es das auch, was ich manchmal an der alten Zeit vermisse. Dass ich früher einfach nur war wie ich bin, dass ich mich selbst nicht immer wieder pushte etwas zu tun. Dass ich nicht diesen strengen Zeitplan verfolgte wie heute. Dass ich einfach viel Zeit für mich hatte, die nicht sinnvoll genutzt werden musste.

Meine Jugend war alles andere als leicht. Aber meine Freizeit war doch viel entspannter als heute. Da war mehr Unbeschwertheit.

Allerdings mag ich mein aktuelles Leben so wie es ist sehr. Ich glaube, dass ich glücklicher als je zuvor bin. Es läuft alles sehr gut. Klar, Baustellen gibt es immer. Aber im Großen und Ganzen bin ich sehr zufrieden.

Aber manchmal denke ich mir: Das war damals echt cool, dass ich in den Tag hinein gelebt habe. Ich habe einfach nur das gemacht, was ich wirklich wollte. Ohne drüber nachzudenken: Ist das gut? Ist das sinnvoll? Sollte ich das tun oder eher nicht? Ich habe es gemacht. Und wenn ich keine Lust habe, habe ich es einfach gelassen. So einfach war das. Ich habe mehr auf meine Lust und Unlust gehört als es heute der Fall war. Habe mich weniger mit Plänen gestresst, sondern einfach gelebt.

Aber ich erinnere mich immer mal wieder gern an diese Zeit. Eine Zeit, in der alles im Wandel war. In der ich einfach nur das tat, worauf ich wirklich Lust hatte.

Es ist nicht so, als würde ich jene Zeit vermissen. Ich bin dankbar für sie, aber auch okay damit, dass es etwas ist, was ich quasi abgeschlossen habe.

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