Als
Kind wollte ich alles Mögliche werden und hatte echt große Träume
und Wünsche. Doch was steckt hinter den großen Berufswünschen und
warum habe ich sie nicht doch ausgelebt?
Im
Laufe meines Lebens haben sich meine Berufswünsche wirklich sehr
gewandelt. Ich habe mir mal Gedanken gemacht, was eigentlich dahinter
stecken könnte und wie realisierbar diese Träume wirklich sind.
Zuallererst
wollte ich immer Astronautin werden. Ich weiß, die Chancen dafür
stehen wirklich sehr schlecht, so viele Hürden sind zu überwinden
und wer weiß, ob man es jemals wirklich ins Weltall schafft. Aber
damals als Kind hat mich das Universum so sehr gefesselt. Das tut es
auch heute noch. Ich liebte es Nachts auf unseren Balkon zu gehen und
in den Nachthimmel zu sehen. Die Sterne zu beobachten und mich
vollkommen darin zu verlieren. Dann wünschte ich mir auch Bücher
zum Thema Astronomie. Im Fernsehen schaute ich vor allem jede Menge
Dokumentationen über Sterne, Planeten und Galaxien. Es ließ mich
einfach nicht los. Und irgendwann wollte ich so sehr auch ein eigenes
Teleskop haben, mit dem ich dann eigene Sternenbeobachtungen machen
konnte. Und dann entwickelte sich der Wunsch, mal selbst ins Weltall
zu fliegen und alles mit eigenen Augen und hautnah zu erleben. Das
Weltall hat mich so gepackt, weil es so rätselhaft ist. Es ist ein
Mysterium, was wir immer noch nicht erforscht haben. Die Vorstellung,
es sei unendlich, übersteigen mein Bewusstsein. Es macht ein wenig
Angst, aber erzeugt auch eine gewisse Ehrfurcht in mir, wenn ich
daran denke.
Das
ging eine Zeit lang gut, aber irgendwann verlor ich dann doch das
Interesse. Ich weiß gar nicht warum. Noch immer fasziniert mich das
Weltall. Doch es ist nicht mehr so wie früher. Als Kind verliert man
eben doch so leicht wieder das Interesse, außerdem ändern sich ja
die eigenen Vorlieben mit der Zeit. Das Teleskop ist inzwischen
verkauft und in meine Bücher habe ich schon lange nicht mehr
geschaut. Inzwischen denke ich, dass mein Interesse nie so groß
gewesen wären, um wirklich mal in die Richtung Astronautin zu
bekommen. Zumal man dann auch naturwissenschaftlich veranlagt sein
und ein technisches Verständnis haben muss. All das fehlt mir und
ich hätte es auch nie in dem Maße erwerben können, dass es reicht.
Ein
zweiter großer Traum von mir war es immer, mal Schriftstellerin zu
werden. Schon als Kind war ich fasziniert von Büchern. Märchen habe
ich schon immer geliebt und habe sie immer und immer wieder gelesen.
Ich weiß noch wie ich damals in der Grundschule bereits eine kleine
Kurzgeschichte über Tiere geschrieben hatte. So hat es damals
angefangen.
In
meiner Jugendzeit verstärkte sich das und ich las noch sehr viel
mehr. Ich besuchte sehr oft die Bibliothek und kam immer mit sehr
vielen Büchern nach Hause. Sie stapelten sich bei mir Zuhause, doch
ich war schnell im Lesen. Für mich war und ist das Lesen mein
absolutes Lieblingshobby. Jetzt lese ich zwar mehr Sachbücher, doch
damals habe ich auch wesentlich mehr Belletristik gelesen. Vor allem
die Werke von Kafka und Haruki Murakami haben es mir besonders
angetan, weil sie so anders sind und immer wieder Rätsel aufgeben.
Aus der Leidenschaft für Bücher entstand auch mein Wunsch, mal
etwas eigenes zu schreiben. Irgendwie wird man dann irgendwann
kreativ. Ich hatte dutzende von Ideen, inspiriert von den gelesenen
Büchern, die ich unbedingt mal umsetzen wollte. Und doch kam es nie
dazu. Klar, einige Kurzgeschichten hatte ich mal geschrieben, aber so
richtig zufrieden war ich nicht damit. Ich wollte auch mal längere
Geschichten schreiben, die mehr aus meinem Alltag erzählten.
Doch
ich blieb nicht wirklich lange dran. Mitten im Schreiben fehlte mir
dann einfach die Motivation und das Durchhaltevermögen. Und ich war
im Dilemma, weil ich nie richtig zufrieden war, mit dem was ich
schrieb. Ich hatte große Ansprüche an mich selbst. Ich fand
einfach, dass sich meine Geschichten nicht so gut lesen ließen. Da
ging einfach noch viel mehr. Und das ließ mich an meinen eigenen
Fähigkeiten zweifeln. Bin ich wirklich gut genug zum schreiben? Wem
kann ich solche Geschichten antun? Wer würde das schon lesen wollen?
Ich hätte nicht darüber nachdenken sollen und einfach weiter
schreiben sollen. Übung macht ja bekanntlich den Meister. Aber ein
bisschen Talent gehört ja schon noch dazu.
Damals
wollte ich ganz eigene fiktive Geschichten schreiben, sogar einen
richtigen Roman. Doch wie soll ich sagen? Ich hatte Schwierigkeiten
bei der Umsetzung der Geschichten. Ideen waren da, doch ich wusste
nicht so recht, wie ich diese in Geschichten entfalten konnte. Und
deswegen blieb es meist bei bloßen Ideen, die irgendwann in meiner
Schublade verstaubten.
Das
Schreiben habe ich trotzdem nie wirklich aufgegeben. Ich fing im
Studium an, einen Blog zu führen und auch wenn ich im Laufe der
vergangenen Jahre mehrere Blogs angefangen und beendet habe, bin ich
immer noch dabei. Anstoß gab mir damals eine Freundin, die selbst
gebloggt hatte und die mich mit ihrer kreativen Energie richtig
angesteckt hatte. Inzwischen schreibt sie nicht mehr, aber ich noch
immer. Es ist dabei geblieben. Und meine zweite Phasen des Erwachens
war dann während eines Praktikums bei einer Monatszeitung. Damals
studierte ich noch im Bachelor Germanistik (weil ich Literatur und
Sprache toll finde) und wusste noch nicht, was ich mal konkret damit
anfangen will. Zum ersten Mal kam ich mit dem Journalismus in Kontakt
und wusste sofort: Das Schreiben ist das, was ich auch später mal
beruflich machen will! Dabei ist es geblieben und heute absolviere
ich ein Volontariat bei einer größeren Tageszeitung (Ausbildung),
um Journalistin zu werden.
Komisch,
dass ich dabei keine Zweifel bekam, dass meine Fähigkeiten dafür
nicht ausreichen. Irgendwie hat mich meine innere Kritikerstimme
nicht durcheinander gebracht, wie zuvor. Ich war einfach felsenfest
von meinem Wunsch überzeugt, mal Journalistin zu werden. Egal wie
gut oder schlecht ich schreibe. Ich hatte meinen Beruf gefunden und
nichts und niemand konnte mich davon abbringen.
Noch
immer möchte ich mal ein Buch herausbringen. Irgendwie ist das echt
ein Herzenswunsch von mir geworden. Was steckt dahinter? Ich will
etwas Eigenes schaffen, etwas Größeres, mein Wissen und mein
Herzblut darin reinstecken und es dann allen Leuten zeigen.
Inzwischen bin ich auch dabei mein erstes richtiges Buch zu
schreiben, was dann auch dieses Jahr veröffentlicht werden soll. Es
ist zwar kein Roman, sondern Sachbuch als eine Art Mischung aus
Erfahrungsbericht und interessanten Fakten, aber immerhin ein
richtiges Buch. Insofern wird also mein Traum, Autorin zu werden,
also in zweierlei Hinsicht doch noch wahr.
Doch
zurück zu meinen eigentlichen Berufswünschen. Ein weiterer Traum
von mir war es wirklich mal auch Schauspielerin zu werden. Schon
wieder ein Traum, der sehr unrealistisch wirkt. Das sei doch eine
brotlose Kunst, sagen ja viele. Und es ist sicherlich ein sehr hartes
Business und nur wenige werden damit auch berühmt und reich. Die
meisten müssen sich da irgendwie ums Überleben durchkämpfen. Ich
weiß gar nicht so recht, warum ich Schauspielerin werden wollte. War
es wegen des Ruhmes? Weil ich dann berühmt bin? Oder hat mich der
Beruf an sich fasziniert? Vielleicht von jedem etwas. Ich glaube, es
ist schon ein sehr spannender Beruf, der immer wieder für
Überraschungen sorgt. Kein Auftrag ist so wie der andere. Mich
fasziniert an dieser Kunst ja auch, dass man sich so gut
weiterentwickeln kann. Weil man immer wieder in andere Rollen und
Figuren schlüpft. Damit lässt sich der eigene Horizont sehr
erweitern. Man trifft immer wieder auf andere Leute. Es gibt immer
andere Geschichten, Figuren, Settings und noch mehr. Jeder Dreh ist
anders. Das wirkt auf mich sehr anziehend.
Mit
Schauspielerei hatte ich in der Schule auch zu tun. Obwohl ich sehr
schüchtern war, habe ich mich für unsere Theater-AG entschieden.
Später wurde es für mich dann auch ein richtig festes Fach. Zum
ersten Mal konnte ich mich wirklich überwinden und fand es auch
nicht schlimm, von anderen auf der Bühne gesehen zu werden. Die
Proben waren spaßig und die Vorstellungen jedes Mal ein Highlight
für mich. Es machte mir großen Spaß und die anderen teilten mir
auch mit, wie sehr ich doch auf der Bühne aus mir herauskommen kann.
Und dass sie das total überrascht, weil sie mich sonst immer so
schüchtern in Erinnerung hatten. Das hat mir sehr viel
Selbstbewusstsein geschenkt und mich persönlich sehr weitergebracht.
Es machte mir Spaß mit Mimik und Gestik zu arbeiten, Rollen Leben
einzuhauchen, in eine andere Welt einzutauchen, wer anders zu sein
und andere damit zu begeistern.
Warum
habe ich das nicht weiter verfolgt? Ich glaube, da war wieder die
Stimme der Vernunft. Wie schon erwähnt, ist es sehr schwer, damit
wirklich gut durchs Leben zu kommen und erfolgreich zu sein. Und ich
bin von Natur aus jemand, der alles plant und lieber auf Nummer
sicher gehen will. Also beließ ich es bei dem Hobby. Auch da habe
ich Zweifel gehabt, ob ich denn wirklich gut genug dafür bin. Klar
bekam ich Lob, aber Schultheater ist ja noch mal ein wenig anders als
professionelles. Und im Vergleich zu anderen, wäre ich nicht so gut
gewesen. Denke ich zumindest. Außerdem konnte ich mich selbst nicht
als selbstbewusste Schauspielerin sehen. Ich bin eben nicht so,
sondern eigentlich immer noch sehr schüchtern. Aber andererseits
gibt es ja auch eher introvertierte Schauspieler.
Nicht
zuletzt wollte ich damals auch schon als Jugendliche gerne anderen
Menschen helfen. Darum wollte ich Psychologin werden. Für meine
Freunde und meinen Stiefvater war ich gerne der Kummerkasten. Ich
merkte, dass ich einfach sehr gut zuhören und mich in andere
hineinversetzen kann. Und wie sehr es mich erfüllt, anderen zu
helfen, für sie da zu sein, ihnen zuzuhören, sie zu unterstützen,
ihnen Ratschläge zu geben. Das Gefühl gebraucht zu werden, hat mich
damals auch so angezogen. Daher dachte ich darüber nach, Psychologie
zu studieren. Doch leider war dazu mein Notendurchschnitt nicht gut
genug gewesen. Es wäre auch alles andere als einfach gewesen, es zu
studieren, zumal viel Mathe und Statistik dazugekommen wäre. Hätte
ich Therapeutin werden wollen, hätte ich auch Medizin studieren
müssen, was für mich ein absolutes Ausschlusskriterium gewesen
wäre. Denn um Leuten professionell zu helfen, hätte ich Therapeutin
werden müssen. Eine einfache Psychologin dürfte das gar nicht.
Heute
habe ich den Wunsch aufgegeben, aber nicht den Wunsch, anderen zu
helfen. Wenn es nicht auf der Ebene geht, dann wenigstens durch das
Ehrenamt oder indem ich meine eigene Selbsthilfegruppe aufmache. Und
auch in meinem Freundeskreis bleibe ich weiterhin diejenige, die bei
Sorgen und Problemen ein offenes Ohr hat.
Im
übrigen gab es noch andere kleine Berufswünsche. So wollte ich mal
später Privatdetektivin werden, habe mich von Filmen und Serien dazu
inspirieren lassen. Denn das Lösen von Rätseln und Mysterien macht
mir großen Spaß. Ich bin gerne am Forschen, Recherchieren und
Aufdecken von Geheimnissen. Doch ich weiß auch, dass das nicht
leicht ist, sich damit seinen Lebensunterhalt zu sichern. Doch durch
den Journalismus ist zumindest auch das mit dabei. Schließlich bin
ich ja auf der Suche nach Wahrheiten und Antworten auf Fragen. Oder
auch mal Zeichnerin oder Synchronsprecherin werden, aber auch das war
mir alles zu riskant.
Was
kann ich aus all meinen Berufswünschen lernen? Es steckt hinter
jedem Wunsch etwas Tieferes, bestimmte Lebensmotive. Viele meiner
Wünsche haben etwas mit kreativen Schaffen zu tun, mit Kulturellem.
Ich habe mal spaßeshalber auch einen Berufstest gemacht und
herausgefunden, dass der kreative und kulturelle Bereich bei mir auf
dem ersten Platz steht. Dicht gefolgt von dem Sozialen, was ich
wiederum auch in meinem Wunsch, Psychologin zu werden, wieder
entdecken kann. Es ist der tiefere Wunsch, für andere da zu sein,
sich nützlich zu machen. An dritter Stelle kam bei mir dann das
Forschen und das Lehren dazu, womit ich also auch den Wunsch
Detektivin dabei habe. Mir ist auch bewusst geworden, dass ich mich
bei all den Wünschen nicht um Geld gekümmert habe, aber um eine
gewisse Sicherheit. War mir etwas zu riskant oder viel zu anstrengend
habe ich es auch gelassen. Eine gewisse Grundsicherheit wollte ich
haben. Gut, als Journalistin kannst du auch unsicher leben, wenn du
als freie Mitarbeiterin arbeitest. Und die Branche ist wegen
sinkender Verkaufszahlen und Digitalisierung auch im Umbruch. So
sicher ist sie nicht und doch denke ich, dass es die richtige
Entscheidung war, sich dafür zu entscheiden.
Auch
wenn ich nicht alle meine Berufswünsche umsetzen kann, so versuche
ich doch irgendwie in mein Leben zu integrieren auf unterschiedliche
Weise. Das Schauspielern würde ich gerne als Hobby wieder in mein
Leben einführen. In meiner Freizeit singe und zeichne ich auch
bereits. Und wie gesagt, versuche ich ehrenamtlich auch anderen
Menschen zu helfen. Mit Citizen Science und Rätselspielen gehe ich
meinem Bedürfnis, Detektivin zu sein auch nach. Meine Berufswünsche
leben als in einer anderen Art und Weise auch weiterhin weiter.
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