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Als ich 17 war...



Forever seventeen – für immer 17 sein. Ein Traum, den vielleicht viele haben, aber der natürlich nicht in Erfüllung gehen kann. Doch wie war das eigentlich damals, als ich noch 17 war? Das ist schon inzwischen 9 Jahre her, Zeit also mal wieder zurückzuschauen.



Durch die Webseite Blogparade, bin ich auch auf diese interessante Blogparade von Zwetschgenmann gestoßen und möchte dazu auch meine Erinnerungen und Erfahrungen teilen.

Obwohl ich mich meinem biologischen Alter, 26 Jahre, entsprechend nicht fühle, eher paar Jahre jünger (eher 22 oder 23 Jahre), habe ich mich in den neun Jahren wirklich sehr verändert – und bin auch viel erwachsener geworden.

Es fühlt sich wirklich wie eine kleine Ewigkeit ein, obwohl es doch „nur“ neun Jahre ist. Doch wenn ich mich wieder zurück erinnere an jene Zeit, fühlt es sich doch wieder so an, als wäre es gar nicht soo lange her. Es ist ein widersprüchliches Gefühl. Die Erinnerungen fühlen sich frisch an, aber mein Körper und Geist wissen beide, dass doch viel Zeit inzwischen vergangen ist. Denn es ist einfach so viel in meinem Leben passiert, ich habe mich sehr verändert und mein Leben selbst auch.

Für mich war die Jugend nicht leicht gewesen, ich hatte mit extremer Schüchternheit, Minderwertigkeitskomplexen und immer wieder Liebeskummer zu kämpfen. Mit 17 wurde es dann plötzlich besser. Wieso? Weil ich meine jetzigen Freund, meine erste große Liebe, kennengelernt habe. Insofern hat sich ab da mein Blick auf die Jugend rasant verändert: Auf einmal war es die schönste Zeit in meinem Leben, alles dank meiner großen Liebe. Wie schnell sich das Leben auch verändert.

17 Jahre alt sein – das war eine wahre Umbruchsphase für mich gewesen. Ich bin zu der Zeit neu in die Oberstufe gekommen. Der Unterricht war plötzlich anders, es gab Leistungs- und Grundfächer, ein harter Kampf um jeden einzelnen Punkt begann. Schließlich wollte ich einen guten Abitur-Durchschnitt haben. Auf einmal musste ich mich noch mehr für die Noten ins Zeug legen, eine stressige Phase begann und ich konnte mir am besten gar keine schlechte Zensur mehr leisten. Es wurde schulisch also richtig ernst. Ich war nur eine durchschnittliche
Schülern, in vielen Fächern hatte ich Zweien und Dreien, in einigen auch Einsen und leider auch wieder in einigen Vieren und Fünfen. Naturwissenschaften und vor allem Mathe lagen mir absolut nicht, dafür Sprachen, Deutsch, Kunst und Ethik umso mehr.

Außerdem musste ich mir nun wirklich Gedanken um meine Zukunft machen. Der Abschluss rückte immer näher, doch irgendwie hatte ich immer noch keinen Plan. Was soll ich mal werden? Was liegt mir? Was macht mir Spaß? All das waren Fragen, die plötzlich nach Antworten drängten. Ich bereute es, mich nicht früher damit befasst zu haben. Als Kind hatte ich noch so viele unterschiedliche Träume, was ich mal werden würde. Doch als Jugendliche und schon junge Erwachsene zweifelte ich alles an, wollte vernünftig und realistisch denken: „Mach was Vernünftiges“, haben sie gesagt. Und so entschied ich mich damals lieber eine Ausbildung als Bürokauffrau anzustreben und nicht zu studieren. Zu der Zeit wollte ich nicht studieren. Keine Lust noch mehr Prüfungen zu schreiben oder gar Hausarbeiten! Und eine Abschlussarbeit! Das war mir ein Graus.

Ich recherchierte viel im Internet, ging sogar zur Arbeitsagentur, um mich beraten zu lassen. Doch das alles brachte nicht den gewünschten Erfolg. Ich versuchte mich dann auf irgendwelche Stellen zu bewerben, doch auch das klappte weniger gut. Damals hätte ich wissen können, dass es nicht der richtige Weg ist, aber die Erkenntnis kam zu spät. Ich musste erst Erfahrungen sammeln, aus denen ich lernen konnte. So hatte ich eine Art Probearbeit als Bürokauffrau gemacht – und am Ende gemerkt, dass es absolut nichts für mich ist.

Und natürlich brachte auch meine erste große Liebe so einiges an Chaos in meinen Alltag. Das war aber positiv. Als ich meinen Freund kennenlernte, hatte ich noch nie zuvor eine Beziehung mit irgendwem gehabt. Ich war also in mehrfacher Hinsicht noch unschuldig und unerfahren. Und so erlebte ich die ganzen ersten Male mit meinem Freund. Übrigens nicht mit 17, sondern erst mit 18, weil wir kurz nachdem ich 18 geworden bin erst auch ein Paar wurden. Aber kennengelernt haben wir uns, als ich 17 war. Insofern ist es also für mich doch ein besonderes Alter. Das erste Mal hatte ich mich in jemanden richtig verliebt und er sich auch in mich. Das war einfach ein unbeschreibliches Gefühl.

Ich war also eine ziemlich Spätzünderin, auch wieder etwas, was mich von anderen unterschied. Während alle anderen zu der Zeit wechselnd andere Partner hatte, war ich die meiste Zeit meiner Jugend Single und konnte es nicht genießen. Damals gab es noch nicht so etwas wie Tinder, wo man ganz leicht Leute kennenlernen konnte. Außerdem war ich auch einfach zu schüchtern dafür, jemanden anzusprechen. Andere hatten bereits schon sehr früh feste Freunde und können auf einen beachtlichen Erfahrungsschatz zurückschauen.

Ich hatte das nicht und fühlte mich dementsprechend wieder unattraktiv und minderwertig. Wieso will mich keiner? Bin ich nicht schön genug? Ich versuchte das Beste aus mir zu machen, schminkte mich, zog schönere Kleidung an. Aber so richtig was gebracht, hatte es dennoch nichts. Als Jugendliche war ich noch unsicherer und schüchterner als heute, weil mir einfach die Erfahrung auch fehlte und ich nicht so den Umgang mit Jungs hatte.

Heute bin ich froh, dass ich noch immer mit meinem Freund zusammen bin und es so lange hält, anders als bei vielen anderen. Aber andererseits bereue ich es doch, dass ich nicht die Chance hatte oder genutzt habe, mich auszuprobieren, mich richtig auszuleben. Andere haben immer die Partner gewechselt, weil es einfach locker, zwanglos war und man herausfinden musste, wer man ist, was man will und wer zu einem passt. Ein ganz normaler Prozess. Kennenlernen, verlieben, zusammenkommen und sich dann wieder trennen. Das ist etwas, was ich eben nicht kenne, immer wieder diesen Zyklus durchzumachen. Gott sei dank oder unglücklicherweise? Trennungen tun weh, aber es gehört zum Leben dazu, um dann den passenden Partner zu finden.

War es nun eine schlimme Phase oder ein schönes Alter? Ich würde sagen, weder noch. Es war irgendetwas dazwischen. Einerseits wunderschön, aufregend, andererseits auch sehr nervenaufreibend, ein Alter voller Entscheidungen, ein Alter, in dem das Leben plötzlich ernster wurde und ich mir um meine Zukunft Gedanken machen musste.

Zuhause war alles in bester Ordnung. Die depressiven Zeiten meiner früheren Jugend waren überwunden, mein früherer streitsüchtiger Stiefvater nicht mehr da. Ich lebte mit meiner alleinerziehenden Mutter zusammen und es lief prima. Sicher gab es gelegentlich mal Streit, weil ich mein Zimmer nicht aufgeräumt hatte oder den Haushalt nicht machte. Aber so richtig die Fetzen flogen bei uns nie. Wir waren und sind immer noch ein tolles Team, haben ein super Verhältnis zueinander.

Ich war als Jugendliche und auch mit 17 nie wirklich rebellisch. Anders als die anderen ging ich nicht ständig feiern oder baute Mist. Im Gegenteil: Ich blieb die meiste Zeit über Zuhause, war eine große Stubenhockerin, die man nur schwer aus dem Haus bekam. Außerdem war ich damals immer zurückhaltend, schüchtern, was auch wiederum förderte, dass ich nicht wirklich rebellierte. Ich hatte auch keine Lust darauf, strebte eher nach Harmonie. Also war ich keine typische Jugendliche in dem Sinne.

Vielleicht rebellierte ich eher ruhig und still gegen die Gesellschaft und die anderen Jugendlichen in meinem Alter. Ich fühlte mich immer wie jemand, der so anders war und nirgendwo richtig einpasste. In der Schule gehörte ich zu den Uncoolen und Außenseitern, was mein Selbstbewusstsein noch mehr heruntergezog. Auf der anderen Seite wollte ich mich selbst pushen, indem ich mich für etwas Besonderes hielt. Ich rebellierte gegen all die Extrovertierten, versuchte sie innerlich abzuwerten, als dämlich und oberflächlich zu sehen und mich selbst als besonders tiefgründig, weil ich so introvertiert war. Ich lehnte Partymenschen und überhaupt Menschen im Allgemeinen ab, weil ich so gar nicht zu ihnen passte. Hinzu kamen meine besonderen Hobbys, so las ich gerne Bücher, Manga, schaute Anime und spielte Spiele. Alles recht nerdige Sachen, was mich noch mehr von anderen abgrenzte. Aber vielleicht sah ich darin auch die Chance, etwas anders zu sein und wollte bewusst Abstand gewinnen.

Mein Zimmer war nicht unbedingt typisch für eine Siebzehnjährige, sah eher aus wie ein Kinderzimmer. Überall hingen an der Wand Manga-Poster, das Zimmer war klein und Plüschtieren lagen auf meinem Sofa. Die Schrankwand stammt bestimmt noch aus der DDR, war rustikal und altmodisch. Das passte alles irgendwie nicht zusammen, auf der einen Seite altbacken und dann doch kindisch. Und dennoch fühlte ich mich dort wohl, verbrachte dort die meiste Zeit.

Alkohol habe ich schon bestimmt einige Jahre zuvor getrunken, aber war kein Freund davon. Klar, habe ich mich auch mal betrunken, aber danach habe ich es bereut und mir geschworen nichts oder nur wenig zu trinken. Und das halte ich bis heute noch so. Ich trinke nicht gern Alkohol, weil es mir nicht schmeckt. Ich habe es früher getan, um cool zu wirken und zu den anderen zu gehören. Doch inzwischen bin ich erwachsen genug, diesem Gruppenzwang zu widerstehen und poche eher darauf, mir selbst treu zu bleiben und nicht zu trinken. Doch als Jugendliche war ich hin- und her gerissen in dem Alter. Wollte ja wenigstens etwas so sein wie die anderen. Doch geraucht oder andere Drogen genommen habe ich nicht, und das bereue ich absolut nicht. Denn allein der Geruch von Zigarettenqualm bereitet mir wahre Übelkeit, dann muss es noch schlimmer sein, wenn man den Geschmack im Mund hat.

Die Hobbys damals mit 17 unterscheiden sich schon sehr von denen, die ich heute habe. Wobei ich gewissen Hobbys doch treu geblieben bin. Ich lese nach wie vor sehr gerne, aber damals waren es vor allem Manga, Comics und Romane. Eine Leseratte bin ich also schon immer gewesen. Natürlich verbrachte ich sehr viel Zeit mit dem Internet, meine Abende waren voll damit. Vor allem flüchtete ich mich in Filme, Serien und Videos, mit denen ich abschalten und den Alltag vergessen konnte. Und ich war sehr viel in sozialen Netzwerken unterwegs und schrieb wesentlich mehr als heute. Zwar bin ich irgendwie dank Smartphone noch öfter und länger am Schreiben, aber längere Textnachrichten sind eine Seltenheit geworden. Außerdem spielte ich unglaublich gern Videospiele, was ich auch heute noch mache, aber in Maßen. Sport machte ich übrigens auch, aber damals war es noch keine so große Leidenschaft wie jetzt. Damals begrenzte sich der Sport auf paar Fitnesseinheiten Zuhause und der Sport in der Schule. Meine Freizeit verbrachte ich am liebsten allein und Zuhause, eben richtige Stubenhockerin. Ich traf mich wenigstens ein bis zweimal die Woche mit den wenigen Freunden, die ich hatte. Und ich liebte es, Manga zu zeichnen. Etwas, was mir inzwischen leider verlorengegangen ist. Ich war also in meiner eigenen kleinen Welt gefangen, war verträumt und machte nicht das, was andere in dem Alter machten.

Inzwischen hat sich das doch sehr gewandelt: Denn ich verbringe liebend gern jetzt mehr Zeit mit anderen, es gibt nur wenige Tage in der Woche, an denen ich mal nicht etwas mit anderen unternehme. Und auch in der Woche bin ich öfter Abends unterwegs, weil ich mich ehrenamtlich engagiere, bei verschiedenen Gruppen mitmache. Und bei diesen Treffe blühe ich auf und fühle mich wesentlich wohler. Ich unternehme wesentlich mehr als früher, gehe öfter raus und empfinde es als verschwendete Zeit, wenn ich einen ganzen Tag nur Zuhause verbringe. In mir ist so ein Bedürfnis, rauszugehen, aktiv zu sein und etwas zu erleben. Damals habe ich mich mit meiner kleinen Welt zufrieden gegeben, mir hat es an nichts gefehlt, doch heute denke ich mir: Wärst du doch damals öfter rausgegangen, du hast so viel verpasst! Das hole ich alles nach. Selbst das feiern gehen, versuche ich etwas nachzuholen, aber eben auch nicht so oft.

Damals interessierte ich mich schon für etwas tiefgründigere Themen: Wer bin ich? Wie kann ich den Lebenssinn für mich finden? Natürlich beschäftigte mich meine Zukunft und Berufswahl. Damals hatte ich allerdings noch nicht so ein breites Spektrum an Themen und Interessen wie heute. Ich interessierte mich für Japan, die Kultur, Manga, Anime, Spiele und das Internet. Ich interessierte mich damals noch sehr für Sänger und Schauspieler der asiatischen Kultur, verehrte sie wie meine Idole und verbrachte verdammt viel Zeit damit, etwas über sie in Erfahrung zu bringen. Auch befasste ich mich sehr mit meiner Schüchternheit und Introversion, weil ich mich selbst auch besser kennenlernen und verstehen wollte.

Abschließend lässt sich sagen, dass dieses Alter seine Tücken hatte und einen großen Umbruch in meinem Leben für mich darstelle, vor allem weil ernst wurde mit der eigenen Zukunft und ich meine erste große Liebe kennenlernen durfte. Zuvor war meine Jugend aber recht unspektakulär verlaufen. Es gibt heute viele Dinge, die ich so gerne hätte damals probieren wollen, doch es lässt sich nicht ändern. Ich kann nur optimistisch in die Zukunft schauen und das Beste weiterhin aus meinem Leben machen.



Kommentare

  1. Vielen Dank für's Mitmachen und den tollen Beitrag.
    17 scheint ja tatsächlich weitaus weniger großartig zu sein als uns die Schlagerwelt weismachen wollte.
    Gefühlschaos pur. Danke für diesen tiefgehenden Einblick und viele Grüße
    Lutz

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