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Warum ich gerne eine Frau bin


Angesichts vieler Ungleichheiten, dem „Gender Gap“, sowie sexueller Belästigung sowie Gewalt und vieler Vorurteile, die Frauen betreffen, sollte man meinen, dass es nicht gerade toll ist, eine Frau zu sein. Ich habe mich mal mit dem Frausein an sich beschäftigt und doch einige Gründe entdeckt, warum wir als Frauen stolz auf unser eigenes Geschlecht sein dürfen und können.


Frausein – damit assoziieren viele eher die Ungerechtigkeiten in vielerlei Hinsicht, das schwächere Geschlecht, die Konflikte und Hürden, bis Frauen auch als gleichwertige und gleichberechtigte Wesen anerkannt wurden. Doch all das Negative kann auch durchaus etwas Positives haben. Und darauf will ich auch im Laufe meines Textes eingehen.

Oftmals vergessen viele von uns angesichts negativer Aspekte, wie wunderbar es sein kann, eine Frau zu sein. Zeit, sich einige dieser Gründe mal näher anzuschauen.


Wir sind sehr emotionale Wesen

Klar, kann man nicht alle Frauen über einen Kamm scheren. Aber ich denke schon, dass es auf die meisten von uns zutrifft: Wir haben einen besseren Zugang zu unseren Gefühlen. Wir nehmen uns mehr Zeit, uns mit unseren Empfindungen und Emotionen auseinanderzusetzen. Nicht zuletzt können und wollen wir unseren Gefühlen freien Lauf lassen.

Besonders was das Traurigsein und das Weinen betrifft, das leider vielen Männern „untersagt“ ist. Immer noch ein Unding in der Gesellschaft, wird von Männern verlangt, dass sie gefälligst ihre Gefühle unter Kontrolle haben und nicht nach außen zeigen. Das ist eine Sache, die noch immer recht ungerecht ist und verändert werden muss. Denn Männer haben ja auch Gefühle, aber gehen damit anders um, lernen, diese dagegen zu unterdrücken. Dadurch gelingt es ihnen oftmals nicht, Gefühle auszudrücken oder überhaupt darüber zu sprechen.

Frauen dagegen dürfen in der Öffentlichkeit mal weinen, das wird auch nicht als Schwäche gesehen, das gehört einfach zu uns. Insofern finde ich es toll, dass ich die breite Vielfalt an Gefühlen einfach so ausleben kann, ohne verurteilt zu werden. Toll finde ich auch, dass wir Frauen auch offen über unsere Gefühle sprechen, es ist uns nicht peinlich, wir brauchen das auch einfach, um das Gefühlschaos auch aufzuarbeiten.


Weichsein ist eine Stärke

Empathie, Fürsorge, Sensibilität – alles Eigenschaften, die eben mehr Frauen als Männern zugeschrieben werden. Es mögen vielleicht Vorurteile sein, aber ich für meinen Teil kann diese Eigenschaften für mich bestätigen. Frauen werden oftmals als das weiche Geschlecht bezeichnet. Klingt erst einmal nicht so nett, eher abwertend. Aber wenn ich genau darüber nachdenke, hat Weichsein für mich gar nicht unbedingt etwas mit Schwäche zu tun. So wie viele Dinge im Leben, hat auch Weichsein positive Aspekte.

Ich bin eher stolz darauf, dass ich diese weicheren Eigenschaften habe, da ich so leichter eine Connection zu anderen Menschen aufbauen kann. Mir fällt es leichter, zu erkennen, wie sich andere fühlen, ich kann mich in sie hineinversetzen. Andere Menschen fühlen sich bei mir verstanden, gut aufgehoben und geborgen. Das ist doch eine tolle Sache. Anders als viele Männer ist es für uns Frauen leichter, einfach nur zuzuhören, Beistand zu geben. Wir suchen nicht gleich nach Lösungen und geben Ratschläge. Wir wissen, dass die meisten eigentlich eher nur jemanden brauchen, der da ist. Frauen haben eben doch die feineren Antennen, was das Zwischenmenschliche betrifft, wir können zwischen den Zeilen lesen. Und insofern ist für mich das Weichsein keineswegs eine Schwäche, sondern eine wahre Stärke von uns Frauen.

Oftmals sind es im übrigen ja Männer, die mehr zu Gewalt und Verbrechen tendieren, es sind Männer in hohen Positionen, die Kriege und andere Konflikte anzetteln. Ich will natürlich nicht verallgemeinern, aber mir ist das persönlich schon öfter mal aufgefallen.

Frauen sind ja doch eher dazu geneigt, Harmonie und Frieden zu wahren. Zwar können sie sich auch mal streiten, oftmals können wir sehr zickig und nachtragend sein. Aber das hält sich doch in Grenzen. Angenommen mehr Frauen kämen an die Macht und würden auch zu ihrem Frausein stehen und nicht versuchen, sich männlicher zu geben. Wie würde dann die Welt aussehen? Ich denke, wesentlich friedlicher.


Weil wir gut zuhören, aber auch reden und Deep Talk können

Frauen wird ja oftmals nachgesagt, dass sie viel mehr reden als Männer. Das kommt drauf an, was man für eine Persönlichkeit ist. Wie bei Männern gibt es auch unter uns eher die ruhigeren, aber auch die extrovertierten. Aber generell denke ich schon, dass Frauen sich eher mit Freunden zum Quatschen verabreden. Männer dagegen suchen dann vielleicht mehr das Abenteuer, wollen viel unternehmen, was dann die Bindung stärkt.

Bei uns Frauen spielt das Reden aber eine wichtige Rolle, um Beziehungen zu vertiefen. Wir wollen den anderen mehr kennenlernen, etwas über seine Geschichte, Wünsche, Gefühle und Gedanken erfahren. Darum denke ich, sind wir geübter darin, aktiv zuzuhören. Small Talk ist zwar durchaus okay, aber wir wollen mehr über den Menschen vor uns erfahren, in seine emotionalen Tiefen eintauchen, lieben den Deep Talk.

Gleichermaßen wollen wir aber auch gesehen und gehört werden, möchten auch etwas von uns zeigen, unser wahres Ich, unsere Gefühle und Gedanken. Während Männer ja eher nicht so gern über sehr Persönliches oder Emotionales sprechen, legen Frauen sehr viel Wert darauf.

Darum sind wir meist, finde ich, auch die besseren Gesprächspartner bei Problemen. Mir wurde von einigen männlichen Freunden auch bestätigt, dass sie eher denken, dass man Persönliches besser mit weiblichen Freunden, als mit männlichen besprechen kann. Eben weil man vielleicht als Mann eher einen auf stark tut in Gegenwart der Kumpels. Bloß nicht über Negatives oder Probleme sprechen, damit würden die meisten nichts anfangen können, die Laune soll nicht runtergezogen werden.

Ich denke, dass Männer eher dazu tendieren, das alles mit sich auszumachen und sich lieber bei Treffen mit Kumpels ablenken, gute Laune vorgaukeln und die Gefühle dann eher wegdrücken. Bei Gesprächen mit weiblichen Freunden fühlen sie sich wahrscheinlich sehr geborgen, einfach weil Frauen das Verständnis zeigen, weil man vor ihnen auch mal schwach sein kann. Und dann fällt es vielen Männern auch leichter, darüber zu reden. Sie müssen sich nicht behaupten oder mit anderen Männern vergleichen.


Wir müssen nicht immer stark sein, können es aber sein

Nochmal zum Thema schwaches Geschlecht. Es hat noch einen weiteren Vorteil, weswegen es gut ist, eben nicht zum starken Geschlecht zu gehören: Es gibt keinen Zwang, wir müssen nicht immer die Besten sein, wir müssen nicht viel leisten und Herr über unsere Gefühle sein. Wir dürfen auch mal scheitern, Fehler machen. Bei Frauen ist man eher nachsichtig. Das fängt oftmals in der Erziehung an. Von Jungs wird meist mehr gefordert, sie werden härter rangenommen als Mädchen. Später wird von Männern erwartet, dass sie gut Karriere machen und genug Geld verdienen, um eine Familie zu versorgen. Die Erwartungen an Männer sind schon, wie ich finde, höher. Sie müssen stark sein, auch wenn sie es mal nicht sind, suggeriert uns die Gesellschaft. Darum befassen sie sich vielleicht weniger mit ihrem Innenleben, tragen es weniger nach außen, können Schwächen nicht akzeptieren, versuchen das zu verdrängen.

Insofern finde ich es erleichternd, dass es bei uns Frauen mehr Spielraum gibt. Bei uns gibt es weniger Leistungsdruck, weniger Wettbewerb. Klar, wir vergleichen uns auch mit anderen Frauen. Aber ich denke, dass da weniger stark das Denken ausgeprägt ist, die anderen zu überflügeln. Männer dagegen, meine Ansicht, wollen am liebsten in allem die Besten sein, neigen auch eher dazu, vor anderen anzugeben.

Ich glaube, dass es uns Frauen doch leichter fällt, auch unsere Schwächen zu akzeptieren. Es ist nicht immer leicht, aber wir lernen eher einen gesünderen Umgang damit. Wir müssen nicht immer hart und stark sein, wir dürfen auch mal schwach sein und werden dafür nicht kritisiert. Das hat ja auch etwas Gutes.

Doch Frauen können auch durchaus sehr stark sein. In vielen Momenten sind andere von uns überrascht, weil sie das nicht erwartet hätten.


Stolz sein auf die eigene Geschichte

Wenn man bedenkt, wie viel Frauen eigentlich schon in der Vergangenheit durchmachen mussten. So viel Ungerechtigkeiten, Gewalt und Leid – lange Zeit hatten Frauen ja nicht mal Rechte, waren minderwertige Wesen im Vergleich zu den Männern. Männer hatten und haben es leichter in der Gesellschaft immer noch leichter. Sie werden trotz hoher Erwartungen und Leistungsdruck eben doch in vielen Bereichen bevorzugt. Ungerechtigkeit gibt es immer noch zwischen den beiden Geschlechtern. Männer hatten von Anfang an alle Rechte, hatten es doch meist leichter.

Doch wir Frauen haben uns in den Jahrhunderten immer wieder beweisen müssen, haben für unsere Rechte gekämpft. Ich bin immer wieder stolz darauf, was wir alles erreicht haben. Und wenn ihr mich fragt, ist das wahre starke Geschlecht eindeutig das der Frauen. Denn sie haben sich von ganz unten nach oben hochgearbeitet, viel riskiert und viel getan, damit Frauen eben jetzt so viel Rechte haben wie heute. Und ich bin auch stolz auf unsere Gemeinschaft, wir Frauen halten in Notlagen zusammen und unterstützen uns. Ein Zusammenhalt, den Männer oftmals nicht nachvollziehen können.


Neues Leben hervorbringen

Ein Grund mehr, weswegen ich eher Frauen als starkes Geschlecht ansehe: Frauen bringen neues Leben zur Welt, das ist eine Leistung, von der Männer nur träumen können. Um Mutter zu werden, nehmen wir so viel in Kauf. Wir erleben Schmerzen, Einschränkungen und auch Veränderungen unseres Körpers. Vater werden ist dagegen wesentlich leichter. Und Männer können sich gar nicht vorstellen, wie schwer eine Schwangerschaft und vor allem Geburt ist. Natürlich beides tolle Sachen, aber eben mit vielen Schmerzen verbunden, von denen Männer so gar nichts erahnen können. Ironischerweise sind es ja die Männer, die oftmals weinen, wenn sie mal eine kleine Erkältung haben. Von wegen also starkes Geschlecht! Macht uns das also erst einmal nach und bringt ein Baby zur Welt, dann können wir weiter reden. ;)

Außerdem ist es eine so schöne Sache, wenn ich erleben kann, wie neues Leben in mir wächst, ich bin von Anfang an dabei, eng mit dem neuen Leben verbunden. Und wir haben als Frauen sofort auch eine ganz besondere und enge Bindung zu unserem künftigen Baby.


Abschließend lässt sich sagen, dass es gute Gründe gibt, eine Frau zu sein, die vielleicht auch eher als negativ betrachtet werden können. Aber es ist eben wie bei einer Medaille. Alles hat auch seine guten Seiten und die überwiegen auch. Vermeintliche Vorurteile, Klischees oder eben auch Nachteile erweisen sich bezüglich des Frauseins dann oftmals doch als gar nicht so schlimm und sogar positiv.

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