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Arten von Freundschaften

Vergangene Woche ging es um eine ganz besondere Freundschaft – nämlich die zu einem Computer. Heute will ich mir mal Freundschaften unter Menschen widmen: Welche gibt es denn? Und welche Freundschaften wünschen wir uns am meisten?

Wen man als Freund ansieht und was für einen selbst Freundschaft ausmacht, ist vermutlich von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Und hängt auch von der Kultur ab, in der man aufgewachsen ist. Die Amerikaner beispielsweise sehen vermutlich jeden Bekannten auch schon als Freund, sie haben ein eher ausgedehntes Konzept von Freundschaft. Nur so als Beispiel.


Was ist Freundschaft?

Was macht also für mich Freundschaft aus? Die Frage könnt ihr euch auch gern mal stellen. Gern könnt ihr mir eure Vorstellungen unten in die Kommentare schreiben.

Für mich ist jemand ein Freund, den ich sympathisch finde, den ich mag und mit dem ich mich gerne regelmäßig treffe und Zeit verbringe.

Was einen Freund eindeutig von einem Bekannten unterscheidet ist eben, dass ich gezielt Kontakt und Nähe suche und das schon öfter und regelmäßig. Während ich auch Kollegen, Nachbarn und Leute, die ich nicht so gut kenne, als Bekannte zähle, sind Freunde für mich Menschen, die mich ganz gut kennen. Ich fühle mich bei ihnen wohl, kann so sein, wie ich will, und auch mal meine Fehler, Schwächen und Macken preisgeben. Mit Freunden verstehe ich mich gut, wir können zusammen lachen und gut miteinander reden. Ich interessiere mich für ihr Leben und sie sich auch für meins. Freunden vertraue ich auch mal was an, weil ich mich mit ihnen verbunden fühle und ihnen auch vertraue. Mit Freunden habe ich viel Spaß, unternehme auch mal was zusammen, um gemeinsame Erinnerungen zu schaffen. Genauso liebe ich aber auch lange Unterhaltungen bei ausgiebigen Spaziergängen. Und Freunde sind auch Menschen, die ich schon länger kenne.


Nun also zu den Arten und Typen von Freunden, die ich kenne:


Lockere Freunde

Die machen schon einen Großteil meiner Freundschaften aus. Lockere oder vielleicht auch negativer ausgedrückt „oberflächliche“ Freundschaften sind für mich jene, mit denen ich mich oft treffe, wir erzählen uns aus unserem Leben, haben zusammen Spaß, unternehmen etwas zusammen. Wir reden über das, was gerade so los ist bei uns, tauschen uns über Neuigkeiten und verschiedenste Themen aus. Aber so richtig tief wird es bei solchen Treffen meist nicht. Wir haben einfach eine schöne Zeit zusammen, lachen zusammen, freuen uns und trennen uns wieder. Lockere Freunde sind für mich jene, die ich vielleicht einmal im Monat höchstens, ansonsten alle paar Monate sehe. Eine richtig tiefe Verbindung besteht nicht, aber wir sind trotzdem auf einer Wellenlänge und verstehen uns gut. Mit lockeren Freunde rede ich nicht unbedingt über meine Sorgen, Ängste und meinen Kummer. Ich will mit ihnen einfach nur eine schöne Zeit haben und das reicht mir auch.


Alle-paar-Monate-sehen-Freundschaften

Unter dieser Kategorie können lockere Freunde, aber auch enge Freunde fallen. Klingt vielleicht etwas komisch, dass ich enge Freunde nur so selten sehe. Wie soll man da eine enge Freundschaft pflegen?

Tatsächlich habe ich etwa drei Freunde, die auch gleichzeitig zu meinen alten und engen Freunden gehören, aber auch zu den Freunden, die ich eben so selten sehe. Auf die komme ich später zurück. Kurz gefasst sind das Freunde, die man entweder aus Zeitgründen oder weil man in unterschiedlichen Städten wohnt, einfach nicht öfter sehen kann. Freunde, die entweder viel zu tun haben, oder viele andere Freunde haben oder eben aus Zeitgründen nicht anders können. Oder weil unsere Zeitpläne einfach nicht übereinstimmen.

Ich habe auch eine recht gute Freundin, die ich beispielsweise manchmal sogar nur einmal oder zweimal im Jahr sehe. Aber dafür haben wir relativ regelmäßig, einmal die Woche, Kontakt zueinander und telefonieren auch einmal im Monat miteinander. Mit einigen Freunden, die ich dann nur so selten sehe, habe ich trotzdem kein Problem, wieder eine Verbindung zu haben. Das sind dann aber auch alte und/oder enge Freunde. Entweder hat man viel zusammen erlebt, was die Verbindung eben bestehen lässt oder die Vertrautheit ist einfach sofort wieder da, als ob dazwischen die Zeit nie vergangen wäre.

Bei anderen Freunden dagegen fühlt es sich an, als würden wir fast wieder bei Null anfangen. Bei diesen, meist lockeren Freunden, besteht meist dann auch wenig Kontakt zwischendurch und man hat eben keine gemeinsame Geschichte. Die Freundschaft entwickelt sich eigentlich nur bei diesen Treffen. Wie kann da auch wirklich Intimität bestehen? Und wenn doch, dann meist nur kurz. Und bis zum nächsten Treffen ist die Vertrautheit wieder verpflogen.


Internet-Freunde

Ich hatte früher vor vielen Jahren in meiner Jugend recht viele eigentlich eher Bekanntschaften, mit denen ich viel geschrieben habe und höchstens auch mal selten telefoniert habe. Damals habe ich die meisten auch nicht mal wirklich getroffen und mit der Zeit haben wir uns aus den Augen verloren. Aber heute pflege ich eigentlich kaum noch Internet-Freundschaften.

Ich zähle allerdings meine eine enge Freundin, die in einer anderen Stadt wohnt auch als Internet-Freundin, da wir meist miteinander schreiben oder telefonieren, um unsere Freundschaft zu pflegen.

Ansonsten gibt es noch einen Freund, mit dem ich mich, obwohl er hier wohnt, nur alle paar Monate treffe, aber zumindest täglich schreibe. Ich finde das gut so, da wir so den Kontakt halten und irgendwie auch die Beziehung pflegen könne. Allerdings zweifle ich manchmal daran, ob das wirklich eine Alternative ist und uns das wirklich zusammenbringt.

Ist es nicht mehr eine Illusion, wenn man nur ständig miteinander schreibt und glaubt, man würde sich kennen? Nichts kann das persönliche Treffen, wo man noch viele andere Aspekte des anderen aufnimmt und kennenlernt ersetzen. Persönliche Treffen bringen einen wirklich näher, man kann über so vieles sprechen und auch gemeinsame Erinnerungen schaffen, anstatt nur darüber zu reden oder zu sprechen. Auch mit einer anderen Freundin habe ich fast nur über Whatsapp Kontakt, weil wir es einfach nicht auf die Reihe kriegen, uns mal zu treffen. Während ich nur am Wochenende Zeit habe, ist es bei ihr andersherum. Aber irgendwann schaffen wir es auch mal, hoffentlich dann, wenn ich frei oder Urlaub habe.

Internet-Freunde wirken wie Freunde, aber richtig erfüllend ist das ganze Hin- und Herschreiben auch nicht wirklich. Es entsteht eben keine echte Bindung zueinander. Es mag eine vorübergehende Lösung sein, wenn man nicht in der gleichen Stadt wohnt oder man einfach keine Zeit findet, sich zu treffen. Aber das sollte nicht das persönliche Treffen ersetzen.


Alte“ Freunde

Alte Freunde sind Freundschaften aus der Kindheit, aus dem Kindergarten oder der Grundschule oder meinetwegen auch allgemein Schulfreunde, mit denen man noch immer als Erwachsener befreundet ist. Das sind für mich die wichtigsten Freundschaften überhaupt. Denn alte Freunde haben einen schon sehr lange begleitet, man kennt sich aus früheren Zeiten, kennt die Sünden des anderen, die Höhen und Tiefen, hat sie auch gemeinsam durchgestanden. Alte Freunde kennen einen von allen am besten, ausgenommen von den Eltern vielleicht.

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich denke, dass gerade solche Freundschaften das Potenzial haben, wirklich lange anzudauern, vielleicht sogar ein Leben lang. Wenn man schon gemeinsam die Schulzeit überstanden hat und selbst noch als Erwachsene befreundet ist, hat man die kritische Phase, in der man sich noch komplett anders entwickelt, überwunden. Und wenn man dann noch als Erwachsene befreundet ist, wo man ja einigermaßen gefestigt ist, dann möchte ich doch hoffen, dass sich nichts mehr an der Freundschaft ändert. Wobei wahrscheinlich noch die Familiengründung die Freundschaft auf die Probe stellen wird. Mal sehen, wie sich die Freundschaften dann später entwickeln.

Es mag sein, dass sich solche Freundschaften komplett anders entwickeln, weil wir uns als Menschen auch immer wieder ändern. Manchmal kann es sein, dass man nicht mehr dieselben Hobbys und Interessen hat, einen anderen Lebensstil pflegt. Doch solche Freundschaften halten trotzdem, vor allem wegen der gemeinsamen Vergangenheit. Ich finde, dass es damals in der Schulzeit einfacher war, echte Freunde zu finden. Irgendwie hat einen das doch echt zusammengeschweißt, man hatte einen gemeinsamen Schulalltag, hat sich danach noch getroffen, ob nun zum Hausaufgaben machen, lernen oder eben um Zeit miteinander zu verbringen. Da ich solche Freundschaften nicht mehr haben werde, vermute ich, schätze ich sie umso mehr wert.


Enge Freunde

Für mich gehören alte Freunde auch zu meinen engen Freunde, das bedingt sich einfach gegenseitig. Solche Freunde kennen mich eben zu gut, wir haben viel zusammen durchgemacht und uns trotz Differenzen und Distanzen nicht aus den Augen verloren. Das macht eine starke Freundschaft aus.

Es gibt aber auch „neuere“ Freunde, die ich erst seit paar Jahren kenne und vielleicht auch nicht so oft sehe (höchstens einmal im Monat), die ich auch zu meinen engen Freuden zähle. Warum? Weil ich mit ihnen im Gegensatz zu den lockeren Freunden, einfach auch Probleme und Ängste und Sorgen besprechen kann. Ich kann mich bei ihnen fallen lassen, mich vollkommen öffnen und meine Schwächen zeigen. Enge Freunde sind für mich solche, die mich wirklich gut kennen und auch meine Abgründe akzeptieren. Sie nehmen mich, wie ich bin. Das sind jene Freunde, mit denen ich mehr spazieren gehe, denen ich mein Herz ausschütten kann und ich weiß, meine Geheimnisse sind bei ihnen aufgehoben. Für mich sind enge Freunde, die wirklich wahren und idealen Freunde.


Beste Freunde

An der Spitze der engen Freunde ist der beste Freund oder die beste Freundin. Ich habe zumindest einen besten Freund, den ich bereits seit der 1. Klasse kenne, also mittlerweile schon seit 20 Jahren. Wow, so eine lange Zeit! Klar, haben wir uns unterschiedlich entwickelt, aber lange Zeit haben wir uns auch zusammen entwickelt. Wir waren zusammen auf einer Grundschule, sind gemeinsam aufs Gymnasium gegangen und haben unser Abitur gemacht. Und obwohl wir jetzt gar nicht mehr so sind wie damals zu Schulzeiten, sind wir uns so vertraut und verstehen uns immer noch gut, dass es einfach eine beste Freundschaft sein muss. Bei ihm kann ich wirklich komplett ich selbst sein, kann ihm wirklich alles anvertrauen. Er ist für mich mein bester Freund, weil ich ihn unglaublich gern habe und mir ein Leben ohne ihn auch nicht vorstellen kann. Auch wenn wir uns nur selten sehen können, wenn ich meine Heimat wieder besuche. Es ist jedes Mal so, als wäre die Zeit seit unserem letzten Male stehen geblieben. Wir können immer noch so reden wie damals, herumblödeln und uns ärgern. Er ist für mich schon fast wie ein Bruder.

Eine beste Freundin habe ich tatsächlich leider nicht, obwohl ich früher mal eine hatte, mit der ich mich inzwischen auseinander gelebt habe. So eine beste Freundin wäre schon schön: Wir haben ständig Kontakt miteinander, erzählen uns alles, können über alles ablästern oder schwärmen, wir teilen alles miteinander und sich nicht mehr zu trennen. Aber inzwischen denke ich, dass ich selbst nicht mehr so der Typ bin, der bei Freunden anhänglich ist, ich brauche meinen Freiraum, den mir vor allem lockere Freundschaften verschaffen.


Hobby-Freunde

Dazu zählen all die Freunde und Bekannte, bei denen mehr die gemeinsame Tätigkeit eine Rolle spielt. Sprich all diejenigen, mit denen ich Hobbys teile, sei es nur zusammen Sport machen, sich ehrenamtlich engagieren oder in irgendeiner anderen Art und Weise nur in der Gruppe treffen. Ich habe einen Freund, mit dem ich mich tatsächlich jede Woche zum Tanzen treffe. Wir reden dabei zwar auch, aber es geht vor allem ums Tanzen und das schweißt uns auch zusammen. Er ist eigentlich der einzige Freund, den ich jede Woche wirklich sehe, also eine absolute Ausnahme. Ansonsten zählen zu meinen Hobby-Freunden auch jene andere, die ich meist nur in der Gruppe sehe und mit denen ich Spaß habe und mich gut verstehe. 


Inspirierende Freunde

Es gibt oder gab manche Freunde, die mich echt inspiriert haben. Eine Freundin, die inzwischen woanders wohnt, hat mich zum Bloggen inspiriert. Wäre sie nicht gewesen, hätte ich das Schreiben nicht für mich entdeckt. Ein anderer Freund hat mich mal zum Deep Talk überredet. Das ist so eine Art Gesprächskreis, bei der man komplett offen über seine Emotionen und Probleme spricht. Dank ihm konnte ich diese wunderbare Erfahrungen dort machen und mich weiterentwickeln. Ich verdanke ihm aber auch viele andere Gedankenansätze, weil unsere Gespräche immer wieder sehr tiefsinnig sind.


Freundschaft-Plus

Mit Freundschaft-Plus meine ich nicht unbedingt Sexfreundschaften im üblichen Sinne. Es sind für mich meist Männer, zu denen ich mich hingezogen fühle oder in die ich verliebt war, aber eben freundschaftlich geblieben bin. Freunde, bei denen ich merke, dass sie sich auch zu mir hingezogen fühlen, wodurch irgendwie immer ein bisschen Spannung in der Luft ist. Eine Art Kribbeln im Bauch.


Könnt ihr einige Freundschaften auch bei euch wiederfinden? Oder gibt es auch andere Arten von Freundschaften, die ihr kennt?


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