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Warum ich meinen kleinen Busen inzwischen sehr mag

Lange Zeit mochte ich meinen kleinen Busen nicht. Neidvoll schaute ich auf all meine Freundinnen oder Klassenkameradinnen, die mindestens eine Körbchengröße oder mehr als ich hatten. Zu gern hätte ich auch gern mehr Oberweite gehabt, dachte, dass es mich weiblicher und attraktiver aussieht. Heute weiß ich: Für meine kleinere Oberweite muss ich mich nicht schämen. Im Gegenteil: Auch ein kleiner Busen kann toll sein und Vorteile haben.

Welches Mädchen oder welche Frau mit kleinem Busen kennt es nicht? Ob in der Sportumkleide, im Schwimmbad oder am Strand: Überall gefühlt viele Frauen, die alle größere Brüsten haben als man selbst. Und dann schaut man auf sich selbst herunter und denkt sich: Na toll, wieso muss ich eigentlich nur so einen kleinen Busen haben?

Ein großer Busen gilt irgendwie nach wie vor als ein weibliches Ideal. Wenn Frau dann auch noch schlank ist, einen schön geformten, großen, knackigen Po, einen straffen kleinen Bauch und Kurven hat – dann hat man den Traumkörper, von dem (alle) Männer träumen. Für Schlankheit und einen flachen Bauch oder knackigen Arsch kann Frau zumindest was machen: ganz viel Sport treiben und bloß nicht zu viel und ungesund essen.

Aber beim Busen wird es dann doch schwerer, mehr zu bekommen. Es sei denn, man liebäugelt mit einer Brust-Operation, was aber auch nicht ganz ohne Risiko ist. Und mal ehrlich: Ich habe keine Lust, mich aufgrund einer solchen Sache unters Messer zu legen. Das ist es mir auch nicht wert


Kaschieren, wo nichts ist

Lange Zeit habe ich damit gekämpft, dass ich eben doch relativ flach da oben bin. Maximal Körbchengröße A, mehr ist da sicherlich nicht drin. Mit Push-Up-BHs habe ich als Jugendliche nachgeholfen, um wenigstens ein bisschen prachtvoller da oben auszusehen. Sah einfach auch schöner aus, wenn der Busen rund und voll aussah und nicht so dreieckig und spitz, wenn ich ohne BH unterwegs war. Übrigens noch heute für mich ein No-Go, obwohl es wohl doch einige Frauen tun, die eben kleinen Busen haben.

Aber es half nichts: Auch wenn es nach außen keiner so mitbekommen habe, ich wusste ja, dass das alles nur gefaket ist und ich in Wahrheit einen winzigen Busen hatte. Kleiner Busen = weniger Attraktivität. Das war die ganze Zeit in meinem Kopf. Gleichzeitig beklagte ich mich auch über ein niedriges Selbstwertgefühl. Denn ich war schüchtern, hatte wenig Selbstbewusstsein. Das alles zusammen ergab, dass ich mich einfach nicht gern mochte, weder vom Charakter noch vom Körper her.

Während des Studiums nahm ich dann auch noch schleichend immer mehr ab. Bis heute weiß ich nicht, wie das kam, vielleicht durch meine Umstellung auf vegane Ernährung und mehr Unisport. Dann hatte ich zwar endlich mein Idealgewicht erreicht (war untergewichtig), aber auch damit jegliche weibliche Rundungen verloren. Und vor allem mein Busen, der sowieso schon klein war, war fast nicht mehr existent.

Damals war mir das ehrlich gesagt egal, mir war nur wichtig, dass ich schlank war. Egal war mir auch, dass ich eigentlich gar nicht mehr so wirklich weiblich war, sondern eben eine recht knabenhafte Figur bekam.


Back to normal

Jetzt, paar Jahre später, habe ich wieder Normalgewicht. Die ganzen Kilos sind wieder drauf, richtig schlank bin ich nicht mehr, was mich noch immer stört. Aber das ist noch mal ein anderes Thema, über das ich noch einmal wann anders schreiben würde. Gleichzeitig habe ich meine weiblichen Rundungen wieder bekommen. Mein Po ist runder und größer geworden, aber immer noch knackig. Meine Oberschenkel sind fülliger und sogar mein Busen hat etwas zugenommen. Na wenigstens eine positive Sache, die das Zunehmen mit sich bringt.

Wenn ich jetzt in den Spiegel schaue, meinen Busen betrachte, denke ich mir: Sieht doch eigentlich gar nicht mal so schlecht aus. Auch wenn er ruhig größer sein könnte, mag ich meine Brüste inzwischen schon gern.


Akzeptieren, was ist

Ich glaube, dass ich derzeit trotz meines Gewichtsdilemmas doch recht zufrieden mit meinem Körper bin. Ich habe gelernt, meine Rundungen mehr zu akzeptieren. Tatsächlich ist es von mir eine Angewohnheit geworden, täglich in den Spiegel zu schauen und meinen Körper zu begutachten. Und meist gefällt mir auch, was ich sehe. Statt mich also für jedes kleine Fettpölsterchen zu bestrafen, habe ich angefangen mich auf die Körperteile zu konzentrieren, die ich gut finde. Und da gehört mein Busen seltsamerweise dazu.

Vielleicht liegt es daran, dass ich selbstbewusster geworden bin und durch meine neue Weiblichkeit mich selbst auch attraktiver finde. Früher wollte ich größere Brüste haben, heute denke ich mir: Ich bin ganz froh, dass ich doch kleinere habe. Es kommt ja auch vor allem auf das Gesamtpaket an. Und da finde ich, passen kleinere Brüste einfach besser zu mir. Ich bin eben recht klein, zwar schlank und gleichzeitig etwas kurvig mit einem großen, aber schönen Hintern, aber große Brüste wären dann vielleicht doch etwas zu viel des Guten. Da würde ich vermutlich wie eine richtige kleine Femme Fatale aussehen.

Diese neue körperliche Positivität hat vielleicht etwas damit zu tun, dass ich offener geworden bin. Weil ich gemerkt habe, dass doch anziehend auf andere wirke und trotz kleinem Busen nicht weniger attraktiv bin. Es gibt Menschen, die mich begehren, mit all meinen Makeln. Ich habe auch einfach gelernt, mich selbst innerlich wie äußerlich zu akzeptieren. Ich bin gut so, wie ich bin, vom Charakter und vom Körper her. Ich muss nichts ändern, ich bin gut genug.


Die guten Seiten kleiner Brüste

Und ich habe gelernt, dass ein kleiner Busen eben nicht schlichtweg unattraktiv ist. Genauso wie ein großer Busen nicht automatisch immer besser sein muss. Jeder Busen ist einzigartig, jeder ist auf seine Art und Weise schön. Keiner kann mit einem anderen verglichen werden. Außerdem habe ich gelernt, auch die positiven Seiten eines kleinen Busens zu sehen und anzunehmen.

Zum einen fallen kleinere Brüste nicht so auf. Frauen mit großen Brüsten haben ja leider das Problem, dass vor allem Männer sie darauf reduzieren und gleich mit dem Klischee kommen: Frauen mit großen Brüsten müssten ja sexuell total aktiv sein und sind sicherlich auch willig. So ein Bullshit“ Davon mal abgesehen, dass Frau ja meist nicht mal etwas für ihre Brüste kann, wenn sie sich keiner OP unterzogen hat. Das machen ja wohl die wenigsten. Egal wo Frau mit großen Brüsten hinkommt, zieht sie die Blicke auf sich. Und ganz besonders auf ihre Brüste, ob offensichtlich oder eben auch verstohlen. Die ganze Zeit so angestarrt zu werden, dafür beneide ich solche Frauen echt nicht.

Frauen mit großem Busen werden leider meist darauf reduziert, müssen wahrscheinlich häufiger mit sexuellen Belästigungen und Sexismus überhaupt kämpfen. Zumal sie dann oftmals auch als Sexobjekt schlechthin dargestellt werden, ob sie wollen oder nicht. Eine Sache, die mich wie viele andere Frauen sauer macht und an der gearbeitet werden sollte. Oftmals müssen sie sich dann dumme Sprüche anhören, werden mit Klischees und Vorurteilen konfrontiert. Eine Sache, für die ich sie nun wirklich nicht beneide.

Da führe ich lieber ein unscheinbares Leben, zumal ich sowieso nicht gern im Mittelpunkt stehen will. Und ich bin froh, dass mir die Leute auch ins Gesicht schauen und nicht die ganze Zeit auf meine Brüste.

Kleine Brüste haben glücklicherweise nicht so viel mit der Schwerkraft zu kämpfen. Beim Sport und wenn ich beispielsweise tanze oder hüpfe, wackeln sie auch nicht so und es tut auch nicht weh. Es fühlt sich einfach so unbeschwert und leicht an, im doppelten Sinne. Ich kann machen, was ich will, ich muss nicht darauf achten, dass sie mir irgendwo heraushängen oder mir wehtun.

Zum anderen habe ich auch nicht mit Rückenproblemen zu kämpfen. Vor allem wenn die Brüste sehr groß sind, sind sie natürlich auch schwer. Frauen mit solchen Brüsten beklagen sich, dass ihre Brüste trotz BH immer noch eine Last zum Herumschleppen sind.

Kleine Brüste sind ja meist fest und straff und bleiben es auch meist ein Leben lang. Dagegen neigen größere Brüste dazu, im Alter mehr zu hängen. Keine schöne Vorstellung.

Davon mal abgesehen mag ich einfach auch die Form meines Busens und tatsächlich liegen sie auch sehr schön in der Hand. Sicherlich ist es schon nett, wenn man bisschen mehr zum Kneten hat, aber ich finde es einfach toll, dass sie so handlich sind.


Es geht nicht immer nur um Brüste

Davon mal abgesehen stimmt es vielleicht auch nicht mal so sehr, dass alle Männer auf große Brüste stehen. Oftmals ist es so wie bei vielen Dingen. Die Vorlieben können sehr unterschiedlich sein. Es gibt Männer, die mögen sowohl kleine als auch größere, manche andere nur größere und wieder andere eher kleinere. Und manchen ist die Größe auch einfach egal, weil sie vielleicht mehr auf schöne Hintern stehen. Es geht auch gar nicht unbedingt immer um die Größe, sondern um die Form! Solange der Busen eine schöne Form hat, kann es egal sein, ob er groß oder klein ist. Könnte man vielleicht auch auf die Männer übertragen. ;)

Klar ist der Busen irgendwo wichtig für die eigene Weiblichkeit, doch was mich weiblich macht, will ich nicht auf ein einziges Körperteil reduzieren. Worauf es im Endeffekt ankommt, ist doch eigentlich das Gesamtpaket, also wie Frau insgesamt aussieht. Hört auf, euch nur auf ein Körperteil zu reduzieren.

Und nicht nur das Aussehen spielt bei der eigenen Weiblichkeit und Attraktivität ein Rolle, sondern eben auch, wie wohl ich mich in meiner eigenen Haut fühle. Wenn ich meinen Körper akzeptiere, ihn wertschätze, mich selbst attraktiv finde, dann wirkt das auch nach außen. Viele Männer sagen auch, dass es ihnen egal ist, ob Frau ein paar Kilo zu viel drauf hat oder andere körperliche Makel. Solange sie selbstbewusst ist und sich attraktiv findet, wirkt sie auch schön und sexy.


Und eigentlich könnten wir einfach mal aufhören, darüber nachzudenken, wie wir auf andere wirken und ob wir attraktiv für andere sind. Hauptsache wir fühlen uns in unserem Körper wohl. Also lasst uns aufhören, ständig Body Shaming zu betreiben. Lasst uns die einzigartigen Seiten unseres Körper entdecken, die alle auf ihre Art und Weise schön sind.

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