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Denk auch mal an dich – Warum Egoismus mal sein muss

Egoismus wird von vielen eher als negativ verstanden. Man soll nicht egoistisch, zu ich-bezogen handeln, das kann nur schief gehen. Aber ist das wirklich so? Ich finde, dass man auch ruhig egoistisch sein sollte. Warum, erfahrt ihr in dem Beitrag.


Egoismus – ein Wort, was meist wirklich sehr negativ aufgefasst und verwendet wird. Wer egoistisch ist, denkt nur an sich selbst, ist narzisstisch, in sich selbst verliebt, macht nur das, was er will ohne Rücksicht auf andere. Gut, es gibt durchaus wahre Egoisten, auf die das zutrifft. Aber seien wir mal ehrlich: Ist nicht jeder von uns mal ein Egoist oder denkt vor allem an sich selbst? Das ist einfach so, das liegt uns in den Genen und im Selbsterhaltungstrieb verborgen. Wir sind uns eben immer noch der Nächste. Aber warum ist das denn so schlimm?


Was hält uns davon ab, gesund egoistisch zu sein?

Es gibt viele Gründe, weswegen es in der Gesellschaft als schlecht gesehen wird, wenn wir egoistisch denken und handeln. Hier mal einige Gründe:


Pflichtbewusstsein

Wir denken, dass wir anderen etwas schuldig sind, sie haben etwas für uns getan, also sollten wir auch etwas für sie tun. Und stellen dabei unsere eigenen Bedürfnisse hinten an. Pflichten kommen immer als erstes, nach diesen müssen wir uns richten.


Verantwortungsgefühl

Besonders wenn man eine eigene Familie zu versorgen hat, stellt man ebenso sich selbst hinten an. Es geht immer in erster Linie darum, dass es der Familie gut geht. Wir fühlen uns vor allem für unsere Kinder verantwortlich, wir müssen dafür sorgen, dass sie ihren Weg gehen und glücklich werden. Oder wir haben Freunde, denen es nicht gut geht, also sind wir in der Verantwortung für sie dazu sein, uns aufzuopfern.


Bescheidenheit

Oftmals fällt es uns auch einfach schwer, Nein zu sagen. Wir denken, dass wir selbst nicht wichtig genug sind und dürfen nicht mal etwas dagegen sagen, wenn uns noch mehr Aufgaben auf Arbeit aufgehalst werden. Was fällt uns ein, dagegen zu protestieren? Nein, es ist wichtiger, dass andere zuerst kommen und wir am besten erst zuletzt.


Gutmütigkeit

Einige Menschen lieben es, sich für andere aufzuopfern, sie helfen für ihr Leben gern, so auch ich. Selbst wenn uns jemand mal enttäuscht, verletzt oder traurig gemacht hat. Wir sind einfach viel zu nett und können dem anderen nicht böse sein und verzeihen ihn. Wir sind auch einfach viel zu freundlich, als dass wir Bitten und Wünsche einfach so abschlagen können. Wir machen das doch gern, aber tief in unserem Inneren wissen wir, dass das auch irgendwann zu viel ist. Und das wird leider von einigen Menschen ausgenutzt.


Es anderen immer recht machen wollen

Oftmals denken wir auch nicht an uns und setzen uns nicht für unsere Bedürfnisse ein, weil wir Angst haben, andere zu verletzen oder deren Zuneigung zu verlieren. Um das zu verhindern tun wir alles, damit das nicht passiert. Und handeln auch mal gegen unsere Bedürfnisse und unseren Willen.


Positiver/gesunder Egoismus versus negativer/ungesunder Egoismus


Egoismus ist nicht gleich Egoismus. Man muss zwischen gesunden und ungesundem Egoismus unterscheiden.

Gesunder Egoismus zeichnet sich dadurch, dass du dich mit dir selbst befasst, dich wertschätzt, an dir selbst arbeitest, dich gut um dich und deine Bedürfnisse sorgst. All das tust du aber auch immer in Hinblick auf andere, das bedeutet, dass du darauf achtest, niemandem weh zu tun, nichts tust, was anderen schadet oder verletzt.

Ungesunder Egoismus wiederum meint, dass wir auf die Bedürfnisse anderer nicht achten, wir sind nur auf uns fokussiert, tun, was wir wollen, zwingen andere, verletzen sie, manipulieren sie, nutzen sie aus. Wir handeln also so, dass es anderen schadet. Diesen Egoismus wollen wir nicht.

Der Egoismus, von dem also immer alle sprechen und der so kritisiert wird, ist also der ungesunde und auch negative Egoismus. Den will ich auch nicht in Frage stellen. Sobald wir also etwas für uns tun und damit eben andere damit verletzen ist es eben der negative Egoismus.

Ich bin dafür, dass wir generell einfach den Egoismus nicht verurteilen, sondern differenziert betrachten und unsere Vorstellung davon hinterfragen. Und ich denke, dass wir durchaus auch einfach öfter mal an uns denken sollten und das auch nicht schlimm ist, sondern Vorteile für alle hat.


Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht

Nicht umsonst heißt es so schön: „Wer an sich selbst denkt, denkt auch an die anderen.“ Und das stimmt ja auch. Wenn es uns gut geht, wenn wir uns um uns kümmern, dann können wir eher für andere da sein, ihnen helfen. Wenn wir uns selbst lieben, sind wir erst in der Lage auch Liebe zu geben. Nur wer sich gut fühlt, kann auch anderen bei Problemen helfen.

Es ist so ähnlich wie bei der Starthilfe beim Autofahren. Wir können eine Starthilfe nur geben, wenn unser eigenes Auto intakt ist und auch genug Strom haben, um einem anderen Auto beim Losfahren zu helfen.

Oder wenn ich einen Freund habe, der gerade Probleme wie Depressionen hat. Es ist natürlich schön, wenn wir für den anderen da sind. Aber es bringt niemandem etwas, wenn wir uns so aufopfern, dass wir selbst daran zugrunde gehen. Deswegen wird auch immer geraten, dass man auch für sich sorgt, dass man sich um seine Bedürfnisse und sein Wohlbefinden kümmert. Nur so kann man auch für den Freund da sein und ihm helfen. Ich muss mir selbst etwas geben, Liebe, Glück, Gesundheit, um es auch anderen zu geben und es zu teilen.


Positive Folgen von Egoismus

Du wirst glücklicher: Du kümmerst dich um dein Wohlbefinden und dass es dir gut geht. Du tust Dinge, die dir Freude bereiten. Und Glück wird bekanntlich auch mehr, wenn du es mit anderen teilst.

Du wirst lieber zu anderen: Du lernst, dich selbst zu lieben und zu schätzen, kannst wohlwollender mit deinen Fehlern und Schwächen umgehen, bist mit dir im Reinen. Und so wie wir uns behandeln, behandeln wir auch unsere Mitmenschen.

Du kannst anderen besser helfen: Wie schon erwähnt, nur wenn wir uns gut fühlen, können wir anderen helfen. Wer zu viel mit sich beschäftigt ist aufgrund von Problemen kann selbst für andere schlecht da sein.

Du bist unabhängiger: Du befasst dich mit dir selbst, lernst Grenzen zu setzen, Nein zu sagen, dein Glück nicht von anderen, sondern von dir abhängig zu machen. Du lernst, dass du dir selbst deine Konstante bist, gibst dir selbst Halt.

Du bist selbstbewusster: Du lernst, dass deine Bedürfnisse und dein Wille genauso wichtig ist wie die der anderen. Du setzt dich für dich selbst ein und stehst für dich ein.

Du lebst authentischer: Du kommunizierst ganz offen und ehrlich, wie es dir geht, was du dir wünscht, was du willst und brauchst. Du sagst auch mal Nein, wenn du etwas nicht willst und machst auch einfach mal das, was du brauchst und willst und nicht immer was andere wollen.


Wie entwickle ich einen gesunden Egoismus?


Selbstliebe

Wir sollten lernen, dass wir Liebe nicht im außen und bei anderen suchen sollten. Das macht uns auch abhängig von der Anerkennung und Zuneigung anderer. Und es kann eben auch mal passieren, dass beides eben verloren geht. Aber wenn wir lernen, uns selbst zu akzeptieren und zu lieben, haben wir etwas Festes und wertvolles gewonnen. Wir können immer wieder Liebe aus uns selbst herausschöpfen, brauchen nicht unbedingt die Liebe anderer, werden freier.

Herausfinden, was man will

Selbstfindung ist super wichtig, um zu wissen, wie ich mich um mich gut kümmern kann. Finde heraus, wer du bist, was dich ausmacht. Was willst du im Leben? Wo willst du hin? Was braucht du, zum glücklich sein? Was sind deine Fähigkeiten und Leidenschaften? Was gibt dir Sinn und Halt? Was sind deine Werte? Was tut dir gut und was nicht?

Selbstfürsorge

Wichtig ist auch, sich immer wieder Zeit für selbst zu nehmen, einfach mal um sich kümmern und alles andere mal hinten stellen. Denn wie schon geschrieben: Wir sind eben auch wichtig in unserem Leben und sollten daher nicht zu kurz kommen. Wir müssen immer wieder auch mal unsere Batterien aufladen. Tue etwas, was dir Spaß macht, wo du vollkommen aufgehst. Nimm dir auch mal Auszeiten zum Entspannen oder Reflektieren. Sei gut zu dir selbst, sorge dich um dich, pflege dich körperlich und seelisch.

Arbeite an deinem Selbstbewusstsein

Werde dir bewusst, dass du selbst wichtig bist, du bist der Protagonist in deinem Leben. Es ist eben so, dein Leben dreht sich um dich und da ist nichts falsch daran. Du bist auch genug, du bist gut, wie du bist, mit all deinen Schwächen aber auch Stärken. Werde dir bewusst, dass du ein wertvoller Mensch bist, der es verdient hat, dass es ihm gut geht und er glücklich sein kann.

Authentisch sein

Je besser du dich kennst, desto reiner bist du mit dir selbst. Nur wenn du weißt, wer du bist und was dich antreibt, kannst du so leben, wie du willst. Lerne deine Gedanken, Gefühle und dein Handeln in Einklang zu bringen. Handle öfter so, wie du es dir wünscht und nicht wie es von anderen verlangt wird. Wenn du Schauspieler werden willst, aber deine Familie dich dazu bringen will, etwas vernünftiges zu lernen und beruflich zu machen. Dann lass dir nichts einreden, sondern höre auf dein Herz und dein Bauchgefühl. Es ist DEIN Leben und nicht das der anderen. Darum hast du immer das Sagen! Du hast Angst, anderen deine Meinung zu sagen und verstellst dich ihnen zuliebe, um ihnen zu gefallen. Hör damit auf und lerne, dich selbst zu akzeptieren und zu lieben. Dann gibt es auch nichts mehr zu verstecken. Sei mutig, stehe zu dir selbst und verhalte dich auch mal so, wie es andere eben nicht von dir erwarten. Das bist du und es ist okay, wenn du du bist und kein anderer. Du brauchst nicht um die Anerkennung der anderen zu kämpfen, wenn du dich selbst magst. Dann ist es egal, was die anderen denken.

Nicht darüber denken, was andere denken

Wo wir also beim nächsten Punkt sind, was andere denken, ist nicht unser Problem, sondern das Problem der anderen. Das ist natürlich nicht leicht zu verinnerlichen und danach zu handeln. Wir haben es nicht unter Kontrolle, was andere über uns denken und wie sich uns gegenüber verhalten. Wir können es niemandem recht machen und selbst wenn wir es versuchten, es wird immer jemanden geben, der uns nicht mag oder uns nicht gut behandelt. Aber das muss nicht an unserem Selbstwert kratzen. Wenn wir wissen, was uns ausmacht und dass wir wertvoll sind und gut genug, dann kann es uns egal sein, was andere von uns halten.

Nein sagen lernen und Grenzen setzen

Es ist nicht leicht, Nein zu sagen, man will ja andere nicht enttäuschen oder verletzen und schon gar nicht, dass andere einen deswegen nicht mehr mögen. Aber das Problem ist eben, dass wir dann uns von anderen abhängig machen und uns selbst dabei untreu werden. Außerdem macht uns das auch leicht manipulierbar und manche Menschen nutzen uns dann eben aus, weil sie wissen, dass man es leicht mit uns machen kann.

Darum sollten wir lernen, öfter mal Nein zu sagen, wenn etwas gar nicht wollen, uns nicht gut fühlen oder andere Gründe haben. Es kostet auch eine Menge Überwindung, zu sich selbst zu stehen. Aber es muss eben auch sein. Gesunder Egoismus bedeutet auch, dass wir uns selbst schützen und vielleicht auch davor, von anderen verletzt oder ausgenutzt zu werden.

Anderen nur helfen wenn es mir gut geht

So sehr wir anderen helfen wollen. Wir sollten immer auch darauf achten, dass es uns gut geht und wir uns auch in der Lage fühlen, für andere da zu sein. Es bringt nichts, wenn wir genug eigene Probleme haben oder uns schlecht fühlen. Das saugt uns nur noch mehr aus, wir fühlen uns schlechter und auch der andere wird es merken, dass uns das nicht gut tut. Also immer zuerst schauen, ob wir uns dazu in der Lage fühlen, Abstand brauchen, um unsere Batterien aufzuladen und dann erst handeln und dem anderen zur Seite stehen. Das ist absolut in Ordnung und sollte der andere verstehen.

Erfolge feiern und stolz sein

Eigenlob stinkt! Ein Spruch, den jeder kennt und verinnerlicht hat. Aber warum denn? Das hat doch nichts mit Eitelkeit oder Narzissmus zu tun. Wir loben und einfach viel zu selten und suchen eher nach Bestätigung durch andere. Das kann gefährlich sein, weil wir uns wieder abhängig von anderen machen. Ich bin eher dafür: Mehr Eigenlob! Das stärkt unser Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein und macht uns freier von den Einflüssen durch andere. Wir sollten auch mal stolz auf uns sein, wenn wir etwas geschafft haben und uns selbst dafür wertschätzen. Und unsere eigenen Erfolge verinnerlichen und feiern.


Etwas für sich selbst tun, ohne anderen zu schaden

Das ist ja alles schön und gut, aber wie schafft man es denn nun gesund egoistisch zu sein, ohne, dass man anderen dabei schadet? Es ist wichtig, dass man generell dabei nicht nur sich selbst, sondern auch die anderen im Blick hat. Also möglichst nichts tut, was anderen schadet oder sie verletzt, was Nachteile für andere bringt. Das mag wie ein Widerspruch klingen, aber ich denke, dass es nie gut ist zu extrem zu sein, weder nur an sich zu denken noch sich für andere vollkommen aufzuopfern. Man muss irgendwie ein Gleichgewicht schaffen. Hier noch weitere Möglichkeiten, wie wir lernen auf eine gesunde Art und Weise egoistisch zu leben.

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