Weihnachtszeit
ist Geschenkezeit. Aber wer sagt, dass Geschenke unbedingt sein
müssen? Ich
schenke
auch einfach gar nichts.
Während
andere zur Weihnachtszeit hektisch durch die Geschäfte laufen, um
noch die letzten
Geschenke
zu kriegen, bleibe ich ganz entspannt. Den Stress muss ich mir nicht
antun. Wenn
alle
anderen um mich herum fragen: "Hast du alle Geschenke schon
zusammen?" Dann sage ich
gelassen:
"Ich schenke nichts." "Wie? Du schenkst nichts??
Wirklich gar nichts??" Ja,
wirklich
gar nichts. So gut wie jeder ist darüber erstaunt und vielleicht
auch etwas
entsetzt.
In unserer Konsumgesellschaft ist es halt einfach total üblich, bei
jedem Anlass
irgendetwas
zu schenken. Immer muss etwas gekauft werden und am besten auch
etwas, was ein
bisschen
teurer ist.
Doch
ich mache das nicht mehr mit. Ich halte mich aus der Sache raus und
schenke so gut wie
gar
nichts. Das klingt für die meisten ja wirklich komisch. Warum? Ich
will einfach nichts neues kaufen, nicht noch mehr den Konsum in
unserer Gesellschaft fördern. Wirtschaft ist ja nicht per se
schlecht. Aber es muss halt einfach nicht sein, dass noch viel mehr
Sachen ständig produziert. Da ich mich für Umweltschutz einsetze,
sogar bei der Lokalgruppe von Greenpeace mit dabei bin, kann und will
ich das nicht unterstützen. Ich will unseren Planeten nicht noch
mehr ausbeuten als notwendig ist. Das zeigt sich auch in meinem
Alltag. Ich kaufe nicht ständig etwas, nur weil ich etwas haben
WILL, sondern wenn ich wirklich etwas brauche.
Früher
war das noch anders. Da habe ich einfach alles mitgehen lassen, was
geht. Ich habe keinen Gedanken verschwendet, was ich damit eigentlich
anrichte. Im Endeffekt brauchte ich die Sachen nicht, die Dinge waren
irgendwann auch nur Staubfänger. Ich habe ständig neue Klamotten
gekauft, meine Mutter hatte es mir vorgelebt und ich habe es nicht
hinterfragt, was eigentlich alles damit zusammenhängt. Dass für die
billigen Klamotten Menschen irgendwo auf der Welt ausgebeutet werden.
Doch inzwischen sehe ich das alles kritischer.
Und
ich weiß, dass die Geschäfte und der Handel sich dumm und dämlich
am Weihnachtsgeschäft verdient. Bloß immer mehr Gewinn machen, die
Wirtschaft muss ja wachsen. Aber muss sie denn das auch? Ich finde,
es reicht auch irgendwann. Dieses ewige Wachsen – bringt doch gar
nichts. Zumal es einfach nur dem Planeten schadet. Warum sollen wir
nur noch mehr Sachen produzieren, die Erde kaputt machen und uns mit
Zeug zumüllen, was eh keiner braucht? Denn wir schenken ja nicht
unbedingt die Sachen, die notwendig sind. Die Gründe sind ja andere.
Warum
schenken wir eigentlich?
Zu
Weihnachten dürfte es klar sein. Wir haben einen Anlass, etwas zu
schenken. Es ist eben eine Tradition, die wir immer und immer wieder
praktizieren. Zu Weihnachten werden Geschenke gekauft. Aber warum
eigentlich? Wenn ich so darüber nachdenke, kann ich das nicht
wirklich beantworten. „War halt eben immer so.“ Klingt nicht nach
einer befriedigenden Antwort. Zumal ja hinter Weihnachten ja ein ganz
anderer Gedanke steckt, den religiösen Hintergrund mit Christi
Geburt verdrängt man zu gern. Und die meisten sind ja nicht religiös
geprägt. Weihnachten ist nicht mehr das, was es eigentlich
ursprünglich sein sollte. Es ist zu einem wahren kommerziellen
Ereignis geworden. Hauptsache schenken und sich dann schön
vollfressen. Okay, das klingt wirklich sehr böse, aber es ist eben
so. Natürlich ist Weihnachten ein Fest der Liebe und das
Familienfest schlechthin. Alle kommen zusammen, verbringen eine
schöne Zeit zusammen. Aber auch das ist eigentlich manchmal mehr
Schein als Sein. Diese aufgesetzte Freundlichkeit und Harmonie. Zu
Weihnachten muss alles friedlich und schön verlaufen. Wenigstens
einmal im Jahr. Aber ich schweife ab. Die Frage ist ja, weswegen wir
schenken. Gewisse Anlässe wie Weihnachten und Geburtstage
veranlassen uns dazu. Schenken zu bestimmten Anlässen hinterfragen
wir nicht, sondern nehmen sie einfach hin.
Schenken
als Pflicht
Wir
schenken auch, weil es sich eben einfach gehört. Das fällt auch in
diese Kategorie. Wenn wir eingeladen werden zu einer Feier
beispielsweise, kann man nicht einfach mit leeren Händen kommen. Das
wäre super unhöflich. Darum immer etwas mitbringen. Wenn wir aus
dem Urlaub wieder kommen, wollen wir Freunden und Familie etwas
mitbringen. Auch da wird wieder gekauft.
Und
das ist für mich das Kritische. Wir schenken nicht unbedingt bei
diesen Anlässen, weil wir es WOLLEN, sondern weil wir es SOLLEN oder
gar MÜSSEN. Schenken wird zu einer Pflicht, weil von der
Gesellschaft so gefordert wird. Finde ich nicht gut. Schenken ist für
mich etwas, was freiwillig geschehen sollte.
Es
gibt aber andere Gründe, weswegen Geschenke verteilt werden. Oftmals
ist es auch so, dass unsere bei vielen Dingen unterstützen. Ein
Freund, der immer für einen da war, Bekannte, die beim Umzug
geholfen haben usw. Wir wollen uns erkenntlich zeigen und mit
Geschenken unsere Dankbarkeit ausdrücken. „Du hast mir etwas Gutes
getan und dafür möchte ich dir danken, indem ich dir etwas
schenke.“
Schenken
für die Beziehung
Viele
schenken auch einfach, ohne eine Gegenleistung zu erwarten oder
überhaupt, weil jemand etwas für einen getan hat. Schenken ist
etwas Zwischenmenschliches. Mit Schenken fördern wir unsere
Beziehung, können sie vertiefen. Ich schenke meinem Freund auch ohne
Anlass mal etwas. Ich sehe etwas, finde, dass es ihm gefallen würde
oder zu ihm passt. Schenken, um die Liebe und Freundschaft zu
erhalten. Dann ist Schenken einfach eine nette Geste. Mit Geschenken
zeigt man dem anderen, dass man an ihn denkt und ihn gern hat.
Ich
kenne auch viele Menschen, die schenken auch ohne Grund und
Hintergedanken, weil sie einfach Freude am Schenken haben. Es macht
ihnen auch Spaß, anderen eine Freude zu machen. Es ist schön zu
wissen, dass der andere damit glücklicher ist. Schenken als eine
gute Tat. Nicht, weil man sich dadurch einen Vorteil verschafft oder
damit beim anderen besser ankommt. Einfach weil man es liebt, Sachen
auszusuchen und sie jemanden zu geben.
Schenken
ist eine gute Sache
Ich
finde Schenken nicht per se schlecht, ganz im Gegenteil, es ist eine
tolle Sache. Aber es kommt immer auf den Anlass an und wie man mit
dem Schenken umgeht. An sich ist Schenken echt super. Man zeigt, man
macht sich Gedanken über denjenigen, den man beschenkt. Man
überlegt, was der andere braucht, was er gerne hat. Man setzt sich
mit anderen Menschen auseinander, reflektiert deren Vorlieben,
erinnert sich an bestimmte Treffen, wo der andere mal gesagt und
gezeigt hat, dass er etwas Bestimmtes mag oder gerne hätte.
Oftmals
ist es aber so, dass Schenken doch eher Pflicht ist. Vor allem, wenn
mir ein Geschenk gemacht wird und ich keines parat habe, fühle ich
mich schuldig. Ich MUSS dann etwas schenken, sonst wird das als
undankbar betrachtet. Ich schenke nicht freiwillig, sondern weil es
sich dann wieder gehört. Diese Art von Schenken finde ich von allen
am unangenehmsten. Wenn mir jemand etwas schenkt, möchte derjenige
in den meisten Fällen auch etwas zurückhaben, ob zu Weihnachten
oder dann zum eigenen Geburtstag. Insgeheim fordert es mich dazu auf.
Vielleicht irre ich mich auch und viele schenken nicht aus dem Grund,
dann auch etwas geschenkt zu bekommen. Aber so empfinde ich das und
fühle mich bedrängt auch etwas zu schenken.
Ist
Nichtschenken egoistisch?
Wenn
ich also sage, dass ich nichts schenke, kommt das nach diesen
Ausführungen schon etwas egoistisch rüber. Nach dem Motto: Ich
schenke nichts, um anderen keine Freude zu machen. Ich denke dabei
nur an mich selbst, weil ich dadurch eben Zeit, Geld und
Anstrengungen spare. Das sind einige Gründe, aber wie schon erwähnt
möchte ich einfach nicht noch mehr den Konsum fördern. Unabhängig
davon, ob ich etwas für mich oder für andere kaufe. Es ist nicht
so, dass ich nicht an die anderen denke und ihnen keine Freude machen
will. Ganz im Gegenteil, ich setze mich sehr für andere ein, bin für
Familie, Freunde und meinen Freund immer da und helfe wo ich kann.
Ich finde aber, es gibt andere Wege, um anderen eine Freude zu machen
und ihnen Dankbarkeit zu zeigen. Es müssen keine materiellen
Geschenke sein.
Ich
habe es auch nie wirklich verstanden, warum man denn etwas für
jemanden kauft. Schließlich kann sich doch jeder selbst kaufen, was
er will. Wenn ich etwas brauche, muss ich doch nicht darauf warten,
dass jemand mir das schenkt. Inzwischen verdiene ich mein eigenes
Geld und kann mir so gut wie alles, was nicht zu teuer ist, selbst
holen. Ich brauche auch einfach keine Geschenke.
Als
Kind ist das natürlich noch anders. Da kriegt man kein Geld und wenn
dann eben nur ein kleines Taschengeld. Deswegen wird es ja meist so
geregelt, dass Kinder Geschenke kriegen, aber die Erwachsenen unter
sich einfach nichts schenken. Ich finde, das ist eine sinnvolle
Regel. Ich merke das ja sehr stark bei meiner Mutter, die sich schwer
tut, Geschenke auszusuchen. Eigentlich ist das ja eine schöne Sache,
wenn darüber nachgedacht wird, welche Geschenke zu Mitmenschen
passt. Aber wenn man einfach keine Ahnung hat und dann einfach etwas
besorgt, weil man muss oder soll, ist das auch nicht mehr Sinn und
Zweck der Sache. Schenken hat dann nichts mehr mit dem
Zwischenmenschlichen zu tun, sondern nur mit der Pflicht etwas zu
geben, obwohl man nicht will. Deswegen finde ich Geschenke für
Anlässe auch kritisch und würde deswegen am liebsten gar nichts
mehr zu Weihnachten schenken.
Schenken
mit Sinn
Geburtstage
sind da noch etwas anderes, weil ich den Anlass nachvollziehen kann.
Dann schenkt man demjenigen etwas, weil er eben wieder ein Jahr älter
geworden ist. Man ist dankbar dafür, dass es denjenigen gibt und
will das feiern. Finde ich absolut nachvollziehbar und in Ordnung.
Und auch Jahrestage wie der Hochzeitstag oder der Tag an dem ich
meinen Freund kennengelernt habe oder mit ihm zusammen gekommen bin,
finde ich geeignet, um etwas zu schenken. Es hat viel mit Dankbarkeit
und Freude zu tun. Diese Tage sind für uns heilig, sie bedeuten uns
viel, weil sie mit Menschen zu tun haben, die uns wichtig sind. Weil
diese Tage besonders sind und unser Leben prägen. Aber Weihnachten
gehört für mich nicht herein. Ich verstehe nach wie vor nicht,
warum überhaupt zu Weihnachten geschenkt wird. Mag sein, dass es
einen tieferen Sinn gibt, aber der ist den meisten auch nicht mehr
geläufig.
Schenken
an sich finde ich gut, aber ich schenke eben nicht aus jedem Anlass
heraus und vor allem möchte ich auch nicht dafür etwas kaufen. Es
gibt andere Wege, um Menschen eine Freude zu machen. Wie gesagt,
materielle Geschenke sind für mich sowieso nicht so persönlich,
einfach weil sie einem jeder schenken kann und man sich die Sachen
auch selbst holen kann. Besser finde ich Geschenke, die wirklich
einen persönlichen Wert haben. Materielle Gegenstände sind nich
nachhaltig. Meistens freut man sich kurz darüber, aber die Freude
darüber hält nicht lange. Wenn schon schenken, dann sinnvoll,
nachhaltig und persönlich.
Zeit
statt Zeug
Für
mich ist das persönlichste Geschenk, das man jemanden machen kann,
Zeit zu schenken. Denn Zeit ist für mich das kostbarste Gut auf der
Welt. Doch in unserer Gesellschaft zählt immer nur das Geld, dabei
ist es doch so unpersönlich und mal ehrlich richtig wichtig auch
nicht. Klar, wir brauchen Geld fürs Überleben, es geht gar nicht
mehr ohne. Aber was bringt Geld, wenn man eh keine Zeit hat, um es zu
nutzen? Rein gar nichts. Es ist die Zeit, die uns fehlt. Für mich
ist das Wichtigste, Zeit mit Freunden und Familie zu verbringen. Und
darauf finde ich, kommt es auch an Weihnachten an. Nicht die
Geschenke zählen, sondern, dass sich alle wieder sehen und zusammen
sind. Deswegen sage ich auch immer wieder, ich wünsche mir nichts,
ich brauche keine Geschenke. Ich will einfach nur meine liebsten
Menschen um mich haben, mehr brauche ich nicht.
Es
gibt ja auch immer mehr Angebote, bei denen man nichts Materielles
verschenkt, sondern Erlebnisse oder eben Zeit. Auf der Webseite Zeit
statt Zeug kann man ganz persönliche Zeitgutscheine erstellen. Man
kann dem anderen etwas beibringen, mit ihm ins Kino oder essen gehen.
Es geht einfach nur darum, Zeit zu schenken. Warum ist das nach wie
vor verpönt und wird nicht als wirkliches Geschenk angesehen? Warum
muss es immer etwas Materielles sein, was wir mit Geld kaufen können?
Zeit ist doch viel wichtiger als Geld.
Und
vor allem gemeinsame Erlebnisse sind die Dinge, die später eher im
Gedächtnis bleiben als das neue Handy, was man geschenkt bekommt.
Ich finde Erlebnisse machen uns glücklicher und bleiben uns auch
länger erhalten. Sie machen unser Leben mehr aus als Dinge. Und
deswegen bin ich eher dafür Erlebnisse zu verschenken, anstatt Dinge
oder eben gemeinsame Zeit.
Nachhaltig
schenken
Wenn
wir schon mal etwas schenken, sollte es auch nachhaltig sein und von
guter Qualität. Also nicht irgendein Kram der billig war, sondern
was auch lange hält. Wenn wir schon den Planeten ausbeuten, dann
nachhaltig. Dazu gehört auch, die Sachen nicht online zu bestellen,
sondern vor Ort zu kaufen. Am besten die kleinen Geschäfte fördern,
statt riesige Unternehmen, die sowieso genug Geld bekommen.
Es
ist finde ich auch sinnvoll, zu fragen, was sich der andere wünscht.
Dann liegt man wenigstens nicht daneben, wenn man etwas verschenkt.
Der Überraschungseffekt ist zwar weg, aber wenigstens freut sich der
andere. Ich habe schon viele Geschenke bekommen, die ich nicht so
wirklich mag. Am Ende sammelt sich das und ist eher eine Belastung.
Nicht aber, wenn man weiß, dass der andere das auch wirklich möchte.
Die gute alte Wunschliste kann da echt helfen.
Gebraucht
statt neu
Muss
es immer etwas Neues sein? Ich glaube, dass es ein ungeschriebenes
Gesetz ist. Aber dafür werden viele Ressourcen verschwendet. Wenn
die Sachen nur produziert, nicht verkauft werden, landen sie
irgendwann im Müll. Früher fand ich es verwerflich Dinge zu
verschenken, die ich schon hatte oder Geschenke, die ich nicht mehr
wollte. Aber was ist denn so schlimm daran? Das sagt nichts über die
Beziehung und den Wert des Geschenks aus. So bekommen die ungeliebten
Sachen wenigstens wieder Wert, werden aufgewertet. Und es werden
nicht noch mehr Ressourcen verschwendet.
Nützliches
Wenn
wir etwas schenken, dann bitte doch etwas Sinnvolles, was auch
wirklich verbraucht wird. Ganz beliebt ist ja Essen, wirklich
gebrauchte Kleidung, Kosmetik und Produkte für die Körperpflege.
Das wird immer gebraucht. Oder eben Sachen, die wir auch im Alltag
gebrauchen würden wie Haushaltszeug.
Persönliches
Richtig
persönlich und nachhaltig wird es, wenn man selbst etwas bastelt,
kocht oder herstellt, ob das nun Süßes, Essen oder Kosmetik oder
selbst gehäkelte Socken und Mützen sind. Hauptsache wir machen die
Sachen selbst. Das kommt auch wirklich vom Herzen und ist
individuell. Persönlicher geht es gar nicht mehr. Solche Sachen
kriegt man bestimmt nicht überall, sondern eben nur von einer
bestimmten Person. Das Geschenk kommt von dieser Person und ist nur
für einen gemacht.
Spende
Statt
Materielles zu verschenken könnte man auch einfach eine Spende
schenken, ob nun eine Patenschaft oder eine Spende an eine
gemeinnützige Organisation im Namen des Geschenkten. Damit schenkt
man auch noch anderen eine Freude.
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