Nach
einem Monat bin ich wieder in der Heimat. Für einen Monat war ich in
Hamburg und habe dort so einiges lernen dürfen...
Ich
mache ja derzeit ein Volontariat bei einer Tageszeitung. Zur
Ausbildung gehört es auch, immer mal verschiedene Stationen
innerhalb des Verlages zu durchlaufen. Eine der letzten Stationen ist
außerhalb von Magdeburg. Unsere Zeitung gehört nämlich einem
größeren Unternehmen an, das sich in Hamburg befindet und etliche
Magazine und Zeitschriften veröffentlicht. Unsere Tageszeitung ist
so ziemlich die einzige Zeitung, die das Mutterunternehmen raus
bringt.
Lange
Rede, kurzer Sinn: Ich durfte nun für einen Monat lang den
Redaktionsalltag bei einer monatlich erscheinenden Zeitschrift
erleben, nämlich von „Welt der Wunder“ und war natürlich super
gespannt wie das wohl werden würde.
Damit
verbunden war für mich eine sehr große Umstellung. Ich war
schließlich noch nie so lange in einer fremden Stadt auf mich allein
gestellt. Sonst habe ich immer mit vertrauten Menschen wie meiner
Mutter oder meinem Partner gelebt. Das war das erste Mal für mich,
dass ich mal mit einer fremden Person in einer Art WG lebe. Und dann
noch einen kompletten Monat in einer Stadt verbringen, die ich zwar
schon vom Urlaub her kenne, aber dort zu leben ist ja noch einmal
etwas anderes. Welche Erfahrungen und Erkenntnisse ich machen durfte,
möchte ich euch gerne mal mitteilen. Deswegen wird es dieses Mal ein
Stückchen persönlicher. ;)
Zuerst
einmal zu meinem Arbeitsalltag. An sich ist es nicht neu, dass ich
mal für einen Monat woanders arbeite. Während meiner Studienzeit
habe ich ja auch ständig Praktika gemacht und während des
Volontariats war ich auch an verschiedenen Stationen. Das war an sich
gar nicht so eine große Umstellung, zumal ich ja dennoch in der
Medienbranche geblieben bin. Doch der Alltag gestaltete sich doch
etwas anders als gedacht. Während ich bei der Tageszeitung täglich
den gleichen Druck habe, die Seiten zu füllen und die Zeitung fertig
zukriegen, weil sie am nächsten Tag veröffentlicht wird, war das
hier nicht der Fall. Da „Welt der Wunder (WdW) ja nur einmal im
Monat erscheint, hatten wir doch wesentlich mehr Zeit, am Heft zu
arbeiten.
Ich
dachte, dass es recht entspannt wird, wenn man so viel Zeit hat. Aber
falsch gedacht: Es kann stressig werden. Denn jeden Tag wird ein
Stückchen mehr an dem Heft gearbeitet. Wir konnten uns an den
sogenannten Tagesplänen orientieren. Dort stand, was alles noch zu
tun ist und wir konnten eintragen, wann wir was machen. Anders als
bei der Zeitung, wo man einfach schnell mal den Text herunterschreibt
und fertig ist es, muss für eine Zeitschrift viel mehr vorbereitet
und durchdacht werden. Zuerst muss das Konzept erstellt werden, dazu
gehört, welche Inhalte reinkommen, welche Fragen gestellt werden,
wie das Ganze aussehen soll, welche Bilder verwenden werden und noch
mehr.
Steht
das Konzept werden Fotos gesucht, entweder von den Textredakteuren
oder von den Fotoredakteuren, die sich eher um die Optik kümmern.
Und dann fing ich an, meine Texte zu schreiben. Ich hatte eigentlich
eher eine kleine Aufgabe, denn ich musste nur die Rubrik „Fragen
und Antworten“ schreiben. Das sind eben kurze Fragen zu
verschiedenen Themengebieten der Wissenschaft und entsprechend
Antworten. Die musste ich dann online recherchieren. Da war ich echt
auf mich allein gestellt. Ich hatte gehofft, dass man mir vielleicht
Tipps für die Recherche gibt, aber da ist viel Eigenständigkeit
gefragt und ich hatte damit auch keine Probleme, da ich zuvor auch
viel für die Uni recherchiert hatte.
Anders
als beim Lokaljournalismus, bei dem ich sonst aktiv bin, bleibt man
dann bei WdW doch eher im Büro hängen und recherchiert eigentlich
nur im Internet. Mir hat es im Rückblick schon sehr gefehlt, nach
draußen zu kommen, unterwegs zu sein, auf Veranstaltungen zu gehen
und mit Leuten zu sprechen. Das hat man zumindest bei WdW nicht so
häufig, ist eher die Ausnahme. Anders sieht es bei den Klatschi- und
Frauenzeitschriften aus, wo man vielleicht auch öfter mal auf
kulturelle Events geht und Promis befragt. Aber da stehen auch die
Menschen im Fokus und nicht bestimmte Themen.
Die
ganze Zeit nur vor dem Bildschirm zu hängen ging vielleicht für
einige Zeit, aber ewig würde ich das später auch nicht machen
wollen. Und mir hat es auch gefehlt, eigene Texte zu schreiben. Denn
im Endeffekt habe ich nur aus fremden Quellen etwas rausgeschrieben
und das dann zu einem kompakten, verständlichen Text zusammengefügt.
Die Recherche und das Zusammenbasteln, Kürzen und Komprimieren waren
die einzigen Eigenleistungen. Aber eigene Meinungen oder Eindrücke
wie beim Lokaljournalismus gehören hier nicht hinein.
Beim
Lokaljournalismus bin ich ja vor Ort und schreibe das nieder, was ich
erlebe, erfahre, höre. Meine Eindrücke, Gedanken und Erlebnissen
fließen damit mit rein, es sind Erfahrungsberichte, die auch eine
persönliche Note haben dürfen. Anders als bei WdW, wo es diesen
sehr sachlichen und standardisierten Stil gibt. Daran habe ich mich
wirklich sehr gestoßen. Ich habe die Texte recht schnell fertig
geschrieben und zum Gegenlesen abgegeben. Gefühlt haben sich fünf
unterschiedliche Leute die Texte angesehen und jeder hat etwas
anderes zu meckern gehabt.
Ich
bin über Kritik ja schon dankbar, ich bin ja zum Lernen dort
gewesen. Aber mich hat es zumindest doch bei dem einen genervt, dass
dieser meinen Text jedes Mal aufs Neue vollkommen umgekrempelt hat.
Es hat nicht gereicht, alte Korrekturen zu übernehmen. Ständig
kamen wieder neue Sachen dazu, neue Dinge, die ich einbauen könnte.
Es nahm einfach kein Ende und das hat mich schon innerlich sehr
aufgeregt. Ich musste jeden Text mindestens fünf Mal neu schreiben,
bis der zuständige Redakteur endlich zufrieden war. Aber im nach
hinein war es doch gut, denn nur so konnten die Texte so gut reifen.
Das
war ich ehrlich gesagt nicht gewöhnt, die Texte so oft zu
überarbeiten. Klar saß ich in meiner Lokalredaktion mit einem
anderen Redakteur zusammen, der mit mir den Text durchgegangen ist.
Aber wir haben den Text nur einmal gelesen, korrigiert und damit war
die Geschichte im Kasten. Das liegt aber auch einfach daran, dass die
Tageszeitung eben anders tickt. Da geht es viel um Schnelligkeit,
worunter auch mal die Qualität der Texte leiden kann. Es kommt nicht
immer die super guten Texte hinein. Es fehlt auch einfach die Zeit
dafür, immer wieder die Texte zu überarbeiten. Wobei ich ja immer
wieder meine Texte überarbeitet habe, aber man selbst sieht eben
viele Dinge nicht oder anders.
Anders
bei WdW, also den Zeitschriften und Magazinen. Dort hat man meist
mehr Zeit, kann die Texte länger liegen lassen, reifen lassen und
öfter überarbeiten. Demzufolge ist auch der Anspruch viel höher,
qualitativ höherwertige Texte zu liefern. Und das habe ich dann eben
auch gemerkt. Es waren im Endeffekt viele Kleinigkeiten und Dinge,
die ich als Geschmackssache abtun würde. Aber so konnte ich auch
einiges lernen.
Nachdem
also die Korrektur endlich durch war, ging es dann ans Layout. Dafür
war ich nicht zuständig, sondern die Layouter, die Experten darin
sind, die Seiten mit den Fotos und Texten zu bauen. Das war für mich
auch neu. Bei uns ist es meist so, dass die Redakteure beides machen,
Layout und Text mit Bildern. Wobei in unserem Verlag allmählich die
Entwicklung kommt, dass die Blattmacher von den Reportern getrennt
werden. Die Blattmacher sind gewissermaßen die, die sich um das
Layout und die Optik kümmern. Die Reporter sollen nur das
Inhaltliche also die Texte liefern. Doch bei Magazinen ist das Ganze
eben noch schwieriger, weil die Layouts so gar nicht einem bestimmten
Muster folgen, sondern immer wieder anders und kreativ gebaut werden
können. Das würden die normalen Textredakteure auch nicht
hinbekommen bzw. das würde einfach zu viel Zeit fressen.
Und
das fand ich wiederum echt cool, dass so viel Wert auf die Bilder
gelegt wird und dass alles ansprechend aussieht. Besonders wenn es um
wissenschaftliche Themen geht, braucht man gute Bilder, um trockene
und sperrige Themen aufzulockern und verständlicher zu vermitteln.
WdW ist ja ein populärwissenschaftliches Wissensmagazin, das
bedeutet, dass wissenschaftliche Themen verständlich und
unterhaltsam an die breite Öffentlichkeit gebracht wird. Also nicht
das, was ich zuvor in der Uni nur für Fachexperten geschrieben habe.
Und da gehört es auch dazu, verständlich und einfach zu schreiben,
so das es jeder kapiert. Und schöne Bilder gehören dazu. Die sind
teilweise sogar wichtiger als alles andere. Wir haben täglich eine
Fotokonferenz gehalten, bei der jeder ein Foto vorgeschlagen hat, was
sehr schön ist und dann auch eine tolle Geschichte hat. Dafür gibt
es bei WdW auch die Rubrik „Foto und Geschichte“, und auch die
Fragen und Antworten müssen schöne Fotos haben. Eigentlich sind
schöne Fotos überhaupt die Basis für die Texte.
Weiterhin
ist mir aufgefallen, wie wichtig auch die jeweiligen Cover sind.
Schließlich entscheiden Käufer ja über das Cover, ob sie etwas
kaufen oder nicht. Das ist vergleichbar mit der Tageszeitung mit der
Titelseite. Da müssen die Themen auch ansprechend sein, zum Kaufen
der Zeitung verführen und Neugier wecken. So ähnlich ist es mit den
Covern auch, nur dass wiederum das Bild eine sehr große Stellung
einnimmt. Es muss richtig doll ansprechen und zum Lesen verführen.
Und auch die Überschriften der einzelnen Themen und Geschichten sind
noch wichtiger als bei der Tageszeitung. Sie sollen Neugier wecken,
aber auch total überraschend oder etwas Sensationelles versprechen.
So sehr übertrieben wird es im Lokaljournalismus nicht. Da kamen mir
unsere Überschriften dagegen super nüchtern, sachlich und
langweilig herüber.
Genau
darum geht es auch bei WdW: Spannende Geschichten und Themen, die
Lust auf Wissenschaft machen und vor allem alltagsnah sind. Erst
einmal auf solche Ideen zu kommen, erfordert viel Denkleistung und da
sah ich auch Potenzial, mich einzubringen. Man muss echt kreativ sein
und immer wieder neue Themen finden. Das Problem ist, dass viele
bereits schon mal im Heft waren. Einen neuen Ansatz für eine schöne
Geschichte, die schon mal im Heft lief zu finden, war nicht leicht.
Aber es hat mir echt viel Spaß gemacht, immer wieder neue Themen zu
überlegen und zu recherchieren. Recherche war sowieso bei dem Job
das A und O.
Doch
mal zurück zum eigentlichen Ablauf. Wenn die Texte und das Layout
standen, musste ich dann nur noch die Texte an das Layout anpassen.
Meist musste ich kürzen, weil einfach nicht genug Platz war. Das tat
mir schon etwas leid, aber es half ja nichts dagegen.
Schlussendlich
war ich schon echt stolz, dass ich gegen Ende des Monats die fertigen
Seiten in der Hand hatte und wusste, dass sich die harte und lange
Arbeit doch gelohnt hatte. Ich bin wirklich sehr zufrieden damit und
fand die Arbeitsweise mit den Kollegen auch wirklich sehr angenehm.
Auch wenn es Kritik gab, war sie immer konstruktiv und wohlwollend.
Und auch wenn die Kollegen viel zu tun hatten, nahmen sie sich immer
Zeit für mich und meine Anliegen.
So
viel also zum Arbeiten in Hamburg. Wie war das Wohnen? Ich habe für
den Monat bei einer älteren Frau im Alter meiner Mutter gelebt, die
Fitnesstrainerin ist und dementsprechend auch immer mal wieder außer
Haus war. Es war keine typische WG, sondern mehr eine Zweck-WG. Wir
haben uns Küche und Bad geteilt, ab und zu mal miteinander geredet,
über dies und jenes und den Alltag. Aber besonders viel haben wir
auch nicht miteinander zu tun gehabt. Ich war in meinem kleinen 13
Quadratmeter großen Zimmer ziemlich gefangen. Ich wollte so gerne
raus, was ich zumindest am Wochenende ganz gut machen konnte. Das
Zusammenleben war okay, jeder machte seins, aber auf Dauer ist so ein
WG-Leben echt nichts für mich. Ich bin zwar ein Mensch, der seine
Ruhe braucht und auch öfter allein sein will, aber das war doch
etwas zu viel.
Zuhause
bin ich ja meistens mit meinem Freund im Wohnzimmer also nie so
richtig allein. Wir machen zwar nicht viel miteinander, jeder macht
seins, aber die bloße Anwesenheit des anderen ist schon sehr schön.
Man fühlt sich nicht so allein. Anders aber in Hamburg. In meinem
kleinen Zimmer fühlte ich mich öfter mal etwas einsam und habe
sogar angefangen mit mir selbst zu sprechen. Mir fehlte einfach die
Anwesenheit von jemanden, den ich kenne. Da wurde mir bewusst, wie
wichtig mir das ist und auch immer jemanden zum reden zu haben. So
muss sich das ungefähr anfühlen, wenn man allein lebt. Meine
Mitbewohnerin wollte anscheinend auch nicht so viel mit mir zu tun
haben, obwohl wir uns ja schon sympathisch waren.
Alltagstechnisch
bin ich aber echt gut mit allem klargekommen. Da ich Zuhause sowieso
den Großteil des Haushalts allein mache, habe ich das jetzt nicht
als Umstellung empfunden. Ich hab immer für mich alleine gekocht,
war allein einkaufen. Abwaschen und putzen musste ich nicht, weil wir
eine Spülmaschine hatten und Susanne alles allein machen wollte.
Insofern war das dann also kein Problem für mich.
Am
Wochenende bin ich dann meistens unterwegs gewesen, ich wollte
eigentlich mehr mit Freunden und Bekannten aus Hamburg machen, leider
war es dann öfter mal so, dass ich allein weggegangen bin. Viele
waren nämlich entweder schon ausgebucht oder irgendwo anders
unterwegs. Von den drei Wochenenden verbrachte ich zwei so ziemlich
allein. Aber Zuhause bleiben kam mir nicht in den Sinn. Ich bin dann
trotzdem los gezogen allein und habe mir Hamburg angesehen. Und es
war wirklich eine schöne Erfahrung, auch mal alleine auf Reisen zu
gehen. Es ist zwar schon besser in Gesellschaft, aber so war ich auch
mal selbstständig, konnte hingehen wohin ich wollte und auch mal die
Ruhe und das Alleinsein erleben. Davon habe ich aber jetzt genug und
freue mich, wieder in Magdeburg zu sein und meine Freunde und meinen
Freund um mich zu haben.
Ich
habe in der Zeit wirklich viele nette Menschen kennengelernt, die ich
sehr vermissen werde. Mir sind vor allem meine Kollegen und einige
Journalistenschülerinnen, die ich bereits aus Magdeburg kannte, sehr
ans Herz gewachsen. Ich mochte vor allem das Mittagessen in der
Kantine, wo wir alle zusammen saßen. Und auch die Gespräche am
Arbeitsplatz waren herrlich amüsant. Allgemein fand ich die
Arbeitsatmosphäre sehr ruhig und gesellig und irgendwie doch schöner
als bei mir in Magdeburg. Das wird mir von allen wirklich am meisten
fehlen.
Abschließend
muss ich sagen, hat mir die Zeit in Hamburg sehr gut gefallen. Es war
schön mal rauszukommen, in einer anderen Stadt zu leben und auch auf
eine andere Art und Weise zu wohnen und zu arbeiten. Ich hatte davor
ja etwas Angst, dass ich es nicht schaffe. Vor Neuem und
Veränderungen fürchten sich ja so einige, aber im Endeffekt habe
ich mich sehr leicht daran gewöhnt und eine gute Zeit dort gehabt.
Ich bin sehr froh, dass ich dort sein konnte und so viel erlebt und
erfahren habe.
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