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Weder introvertiert noch extrovertiert



Du bist weder besonders zurückhaltend, noch besser laut? Du kommst gut mit anderen zurecht, brauchst aber auch mal Zeit für dich. Du bist weder richtig introvertiert, noch extrovertiert. Dann bist du wahrscheinlich ambivertiert.



Der Begriff „ambivertiert“, wie es die Webseite "Karrierebibel" definiert ist eine Wortschöpfung. Der hintere Teil "vertiert" ist der gemeinsame Nenner der beiden Pile. Begriff "ambi" leitet sich vom lateinischen Wort "ambo" ab, bedeutet demnach "beide". Insofern steht also ambivertiert zwischen den beiden Extremen extrovertiert und introvertiert.

Was bedeuten aber eigentlich Extroversion und Introversion?
Beides sind Begriffe für zwei Gegenpole im Hinblick auf unser soziales Verhalten, beschreiben aber auch zwei recht gegensätzliche Wesenszüge.

Was Introvertierte und Extrovertierte ausmacht

Introvertierte Menschen werden als ruhig, zurückhaltend empfunden. Sie reden nicht viel, hören mehr zu, wirken teilweise unnahbar, weil man nicht weiß, was sie denken. Auch mit Gefühlezeigen halten sie sich eher zurück. Sie ziehen es vor, lieber Zeit allein zu verbringen oder zumindest Gespräche mit wenigen Menschen zu führen. Generell lieben sie Ruhe und Stille, wirken dadurch auch sehr tiefenentspannt.

Viel Hektik, Anspannung und viele Menschen sowie Lärm können sie nur schlecht ertragen. In der Hinsicht sind sie sehr sensibel, was um sie herum passiert. So kann es sein, dass sie schnell ausgelaugt sind, wenn sie mit vielen Menschen zu tun haben. Darum ziehen sie sich auch öfter zurück, um sich davon wieder zu erholen. Bei ihnen ist die Reizschwelle recht niedrig, deswegen vertragen sie auch nicht so viel Tumult um sich. Introvertierte Menschen hängen oftmals ihren Gedanken nach, und wissen genau, was sie sagen werden. Sie überlegen sich das Gesagte auch meist gut. In Gesprächen kommen sie meist nicht so oft zu Wort, aber wenn doch, dann haben ihre Aussagen auch Hand und Fuß. Introvertierte Menschen bevorzugen eher Deep Talk, statt Small Talk, sie lieben tiefgründige Gespräche. Sie können allerdings auch richtig aufblühen, wenn sie über ein Thema sprechen, das sie begeistert.

Sie können sich schwer öffnen, brauchen recht viel Zeit, um Vertrauen zu fassen. Sie haben lieber wenige, dafür gute Freunde. Introvertierte können sehr gut zuhören, sie gehen auf das Gesagte ein, ohne sofort wieder etwas von sich erzählen zu müssen. Darum können sich ihre Mitmenschen auch viel leichter öffnen. Sie sind gute Beobachter, erkennen Details und können sich in andere recht gut hineinversetzen. Sie haben kein Problem allein zu sein. Für sie bedeutet Alleinsein nicht gleich Einsamkeit. Sie wollen lieber im Hintergrund bleiben, nicht zu sehr auffallen, leben gedanklich eher in ihrer eigenen Welt.

Generell befassen sie sich viel mit sich selbst, ihren Gedanken und Gefühlen. Sie sind eher nach innen gerichtet, reflektieren viel und befassen sich mit Selbstfindung. Daher kennen sie sich meist selbst auch sehr gut.


Und dann haben wir auf der anderen Skala die Extrovertierten. Sie sind so ziemlich das Gegenteil von den Introvertierten. Sie sind sehr gesellig, reden gerne und viel und blühen in Gruppen richtig auf. Sie stehen gerne im Mittelpunkt und lieben diese Aufmerksamkeit.

Sie tanken anders als Introvertierte ihre Energie durch das Zusammensein mit anderen. Alleinsein ist für sie meist nicht lange ertragbar, sie brauchen Gesellschaft, fühlen sich sonst auch schneller einsam. Extrovertierte lernen gerne und schnell andere kennen, können sich leichter öffnen, sie schließen schneller Freundschaften. Sie sind sehr kontaktfreudig und suchen Gelegenheiten, in Gesellschaft zu sein. Daher wollen sie auch gerne unterwegs sein, etwas unternehmen. Sie brauchen diese Anspannung, Abenteuer und Aufregung. Und weil ihre Reizschwelle sehr hoch ist, suchen sie ständig Aktivitäten, Beschäftigung, ansonsten wird ihnen doch schnell langweilig.

Extrovertierte haben das Talent, einfach das zu sagen, was ihnen in den Kopf kommt. Sie reden einfach und denken sich nichts dabei. Sie sind voller Energie und Tatendrang. Außerdem sind sie meist auch sehr dominant, selbstbewusst und energisch. Wenn sie etwas wollen, dann sagen sie das auch und versuchen es, zu bekommen. Sie wenden sich generell eher nach außen, Reflexion und die Beschäftigung mit sich selbst und entspannteren Sachen sind nicht so ihr Ding


Woran du erkennst, dass du ambivertiert bist

1. Du fühlst dich in verschiedenen Situationwn wohl
 Ambivertierte Menschen mögen es, in Gruppen zu sein und verbringen gerne Zeit mit anderen. Aber sie fühlen sich auch mit selbst allein sehr wohl.


2. Du denkst viel nach, auch über das, was du sagst
Ambivertierte Menschen haben den introvertieren Wesenszug, dass sie doch auch viel nachdenken und auch überlegen, was und wie sie etwas sagen.

3. Andere gut einschätzen
Sie können wie introvertierte Menschen andere gut einschätzen, haben eine gute Beobachtungsgabe und Menschenkenntnis.

4. Man sagt dir, dass du sympathisch bist
Als ambivertierter Mensch wird du von anderen weder als zu ruhig oder zu laut eingeschätzt. Du wirkst durch deine Ausgeglichenheit sehr angenehm und auch sympathisch.

5. Die einen sagen dir, dass du introvertiert bist, andere extrovertiert.
Die Fremdwahrnehmung unterscheidet sich meist von der Eigenwahrnehmung. Aber wenn es vorkommt, dass die einen die als ruhig und schüchtern bezeichnen, andere wiederum dich nur als sehr offenen Menschen kennen. Dann ist das ein starkes Indiz, dass du eben je nach Situation und Menschen charakterlich flexibel und damit ambivertiert bist.

6. Du kannst deine Energie unterschiedlich gewinnen.
Sowohl in Gesellschaft als auch im Alleinsein kannst du dich erholen oder blühst richtig auf. Das hat den Vorteil, dass du eigentlich auf unterschiedliche Art und Weise wieder deine Batterien aufladen kannst.

7. Du passt in keines der Extreme
Wenn du dich selbst weder als besonders introvertiert noch als extrovertiert einschätzt, wirst du wahrscheinlich etwas dazwischen sein, nämlich ambivertiert. Wenn du merkst, dass Eigenschaften beider Extreme auf dich passen, dann trifft die Ambivertiertheit auf dich zu.

8. Keine Problem, neue Kontakte zu schließen, brauchst aber Zeit, um zu vertrauen?
Generell sind Ambivertierte gesellige Menschen, die auch schnell mal Kontakte knüpfen, leicht mit Leuten in Gespräch kommen. Doch sobald es darum geht, die Beziehungen zu vertiefen, sich mehr zu öffnen und von sich selbst zu erzählen, hemmt dich etwas. Für Ambivertierte ist es trotzdem nicht so leicht wie bei Extrovertierten sich zu öffnen und anderen zu vertrauen. In der Hinsicht sind sie näher bei den Introvertierten. Aber es fällt ihnen doch etwas leichter als letzeren.

9. Du bist mal mehr oder weniger sozial
Es gibt Situationen, da ist der Ambivertierte total aufgedreht, richtig gesellig, kann stundenlang quatschen und gut aus sich herauskommen. Doch in anderen Situation will der Ambivertierte einfach nichts sagen, nur seine Ruhe haben und sich zurückziehen. Diese Stimmungswechsel sind prägend für Ambivertierte.

10. Du fühlst dich unter anderen Menschen wohl, kannst aber auch gut allein
Dir macht es nicht aus, wenn du die ganze Nacht mit anderen Menschen feierst. Aber du findest auch es auch nicht schlimm, mal einen ruhigen Abend zu haben und dich mit deinen Hobbys allein zu befassen.

11. Zählst du zu den kontaktfreudigen Menschen, bist jedoch auch gerne zurückhaltend?
Du bist jemand, der schnell andere Leute kennenlernt, gut auf andere zugehen kannst. Und trotzdem bist du im Gespräch eher introvertiert, hörst mehr zu und öffnest dich erst nach und nach.

12. Suchst du nach Aktivitäten und Neuem, aber nicht immer?
Bist du wie ein Extrovertierter, der einfach Aufregung und Spaß braucht, aber eben auch mal entspannen und nichts tun kannst?

13. Liebst du das gute Gespräch, bist aber auch glücklich, wenn du nachdenken kannst?
Du kannst sehr tiefgründige Gespräche führen und auch Smalltalk bringt dich nicht auf die Palme. Du magst es auch, einfach mal so zu plaudern, ohne, dass es einen tieferen Sinn hat. Danach fühlst du dich zufrieden. Aber du verbringst auch gerne mal Zeit für dich, wo du einfach nichts tust und einfach deinen Gedanken nachgehst. Du denkst generell viel nach.


Wenn viele Punkte auch auf dich zutreffen, bist du mit hoher Wahrscheinlichkeit auch ambivertiert. Das Ding ist ja, dass Menschen grundsätzlich keinem Extrem angehören. Die meisten sind eigentlich eher vom Wesen her gemischt, insofern sind wahrscheinlich auch die meisten Leute eher ambivertiet.

Ich bin auch kein Freund davon, andere immerzu in Schubladen zu stecken. Ich denke, dass unser Verhalten und wie wir uns geben, sehr von der jeweiligen Situation, den Menschen und unserer Stimmung abhängig ist. So kann es sein, dass ich mal ruhiger bin und anderen Tagen mehr aus mir herauskommen kann.

Ambivertierte Menschen sind also die goldene Mitte und am ausgeglichensten von allen. Sie haben den großen Vorteil, dass sie charakterlich sehr flexibel sind und sich an unterschiedliche Situationen und Menschen anpassen können. Sie vereinen Eigenschaften von Extroversion und Introversion, was durchaus gut ist. Sie sitzen nicht unbedingt zwischen den Stühlen, weil sie sich weder zu einem noch zu dem anderen Pol zugehörig empfinden. Es ist eher von Vorteil, dass sie geistig so flexibel sind. Es gibt nämlich Situationen, in denen mal mehr Extroversion und mal mehr Introversion gefragt sind.


Bin ich ambivertiert oder nicht?

Früher hatte ich mir immer gedacht, dass es am besten wäre, extrovertiert. Ich hatte mich selbst immer als introvertiert aufgefasst, was ich auch lange Zeit war. Doch mit der Zeit öffnete ich mich mehr, wurde selbstbewusster, suchte mehr den Kontakt mit anderen Menschen. Inzwischen würde ich mich nicht mehr als introvertiert bezeichnen. Ich bin zwar immer noch mehr introvertiert als extrovertiert, würde mich aber auch eher als ambivertiert bezeichnen.

Ich verbringe den Großteil meiner Freizeit eigentlich mit anderen Menschen, alleinsein finde ich inzwischen nicht mehr so toll und manchmal auch eher langweilig. Ich bin jemand, der Action und Abenteuer braucht, will immer wieder raus und etwas erleben. Wenn ich mit anderen zusammen bin, blühe ich eher auf, bin voller Energie, anders als Introvertierte. Mir macht es nichts aus mit anderen zusammenzusein, ich könnte es die ganze Zeit. Ich brauche auch mal meine Pausen, aber die halten sich in Grenzen. Ich in Gruppen mal lauter und gesprächiger, mal auch wieder ruhiger und mehr die Zuhörerin. Auf Arbeit beispielsweise würden mich Kollegen als introvertiert wahrnehmen.

Generell liebe ich es neue Menschen kennenzulernen, ich habe auch keine Probleme, Leute anzusprechen und mit ihnen zu reden. Doch ich merke, dass es mir nicht so leicht fällt, aus diesen Kontakten wirklich tiefere Beziehungen zu machen. Aus Bekannten Freunde zu machen, ist für mich noch immer nicht so leicht. Über wirklich persönliche Sachen, Gefühle und Gedanken spreche ich nach wie vor nur mit engen Freunden.

Während ich mit Freunden zusammen sehr gut aufdrehen und offen sein kann. Bei anderen Gruppen bin ich auch eher offen, sozial, geselliger und rede auch mehr. Es kommt also bei mir immer darauf an, mit wem ich zusammen bin. Deswegen höre ich mal von den einen, dass ich eher ruhig wirke. Dann habe ich aber von anderen Menschen auch sehr oft gehört, dass sie mich überhaupt nicht als schüchtern sehen. Sie sind erstaunt, wie offen und herzlich ich bin. Ich bin auch was das Gefühle zeigen angeht, ein sehr offener Mensch. Man kann aus meinem Gesicht lesen, was ich denke und fühle. Ich zeige gerne meine Emotionen und lächle und lache auch viel.

Dann gibt es aber auch wieder Situationen, in denen ich mich sehr zurücknehme, lieber mehr zuhöre als rede. Ich bin generell kein Mensch, der stundenlang erzählt, außer nur, wenn ich eben etwas ganz Wichtiges habe oder bei meinen engen Vertrauten. Aber ansonsten hält sich das die Waage. Ich rede in Maßen, nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig. Und generell denke ich oftmals über das Gesagte nach, bin viel am reflektieren und überlegen.

Für mich ist es eigentlich nicht leicht und eindeutig zu sagen, was ich bin. Vielleicht ist es auch gar nicht so wichtig, zu wissen. Ich weiß nur, dass ich sowohl Eigenschaften von Introvertierten und Extrovertieren in mir habe. Bei Ambivertierten ist es so, dass sie meist nicht genau in der Mitte sind. Es schwankt bei ihnen, mal sind sie mehr introvertiert, mal extrovertiert. Das ist absolut in Ordnung. Für mich ist eine wichtige Erkenntnis, dass es nicht immer wichtig ist, sich genau einordnen zu können oder einem Extrem anzugehören. Die goldene Mitte ist meist das Beste. Und dass Persönlichkeit eben nicht fest ist, sondern sehr dynamisch, immer im Fließen ist und sich den Umständen entsprechend anpassen kann, ist für mich sehr einleuchtend.

Was meint ihr dazu? Habt ihr schon mal vom Ambivertiertsein gehört? Würdet ihr euch selbst als ambivertiert bezeichen oder doch mehr als introvertiert oder extrovertiert?



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