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Vom Suchen und Finden


Wir sind immer auf der Suche nach etwas oder jemandem. Ein paar Gedanken über die verschiedenen Facetten des Suchens.


Jeder von uns ist am Anfang seines Lebens ein leeres Blatt Papier. Noch leer, noch unbeschrieben. Da ist noch so viel Platz für Neues. Wir sind wie leere Gefäße, die im Laufe des Lebens immer mehr aufnehmen. Gutes, wie auch Schlechtes. Gefühle, Gedanken, Eindrücke, Erfahrungen, Erlebnisse, Erinnerungen, Beziehungen. Wir sehnen uns danach, diese Fülle zu erfahren und zu erleben.

Keine Ahnung, wohin die Reise hingehen könnte. Keine Ahnung, warum wir überhaupt leben. Wozu sind wir auf der Welt? Und wer sind wir denn überhaupt? Fragen über Fragen und noch so oft keine Antworten in Sicht. Wir suchen danach, vielleicht ein Leben lang. Hoffen, dass das Suchen am Ende doch etwas gebracht hat.

Es scheint, als wäre das Leben eine ewige Suche. Eine Suche nach Antworten auf Fragen, die uns mal mehr mal weniger quälen. Aber sie begleiten uns ein Leben lang. Das Suchen und Finden – das scheint unser Leben immer zu prägen. Die Suche nach etwas oder jemanden – sie treibt uns an. Da ist immer das Bedürfnis, ein bestimmtes Ziel zu haben. Egal, was es ist, es erscheint uns sinnvoll. Und dieses Ziel zu erreichen, etwas zu finden, das bereichert uns.

Suche nach dem Sinn

Der Mensch ist nicht dafür gemacht, einfach nur zu sein und nichts zu tun. Er will etwas bewegen, er will sich bewegen, sich verändern, sich weiter entwickeln. Er will etwas erreichen, was ihm Sinn gibt. Wir sehnen uns, ob bewusst oder unbewusst, alle nach etwas, was unserem Leben Sinn gibt. Es muss doch da draußen irgendetwas geben, wofür es sich lohnt, zu leben! Oder etwas nicht? Diese Suche nach dem Sinn geht bei manchen schneller, bei anderen langsamer. Manche finden vielleicht nie den Sinn in ihrem Leben. Und das ist sehr traurig.

Vielleicht ist es aber auch nicht so, dass es diesen endgültigen Lebenssinn gibt. Vielleicht wandelt er sich immer wieder, ohne, dass wir es merken. Wir greifen danach, kriegen ihn aber nicht so wirklich zu fassen. Oder wenn wir ihn haben, dann ist er doch ganz anders, als erwartet. Und dann gleitet er uns wieder aus den Fingern. Das Suchen geht in die nächste Runde.

Vielleicht ist das aber auch der Sinn des Lebens. Immer wieder einen neuen Sinn suchen, finden und dann vor allem LEBEN. Es ist kein endgültiger Zustand: So, jetzt habe ich ihn gefunden. Nein, er will, dass wir ihn auch entfalten. Nur dann, kann er seine volle Wirkung zeigen. Wenn wir ihn gefunden haben, den Lebenssinn, dann geht die Arbeit erst richtig los. Der Weg ist wie so oft eben das Ziel.


Suchen ist nie umsonst

Und vielleicht gilt das auch fürs Suchen. Am Ende kommt es nicht darauf an, etwas zu finden. Sondern etwas getan zu haben, auf Suche gewesen zu sein. Das hat etwas Tröstendes. Denn auch wenn wir etwas nicht finden, war unsere Suche nicht umsonst. Das ist sie nie. Denn auf der Suche haben wir andere Sachen gefunden. Tolle Menschen, schöne Momente, hilfreiche Erkenntnisse. Manchmal finden wir Dinge, nach denen wir nicht gesucht haben, aber die wir brauchen.

Wann suchen wir? Wenn wir etwas verloren haben, wenn uns etwas fehlt. Wenn wir etwas bestimmtes wollen, was wir eben nicht haben. Punkt. Ein Gefühl von Unvollständigkeit. Da ist noch Platz für etwas oder jemanden in meinem Leben.

Manchmal suchen wir, aber wir wissen eigentlich gar nicht, wonach wir suchen. Nur dieses schwer definierbare Gefühl in der Brust: Da ist etwas, was mir fehlt. Ich weiß nicht, was es ist. Aber es macht mich unglücklich. Ich brauche es, um glücklicher zu werden. Darum suche ich danach.


Wie die Suche nach Glück unglücklich macht

Es scheint, als würde der Mensch vor allem nur nach den Glücksmomenten streben. Viele hangeln sich von einem schönen Moment zum nächsten. Wollen immer im Dauerrausch sein. Alle Fühler nur nach Spaß, Glück, Freude und Ekstase ausgerichtet. Da ist kein Platz für Traurig sein.

Das Leben ist zu kurz, um keinen Spaß zu haben, um im Leid zu ertrinken. Lieber die Leere mit Alkohol, Drogen, Spaß, Geld, Konsum und Sex füllen. Damit nichts mehr gefühlt wird, außer eben Freude. Das ist nur eine oberflächliche Freude. Die vergeht so schnell. Es ist verständlich, dass wir Glück festhalten wollen. Wir wünschten uns, dass diese schönen Momente für immer anhalten. Doch das klappt nicht, sie vergehen, wie alles im Leben. So ist der Lauf der Dinge.

Um bloß nichts zu fühlen, was wir nicht fühlen wollen, suchen wir weiter nach Glück. Und sind frustriert, wenn wir es einfach nicht schaffen, glücklich zu werden. Oder fühlen eben doch keine wirkliche Befriedigung. Das Glück ist nur von kurzer Dauer. Und dann zweifeln wir an uns selbst: Warum können wir unser Glück nicht genießen? Was machen wir falsch? Andere kriegen das doch auch hin! Und mit dem Vergleichen fängt das wahre Unglücklichsein eben an.

Das Problem ist doch: Wir wollen zu viel, wir wollen immer mehr. Können nicht zufrieden sein, mit dem was wir haben. Und wir machen uns fertig, wenn wir mal nicht glücklich sind. Aber es ist eben so: Wir können nicht ständig nur happy sein, so läuft das Leben eben nicht. Und ständig dann Möglichkeiten zu suchen, wieder happy zu sein. Das baut eben total viel Druck auf, macht uns fertig. Und bewirkt eben das Gegenteil von Zufriedenheit.


Vergebliche Suche nach der perfekten Liebe

So viele sind auf der Suche nach der Liebe, nach Intimität, nach Beziehungen. Auf der Suche nach ihrem Seelenverwandten, dem Menschen, mit dem sie ihr Leben verbringen wollen. Suche nach dem passenden Gegenstück, jemand, der einen vollständig macht. Haben sie jemanden gefunden, fangen sie zu zweifeln an: Ist das wirklich der Richtige oder die Richtige? Und dann suchen sie wieder. Manche scheinen sich in der ewigen Suche zu verlieren. Aber sie finden nie den Richtigen. Vielleicht, weil ihre Erwartungen eben doch unrealistisch sind.

Weil das Ziel einfach nicht fassbar ist und daher unerreichbar. Immer nur Suche, Suche, Suche. Als ob das Suchen eben der Weg geworden ist. Eine Suche, die nie zum Ende kommt. Weil die Unglücklichen nicht wirklich wissen, wonach sie suchen. Vielleicht sind sie schon glücklich, aber merken es gar nicht. Oder weil sie nie mit dem zufrieden sind, was sie gefunden haben. Da könnte doch noch jemand irgendwo sein, der noch besser zu mir passt, der mich noch mehr liebt, mit dem ich noch glücklicher sein könnte. Und Hellsehen eben doch keine Fähigkeit des Menschen ist, zerbrechen Beziehungen, weil die Suche nach mehr und nach etwas besserem keine Ruhe mehr lässt.

In die Quere kommt da auch die Suche nach Abwechslung, Abenteuer und ständiger Verliebtheit. Kaum ist das alles weg, wird einfach woanders weiter gesucht. Nichts mit endlich mal jemanden finden, bei dem man ankommen kann. Als ob die Suche daran hindern würde, wirklich tiefe und enge Bindungen einzugehen. Wenn man wieder Liebeskummer hat, sollte man sich fragen: Suche ich vielleicht an der falschen Stelle? Sollte ich nicht im Außen, sondern im Inneren suchen?

Suchen – das treibt an, kann aber auch unglaublich quälend sein. Nie zur Ruhe kommen, nicht mal im Hier und Jetzt verweilen. Immer nur der Blick in die Zukunft. Wer sucht, kann nicht rasten. Der muss immer weitergehen, darf nicht stillstehen. Das kann sehr belastend sein. Kein Blick zurück, immer nur nach vorne schauen. Immer weiter, immer höher, immer schneller. Immer unterwegs sein, bloß nicht einmal inne halten und mal nach links und rechts schauen. Sonst könnte man ja das Suchen aus den Augen verlieren.

Ankommen, egal ob in der Liebe oder an einem Ort, kann nur funktionieren, wenn wir auch bereit sind, das Suchen aufzugeben. Loszulassen und das anzunehmen, was jetzt ist. Das fällt schwer, verständlicherweise. Man könnte ja etwas verpassen. Eine Entscheidung für etwas ist immer eine Entscheidung gegen etwas – gegen 1000 andere Optionen. Doch nur wer bereit ist, darauf zu verzichten, was alles sein könnte und sich für etwas entscheidet. Der kann auch wirklich ankommen und vielleicht auch endlich mal die Liebe finden.


Zu sich selbst finden

Suche – das bedeutet auch, etwas herauszufinden, etwas zu entdecken. Ob wir nun wissen, wonach wir suchen oder auch nicht. Suche hat auch etwas mit Sehnsucht zu tun. Wir sehnen uns nach etwas oder jemanden. Wir streben danach, werden aktiv. Oder verweilen in der Sehnsucht nach Mehr.

Anfangs weiß keiner von uns, wer wir sind. Die Suche nach dem eigenen Ich, die Selbstfindung, wird zur Lebensaufgabe. Obwohl wir uns doch eigentlich am nächsten stehen, verstehen wir uns manchmal am wenigsten. Doch wir wollen wissen, wer wir sind, was uns ausmacht, was wir wollen. Uns selbst erfahren, akzeptieren, lieben lernen, entfalten – das ist ein lebenslanger Prozess.

Wir sind ein unvollständiges Puzzle. Anfangs sind da nur wenige Puzzleteile, doch im Laufe der Zeit sammeln wir immer mehr. Wir finden Teile, die zusammenpassen, aber auch welche, die sich nicht einfügen wollen, ins große Ganze. Entweder lassen wir sie liegen und holen sie später nochmal dazu oder wir lassen sie verschwinden. Das Leben ist ein einziges Puzzle. Und wir sind auch eins.

Stück für Stück kommen wir unserem wirklichen Ich näher. Im Idealfall ist unser Puzzle am Ende unseres Lebens vollständig. Klar sind wir frustriert, wenn wir das Puzzle am Ende nicht vollständig haben. Das ist doch das Ziel! Aber das ist vielleicht auch nicht das Ziel. So wie wir beim Puzzeln auch einfach Spaß am Suchen, Finden und Zusammensetzen haben. Ist es auch hier nicht wieder das Weg das Ziel? Viel zu oft räumen wir dem Ziel zu große Bedeutung ein. Sollten wir das nicht auch mal für den Weg dahin tun?

Wenn am Ende eben doch noch etwas fehlt: Sei es drum! So ist es nun mal. Doch wir haben viel entdecken können, sind unserem wahrem Ich näher gekommen. Sagen wir doch mal endlich „Ja“ zum Unperfekten!

Die Suche nach uns selbst ist ein langer und schwieriger Prozess. Schließlich verändern wir uns auch immer wieder. Wir sind nicht mehr die Person, die wir vor einer Woche waren. Eigentlich verändern wir uns täglich. Das macht die Suche nach unserem Ich sehr schwer. Vielleicht sogar unmöglich? Aber auch hier gibt es vielleicht auch keinen Endpunkt. Die Suche muss immer wieder von vorne anfangen. Vielleicht gibt es auch tausende Suchen und tausendmal finden wir uns wieder selbst. Aber immer eine andere Version von uns selbst. Das ist okay.

So viele Fragen, denen wir im Leben begegnen. Doch wo sind die Antworten? Vielleicht liegen sie irgendwo da draußen. Vielleicht ist das Leben eine Suche nach diesen Antworten. Die Frage ist nur: Wann weiß ich, ob es wirklich die richtige Antwort auf meine Frage ist? Manche Fragen lassen sich aber auch nicht lösen, indem wir einfach nur draußen herumsuchen. Dann hilft vielleicht der Blick ins Innere, statt ins Außen. Oftmals liegen die Antworten direkt vor uns oder eben direkt in uns. Wir müssen nur mutig genug zu sein, sie in uns zu suchen.

Suchen kann unglaublich motivieren. Und oftmals ist unser ganzes Leben ein reines Suchen und Finden, immer und immer wieder. Ein Prozess, der sich stetig wiederholt. Wir entscheiden, wann und was wir suchen. Und wann es Zeit ist, die Suche zu beenden. Wir haben es in der Hand.

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