Den Großteil unseres Lebens
verbringen wir mit arbeiten. Darum sollte der Job auch gut gewählt werden.
Arbeit ist nicht nur einfach meine Einnahmequelle. Ich würde auch keinen Job ausüben,
der mir nur Geld einbringt, mich aber absolut nicht erfüllt. Für mich war schon
immer klar: Ich will eine Arbeit finden, die mir Spaß bereitet. Die ich auch
gerne mache und bei der ich mir vorstellen könnte, sie auch bis ins hohe Alter
auszuüben. Geht es euch auch so?
Was ich werden will, das hat sich
immer mal wieder verändert. Ich hatte
auch richtig unrealistische Berufsvorstellungen: Vieles wollte ich werden von
Sängerin über Schauspielerin über Schriftstellerin bis hin zu Astronautin. Das
waren alles Träumereien, die sich natürlich als nicht wirklich realisierbar
herausstellen. Man soll zwar groß träumen, aber ein bisschen vernünftig sollte
man schon bleiben. Wobei die Berufe nicht unbedingt unmöglich sind, aber man
muss sie wirklich wollen und etwas dafür tun, um sie wirklich wahr werden zu
lassen. Und ich glaube, dass es eher Hirngespinnste von mir waren. Nicht
wirklich ernsthafte Träume, sondern solche Berufsvorstellungen, die man mal
eben hat, aber auch ganz leicht wieder aufgegeben hat.
Ich wollte anscheinend unbedingt
mal eine Arbeit finden, die etwas Besonderes ist und die mich berühmt macht,
zumindest kann ich das anhand dieser Vorstellungen ableiten. Und auch heute
denke ich mir: Hach, das wäre schön, mal mit dem eigenen Job bekannt zu werden.
Schon paradox, dabei mag ich es überhaupt nicht im Rampenlicht zu stehen. Ich
bin ja schüchtern und ziehe lieber keine Aufmerksamkeit auf mich. Und trotzdem
wollte ich gerne mal etwas Besonderes sein. Wer möchte nicht individuell sein.
Vielleicht liegt es auch daran, dass ich so wenig Selbstwertgefühl habe und
mich gerade deswegen nach Aufmerksamkeit sehne, nach einer Bestätigung.
Doch das soll gar nicht Thema
dieses Textes sein. Jedenfalls habe ich es während des Studiums doch geschafft,
eine genaue Vorstellung meines Idealberufes zu finden. Während eines Praktikums
bei einer Monatszeitschrift bin ich auf den Journalismus gestoßen. Ich habe
gemerkt, dass mir das Schreiben liegt und viel Freude bereitet. Darum mache ich
derzeit auch ein Volontariat bei einer großen Tageszeitung und habe nahezu die
Hälfte der Ausbildung geschafft. Bis jetzt bereue ich es auch überhaupt nicht,
dort zu arbeiten. Ich lerne durch Weiterbildungsseminare sehr viel Theorie, die
ich wunderbar anwenden kann. Im Arbeitsalltag bin ich voll eingespannt und
werde nahezu wie ein gleichwertiger Redakteur von den Kollegen behandelt.
Jedenfalls möchte ich mich in dem
Zusammenhang mit der Frage befassen, welche Arbeitsweise mir am meisten liegt.
Welchen Job ich ergreifen will, weiß ich ja bereits. Doch Journalismus hat ja
verschiedene Formen und Arbeitsweisen. Einige konnte ich bereits durch mein
Volontariat kennenlernen. Mein Volontariat geht knapp zwei Jahre. In diesen
zwei Jahren bekomme ich alles Theoretische und all die praktischen Grundlagen
beigebracht, die ich brauche, um am Ende der Ausbildung ein vollwertiger
Redakteur zu werden. Dazu gehört, dass ich mit allen Darstellungsformen des
Journalismus umgehen kann. Ich muss wissen, wie ich Themen in geeigneter und
guter Form meinen Lesern bieten kann. Ich brauche eine gute Schreibe, muss
wissen, wie ich Themen ordentlich recherchiere und aufbereiten kann. Während
des Volontariats bin ich in einer Lokalredaktion angestellt. Dort arbeite ich
mit meinen anderen Kollegen zusammen, wir fokussieren uns nur auf Themen und
Geschichten im regionalen Umfeld.
Der Lokaljournalismus macht einen
Großteil meiner Ausbildung aus, einfach weil unsere Zeitung eben verschiedene
Lokalausgaben, wir dementsprechend für die Leser in der Umgebung schreiben.
Diese Arbeit macht mir auch von allen anderen Bereichen am meisten Spaß. Wie
sieht der Alltag genau aus? Ich beginne um 10 Uhr, wir besprechen im Team, wie
die Ausgabe jeweils am Ende des Tages aussehen soll. Welche Themen kommen auf
welche Seiten? Wer übernimmt welche Termine? Wir planen also voraus nicht nur
für den einzelnen Tag, sondern meist auch für die gesamte Woche. Es wird alles
besprochen, was zu klären gilt. Dann fängt der eigentliche Arbeitsalltag an.
Die Redakteure ziehen ihre Seiten auf,
schreiben schon mal das, was da ist, unter anderem Meldungen oder Texte, die eben
noch auf dem Stapel liegen. Jeden Tag stehen auch Termine an, zu denen wir dann
hingehen. Wir haben einen Kalender, in dem genau dokumentiert ist, wer sich um
welchen Termin kümmert. So wissen auch alle Bescheid. Und dann ist es immer der
gleiche Ablauf. Wir gehen hin, machen uns Notizen, sprechen mit den Menschen
vor Ort, kommen in die Redaktion zurück
und schreiben den Text, der dann redigiert wird. Nicht unbedingt immer
tagesaktuell, öfter mal werden Texte auch verschoben, je nachdem.
Als Volontärin werde ich gerne
mal auf Termine geschickt, wofür ich sehr dankbar bin. So kann ich mehr
erleben, mit Leuten ins Gespräch kommen und Schreiben. Das ist das, was ich an
meinem Job am meisten liebe. Doch es gehört eben noch mehr dazu. Eigentlich sollte
ich auch lernen, wie man Zeitungsseiten gestaltet, aufbaut und die Texte
ordentlich ins Layout einfügt. Sodass es am Ende stimmig ist und gut aussieht.
Damit habe ich mich bis vor kurzem nicht befasst. Doch das hatte sich im Juli
verändert, wo ich in meine erste Mantelstation gekommen bin. Die Mantelredaktion
ist jene, in der die überregionalen Seiten gestaltet werden, also alle Seiten,
die nicht nur in einer Lokalausgabe erscheinen, sondern in allen. Das sind
überregionale also deutschlandweite Themen aus Politik, Wirtschaft, Kultur,
Sport und dem Bereich Wissen und Ratgeber. Die Station, an der die Seiten
gemacht werden, nennt sich bei uns News Desk. Hier werden also all die
wichtigen deutschlandrelevanten Themen und Nachrichten auf die Seiten für den
Mantelteil der Zeitung gestaltet.
Diese Arbeit unterscheidet sich
sehr stark von der in der Lokalredaktion. Wir schreiben die Texte nicht selbst,
sondern erhalten sie von Nachrichtenagenturen, mit denen wir einen Vertrag
abgeschlossen haben. Die Texte verwenden wir, müssen sie aber natürlich
bearbeiten, sodass sie auch für die Leser geeignet sind. Die Redakteure für den
Mantelteil nennt man auch Blattmacher. Sie machen wie der Name schon sagt die
Zeitungsblätter, sie schreiben weniger, sondern redigieren und gestalten die
Zeitungsseiten. Wie im Lokalen besprechen wir, was am nächsten Tag auf den
jeweiligen Themenseiten zu stehen hat. Danach suchen wir die Meldungen und
Texte zusammen und schauen, wie wir die Seiten bauen. Es hat also alles mehr
etwas organisatorisches und viel mehr mit Gestaltung als mit Schreibe zu tun.
Natürlich müssen wir auch die Texte bearbeiten, aber wie gesagt, es gibt wenig
eigenes, was man dabei macht. Klar am Ende kann ich sagen, dass ich die Seite
befüllt und gestaltet habe. Das ist schon Eigenleistung. Aber die Inhalte sind
halt eben nicht von mir, sondern von anderen Journalisten geschrieben. Trotzdem
wird es nicht langweilig, ich hatte genug zu tun, war immer beschäftigt und es
hat auch Spaß gemacht.
Aber es ist eben immer jeden Tag
dasselbe. Klar in der Lokalredaktion hat man natürlich auch seine Routine. Aber
die Termine sind immer wieder anders, du erlebst andere Veranstaltungen, lernst
auch mal neue Leute kennen. Ich finde, dass dort mehr Abwechslung ist. Du
kommst raus aus dem Büro, wirst auf Termine geschickt, von denen du vielleicht
noch keine Ahnung hast. Es gibt im Lokalen keine Grenzen, was die Themen
betrifft: Mal bin ich in Schulen, dann wieder Vereinen oder befrage Leute zu
politischen Wahlen oder interviewe Chefs von lokalen Unternehmen. Gehe auf
Konzerte oder höre Lesungen zu oder schaue mir Ausstellungen an. Von Politik über
Wirtschaft bis hin zu Sport und Kultur wird einfach eine breite Themenvielfalt
geboten. Dadurch kommt nie Langeweile auf. Außerdem lerne ich ständig dazu,
erweitere dadurch meinen Horizont. Der Lokaljournalismus lässt einen immer
wieder über den eigenen Tellerrand schauen. Vielleicht habe ich nicht immer
Lust auf bestimmte Termine, aber wird gewissermaßen gezwungen, auch mal in
Themen einzutauchen, bei denen man sich nicht so gut auskennt, was ich echt gut
finde.
Und das hat mir eben am News Desk
sehr gefällt. Hier wurde mir die Arbeitsroutine sehr bewusst. Meist ist es so,
dass man auf bestimmte Themen konzentriert ist. Einer macht immer nur Politik
und der andere Wirtschaft oder Kultur. Es wechselt hin und wieder, aber man
neigt doch eher dazu, Scheuklappen aufzusetzen und sich nur mit seinen
Lieblingsthemen zu befassen. Jeder ist ja nur mit seinen Themen beschäftigt.
Mir fehlt die Abwechslung und noch mehr auch, dass man nicht raus kommt. Da wir
kaum eigene Texte am Newsdesk schreiben, sitzen wir die gesamte Zeit nur im
Büro. Immer derselbe Arbeitsort mit denselben Kollegen. Es fehlt der Kontakt
nach außen. Mal Telefonate und E-Mails ausgeschlossen. Dieses typische Unterwegssein
und etwas von der Welt sehen, das habe ich am meisten vermisst, als ich am Newsdesk
gearbeitet habe. Du hast immer das gleiche Ziel: Am Ende des Tages muss deine
Seite fertig sein. Das ist zwar schon motivierend, aber auch mit der Zeit echt
eintönig. Ich könnte mir das für einige Zeit vorstellen, aber nicht für den
Rest meines Lebens. Dafür vermisse ich zu sehr das Unterwegsein, die Menschen,
die Abwechslung und das Neue.
Meine zweite Station war dann die
Online-Redaktion, die mir einerseits gut gefallen, aber auch missfallen hat. Wieso?
Zum einen das Positive: Anders als beim Newsdesk gibt es hier nicht mehr diese
festgelegten Seiten, sondern jeder Online-Redakteur kümmert sich um alle
Themen. Wie auch beim Newsdesk besprechen wir, welche Themen heute in welchem
Ressort wichtig sind. Dann wird aufgeteilt oder jeder macht mal das, was er
gerne machen möchte. Insofern hatte ich das Gefühl, dass ich einfach viel mehr
in der Nachrichtenlage drinnen war als beim Newsdesk. Ich habe ganz nebenbei
alle wichtigen Nachrichten aufgeschnappt und hatte dementsprechend auch immer
den Überblick, was heute so los ist. Und ganz nebenbei auch Gesprächsstoff. Das
mochte ich daran, dass ich dadurch gut informiert war und auch viel Abwechslung
bekommen habe. Nun schreibt man in der Online-Redaktion leider auch kaum eigene
Texte, es sei denn, es bleibt die Zeit dafür. Meistens nicht, weil erstens zu
wenig Leute da sind und zweitens wir die Texte meistens auch wieder von unseren
Nachrichtenagenturen bekommen. Insofern ist die Arbeitsweise gar nicht so
unähnlich im Vergleich zum Newsdesk.
Doch anders als da müssen wir die
Texte noch viel mehr redigieren, weil wir ja onlinegerecht schreiben sollen.
Und da wäre ich leider schon an meinem ersten Kritikpunkt. Ich fand es
wahnsinnig hektisch und stressig, die Texte so schnell wie es geht online zu
veröffentlichen. Man ist viel mehr unter Zeitdruck als bei der Printausgabe, da
wir ja für diese den ganzen Tag haben. Doch bei Online geht es um wenige
Minuten, schließlich stehen wir in starker Konkurrenz zu anderen Zeitungen und
Medien. Obwohl ich Erfahrung mit Webseiten und Online Texten hatte, hatte ich
Probleme mit dem onlinegerechten Schreiben. Das habe ich ganz stark auch am
Umgang mit sozialen Medien wie Facebook und Twitter gemerkt. Mir fiel es
schwer, wirklich die wichtigsten Sachen in nur wenigen Worten und mit
entsprechenden Keywörtern zu formulieren. Ich habe dafür jede Menge Kritik
bekommen, dass ich fast verzweifelte. Ich kann schwer mit Kritik umgehen,
kritisiere mich auch zu viel selbst. Aber das war zu viel. Klar es gehört dazu,
ich bin in der Ausbildung. Aber so viel Kritik hat mich echt eingeschüchtert
und mir den Spaß am Online Schreiben verdorben.
Zum anderen arbeiten wir auch in Schichten.
Neben dem Tagesdienst, der um 9 Uhr anfängt und bis um 18 Uhr geht, durfte ich
auch Früh- und Spätschicht übernehmen. Beides hat seine Vor- und Nachteile.
Frühschicht ist halt schön, da du früh anfängst und früher aufhören kannst.
Dadurch hast du einfach mehr vom Tag. Andererseits fiel es mir schwer früher
ins Bett zu gehen und dann gegen fünf Uhr aufzustehen. Die Frühschicht fängt
bei uns um halb 6 an und geht bis knapp 14 Uhr. Die Spätschicht fand ich nicht
besser. Du kannst zwar ausschlafen, hast aber dafür die Arbeit die ganze Zeit
im Hinterkopf und danach auch nichts mehr vom Tag. Doch entgegen meiner
Erwartungen fand ich es gar nicht so schlimm. Man hat mit dem Mittagstief zwar
zu kämpfen aber gegen Abend wird es besser. Trotzdem hat mir das auch nicht so
viel Spaß gemacht. Vor allem die Arbeit mit sozialen Medien fand ich nicht so
toll. Möchte ich später nicht unbedingt machen müssen. Auch wie beim Newsdesk
hast du kaum Kontakt zur Außenwelt. Etwas mehr Abwechslung als am Newsdesk und
wenn man mal Kapazitäten hat, kann man auch eigene Projekte machen und eigene
Texte recherchieren. Das wiederum macht Spaß, wenn man daneben auch
multimediale Sachen auf die Beine stellt, wie Umfragen, Videos, Bildergalerien
und Ähnliches. Man kann schon viel mehr machen als beim Newsdesk und kreativer
sein. Doch dieser Stress und die Schichtarbeit sind für mich beide doch eher
No-Gos.
Nach diesen zwei Stationen habe
ich erst einmal gemerkt, wie sehr ich doch mit dem Lokaljournalismus verbunden
bin. Ich war auch einfach daran gewöhnt. Und ich denke, dass ich jetzt auch
weiß, wie ich später arbeiten möchte. Ich möchte später lieber geregelte und
feste Arbeitszeiten haben, am liebsten Tagesschicht. Aber ich weiß auch, dass
man als Lokaljournalist eben flexibel mit den Arbeitszeiten sein muss. Wir
müssen auch Spätschichten machen und teilweise am Wochenende arbeiten, bekommen
dafür auch mehr Geld und freie Tage als Ausgleich. Ich denke, ich könnte mich
daran gewöhnen. Aber Früh- und Spätschichten mache ich eher ungern und hoffe,
dass ich diese später auch nicht so oft ertragen muss. Ich möchte auf alle
Fälle einen Job ausüben, bei dem ich nicht nur die ganze Zeit im Büro bin.
Früher war ich immer ein
Stubenhocker, doch inzwischen verbringe ich gerne Zeit draußen und komme auch
gerne unter Menschen. Schon komisch. Ich bin ja eigentlich eher schüchtern und
trotzdem fühle ich mich wohler, wenn ich mit Menschen zusammen bin und auch
neue Kontakte erschließe. Ich denke, dass jeder so seine Paradoxien und Widersprüche
hat, so ist das eben. Ich möchte auf alle Fälle einen Job, der nicht immer
gleich abläuft, obwohl ich eigentlich ein Routine-Mensch bin und es hasse, wenn
etwas nicht so läuft, wie ich es will. Es stellt sich heraus, dass ich mich nach
vielem sehne, was meiner Art doch widerspricht. Abwechslung, soziale Kontakte
und Draußensein. Ich habe auch nichts dagegen in einem Großbüro zu sein, auch
wenn ich so ein einzelnes Büro besser fände, wenn ich beispielsweise einen
Gesprächspartner habe oder telefoniere. Doch das Großbüro ist besser, weil ich
mehr mit Kollegen zu tun habe, schneller mal mich austauschen kann und außerdem
übe, vor anderen zu telefonieren, was ich an sich nicht so mag. Aber so ein Einzelbüro
würde sich anfühlen, als wäre ich eine Außenseiterin. Man hat zwar seine Ruhe,
ist ungestört, fühlt sich aber ausgeschlossen und wird mit der Zeit doch
einsam. Deswegen finde ich es schon in Ordnung mit anderen zusammen in einem
Großbüro zu sein.
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