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Nur mal so am Rande – ich fühle mich auch ohne Make-Up wohl!

Make-Up und Frauen, das gehört einfach zusammen. Eine Frau, die ungeschminkt aus dem Haus geht, das ist doch ein Skandal, oder? Ich finde: Nein. Das ist absolut in Ordnung. Denn ich schminke mich selbst schon seit Jahren nicht. Warum das so ist und wie ich mich damit fühle, erfahrt ihr in meinem Beitrag.


Als ich mich noch schminkte

Es war nicht immer so, dass ich ungeschminkt durch die Gegend lief. Irgendwann in der Pubertät mit etwa 14 oder 15 Jahren fing ich an, mir Eyeliner und Lidschatten aufzutragen. Das war so die Zeit, in der sich so gut wie alle schminkten. Es war die Zeit, in der man anfing, sich hübsch zu machen, weil man sich für Jungs interessierte und sie beeindrucken wollte. Und da es alle machten, zog ich mit, quasi Gruppenzwang. Ich hatte aber auch das Gefühl, damit schöner und attraktiver auszusehen und ging praktisch nie ohne heraus. Dabei zog ich den Eyeliner immer sehr lang in den Augenwinkeln und benutzte relativ auffällig blauen oder grünen Lidschatten. Ich weiß nicht, ob es gut aussah, in meinen Augen schon. Was andere darüber dachten, wusste ich nicht. Gelegentlich trug ich auch mal Lipgloss, um meine Lippen schön schimmern zu lassen und ihnen eine andere Farbe zu verleihen.

Von Lippenstift war ich schon immer fasziniert gewesen, trug diesen aber super selten. Ich weiß aber noch, dass ich einen ganz alten knallpinken Lippenstift von meiner Mutter aufbewahrt hatte. Aber habe ihn eigentlich nie getragen. Wenn ich mal Lippenstift trug, war es ein Desaster. Ich erinnere mich daran, wie ich mal einen knallroten trug, alle waren scheinbar begeistert, meinten er würde mir sehr gut stehen. Nur mein bester Freund nahm mich zur Seite und sagte, dass ich damit aussehe wie eine Schlampe und das gar nicht zu mir passte. Über seine Meinung kann man sicherlich streiten, aber vielleicht war doch etwas Wahrheit dran. Ein knallroter Lippenstift hat schon etwas Erotisches und Verruchtes, in Medien und Filmen sieht man damit meist Femme Fatales, sexy Frauen, die andere verführen. Das passte aber eigentlich auch so gar nicht zu mir. Also ließ ich es nach diesem Experiment mit dem Lippenstift bleiben.

Was hatte ich mir damals vom Schminken erhofft? Ich wollte wie alle anderen attraktiver aussehen, fühlte mich vielleicht etwas selbstbewusster und schöner. Außerdem fühlte es sich einfach auch erwachsener an und man sah auch älter aus als man ist. Als Jugendliche war ich super schüchtern, ein richtiges Mauerblümchen, auch äußerlich. Ich erhoffte mir, damit ein wenig mehr aufzufallen. Ich wollte nicht mehr das graue Mäuschen von nebenan sein. Aber da sich alle schminkten, erzielte ich wahrscheinlich nicht den erhofften Effekt. Und ja, natürlich wollen ich den Jungs gefallen, für die ich mich interessierte. Es brachte aber nichts. Ich hatte trotzdem keinen Erfolg in der Liebe. Und das hatte auch nicht nur etwas mit meinem Äußeren zu tun. Ich war eben einfach viel zu zurückhaltend und fühlte mich auch minderwertig, das konnte die Schminke auch nicht ausgleichen.


Ich brauche kein Make-Up mehr!

Als ich dann aber vor etwa 9 Jahren mit meinem ersten Freund und heutigen Mann zusammenkam, änderte sich alles. Irgendwann hörte ich einfach auf, mich zu schminken. Das war zu dem Zeitpunkt, als wir zusammenzogen. Während unserem ersten Jahr waren wir in einer Fernbeziehung, da schminkte ich mich noch immer wieder. Aber es ließ schleichend nach. Es war keine bewusste Entscheidung, ich habe es dann einfach vernachlässigt.

Nach einem Jahr Beziehung ließ ich es dann komplett sein. Fragt mich nicht, warum, ich weiß es selbst nicht so genau. Ich kann es nur vermuten. Ein wichtiger Grund, sich zu schminken, ist für viele Frauen, anziehender auf Männer zu wirken. Aber selbst wenn Frauen dann in einer Beziehung sind, hören sie nicht auf, sich zu schminken. Das ist also nicht der einzige Grund für die meisten Frauen. Sie wollen vielleicht auch einfach für sich selbst und für alle anderen schöner aussehen, fühlen sich damit selbstbewusster und attraktiver.

Ich kam vermutlich an dem Punkt, dass ich mir dachte: Ich brauche mich nicht mehr zu schminken. Ich habe schon jemanden gefunden, der mich auch ungeschminkt liebt. Wozu sich also noch zurecht machen, wenn man den Freund sicher hat? Wahrscheinlich war es für mich der Hauptgrund, überhaupt mit dem Schminken anzufangen. Ich fühlte mich aber auch geliebt von meinem Freund, eben auch ungeschminkt. Ich fühlte mich bestärkt darin, dass ich Make-Up nicht brauchte, um zu strahlen. Und ich empfand es auch überhaupt nicht seltsam, mich nicht zu schminken. Hier einige Gründe, warum ich aufs Schminken gerne verzichte:


Welche Vorteile es hat, sich nicht zu schminken


Ich muss nichts mehr verstecken

Ganz ehrlich, manche Frauen übertreiben es schon mit dem Make-Up. Die sind ungeschminkt fast nicht mehr wiederzuerkennen. Und da frage ich mich: Was soll denn das? Muss man sich denn so mit Schminke zukleistern, dass man von seinem wahren Gesicht nichts mehr sehen kann? Das kann für mich nur eine Art Kompensation sein, um das wahre Gesicht zu verstecken, weil man sich selbst hässlich oder unattraktiv findet.

Das Schöne am fehlendem Make-Up ist für mich ganz klar: Ich zeige mich, wie ich wirklich bin. Ich muss mich nicht verstecken, ich stehe zu meinem Gesicht mit Pickeln und anderen Unreinheiten oder Narben. Ich muss nichts kaschieren, nichts verschönern, niemanden blenden. Ich zeige mein natürliches Gesicht, weil ich es auch einfach mag. Ich würde mich nicht als hübsch bezeichnen, eher als durchschnittlich, aber das ist okay. Ich muss mein Gesicht nicht schöner machen als es ist, weil es eben nicht echt ist.

Ich weiß, dass es auch viele Frauen mit dezentem Make-Up gibt, wo man beinahe nicht sieht, dass sie geschminkt sind. Das ist absolut okay, können sie gerne so weiter behalten. Ich kann verstehen, dass einige eben hier und da etwas nachbessern, weil sie dann frischer, gesünder, attraktiver aussehen. Wenn sie sich damit wohler fühlen, meinetwegen. Aber ich verzichte darauf. Ich brauche das nicht.


Mehr Selbstwertgefühl

Seitdem ich kein Make-Up trage fühle ich mich einfach selbstbewusster. Komisch, es ist eigentlich der gleiche Effekt, den viele haben, wenn sie sich schminken. Ohne fühlen sie sich unsicher, machen sich Sorgen, dass sie nicht schön genug aussehen.

Bei meinem ungeschminktem Ich mache ich mir keine Sorgen. Ich frage mich nicht: Was denken wohl die anderen? Sieht man die Augenringe und Pickel? Finden mich die anderen attraktiv? Inzwischen nach gut 8 Jahren Ungeschminktsein mache ich mir überhaupt keine Gedanken mehr. Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt, an mein natürliches Gesicht. Wie schon geschrieben, ich finde es gut so, wie es ist, und brauche keine Verschönerung. Wofür denn auch? Für mich selbst? Ich mag diese Natürlichkeit und will sie nicht aufgeben, ich fühle mich damit attraktiv und selbstbewusst genug. Ja, früher schminkte ich mich, um eben auch älter auszusehen. Denn ich sah aufgrund meiner asiatischen Wurzeln immer jünger aus als ich bin und das nervte mich. Also versuchte ich durchs Make-Up älter zu wirken. Heute brauche ich das nicht, weil ich es auch in Ordnung finde, wenn ich jünger aussehe. Ich habe gelernt, zu akzeptieren, dass ich eben so auf andere wirke. Aber es macht mir auch einfach nichts mehr aus.

Gerade, dass ich den Mut habe, mich so zu zeigen, wie ich bin, gibt mir wahnsinnig viel Selbstvertrauen. Das schafft nicht jeder.


Mehr Freiheit und Unabhängigkeit

Jede Frau, die auch ungeschminkt herumläuft, hat Respekt verdient, weil sie sich nicht dem Gruppenzwang oder den gesellschaftlichen Vorstellungen unterwirft. Sie macht ihr eigenes Ding und es ist ihr egal, ob das komisch aussieht oder nicht. Sie ist einfach authentisch und das finde ich bewundernswert.

Sich Schminken scheint schon eine gesellschaftliche Norm zu sein, an die sich alle Frauen halten. Ich breche mit dieser Norm, entziehe mich diesem Schönheitsideal: Und ich fühle mich so viel freier und unabhängiger, weil ich niemandem gefallen will. Ich gefalle mir selbst ungeschminkt und mehr brauche ich nicht. Ich muss niemanden mehr beeindrucken, auf andere attraktiv und schön aussehen. Ich finde mich so, wie ich bin, schön und gut genug.

Indem ich mich nicht mehr schminke, löse ich mich von so vielen Fesseln: Von Geld- und Zeitaufwand, von Ängsten, Sorgen, von niedrigem Selbstvertrauen, von Vorstellungen, Unannehmlichkeiten und noch mehr. All das sorgt dafür, dass ich mich einfach freier fühle.


Ich falle auf

Früher wollte ich durch Schminke mehr auffallen, geklappt hat das nicht wirklich. Heute verzichte ich auf Make-Up und erzeuge eben gerade diesen Effekt: Ich falle auf, weil ich mich nicht schminke so wie alle anderen. Das ist heutzutage wirklich sehr unüblich. Wenn man dann doch eine ungeschminkte Frau sieht, ist das sehr erfrischend und bringt Abwechslung.

Eigentlich mag ich es ja nicht im Mittelpunkt zu stehen. Ich bin noch immer recht introvertiert und schüchtern. Aber was meinen Umgang mit meinem Aussehen betrifft, bin ich doch wesentlich reifer und selbstbewusster geworden.


Zeitersparnis

Ein großer Pluspunkt ist, dass ich überhaupt keine Mühen habe, ich muss mich nicht stundenlang ins Bad stellen, jeden Tag, weder um mich zu schminken, als auch um mich wieder abzuschminken. Ich hätte weder die Zeit noch die Nerven das täglich zu machen. Wozu denn auch? Die Zeit weiß ich besser und sinnvoller zu nutzen.


Weniger Kosten

Ebenso spare ich jede Menge Geld, was andere in alle möglichen Utensilien und Schminkzeug investieren. Was für eine Geldverschwendung und hinzu kommt noch jede Menge Müll, den man damit produziert, nicht gut für die Umwelt. Das Geld nutze ich lieber zum Reisen oder zum Essen gehen, wenn das wieder gehen sollte. In Dinge, die mir mehr nützen und mich glücklicher machen.


Gesündere Haut

Make-Up ist pure Chemie, damit tut sich niemand etwas gutes, wenn er täglich seine Haut damit belastet. Lieber zu Pflegeprodukten greifen, das ist gesünder und sinnvoller. Und nicht mal das brauche ich. Das Einzige, was ich täglich nutze ist Seife und Wasser, oh mein Gott, werden sich viele denken! Aber ja! Es klappt. Nicht nur beim Schminken bin ich minimalistisch, sondern auch was Körperpflege betrifft. Aber was soll ich sagen: Es klappt, vor allem mein Gesicht hat kaum Unreinheiten, alle paar Monate kommt vielleicht mal ein Pickel, aber mehr auch nicht. Meine Haut ist zumindest im Gesicht samtweich und rein. Und das ganz ohne Chemie und Pflegeprodukte. Ich denke, es täte jeder Frau mal gut, ab und zu auf das Make-Up zu verzichten und die Haut wieder atmen zu lassen


Weinen, wann man will, es verschmiert nichts

Als ich noch Lidschatten und Eyeliner und Wimperntusche trug, musste ich immer aufpassen, dass ich nicht weinte, zu viel schwitzte oder mir ins Gesicht fasste. Es könnte ja sein, dass das Make-Up zerstört wird. Das war immer super nervig und umständlich, weil ich gern mal weine, ob vor Lachen oder vor Trauer. Heute kein Thema mehr, denn da gibt es nichts mehr, was verschmiert oder zerlaufen kann.


Schminken wird etwas besonderes, wenn ich es selten mache

Weniger ist mehr und das trifft auch auf Make-Up zu. Schminken ist für mich zu etwas Besonderem geworden. Wenn ich mich schminke, muss es einen besonderen Anlass geben. Man sieht mich eben nur selten geschminkt und dann wirkt das eben auch ganz anders. Es fällt mehr auf und es wirkt eben auch beeindruckender, als wenn ich mich täglich schminken würde.


Warum trauen sich so viele nicht mehr ungeschminkt aus dem Haus?

Wenn es doch etwas so Gutes hat, mal ungeschminkt zu sein: Warum machen es nicht viel mehr? Schminken ist für viele etwas alltägliches geworden, sozusagen eine Art zweite Haut vieler Frauen, eine Art Maske. Von klein auf sehen wir es bei unseren Müttern und Frauen, in der Pubertät lernen wir es selbst kennen. Alle fangen an sich zu schminken und das geht bis ins Erwachsenenalter. Ab einem bestimmten Alter ab 50 oder 60 lässt es erst wieder nach, da machen sich die meisten Frauen auch weniger einen Kopf darum. Vielleicht weil sie es gelassener sehen, für niemanden mehr attraktiv sein brauchen, weil sie lernen, sich in ihrer ungeschminkten Haut wohl zu fühlen? Doch die Jahre zu vor tragen wir immer wieder Make-Up aus ganz verschiedenen Gründen.

Es scheint schon so eine Art ungeschriebenes Gesetz zu sein. Frauen müssen sich schminken, weil das zu ihrer Weiblichkeit gehört, weil sie schön aussehen müssen. Es ist ein Schönheitsideal geworden, eine Art ungesagte Norm. Frauen haben attraktiv und schön auszusehen und wenn sie es von Natur aus nicht sind, müssen sie eben nachhelfen. Während Schönheitsoperationen noch belächelt werden, wird Schminken, sich weiblich anziehen oder abnehmen, um noch attraktiver auszusehen, nicht hinterfragt. Es ist selbstverständlich geworden, dass Frauen mehr auf ihr Aussehen achten als Männer. Es ist auch Gruppenzwang geworden: Alle machen es so, also muss ich es auch so machen, um nicht aufzufallen. Man will ja irgendwie auch dazu gehören.

Im Umkehrschluss bedeutet es für jemanden wie mich, die sich nicht schminkt, dass ich gegen dieses Schönheitsideal, gegen diese Norm verstoße. Ich breche mit dem Klischee. Ich achte weniger auf mein Aussehen, versuche nicht schön und attraktiv durch Make-Up zu sein. Ich versuche nicht, anderen mit meinem Äußeren zu gefallen. Und das stiftet Verwirrung, für einige, Frauen wie Männer, wirkt es komisch, auf sie wirke ich weniger weiblich. Ich weiß, dass mich einige Frauen seltsam ansehen und ich merke, dass ich nicht wirklich dazu gehöre. Das hatte ich damals gefühlt, als ich in Uni-Sportkurse kam und alle so schick und geschminkt aussahen. Ich fiel auf, weil ich mich nicht schminkte. Aber wisst ihr was? Es hat mir nichts ausgemacht.

Ich mag mich wie ich bin und ich finde, man sollte seine Weiblichkeit und Schönheit nicht allein durch Make-Up und weibliche Kleider definieren. Weiblichkeit ist so viel mehr und Schminke ist auch nur mehr Schein als Sein.

Schlussendlich bleibt zu sagen, dass ich vermutlich weiterhin ungeschminkt bleibe. Egal, was andere dazu sagen. Aus meinem Umkreis habe ich bisher auch keine Kritik erhalten, mein Mann wünscht sich nur, dass ich mich mal öfter schminke und zurecht mache. Mal sehen, ob ich diesem Wunsch nachgehe.

Ein Appell an euch: Traut euch mal, öfter ungeschminkt zu sein! Ihr müsst nichts verstecken, ihr seid schön, so wie ihr seid. Probiert es aus und schaut, was das mit euch und eurer Umgebung macht.

Wie steht ihr zu dem Thema sich nicht schminken? Habt ihr damit Erfahrungen gemacht?







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