Zunächst einmal muss man definieren, was „gut“ und
was „schlecht“ bedeutet. „Gut“ bedeutet, dass es angenehm ist, sich positiv auswirkt,
passend, geeignet ist, nützlich, gut kann auch bedeuten, dass etwas moralisch
vertretbar ist und einwandfrei ist. „Schlecht“ dagegen müsste im Umkehrschluss
alles Gegenteilige umfassen, also etwas, was sich negativ auswirkt, was
moralisch verwerflich ist, was keinen Nutzen hat, was böse ist und was Mängel
vorweist. Aber so einfach lassen sich die beiden Begriffe nicht definieren.
Denn wenn man die Welt nur nach Schwarz und Weiß unterteilt, würde man sich
zwischen Extremen bewegen. Die Realität ist jedoch nicht wie das Märchen, in
denen es nur gut oder böse gibt. Die Realität ist weitaus komplexer und
vielschichtiger und manchmal so kompliziert, dass wir nichts verstehen.
Sicherlich gibt es bestimmte Verhaltensweisen und Taten, denen wir „gut“ oder „schlecht“
zuordnen können. Jedoch muss man abwägen. Nicht in jedem Kulturkreis ist alles
gleich gut oder gleich schlecht. Sitten und Bräuche zeigen, was
konventionalisiert, also auch gut ist, und was verboten gehört oder zumindest
nicht gern gesehen wird.
Jemanden umzubringen, zu verletzen, zu
missbrauchen, zu belügen, zu betrügen, zu drohen, einfach jemandem Schaden zu
bereiten ist generell schlecht. Jemanden zu helfen, zu retten, zu erlösen,
behilflich zu sein oder generell mit jemanden positiv umzugehen ist gut. Aber
ich finde, da muss man wiederum Abstufungen machen. Es reicht nicht allein,
einfach nur das Äußere zu betrachten, man muss auch in das Innere von
Verhaltensweisen eindringen. So beispielsweise bei Mord. Natürlich kann niemals
gerechtfertigt werden, dass jemand sich erdreistet einem anderen das Leben zu
nehmen. Aber was ist mit besonderen Fällen? Wenn jemand einen anderen einen
wichtigen Menschen geraubt hat oder vergewaltigt hat. Hat der andere es
verdient getötet zu werden? Ist das seine Bestrafung? Und ist deswegen dessen
Mord gerechtfertigt? Moralisch sicherlich vertretbar und doch kann man dies
irgendwo nachvollziehen. Wenn ein Massenmörder die Familie eines anderen
abgeschlachtet hat und dieser sich rächt. Dann kann man es irgendwo verstehen,
wenn der Gerächte den Massenmörder tötet. Und man denkt sich sogar, dass es
Gerechtigkeit ist, weil er es einfach verdient hat. Macht das die generelle Tat
„Mord“, die ja eigentlich negativ konnotiert ist, zu etwas Gutem? Oder nehmen
wir ein kleineres Verbrechen wie Diebstahl? Nach außen hin betrachtet, ist es
natürlich nichts Positives. Aber was ist, wenn jemand hungert oder seine
Familie ernähren muss und nicht das Geld dafür hat und sich daher gezwungen
sieht, zu stehlen? Dann bekommen die meisten Leute Mitleid mit diesem Menschen
und schon ist der Diebstahl nicht mehr als wirklich schlecht zu sehen.
Als ich prosoziale und antisoziale
Verhaltensweisen in Märchen untersucht habe, ist mir diese Komplexität erst
bewusst geworden. Dass man generell nicht pauschal sagen kann, dass jemand
schlecht oder gut gehandelt hat. Dass man immer die Motive berücksichtigen
muss, also mit welchem Ziel jemand etwas tut. Wenn ein junger Mann Feinde
tötet, weil sie seinem Volke Schaden zugefügt haben, dann ist es keine
schlechte Tat, sondern eine gute, weil er damit sein Volk rettet. Wenn jemand
einen anderen belügt, betrügt und bestiehlt, aber es tut, damit er einen
anderen Menschen retten kann, dann wird das auch nicht als schlecht gewertet.
Manchmal können Menschen auch nicht nach freiem Willen handeln und müssen
bestimmte Dinge tun, weil sie einfach keine Wahl haben. Nehmen wir das
Beispiel, wenn ein wichtiger Mensch entführt wurde und erst freigelassen wird,
wenn wir andere Menschen töten. Dann ist das nicht, weil wir eine Mordlust oder
einen Groll gegen jemanden haben, sondern weil uns das Leben unseres
Angehörigen wichtiger erscheint als das Leben eines fremden Menschen. Bei
Detektiv Conan sind die Mörder meist keine skrupellosen Menschen, sondern töten
aus gutem Grund. Weil sie betrogen wurden, weil sie tyrannisiert wurden oder
was weiß ich. Dadurch stehen sie nicht ganz so böse oder schlecht dar, weil man
ihre Motive nachvollziehen kann. Doch frage ich mich nach wie vor. Rechtfertigt
dies moralisch gesehen noch immer die Tat des „Mordens“? Immer noch steht im
Raum, dass man einem anderen Menschen das Leben nimmt. Und wer sagt denn
überhaupt, dass das wirklich schlecht ist? Schauen wir uns die Natur an und wir
sehen, dass sie sich nach dem Prinzip „Fressen und gefressen werden“
orientiert. Nach Darwin überleben nur die Stärkeren, die Schwächeren werden
ausgesiebt. Töten und getötet werden ist also das Normalste, was es gibt. Und
da haben wir einen anderen Aspekt von
Gut und Böse, nämlich, dass es das gar nicht in der Natur gibt. Eine Moral, auf
der gut und schlecht basieren, ist ein Konstrukt, was von Menschenhand
geschaffen wurde. Aber warum? Mit der Zeit wurde es als nicht gut angesehen,
andere Menschen grundlos zu töten.
Auf der anderen Seite ist da beispielsweise die
Todesstrafe für all die Schwerstverbrecher, die selbst andere Menschen getötet
haben. Viele sehen dies als gerechtfertigt nach dem Prinzip „Gleiches mit
gleichem“ vergelten und Rache zahlt sich aus. Gerechtigkeit bedeutet, dass
derjenige der Schlechtes tut also auch schlechtes bekommt, so wie er es
verdient. Und doch frage ich mich, ob die Todesstrafe nicht selbst das Übel
ist. Damit haben wir doch nur einen Teufelskreis aus Rache und Hass, der
dadurch geschürt wird. Es ist nach wie vor schlecht, wenn Menschen andere
töten. Doch folgt man diesem Prinzip, dürfte die Todesstrafe nicht in Kraft
setzen, weil es auch nur Schlechtes nach
sich zieht. Aber es wird eben damit argumentiert, dass es sich um Menschen handelt,
die Abschaum sind und es nicht anders verdient haben. Man fragt sich, welcher
Mensch hat den Tod verdient? Machen wir uns nicht selbst zu Mördern, wenn wir
Menschen umbringen. Es darf absolut keinen Grund geben, der es rechtfertigt
anderen Menschen das Leben zu nehmen. Wer sind wir, dass wir über das Leben wie
Gott entscheiden können? Es gibt also auch die Überzeugung, dass das Töten von
anderen generell schlecht ist und egal aus welchem Grunde nicht gestattet
werden darf. Hier steht also die Ansicht, dass Töten egal auf welchem Motiv
basierend, schlecht ist, entgegen der vorherigen Tatsache, dass bestimmte
Ausnahmen Töten nicht als etwas Schlechtes herausstellen.
Auf der anderen Seite gibt es aber auch die
Auffassung, dass Töten gar nicht schlecht ist, sondern normal, eben von der
Natur aus bestimmt. Ich bin darauf gestoßen als ich den Anime „Parasyte“
geschaut hatte, wo Parasiten Menschen abschlachten, um zu überleben. Aus
Menschensicht grausame Taten, woraufhin die Menschen versuchen die Parasiten
auszurotten. Doch schaut man genauer hin, ist es jenseits von Gut und Böse.
Wenn die Menschen versuchen andere Lebewesen nach ihren Maßstäben zu
beurteilen, müssen sie scheitern. Für die Parasiten, die der Natur näher sind,
ist das Töten nichts Schlechtes. Es gehört zu ihrem Leben dazu, damit sie selbst
überleben. In gewisser Weise kann man es als egoistisch ansehen, aber von Natur
aus handeln alle Lebewesen so, nur der Mensch nicht, weil er „gut“ und „böse“
geschaffen hat und nach diesen handelt. Und hier sieht man also die zwei
Sichtweisen, die aufeinanderprallen und sich widersprechen: Töten ist nicht
gut, weil es moralisch falsch ist vs. Töten muss sein, sonst kann man nicht
überleben. Und wer sagt jetzt, was gut oder was schlecht ist? Muss man die
Frage hier nicht außer Kraft setzen? Man kann auch sagen, dass beide Seiten mit
ihrer Ansicht recht haben.
Genauso kann man die Umweltproblematik unter Gut
und Böse untersuchen. Auf der einen Seite versuchen die Menschen die Umwelt zu
schützen, aber sie unternehmen nichts Wirkliches, damit es der Welt wirklich
besser geht. Würde man die Industrie nicht mehr Bertreiben, keine Autos mehr
fahren und die Massentierhaltung beseitigen, könnte die Erde sich erholen. Aber
die Menschen denken nicht im Traum daran und weswegen? Weil sie nur an sich
selbst denken. Weil sie ohne die genannten Dinge gar nicht überleben würden.
Aber früher hat es doch auch geklappt, als die Menschen noch ganz nah mit der
Natur verbunden waren. Mit der Zeit entfernten sie sich davon und haben die
ganze Welt unter ihre Kontrolle gebracht. Doch mit welchem Recht zerstören die
Menschen die Erde, auf der sie leben. Ohne die sie nicht leben? Ist das noch
gut? Gut aus Sicht der Menschheit, weil sie es sich verdient hat und weil sie
sonst nicht überleben kann. Schlecht aus Sicht der Umwelt und Erde, die
darunter zugrunde geht.
Eine weitere Problematik mit der ich mich vor
kurzem beschäftigt habe ist die viel diskutierte Euthanasie, also Sterbehilfe.
Das Buch „Ein ganzes halbes Jahr“ hat mich dazu angeregt, zu überlegen, ob es
moralisch gut oder schlecht ist Menschen beim Sterben zu helfen. Die allgemeine
Auffassung sagt nein, weil es einem Mord gleich käme. Aber wenn die Sterbenden
es so möchten, warum sollten sie sich nicht selbst töten? Überträgt man das auf
Vergewaltigung, die ja sexuelle Taten gegen den Willen des Opfers umfasst,
würde es nicht mehr als Vergewaltigung zählen, da das Opfer so etwas freiwillig
ist. Wann ist ein Mord wirklich ein Mord? Wenn jemand einen anderen Menschen
tötet, klar. Aber auch hier sind doch die Motive entscheidend. Wenn der Mord,
wenn es überhaupt einer ist, gewollt ist, kann man dann noch von einem
ausgehen? Wenn man die Sterbehilfe verweigert, weil man es als moralisch
schlecht ansieht, ist es doch eigentlich eher so, dass wenn man die Bitte des
Sterbenden verweigert ihn zum Leben zwingt. Und dieser Zwang kann weiß Gott
nichts Positives sein. Wenn der Mensch gezwungen wird, trotz Schmerzen, trotz
verlorenen Lebenswillen, weiter zu leben, dann wird er doch praktisch bis an
sein Lebensende gefoltert, nur weil Leute der Ansicht sind, dass Töten schlecht
ist. Aber man muss sich von der Auffassung distanzieren, dass Töten generell
schlecht ist, vor allem wenn es gute Gründe gibt nicht wahr? Es ist doch
eigentlich verwerflicher jemanden so leiden zu lassen. Wenn das Töten einem
guten Zweck dient und sich auf den Sterbenden positiv auswirkt, dann sollte
doch eigentlich nichts dagegen sprechen? Ist das richtig? Das Töten muss doch
auf die Person, die es erleidet, gerichtet werden und in dem Sinne ist Töten
also nichts Negatives. Weil die Menschen daran scheitern, diese Perspektive
anzunehmen, und darauf zu pochen, das Töten schlecht ist, muss ein Mensch
gequält werden. Es ist doch egoistisch
von den Nahestehenden, ihren Willen durchzusetzen, den Sterbenden am Leben zu erhalten,
weil sie es nicht ertragen können, wenn dieser stirbt. Natürlich ist es nicht
leicht, jemanden dabei zu helfen. Aber wenn man weiß, dass man ihm damit seinen
größten Wunsch erfüllt, weil er es so will, was spricht da noch dagegen? Und
überhaupt finde ich es paradox, dass Tiere ohne zu Zögern eingeschläfert werden
mit der Begründung, dass man ihnen weitere Schmerzen ersparen will. Hier gibt
es keine großen Diskussionen mehr über die Moral der Tat. Aber warum
diskutieren dann die Menschen so sehr, wenn es bei Menschen um Sterbehilfe
geht? Weil es Menschen sind und deren Leben wertvoller ist. Weil sie noch
Alternativen haben? Die Situation ist
doch die Gleiche. Vielleicht nicht ganz, weil Tiere nichts Großartiges machen
können aus ihrem Leben, wenn sie behindert sind oder schlimme Krankheiten
erleiden müssen. Menschen sind natürlich stärker und können trotz aller
Beschwerden noch das Positive sehen. Und es ist generell moralisch schlimm,
wenn ein Mensch getötet wird als wenn es beim Tier der Fall wäre.
Wo wir bei dem Thema Massentierhaltung sind.
Täglich wird den Tieren das Leben zur Hölle gemacht. Sie werden körperlich
misshandelt, sie leben unter schrecklichen Bedingungen, leiden Krankheiten und
Behinderungen weil ihnen alle möglichen chemischen Sachen gespritzt wird. Sie
leben nur, um als Futter für uns Menschen zu sterben. Das allein wäre okay,
schließlich gilt in der Natur sowieso „Fressen oder gefressen werden“. Das
Grausame bei diesem Fall ist aber vielmehr, wie die Tiere ihr kurzes Leben fristen
müssen. Nicht normal wie andere Tiere in der Wildnis, die noch Freiheit und ein
Leben genießen können. Diese Tiere, die wir halten, führen kein Leben. Sie
erleiden Qualen, damit sie am Ende richtig lecker auf unserem Teller landen
können. Wir halten sie gefangen und quälen sie, weil wir so egoistisch sind und
das Leben von Tieren als minderwertig betrachten. Aber wer sagt, dass die Tiere
nur für uns leben? Dass deren Leben nichts wert ist. Und dass wir überlegen
sind und uns ihnen ermächtigen dürfen? Seit wann ist das gut? Früher hatten die
Menschen doch noch Ehrfurcht vor der Natur und besonders den Tieren. Sie haben
sie vergöttert. Mensch und Tier schienen sich noch nah zu sein. Bis der Mensch
die Macht hatte, über sie zu herrschen. Kein Tier auf Erden ist so grausam wie
der Mensch, kein Tier quält andere so lange bis sie sterben. Vielleicht mag
keiner so wirklich offen zugeben, dass Massentierhaltung positiv ist, aber es
wird insoweit erduldet und ist normal, denn sonst gäbe es sie nicht. Wenn sich
die Menschen mal bewusst machen würden, welche Schandtaten sie damit fördern, würden sie daran etwas
ändern? Nein, eher nicht, weil es nach wie vor erduldet wird. Weil es unsere
Nahrungsquelle ist, würden einige argumentieren. Aber auch ohne
Massentierhaltung könnten wir überleben. Wir haben es doch früher auch nicht
nötig gehabt. Nur weil der Mensch nicht genug davon haben kann, sich
überfrisst, müssen andere Lebewesen leiden. Man fragt sich ernsthaft, ob der
Mensch gut ist, wenn er die Natur und die Tiere so schlecht behandelt. Der
Mensch, der erst das Gute und Schlechte erfunden hat. Er hat sich über die
Natur gestellt und entscheidet jetzt was gut und was schlecht ist.
Oder ein anderes schwieriges Thema, was moralisch
heiß diskutiert wird: die Abtreibung. Aus Sichtweise einer Schwangeren mag es
vielleicht gut sein, wenn sie ihre Gründe dafür hat. Sie ist noch zu jung, es
würde ihr Leben, zerstören, sie hat nicht das Geld um das Kind zu versorgen,
sie hat einfach nicht die Möglichkeiten. Also löscht man das Leben einfach aus,
als hätte es es nicht gegeben. Ja wenn man darüber nachdenkt, ist es durchaus
Mord, weil in dem Bauch ein Leben entsteht. Das, was sich entwickelt, hat nicht
mal die Wahl darüber, ob es leben darf oder nicht. Der Mensch ermächtigt sich,
darüber zu entscheiden, wie er es in vielen Dingen im Leben tut. Genau genommen
wäre es Mord, weil es gegen den Willen des Ungeborenen ist. Und weil es eben
ein Leben auslöschen würde. Andererseits kann ich auch verstehen, weswegen man
es tut. Wenn es tatsächlich so ist, und das Kind nicht versorgt werden kann.
Sollte es doch gar nicht erst auf die Welt kommen. Doch ich denke auch, dass es
immer Mittel und Wege gibt, ein Kind zu versorgen, auch wenn man es nicht
selbst tut oder? Ist Abtreibung nun gut oder nicht? Man müsste es wohl eher als
schlecht ansehen, weil es einem Mord gleich kommt.
Oder ein anderes Thema, wenn man weiß, dass das
Ungeborene mit einer Behinderung auf die Welt kommt und es abtreiben will, weil
man sich selbst und dem Ungeborenen Leid ersparen will. Wenn man diesem
Gedanken folgt, könnte man es noch irgendwo als sinnvoll einstufen. Aber es
bleibt nach wie vor die Tatsache, dass man sich eigentlich nicht als Gott
ansehen sollte. Wenn die Natur es vorgesehen hat, dass das Kind behindert auf
die Welt kommt, fügt man sich. Es mag mitfühlend sein, wenn man an das Kind
denkt und ihm das Leid ersparen will. Aber genau genommen ist es egoistisch,
weil man zu glauben denkt, man wüsste, was das Beste für das Kind ist. Wer sagt
denn, dass das Kind nicht glücklich werden kann mit Behinderung? Wenn man ihm
nicht mal die Wahl lässt, die Freiheit darüber zu entscheiden, über sein
eigenes Leben. Wenn man ihm die Möglichkeit nimmt, sich zu entfalten, das Leben
kennen zu lernen, dann wird man es nicht erfahren. Wer sagt auch, dass die
Behinderung generell etwas Schlechtes ist? Ich habe erfahren, dass äußere
Umstände an sich nicht negativ oder positiv sind. Wir sind es, die ihnen gut
oder schlecht zuschreiben. Und weil bestimmte Ereignisse, wie der Tod eines
Menschen oder eine Trennung und Scheidung als schlecht angesehen werden,
reagieren wir dementsprechend auch auf sie. Es ist eine Konventionalisierung.
Genau genommen ist der Tod nichts Schlechtes, aber sehen ihn als Schlechtes,
weil wir Angst davor haben, weil wir nicht wissen was danach kommt. Weil uns
das Wissen, nicht zu existieren, Angst macht und unser geistiges Vermögen
übersteigt. Weil Tod mit Trauer verbunden ist. Aber neutral und objektiv
gesehen ist der Tod nichts Schlechtes. Er gehört zum Leben dazu. Wenn etwas
stirbt, wird wieder etwas Neues geschaffen, so ist das. Stelle man sich vor,
dass niemals etwas zu Ende gehen würde, wäre die Erde doch irgendwann total
überfüllt.
Das bringt mich zu meinen Schlussgedanken zu „gut“
und „schlecht“. Es sind menschliche Kategorien des Denkens, an die wir uns
orientieren, aber sie sind nicht in der Natur oder in den äußeren Umständen zu
finden. Sie sind in unserem Denken verankert und wir übertragen sie einfach auf
die Realität. Wir haben gesehen, dass Mord, Tod, Behinderung etc. an sich nicht
wirklich schlecht sind. Zum einen, weil sie natürlich sind, zum anderen, weil
die Dinge nicht immer gleich schlecht sind, sondern auch Graustufen vorweisen
können, wenn bestimmte Motive berücksichtigt werden. Was gut und was schlecht
ist, hängt von unseren Sichtweisen ab, die von Mensch zu Mensch variieren. Je
nachdem wie wir die Welt sehen und beurteilen, sehen wir die Dinge anders.
Generell kennt die Natur weder gut noch schlecht. Sie ist jenseits davon. Wie
die Dinge in der Natur laufen, so sind sie. Weder gut noch schlecht, sie sollen
einfach so sein. Diese Erkenntnis allein bereitet vielen Menschen
Kopfschmerzen. Genauso können wir uns kaum vorstellen, auf schlechte oder gute
Ereignisse im Leben entsprechend zu reagieren. Wenn schlimme Dinge passieren,
sind wir der Ansicht, dass sie schlimm sind, aber sie sind es genau genommen
nicht. Alles hat seinen Sinn und wir müssen sie akzeptieren. Es liegt an uns,
wie wir die Dinge sehen. Schicksalsschläge müssen nicht unbedingt als etwas
Negatives gesehen werden. Natürlich wird man mit negativen Gefühlen und
Gedanken umgehen müssen. Aber wenn man versucht alles aus einer anderen,
objektiveren Sichtweise zu sehen, sind sie nicht mehr schlimm. Wenn wir den Tod
als etwas sehen, was natürlich ist und wissen, dass der Tote an einen Ort
kommt, wo er Frieden finden kann, ist der Tod nicht mehr negativ. Oder wenn wir
uns von jemanden trennen, dann ist es auch schmerzhaft für uns. Aber das Leben
geht weiter. Man findet auch andere Menschen, die man lieben kann. Wenn einem
was Schlechtes passiert, wie eine Behinderung oder ein Unfall, dann muss man
das akzeptieren als eine Herausforderung im Leben, die man bestehen muss. Sie
prüft unsere Einstellung. Meist sind solche Schicksalsschläge insofern positiv,
weil wir über unser Leben erst intensiv nachdenken und es daraufhin verändern.
Gut und schlecht, es liegt im Auge des Betrachters, denn an sich ist nichts gut
oder schlecht.
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