Direkt zum Hauptbereich

Das Verlangen nach mehr



Vor kurzem hatte ich die Entdeckung meines Lebens, es war wie eine Offenbarung: Ich habe endlich herausgefunden, warum ich immer dieses unstillbare Verlangen nach mehr hatte und mich in 1000 Ideen und Träume verlieren konnte. Die Antwort ist: Ich habe eine Scanner-Persönlichkeit. Doch was ist das eigentlich?



Im Internet wurden ich auf vielen Seiten fündig, konnte mich fast nicht mehr satt lesen davon. Es gab auch dutzende von Tests, die ich machte. Und die mir immer wieder bestätigten, dass ich tatsächlich eine Scanner-Persönlichkeit habe. Diese zeichnet sich durch sehr viele Aspekte aus, auf die ich im Artikel gerne eingehen und mit Erkenntnissen und Erfahrungen anreichern will. Und wer weiß? Vielleicht erkennt ihr euch auch darin wieder.

In erster Linie ist eine Scanner-Persönlichkeit eine, die vielseitig offen für Neues und unterschiedliche Themen ist. Wie der Name schon suggeriert, scannen solche Menschen das, was sie lesen und erfahren, sind also meist nicht zu lange bei einer Sache und vertiefen sich eher selten. Meist sind sie sehr sensibel für äußere Reize, werden von Gedanken, Eindrücken, Erfahrungen, Emotionen förmlich erdrückt und überwältigt. Sie stehen ständig unter Strom, kommen selten mal zur Ruhe.

Hattet ihr in eurer Kindheit auch einen unstillbaren Wissensdurst, habt immer wieder nach dem „Warum“ gefragt und große Freude, die Welt zu entdecken? Dann habt ihr schon mal ein Kriterium für diese Persönlichkeit gefunden. Auch ich wollte und will immer noch die Welt erkunden, habe tausend Fragen und will auf alle auch eine Antwort finden. Obwohl ich so viel Wissen bereits durch Schule und private Weiterbildung erlangt habe, kriege ich nicht genug davon.

Ich will noch mehr Wissen ansammeln, möchte noch so viel von der Welt erfahren. Einfach, um sie zu verstehen, das Leben, mich und meine Mitmenschen. Das treibt mich stets voran, lässt mich dutzende von Sachbüchern lesen. Ich habe mir vorgenommen, jeden Tag in einem Buch zu lesen. Lesen ist für mich eine wundervolle Möglichkeit, mehr zu erfahren und neue Informationen zu sammeln. Davon kann ich einfach nicht genug bekommen.

Doch damit nicht genug. Es gibt sooooo viel, für das ich mich begeistern kann. Es gibt kaum ein Themengebiet, was mich nicht interessiert. Wo soll ich nur anfangen? Ich kann mich in Themen wie Geschichte, Sprache, Naturwissenschaft, Technik, Medizin, Persönlichkeitsentwicklung, Kultur, Psychologie, Philosophie, Geographie, Biologie, Informatik, Astronomie, Esoterik, gesunde Ernährung, Soziologie, Umwelt, Kochen, Handwerk, Kunst, Wirtschaft und noch viele mehr vertiefen. Ich finde alles irgendwie spannend, manches mehr, manches weniger.

Natürlich habe ich einige bevorzugte Interessen, doch weil ich mich gerne in die Breite, statt in die Tiefe weiterbilde, versuche ich mich mal mit allen möglichen Themenbereichen auseinanderzusetzen. Lebenslanges Lernen eben! Ich liebe es, mich weiterzubilden, denn ich finde es wichtig. Wenn wir schon als Menschen Verstand haben, sollten wir es auch nutzen. Sehr schnell kann ich mich für neue Themen begeistern.

Wenn ich mal nichts zu tun habe oder einfach einen freien Tag habe, will ich diese freie Zeit unbedingt ausnutzen. Während andere lieber auf dem Sofa entspannen und Serien schauen, verfalle ich in Aktivismus. Für mich wäre es verschwendete Zeit, nur Zuhause herumzuhocken und nur reinen Spaß zu haben. Obwohl ich früher so ein Stubenhocker war und lieber meine Ruhe brauchte, bin ich jetzt am liebsten doch draußen unterwegs und unter Menschen. Das komplette Gegenteil zu meinem früheren Ich!

Ich will am liebsten immerzu produktiv und aktiv sein und vor allem etwas ERLEBEN. Immer nur dasselbe machen, ist mir zu öde. Ich habe schon immer eine recht routinierte Woche, in der ich den gleichen Projekten nachgehe. Aber mindestens einmal die Woche will ich damit brechen, einfach Neues ausprobieren. Ich nehme mir das vor und schaffe es meist auch. Raus aus der Komfortzone, rein in das Abenteuer!

Ich stürze mich dann in Aktivitäten oder Veranstaltungen, die mir nicht vertraut sind oder vor denen ich etwas Angst habe. Das kann ganz unterschiedlich ausfallen. Mal lerne ich neue Leute kennen, dann besuche ich mal einen anderen Ort oder eine andere Lokalität. Dann wiederum gehe ich zu einer mir neuartigen Veranstaltung. Oder probiere eine Aktivität aus, die ich noch nie erlebt habe. Das erfordert auch viel Kreativität, ist manchmal stressig, aber lohnt sich dann doch. Schließlich bringen diese Abenteuer immer wieder neue Erfahrungen, ich wachse daran, erweitere meine Horizont. Und das sind dann Erlebnisse, die das Leben abwechslungsreich und spannend machen.

Es kommt mir so vor, als würde ich vor Kreativität und Ideen nur sprühen. Darum habe ich immer etwas zum Schreiben da. Meist reicht auch einfach mein Handy, um Gedanken, Ideen und Erkenntnisse festzuhalten. Irgendwie springen meine Gedanken ständig hin- und her, darum fällt es mir manchmal schwer, mich auf eine Sache wirklich zu konzentrieren. Darum muss ich unbedingt meine Gedanken festhalten, damit ich sie sicher habe und ich mich endlich fokussieren kann.

Aus all den Gedanken entspringen dann meist auch Ideen für tausend Projekte. Das ist mir in letzter Zeit sehr oft aufgefallen. Ich mache ja schon in meiner Freizeit recht viel, bin viel engagiert. So bin ich bei einer Umweltschutzgruppe, habe eine eigene Selbsthilfegruppe gegründet, bin bei einer sozialen Bewegung für achtsame Kommunikation und Persönlichkeitsentwicklung, gehe zum Sport, mache bei Citizen Science-Projekten (Bürgerwissenschaft) mit, bringe einem Ausländer Deutsch bei, schreibe an meinem Buch und Blog und bilde mich stets weiter.

Also Langeweile kommt bei mir nie auf, auch so ein Merkmal von Scanner Persönlichkeiten. Eher habe ich das Gefühl, als bräuchte ich mehr Zeit für noch mehr Projekte. Obwohl mein Zeitplan schon voll ist, bleibt mir noch so viel Energie für mindestens zwei Projekte. Am liebsten würde ich mich noch in vielen anderen Bereichen engagieren, noch mehr Ehrenämter übernehmen. Momentan würde ich gerne etwas Eigenes schaffen, das mich eventuell überdauern könnte. Dahinter steckt auch der Wunsch, Sinn und Werte zu stiften. Gewissermaßen erfülle ich mir den Wunsch bereits, schließlich habe ich einige Blogs auf die Beine gestellt, schreibe ein Buch und habe eine Gruppe gegründet. Aber irgendwie reicht mir das nicht.

Und da wäre ich beim nächsten Punkt: Ich kann niemals zufrieden sein, ich will immer mehr. Ich gebe mich nicht mit wenig zufrieden. Darum auch der Drang sich ständig weiterzuentwickeln und besser zu werden. Wenn ich das nicht in den Griff bekomme, werde ich noch im Burn-out landen. Gar nicht gut. Besser wäre es, sich zu zügeln und auch mit wenig zufrieden zu sein. Da muss ich noch die richtige Balance finden.

Doch so schnell kann ich neu begonnene Projekte, auch wiederloslassen.Sobald mich etwas langweilt, lasse ich es wieder los wie eine heiße Kartoffel. Das hat mich manchmal wieder frustriert. Ein Beispiel: Ich wollte unbedingt ein kreatives Hobby machen. Habe so vieles schon ausprobiert: Zeichnen, Bildbearbeitung, Spieleentwicklung, Fotografie, Häkeln, Schmuck herstellen, Malen und noch mehr.

Aber keine der Sachen, konnte mich wirklich lange fesseln. Ich bin von einer Sache zur nächsten gehüpft. Warum? Ich will einfach kreativ sein, mich fasziniert das total, etwas mit den eigenen Händen zu machen. Ich bewundere andere, die das dauerhaft können. Aber ich habe einfach noch nicht DIE kreative Tätigkeit für mich entdeckt. Entweder ich bin nicht dafür gebraucht oder muss weitersuchen. Ich entscheide mich für letzteres. Irgendwie will ich das nicht aufgeben.

Außerdem fällt es mir als Scanner-Persönlichkeit verdammt schwer, mich zu entscheiden. Denn eine Entscheidung bedeutet auch immer, dass ich alle anderen Sachen ablehne. Aber es gibt so viele attraktive Möglichkeiten, ich will das alles nicht aufgeben. Ich will mich nicht unbedingt spezialisieren, sondern die Vielfalt genießen und erleben.

Eine Scanner-Persönlichkeit reflektiert auch viel und ist selbstkritisch. Das kann ich bei mir nur bestätigen. Nahezu jeden Tag reflektiere ich, schaue, was gut lief und wo ich noch mehr herausholen und mich verbessern kann. Eigene Fehler sehe ich leider zu sehr und verurteile mich dafür manchmal auch krass. Andererseits brauche ich Selbstkritik, denn anders kann ich mich nicht weiterentwickeln. Auch hier wieder spielt das richtige Maß eine Rolle.

Was diese Persönlichkeit auch ausmacht ist, dass sie sich als sehr individuell versteht. Und was soll ich sagen? Ich bin wirklich sehr eigenartig, wobei jeder etwas komisch ist. Aber ich empfinde mich selbst schon als sehr speziell und unkonventionell.

Bei all den Sachen und Ideen, die ich habe, weiß ich manchmal nicht, was, wie, wann und wo ich anfangen soll. Ich bin manchmal schier überfordert damit und verzettel mich sehr leicht. Ein bisschen chaotisch bin ich auch. Darum ist gutes Projekt- und Zeitmanagement doch ganz wichtig, um das Chaos in den Griff zu bekommen.

Von anderen kriegen Scanner-Persönlichkeiten zu hören, sie seien nicht wirklich durchhaltewillig, weil sie so schnell aufgeben. Kann gut sein, aber vielleicht wollen wir ja auch nicht unbedingt in etwas Experte sein, sondern eben möglichst viel Unterschiedliches ausprobieren und damit experimentieren?

Weiterhin ist es heutzutage schwierig als Scanner, weil Expertentum und Spezialisierung überall verlangt wird. Aber ich finde es nicht schlimm, wenn ich jetzt nicht einige Dinge meistere, sondern in vielen Dingen einfach gut oder auch mittelmäßig bin. Na und? Solange ich damit zufrieden bin und gut damit leben kann, ist es zulässig. Scanner haben eben verschiedene Fähigkeiten und Begabungen, warum nicht alle irgendwie fördern?

Doch was können Scanner-Persönlichkeiten tun, um im Leben klarzukommen und den richtigen Job zu finden?

Zunächst einmal, einfach sich selbst akzeptieren. Und selbst wertschätzen und diese Vielfalt genießen. Wir müssen uns nicht auf etwas spezialisieren, wir können diese Vielfalt ausleben. Niemand zwingt uns, wir können es selbst entscheiden. Lasst uns keine eigenen Beschränkungen machen, sondern diese Vielfalt fördern.

Unerlässlich ist dabei, die eigenen Ideen und Projekte im Blick zu haben. Dafür muss Ordnung sein. Also alles übersichtlich notieren und die Projekte gut managen. Dann ist es auch möglich, mehrere parallel laufen zu lassen. Damit einher geht auch gutes Zeitmanagement, also sich nicht zu viel vornehmen und genug Zeitpuffer lassen. Schauen, was will ich machen und wie viel Zeit habe ich jeweils für die Projekte.

Bei der Jobwahl dann einfach einen Beruf auswählen, der vielseitig ist und Abwechslung bringt. Meist sind es kreative Berufe, die einem Freiheiten lassen und immer anders fordern. Besonders künstlerische Berufe, Journalismus oder Schauspieler kommen mir in den Sinn. Ich selbst bin als Journalistin tätig und bin im Lokalen unterwegs. Dort habe ich echt mit den unterschiedlichsten Themen zu tun: Von Politik, Kultur, Kunst, über Wirtschaft, Stadtplanung bis hin zu Sport, Vereinen und Bildung und mehr – es ist alles mit dabei. Ich komme ständig mit Dingen in Berührung, von denen ich nichts wusste, so entdecke ich immer Neues, bilde mich weiter und habe Abwechslung. Der perfekte Job für eine Scanner-Persönlichkeit.

Es muss nicht einmal nur bei einen 40-Stunden-Job bleiben. Wer das Unbeständige sucht und dem finanzielle Sicherheit nicht so wichtig ist, kann es auch mit Teilzeitsjobs probieren. Dann sucht man sich verschiedene Jobs aus, die einem zusagen und hat auch wiederum Vielfalt.

Könnt ihr euch in dem Geschriebenen wiederfinden? Welche Erfahrungen habt ihr damit gemacht? Habt ihr Tipps für andere Scanner? ;)


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Von der Seele geschrieben: Ich will mehr Sex als mein Partner

Eigentlich ist es ja meist so: Man(n) will immer mehr als die Frau. Doch viel häufiger als man denkt, ist das Gegenteil der Fall. So wie bei mir und meinem Freund. Dass das auch für mich als Frau nicht leicht ist, glauben die wenigsten. Doch was steckt dahinter?

Was würde ich tun, wenn ich unsichtbar wäre?

Gedankenexperimente sind echt interessant. Ich mag solche Gedankenspiele nach dem Muster „Was wäre wenn,...?“ Das fördert die Kreativität und bereitet Laune. Dieses Mal frage ich mich, was ich machen würde, wenn ich einen Ring bekäme, der mich unsichtbar macht. Würde ich dann jegliche Moral vergessen und Dinge tun, die ich nicht tun würde und die eigentlich auch nicht gut sind?

In Erinnerungen versunken – wie mich die Nostalgie immer wieder fesselt

Es passiert nicht oft, aber immer mal wieder: Meine Gedanken driften in die Vergangenheit ab. Für nur einige Momente scheint die Welt still zu stehen. Mein Körper in der Gegenwart existent, aber meine Gedanken befinden sich auf Zeitreise mit meinen Gefühlen. Es sind Momente, in denen ich aus der Gegenwart flüchten kann, in jene Zeiten, nach denen ich mich manchmal sehne. Obwohl ich weiß, dass es nicht unbedingt bessere Zeiten waren. Warum nur?