Einen Monat lang „Zero Waste“
leben. Einen Monat lang so gut wie es geht auf Plastik verzichten.
Challenge accepted!
Was bedeutet denn eigentlich „Zero
Waste“? Ganz banal übersetzt: Kein Müll. Menschen, die Zero Waste
betreiben, versuchen möglichst keinen Müll, vor allem keinen
Plastikmüll zu produzieren. Doch eigentlich ist das zumindest in
unserer Gesellschaft und hier in Deutschland nicht möglich. Null
Müll ist eine Utopie. Dafür müssten wir schon aus der Gesellschaft
aussteigen und nur noch im Einklang mit der Natur leben. Praktisch
wie indigene Völker oder Urzeitmenschen. Doch wer will das schon?
Ich finde den Begriff „Less Waste“ schon besser. Man versucht,
Müll so gut wie es geht zu reduzieren.
Welcher Gedanke steckt dahinter? Es
dürfte inzwischen überall bekannt sein, dass wir Menschen einfach
zu viele Dinge wegwerfen und damit jede Menge Müll produzieren. Das
schadet der Umwelt enorm und fördert auch den Klimawandel, der
unsere Lebensgrundlage zunichte macht. Eigentlich schneiden wir uns
selbst den Ast weg, auf dem wir sitzen. Schon traurig oder?
Wenn alle versuchen würden, einfach
weniger Müll zu machen, weniger Dinge wegzuwerfen, dann würde das
Umwelt retten. Doch unsere heutige Gesellschaft neigt zu Überkonsum,
Dinge werden allzu leicht weggeworfen oder sind schon von Anfang an
darauf ausgelegt, nicht lange zu funktionieren. Alle Dinge sind
praktisch jederzeit verfügbar und kosten nicht mal so viel. Darum
ist es doch bequemer und erschwinglicher, ständig neu zu kaufen,
anstatt Dinge gebraucht zu holen oder so lange wie es geht zu
behalten, indem man sie repariert. Davon sind wir weit entfernt. Und
doch denke ich, nimmt das Umweltbewusstsein langsam aber stetig zu.
Secondhand und Sharing-Angebote sprießen in den Städten, vermehren
sich immer mehr. Was ich natürlich richtig finde.
Weil ich selbst gerne etwas für die
Umwelt tun will und schon seit langer Zeit versuche nachhaltiger zu
leben, starte ich in diesem Monat meine Zero Waste Challenge. Was
bedeutet das konkret? Ich versuche meinen Müll so gut wie es geht zu
reduzieren. Wie stelle ich das an? Dazu möchte ich euch einige Tipps
und Erfahrungen auf den Weg mitgeben. Vielleicht wollt ihr euch auch
mal daran versuchen. Es ist gar nicht so schwer, nur eine Sache der
Übung.
Fünf „R“ beim Zero Waste
Das Prinzip von Zero Waste lässt
sich anhand der 5 „R´s“ sehr gut verdeutlichen:
Refuse
Es geht überhaupt erstmal darum,
nicht ständig etwas haben zu wollen. Den eigenen Besitz einfach zu
reduzieren, nur auf das, was wir brauchen und wirklich lieben. Das
bedeutet also nicht übermäßig zu konsumieren, sondern bewusst zu
konsumieren. Was brauche ich wirklich? Was macht mich glücklich? Was
nützt mir? Wie viel brauche ich? Wann reicht es mir? Werbung
auszublenden, sich nicht mehr von Rabatten und Schnäppchen verführen
zu lassen. Keine Geschenke mehr zu wollen, zumindest keine
materiellen, sondern welche, die praktisch sind wie Gutscheine,
Essbares oder Erlebnisse. Zeit statt Zeug. In erster Linie geht es
darum, nicht noch mehr Zeug, was keiner braucht, zu produzieren.
Diese Wirtschaft nicht mehr zu unterstützen. Nicht noch mehr Müll
zu produzieren. Ein Beispiel wäre einen Aufkleber am Briefkasten
anzubringen mit denen man Werbung verbietet. So wird unnötig
Papiermüll reduziert.
Reduce
Und hier wären wir beim zweiten
Aspekt, dem Minimalismus, auf den ich noch mal später eingehen
möchte. Schaut euch in eurer Wohnung oder eurem Haus um? Was habt
ihr alles? Was braucht ihr wirklich? Was benutzt ihr auch? Ausmisten
ist das Stichwort. Trennt euch von den Dingen, die schon länger
verstauben und die euch nicht glücklich machen. Je mehr Sachen wir
haben, desto mehr Zeit und Geld beanspruchen sie. Schließlich müssen
die Sachen gelagert und gepflegt werden. Sie brauchen auch
entsprechend Platz. Die Dinge einfach wegzuwerfen, wäre keine
Lösung, würde ja nur mehr Müll machen. Fallen beim Ausmisten
können sein, dass man ein schlechtes Gewissen kommt, weil man Dinge
weggibt oder weil sie teuer sind. Aber wenn sie euch keine Freude
machen und nur verstauben, ist das ja auch nicht gerade sinnvoll.
Stattdessen geht es um die
Umverteilung von Besitz. Vielleicht könnten die Dinge ja auch andere
glücklicher machen und anderen mehr Nutzen bringen. Schaut euch
einfach um und sortiert aus. Behaltet nur das, was euch wirklich
wichtig ist, was ihr oft benutzt und was euch wirklich gefällt.
Alles andere kann weg. Dann überlegt ihr euch, wie ihr die Dinge
wegbekommt. Entweder verkauft ihr sie, verschenkt sie, spendet sie
für den guten Zweck oder tauscht die Dinge mit anderen. Heutzutage
kann man Dinge auch ganz leicht mit anderen teilen, sodass auch hier
weniger neue Dinge produziert werden.
Repair
Sicherlich hat jeder von euch Dinge,
die kaputt gegangen sind und nicht mehr richtig funktionieren. Aber
gleich in den Müll werfen, muss nicht sein. Viele Dinge können
leicht repariert und wieder genutzt werden. Doch wir haben verlernt,
den Wert der Dinge zu schätzen und ersetzen sie ganz leicht durch
neue Sachen. Ist ja auch einfacher als die Dinge wieder aufzuwerten.
Außerdem wissen die meisten gar nicht, wie sie Dinge reparieren
können. Doch inzwischen gibt es in vielen größeren Städten
Repair-Cafes, bei denen Ehrenamtliche Dinge für wenig Geld oder
sogar kostenlos wieder heile machen. Dann kann man sich auch etwas
von abgucken und kann das nächste Mal selbst Hand an legen. So
verschaffen wir den Dingen, die eigentlich noch funktionieren
könnten, ein zweites Leben.
Recycle
Das Wort dürfte jedem geläufig
sein. Einfach mal den Müll ordentlich entsorgen und auch in die
richtigen Tonnen werfen. Ein Abfallwegweiser hilft dabei, aber auch
das Internet. Es geht einfach darum, den Müll richtig zu trennen und
zu sortieren. Dann gibt es noch das Wort „Upcyceln“, was daran
angelehnt ist. Doch anders als beim Recyceln werden die Dinge, die
eigentlich bereit für den Müll sind, einfach aufgewertet. Aus
Milchkartons werden Geldbeutel oder aus Fahrradschläuchen
Handyhüllen gemacht. Auch so gibt man dem Müll noch mal eine zweite
Chance, kann kreativ sein und hat gleich etwas cooles,
selbstgemachtes
Rott
Rott bedeutet nichts anderes als
etwas verrotten zu lassen. Das sollte aber möglichst nicht mit Müll
passieren, der nicht so leicht in der Umwelt zersetzt wird. Also kein
Plastikmüll in die Natur werfen. Rott bezieht sich auf
kompostierbaren Müll, wie Biomüll also Essensabfälle. So gut wie
jeder Garten dürfte so etwas wie einen Kompost haben. Und auch
Zuhause kann man sich so etwas anschaffen, beispielsweise eine
Wurmkiste, bei der Würmer Lebensmittelreste kompostieren können.
Habe ich persönlich nicht gemacht, wäre interessant, aber leider
nicht vegan, da man ja dann Tiere für sich arbeiten lässt.
Wie sieht Zero Waste in meinem
Alltag aus? Zunächst einmal überlege ich, wo denn überhaupt Müll
aufkommt. Wo sind meine Problemstellen? Dann überlege ich, wie ich
bestimmte Dinge durch nachhaltige Dinge ersetze. Beispielsweise
verzichte ich so gut wie es geht auf Plastikverpackungen und
Einwegprodukte. Einwegprodukte sind solche, die man nur einmal
verwendet und gleich wieder entsorgt. Besser sind Dinge, die sich
öfter benutzen lassen. Ihr solltet auch überleben, wo ihr am besten
beispielsweise einkaufen könnt. Statt Supermarkt bietet sich der
Wochenmarkt, Bioladen oder Unverpacktladen an. Bei denen bekommt man
recht gut Dinge lose und unverpackt.
Da ich selbst doch recht faul bin
und meist nur bei meinem Supermarkt in der Nähe einkaufe, muss ich
mir etwas anderes überlegen. Statt Plastiktüten für Obst und
Gemüse, verwende ich entweder nachhaltigere Beutel oder nehme sie
einfach lose mit. Da hat sich noch keiner beschwert. Brot hole ich
nicht mehr in der Plastiktüte, sondern Papiertüte. Besser wäre
aber, einen eigenen kleinen Jutebeutel mitzubringen und das Brot vor
der Theke hineinlegen zu lassen. Wegen Hygiene-Richtlinien dürfen
Bäcker und Fleischer die Behältnisse eigentlich nicht hinter die
Theke nehmen.
Es ist eigentlich super einfach.
Einfach nur Dinge kaufen, die nicht in Plastik verpackt sind. Wenn es
aber doch Dinge gibt, auf die man nicht verzichten kann, versuche ich
möglichst auf Mehrwegsachen zu finden. Statt Milch oder Joghurt in
Plastikbehältern, lieber in Gläsern kaufen. Keine Konservendosen
oder Tiefkühlsachen holen, sondern lieber Obst und Gemüse frisch
kaufen und zubereiten.
Nudeln kriege ich leider im
Supermarkt so nicht unverpackt, aber wenigstens noch in
Papierbehältern, das Gleiche auch bei Haferflocken. Wenn es geht,
sollte man Essen auch so oft wie geht selbst zubereiten.
Nahrungsmittel sind das eine, was
ist mit Kosmetik, Körperpflege und Putzmittel? Auch da gibt es gute
Alternativen. Eine Möglichkeit sind Unverpacktläden. Dort bringt
ihr eigene Behälter mit und könnt die Sachen, die ihr kaufen wollt,
einfach hineintun. Ihr wiegt eure Behälter ab und dann kann der Spaß
losgehen. Es ist alles super einfach, außerdem könnt ihr die Sachen
nach eigenen Vorlieben abfüllen. Entweder nehmt ihr eigene Behälter
mit oder kauft dort welche.
Eine noch bessere und günstigere
Variante ist es, Dinge selbst zu machen. Es braucht nur wenige
Haushaltsmittel wie Waschsoda, Seife, Natron und Essigsäure, mit
denen ihr ganz leicht Allzweckreiniger, Waschmittelpulver und
Geschirrspülmittel zaubern könnt. Für die Körperpflege sind
meistens Öle ganz gut. Meine Zahnpasta habe ich nur mit Kokosöl und
Natron gemacht. Hände und Körper wasche ich mit normaler
natürlicher Seife. Für die Haare habe ich davor Natron benutzt,
jetzt verwende ich gerade eine besondere Seife, mit der die Haare
auch sauber werden.
Zero Waste und Minimalismus
Beim Zero Waste gibt es vor allem
auch sehr viel um das Thema Minimalismus, wie man das bereits bei den
Aspekten Refuse und Reduce sehen konnte. Darum möchte ich mich damit
auch in dem Text befassen.
Minimalismus bedeutet für mich mein
Leben auf das Wesentliche und das Wichtige zu konzentrieren.
Minimalisten sind Menschen, die sich dem Massenkonsum entsagt haben.
Die nicht auf Teufel komm raus, auf alles, was uns die Werbung
eintrichtert, hereinfallen. Minimalismus bedeutet für mich das
Wichtigste zu erkennen, das Unwichtige, was mich meist belastet,
loszulassen. Für viele mag es wie Verzicht sein. Doch bei mir ist es
das Gegenteil. Minimalismus bedeutet für mich Freiheit, Freiraum und
Bereicherung. Mehr Platz und Zeit für den inneren Reichtum.
Wer in erster Linie an Minimalismus
denkt daran, seinen Besitz auf das Notwendige zu reduzieren. Mit
wenig Dingen materieller und auch nicht-materieller Art auszukommen.
Minimalismus bedeutet auch, überhaupt nicht ständig alles mögliche
haben zu wollen, zu viel zu sagen und zu konsumieren. Es bedeutet,
nur so viel zu haben, wie man auch wirklich braucht. Auf seine wahren
Bedürfnisse achten. Nur Dinge holen, die nützlich sind und uns
wirklich Freude bereiten. Und nicht weil wir einfach mal Bock darauf
haben oder denken, wir könnten damit an Ansehen gewinnen.
Es scheint in der heutigen Zeit so,
als könnte man sich alles kaufen, um glücklich. Doch das neuest
Handy oder der tollste Computer ersetzen niemals das, was wir
wirklich brauchen. Wir brauchen nicht viel Geld, um glücklich zu
sein, finde ich. Ich brauche gute Beziehungen, Freiheit, Bildung,
abwechslungsreiche Hobbys und einen Job, bei dem ich mich gut
entfalten kann. Geld spielt in meinem Leben keine so große Rolle.
Und wenn ich Geld verwenden will, dann lieber für Erlebnisse wie
Reisen anstatt für Dinge, die am Ende nur Staubfänger sind.
Minimalismus hat viele Vorteile
Man besitzt weniger Dinge, muss sich
nicht um die Pflege kümmern und hat den Kopf dadurch frei. Dinge
sind zwar praktisch, aber wenn wir zu viel haben und nicht wissen,
wohin damit, können sie leicht Ballast werden. Minimalismus hilft,
um in das Leben Ordnung zu bringen, den Kopf frei zu bekommen und
bewusster zu leben. Haben wir weniger Dinge, haben wir logischerweise
auch mehr Platz. Viele Leute wohnen in größeren Wohnungen, weil sie
auch zu viel Zeug und Möbel haben. Doch eine Wohnung sieht mit
wenigen Dingen auch einfach aufgeräumter aus. Viele empfinden das
aber als langweilig und trostlos, wenn nicht alles voll gestellt ist.
Hat alles Vor- und Nachteile, aber ich finde, weniger ist dann doch
mehr. Wenn wir bewusster konsumieren und nur das kaufen, was wir
brauchen, müssen wir logischerweise auch nicht mehr so viel Geld
ausgeben. Wenn wir mit dem, was wir haben zufrieden sind, wozu dann
noch übermäßig schuften? Nur um noch mehr Geld anzuhäufen?
Mehr Geld verdienen bedeutet, dass
wir mehr arbeiten müssen. Wir haben weniger Zeit für uns, unsere
Mitmenschen und Hobbys. Doch wenn das wegfällt und wir nicht mehr
viel brauchen, müssen wir auch nicht mehr arbeiten. Die Folge: Wir
haben einfach mehr Lebenszeit. Mehr Zeit, sich um die wichtigen Dinge
zu kümmern. Minimalismus ist für mich auch Nachhaltigkeit pur. Wir
schonen unsere Ressourcen, konsumieren so wenig wie möglich und
unterstützen damit den Schutz unserer Umwelt. Und schlussendlich
bringt mir Minimalismus auch bei, nur das Wesentliche zu sehen. Das
bezieht sich nicht nur auf Materielles und Geld. Auch auf Freunde und
Freizeitaktivitäten lässt sich das übertragen. Ich lasse Menschen
los, die mir schaden oder mit denen ich nicht glücklich bin. Ich
entrümpele meine To-Do-Liste, trenne mich von Aufgaben, Pflichten
und Terminen und vor allem Hobbys, die mich nicht glücklich machen.
Wir ihr seht, hängt Zero Waste sehr
mit Minimalismus zusammen und ich kann nur positive Dinge darin
sehen. Ich habe den Zero Waste Monat erst begonnen, aber bisher
klappt es ganz gut. Sicherlich ist es nicht so bequem, man muss sich
darauf einstellen, umgewöhnen und auch Dinge natürlich jetzt viel
bewusster machen. Aber ich finde, das ist es auf jeden Fall wert.
Damit tue ich mir und der Welt sehr viel Gutes.
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