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Schluss mit Single Shaming!

Wer heute sagt, er wolle keine Beziehung und ist glücklich damit, entfacht damit eine sehr hitzige Diskussion. Denn auch noch in der heutigen Zeit wird das Single-Sein eher weniger gern gesehen. Dabei übersehen aber viele, dass es ein genauso wertvolles Lebensmodell wie die Partnerschaft sein kann und so einige Vorteile bringt. Und das sage ich als überzeugter Beziehungsmensch!


Ich will keine Beziehung“ – ein Satz, der oftmals die Gemüter erhitzt, vor allem derjenigen, die gefühlt nie lange Single waren, sondern sich immer wieder in die nächste Beziehung stürzten. Da kommen Sätze auf wie: „Du hast einfach noch keinen passenden Partner gefunden, der Richtige kommt noch!“ „Du bist zu anspruchsvoll“, „Du weißt gar nicht, was du damit verpasst!“ Oftmals ist es gemischt mit Mitleid gegenüber dem überzeugten Single. Und wenn er dann auch noch sagt, dass er gerne Single ist, es genießt und glücklich damit ist, werden die meisten sehr ungläubig, stellen das sofort in Frage.

Ich muss gestehen, dass ich leider eine Zeit lang auch zu dieser Sorte Mensch gehört habe. Bisher lebe ich immer noch in meiner ersten Beziehung, die mittlerweile fast zehn Jahre andauert, habe meinen Partner inzwischen auch geheiratet. Nachdem ich lange zuvor unfreiwillig Single war und jetzt in einer so langen Beziehungen bin, kann ich mir ein Leben ohne fast nicht mehr vorstellen. Es ist einfach wunderbar, jemanden an seiner Seite zu haben, den man liebt, der einen liebt, für einen da ist, mit dem man alles teilen und durch dick und dünn gehen kann. Ein Mensch, mit dem ich mich weiter entwickeln kann, mit dem mich viele Ziele verbinden und mit dem ich mein Leben verbringen kann. Jetzt wo ich weiß, wie sich Liebe anfühlt, will ich das auf keinen Fall jemals aufgeben.

Aber nur weil ich so denke und fühle, muss das ja nicht unbedingt auch auf andere zutreffen. Das wäre falsch von sich auf andere zu schließen und zu glauben, dass andere damit auch glücklich wären.

Ich habe in meinem Freundeskreis einige, die bislang überhaupt noch keine Beziehung hatten, noch nicht einmal richtig verliebt waren. Ich fand das immer etwas komisch und überlegte, ob ihnen das nicht fehlte. Ein Trugschluss, weil ich mich immer sehr gern verliebte und stets nach einem Partner suchte. Die besagten Freunde waren aber nie unglücklich, es fehlte ihnen nie an etwas. Für mich unvorstellbar! Liebe ist doch ein Grundbedürfnis, das muss einem doch fehlen und ein wenig Interesse muss man doch dafür haben. Aber Fehlanzeige! Meinen Freunden ging es gut, sie hatten Familie, Freunde, Hobbys, ihr Leben. Und da musste keine Liebe rein.


Alleinsein ist nicht gleich Einsamkeit

Viele denken, dass Singles einfach unglücklich sein müssen, es müsse ihnen doch an etwas fehlen, wenn sie so allein auf sich gestellt sind. Die leiden doch sicher unter Einsamkeit. Wir verwechseln Alleinsein mit Einsamkeit. Das sind zwei paar Schuhe. Alleinsein ist gewollt, wir wollen unsere Ruhe haben, für uns sein, Zeit mit uns verbringen. Einsamkeit dagegen ist nicht selbst gewählt, wir sehnen uns nach Nähe, nach anderen Menschen, kommen aber nicht ran und fühlen uns mit uns allein unglücklich.

Wir müssen uns also davon lösen, Alleinsein als etwas anzusehen, was nur mit Negativem verbunden ist. Es ist erwiesen, dass Me-Time sehr förderlich und wertvoll für unser Wohlbefinden ist. Wir brauchen auch mal Zeit für uns, um unsere Batterien aufzuladen, um zu reflektieren, um zu genießen, zur Ruhe zu kommen und nur das zu machen, wonach uns ist. Und es gibt eben Menschen, die brauchen sehr viel Zeit für sich wie beispielsweise Introvertierte, weil es sie erschöpft unter Menschen zu sein, vor allem für eine längere Zeit. Und für sie ist das Alleinsein ein Segen, endlich Erholung von der ganzen Reizüberflutung. Sie beschäftigen sich einfach auch gern mit sich selbst, ihren Gedanken, Gefühlen und auch Hobbys, denen man allein besser nachgehen kann.


Wer will schon freiwillig Single sein?

Single-Sein wird heutzutage nach wie vor, trotz moderner und offener Gesellschaft, unbewusst und indirekt stigmatisiert. Das Ideal unserer Lebensform ist die Partnerschaft und noch weiter das Gründen einer Familie. Wer allein bleibt, ist nicht ganz normal, zu anspruchsvoll, nicht beziehungsfähig oder einfach nur verrückt. Mit Leuten, die freiwillig allein bleiben müsse doch etwas nicht stimmen, denken sich viele.

Aber das das Ideal einer Partnerschaft eben nicht für jeden erstrebenswert ist, das kommt uns meistens nicht in den Sinn. Es ist sozusagen ein ungeschriebenes Gesetz, dass wir nur glücklich sein und Erfüllung finden können, wenn wir mit jemandem zusammen sind. Die Medien, Romane, Filme und Serien verstärken diese Vorstellung nur noch mehr. Da geht es immer um die großen Liebesgeschichten, in denen die Paare viel durchmachen, aber dann doch irgendwann glücklich bis an ihr Lebensende sind.

Dass jemand gerne Single und damit zufrieden ist, auch nicht mal nach einem Partner sucht, wird gerne mal belächelt. Insgeheim denken sich viele, dass der andere tief in seinem Inneren doch jemanden sucht, es sich nicht eingestehen will. Es wird einfach nicht der Wunsch nach dem Alleinsein akzeptiert und das ist doch recht intolerant, oder? Wir unterstellen demjenigen, dass ihm Liebe und Partnerschaft genauso wichtig wie vielen anderen sein muss. Ohne Liebe ist das Leben doch nicht lebenswert! Und es geht noch weiter.

Single-Sein, das ist doch nur vorübergehend, eine Zwischenphase, freiwillig oder unfreiwillig. Eine Phase, um sich auf die nächste Beziehung vorzubereiten. Oder um sich auszutuben, die Hörner abzustoßen, bevor es richtig ernst wird. Und spätestens wenn man dann die goldenen 30er überschritten hat und immer älter wird, werden die Vorwürfe, man solle doch endlich jemanden finden, um nicht unglücklich zu sterben, immer lauter. Ganz besonders Frauen haben darunter zu leiden, denn „ihre biologische Uhr tickt“ ja unerbittlich. Wer dann nicht mit 30 in einer langjährigen Partnerschaft und verheiratet ist, ist echt arm dran und nur zu bemitleiden. Solche Singles werden dann richtig stigmatisiert, ihr Lebensentwurf scheint weniger wertvoll zu sein und da sind wir bei einer wichtigen Erkenntnis: Nur das Leben mit einem Partner ist richtig wertvoll, doch das Leben als Single nicht. Denn es fehlt einem ja die Liebe, die das alles erst wertvoll macht. Ein Single ist aber nicht vollständig, denn ihm fehlt ja noch seine bessere Hälfte, die ihn erst vollkommen macht. Folglich ist ein Single also ein Mängelwesen in den Augen vieler.


Brauche ich einen Partner zum Glücklichsein?

Es wird also unterstellt, dass man ohne Partner nicht vollständig und glücklich sein kann. Im Umkehrschluss bedeutet es: Ich brauche Liebe und einen Partner, damit ich zufrieden bin. Und wenn man das noch weiterdenkt, machen wir damit unser Lebensglück von einem anderen Menschen abhängig. Der andere muss mich glücklich machen. Ich selbst kann das ja wohl nicht, sonst würde ich mich nicht so nach Liebe sehnen.

Aber ganz ehrlich: Auch wenn ich super glücklich mit meinem Mann bin und mir ein Leben ohne ihn nicht vorstellen kann. Ich denke nicht, dass er für mein Glück verantwortlich ist und ich will mich auch nicht von seiner Liebe abhängig machen. Das ist ein ganz schwerer Fehler. Damit bürden wir dem Partner etwas auf, woran er nur scheitern kann. Kein Mensch kann all unsere Bedürfnisse befriedigen und alle unsere Wünsche erfüllen. Unsere Erwartungen steigen, wir suchen nach dem einen richtigen Partner, mit dem alles perfekt ist. Aber sind unglücklich, weil wir ständig wieder neue Macken an immer neuen Partnern finden. Die anderen sind schuld, dass wir nicht glücklich sind und den richtigen gefunden haben. Dabei sind wir doch mit unseren unrealistischen Erwartungen an unserem Unglück selbst schuld. Und dass wir den anderen für unser Glück verantwortlich machen.


Vorteile des Single-Seins

Und genau das ist es, was überzeugte und glückliche Singles machen: Sie machen andere, die Liebe und den Partner, nicht für ihr Glück verantwortlich. Indem sie gut mit sich allein können, sich viele weitere Glückspfeiler wie Hobbys, Beruf, Familie und Freunde aufbauen, nehmen sie ihr Glück selbst in die Hand. Und damit wären wir auch schon bei den Vorteilen eines Singles.


Sehr viel Zeit für sich

Ein sehr wichtiger Punkt. In einer Beziehung verbringt man doch viel mehr Zeit mit dem Liebsten, vor allem noch während man sehr verliebt ist. Da geht es keine Minute ohne den anderen, das kenne ich noch zu gut. Und eine Partnerschaft braucht auch Zeit und Pflege, um zu wachsen und zu gedeihen. Klar, dass dann auch mal die Zeit für einen selbst zu kurz kommt. Wobei ich sagen muss, dass man das differenzieren muss. Mein und ich verbringen nicht so viel Zeit miteinander, jeder pflegt auch seine Hobbys und Freundschaften und wir sind beide sehr glücklich damit.

Jedenfalls haben Singles natürlich den Vorteil, dass sie viel mehr Zeit für sich haben, sie müssen keine Zeit aufwenden, die Beziehung zu pflegen. Sie können sich mehr um sich, ihre Interessen und Hobbys kümmern. Sie müssen sich nicht mit jemand anderen absprechen, regelmäßig etwas miteinander tun, sind einfach auch viel freier in ihrer Freizeitgestaltung.

Wie schon geschrieben, fühlen sie sich nicht einsam, sie genießen das Alleinsein mit seinen Vorteilen. Sie können ja tun, was sie wollen, ohne dass sie jemand beschränkt.


Mehr Zeit für andere

Interessanterweise scheinen sich viele Paare sozial abzuschotten. Ihr kennt sicherlich Freunde, die sobald sie vergeben sind, plötzlich nicht mehr zu erreichen oder nur noch im Doppelpack mit dem Lieben zu treffen sind. Pärchen, die nur noch aneinander kleben, nichts mehr ohne einander tun und nur noch auf Pärchendates gehen. Sehr nervig auch für mich als Beziehungsmensch. Als würden sie miteinander verschmelzen. Und das macht vielleicht auch vielen Singles Angst, sie befürchten, dass sie sich selbst aufgeben, es kein Ich mehr gibt und auch die Kontakte zu anderen langsam schwinden. Das muss natürlich nicht sein, passiert aber wohl doch in einigen Beziehungen.

Singles haben den Vorteil, dass sie nicht nur sehr viel Zeit für sich haben. Sie können einfach mehr Zeit auch mit anderen verbringen. Laut Studien pflegen sie intensiver ihre Beziehungen zu Kollegen, Bekannten, Freunden und zur Familie. Sie verteilen ihre Zuneigung nicht nur an eine Person, sondern andere verschiedene Personen. Sie sind nicht abhängig von einem Menschen, sie sind unabhängiger, pflegen doch ein vielfältigeres und größeres soziales Netz.


Mehr Fokus auf Selbstentfaltung

Auch ist erwiesen, dass sich Singles viel schneller persönlich weiter entwickeln als Menschen in Beziehungen. Sie haben mehr Zeit und Kraft, in sich selbst zu investieren. Außerdem lernen sie sich selbst vermutlich viel besser kennen, weil sie auch mehr Zeit mit sich verbringen. Sie setzen sich mehr mit sich und ihren Bedürfnissen auseinander, können sich mehr auch ihrer Karriere widmen. Oder pflegen mehr ihre Hobbys und entwickeln sich so stetig weiter.


Keine Verpflichtungen, viele Freiheiten

Singles sind freier, sie sind auch freier in ihrer Berufs- und Wohnortwahl. Wenn man mit jemanden zusammen ist, wird es schwierig, einfach mal so woanders hinzuziehen, weil man da einen neuen Job bekommen könnte. Man muss eben auch immer Kompromisse eingehen. Wenn man gerne mal mit anderen schlafen will, dann geht das nicht einfach so. Man muss das mit dem Partner besprechen, vielleicht die Beziehung öffnen. Oder es klappt eben gar nicht und dann muss man sich entscheiden, was einem wichtiger ist: die eigenen Bedürfnisse oder die Beziehung. Man verbringt sein Leben nun mit einem anderen Menschen, der auch an vielen Entscheidungen beteiligt ist: Sei es der Wohnort, das eigene Zuhause, der Job, Finanzen und Zukunftspläne.

Der Single hat das natürlich nicht, er kann seine Bedürfnisse ausleben wie er will, ist nicht gebunden, kann frei herum reisen, wohnen und arbeiten wie ich er will. Er muss sich da mit keinem anderen Menschen abstimmen, kann nach Lust und Laune entscheiden, was er tut. Er muss nicht jemand anderen fragen, ihn am Entscheidungsprozess teilhaben lassen, darüber diskutieren. Er macht es nur mit sich selbst aus.


Kein Beziehungsstress

Beziehung bedeutet immer auch Arbeit. Und sie kann sehr viel Zeit und auch Nerven kosten, vor allem wenn es immer wieder zu Konflikten kommt. Und wenn man Differenzen hat, die sich gegenseitig ausschließen, wird es richtig hart. Da kann es auch mal zu Trennungen kommen und das ist immer wieder schmerzhaft. All das hat der Single nicht, da bei ihm ja meist alles recht unverbindlich und ohne allzu große Gefühle verläuft. Man könnte sagen, es lebt sich so unbeschwerter. Denn in einer Beziehung kann man schon mal mehr Sorgen haben, als wenn man allein ist. Man muss sich ja noch mit einem anderen Menschen auseinandersetzen, der anders ist, da kommen Meinungsunterschiede auch mal vor.


Sexuelle Freiheiten

Eine der größten Vorteile wie ich finde. Man kann auf dutzende Dates gehen, kennenlernen, wen man will, küssen, wen man will und schlafen, mit wem man will. Und das ganz ohne Verpflichtungen und Einschränkungen. Man kann sich sexuell entfalten, sich ausprobieren, viele Erfahrungen sammeln. Ich denke, dass heutzutage für Singles dank Dating-Apps leichter ist, auch mal an unverbindlichen Sex zu kommen. Und auch an ganz verschiedene Sex-Partner, sodass ganz sicher keine Monotonie aufkommt. Wer keine Lust auf One-Night-Stands hat, kann auch immer noch nach Affären, Freundschaft Plus suchen oder eben zum Mingle werden. Alles erlaubt, wenn man das will. Das befriedigt nicht nur die Lust auf Sex, sondern auch das Bedürfnis nach Nähe, Intimität und Zärtlichkeiten, die wir ja irgendwie auch alle brauchen.


Fazit:

Es mag euch überraschen, dass ich auf die ganzen Vorteile des Single-Daseins eingegangen bin, aber trotzdem überzeugter Beziehungsmensch bin. Ich fand es wahnsinnig spannend mich mit den Vorteilen als Single zu befassen, weil ich zuvor auch eher dachte, dass Partnerschaft wertvoller und erstrebenswerter ist. Das hat sozusagen meinen Horizont erweitert, mich mit der anderen Seite zu befassen.

Ich denke, dass beides, Partnerschaft und Single-Dasein, Vorteile hat und ich denke auch, dass es nicht das perfekte Lebensmodell gibt. Das muss jeder für sich entscheiden und zwischen Single-Dasein und fester Beziehungen gibt es ja noch viele andere Lebensmodelle.

Ich kann von mir aus sagen, dass ich schon eher ein Beziehungsmensch bin, aber andere vielleicht glücklicher allein sind. Und manchmal genießen wir auch beides im Wechsel, das ist auch gut. Und wenn jemand eben nicht bis Mitte 30 verheiratet ist und Kinder hat, dann ist das doch auch absolut in Ordnung. Wir sollten toleranter gegenüber anderen Lebensmodellen sein und auch akzeptieren, dass wir alle unterschiedlich sind und andere Bedürfnisse haben. Und jeder auch sein Glück woanders findet als in der Beziehung und Familie.

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