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Wenn mich die Vergangenheit wieder einholt


Warten. Warten. Warten. Warum lässt du mich schon wieder warten? Du machst das ständig, ich habe es langsam satt. Ob in der Realität oder digital. Immer warte ich auf dich.


Warte darauf, dass du kommst, warte auf ein Zeichen von dir. Doch da ist nichts. Ein Kloß in meinem Hals macht sich breit. Ich merke, wie der Ärger in mir aufsteigt. Doch dahinter verbirgt sich etwas anderes. Etwas, was ich nicht wahrhaben was ich verdrängen will. Weil es einfach zu weh tut. Ich bin verletzt, enttäuscht. Bin ich von dir enttäuscht? Ja, denke ich. Aber ist das wirklich wahr? Reagiere ich nicht vielleicht über, frage ich mich. Enttäuscht kann man nur werden, wenn man Erwartungen hat. Was für Erwartungen stecken dahinter?

Vielleicht so etwas wie: Ich müsste dir doch wichtig sein. Und wenn das so wäre, dann würdest du mich nicht warten lassen, oder? Dann würdest du das machen, was ich will. Aber das machst du nicht. Wenn du mich wirklich liebst, dann lässt du mich nicht warten.

Ergo: Stimmt das also alles gar nicht, was ich geglaubt habe. Das flüstert mir meine innere Stimme, die manchmal echt fies sein kann. „Er liebt dich gar nicht, du bist ihm nicht wichtig. Du bist eben nicht genug.“


Einsam, ungeliebt, nicht genug

Und dann spüre ich es: Alte Wunden reißen auf. Eigentlich waren sie schon längst verheilt. Aber sie sind immer noch da, immer noch sichtbar. Nur ein kleiner Stich reicht schon, um sie wieder aufzureißen. Was war ich auch so blöd und habe mich geöffnet? Selbst Schuld. Ich habe mich verletzlich gemacht, indem ich dir mein Herz geöffnet habe. Ich habe es dir sogar geschenkt.

Da sind die Momente, wenn sie mich wieder einholt: meine Vergangenheit. Ich dachte, ich hätte sie längst hinter mir gelassen. Wie ein Kapitel, das ich endlich abgeschlossen habe. Doch du holst das Schmerzhafte der Vergangenheit wieder zurück in mein Leben. Und das macht mich wütend und traurig zugleich. Die ganzen Selbstzweifel von damals suchen mich wieder heim.

Immer dann taucht mein inneres Kind wieder auf, das sich verloren und einsam fühlt. Es hat immer das Gefühl bekommen, nicht auszureichen. Nicht genug zu sein, nicht geliebt zu werden. Der Stiefvater und die Mutter, die ständig etwas an dem Kind kritisieren mussten. Doch egal wie sehr es sich angestrengt hat, es konnte beide nicht wirklich zufrieden stellen. Es war einfach nie gut genug.

Ich dachte, dass ich dieses innere Kind geheilt hätte. Was habe ich all die Jahre daran gearbeitet, selbstbewusster zu werden. Habe mich extra immer mehr optimiert, um endlich der Mensch zu werden, der ich jetzt bin. Eigentlich bin ich sehr stolz auf mich. Und dann kommst plötzlich du daher: Du bringst wieder die Momente hervor, in denen mich jeglicher Stolz verlässt. Und dann fühle ich mich nicht mehr stark und selbstbewusst. Sondern klein und schwach. Eben wie ein kleines Mädchen, das unbedingt Bestätigung braucht. Ich hasse mich so sehr dafür, dass ich dich so sehr brauche. Ich wünschte, es wäre nicht so. Ich wünschte mir so oft, dass du mir weniger wichtig wärst. Dann kann ich auch nicht immer so enttäuscht und verletzt werden.


Du weißt nicht, wie es ist...

Wenn ich an all das denke, kommt mir der Song „You don´t know“ von Katelyn Tarver in den Sinn. Das Lied erzählt von jemandem, dem es nicht gut geht und der auch nicht will, dass es besser wird. Nicht mehr ständig kämpfen müssen, nicht mehr immer stark sein müssen. Die Person hat es so satt, einen auf positiv zu machen, so zu tun, als wäre alles okay. So zu tun, als ginge es ihr gut. Sie will loslassen, aufgeben, sich ihrem Kummer hingeben. Und auch keine Ratschläge von jemandem bekommen, der keine Ahnung von dem hat, was sie durchmacht.

Ich fühle mit der Person, der es nicht gut geht, denn ich kann sie so gut verstehen. Und dann denke ich bei dem Lied auch an dich. Du weißt nichts von meinem Schmerz, weißt nichts von meinen Tränen. Du hast keine Ahnung, wie es mir dann geht. Und du hast auch gar keine Ahnung, was ich alles durchgemacht habe. Ich habe es dir erzählt, ja, aber du wirst es trotzdem nie verstehen. Weil du das nie durchmachen musstet.

Obwohl ich es nicht will, muss ich bei dem Lied immer mit den Tränen kämpfen. Der Text trifft mitten ins Herz, triggert mich so sehr. Der Text spricht mir aus dem Herzen und erinnert mich daran, was ich all die Jahre durchgemacht habe. Da ist so viel, was ich all die Zeit begraben habe, von dem ich dachte, dass ich es inzwischen verarbeitet habe. Aber da liege ich falsch.


Nähe und Distanz

Manchmal wünschte ich, ich hätte dich nie kennengelernt. Manchmal wünschte ich, wir wären uns nicht näher gekommen, hätten keine Gefühle füreinander entwickelt. Ich wünschte, ich hätte dich nicht so nah an mich herangelassen. Dann würde mein armes Herz nicht ständig so leiden. Es leidet, weil es nicht die Liebe bekommt, die es braucht.

Ich weiß, wir sind zwei verschiedene Menschen. Und das ist ja auch gut so. Aber es nagt immer wieder an mir, dass du nicht dasselbe für mich empfindest wie ich für dich. Dass es für dich okay ist, wenn wir uns eine Weile nicht sehen. Dass du nicht so viel Nähe brauchst, wie ich. Dass du es okay findest, dass mein Herz auch jemand anderem gehört. Dass es okay für dich ist, dass wir zwei unterschiedliche Wege gehen werden.

Manchmal hasse ich dich dafür, dass du das alles in mir auslöst. Dass du mich ständig triggerst, obwohl du es nicht willst. Dabei bist du so ein lieber Mensch, der es verdient hat, auch geliebt zu werden. Und du bist trotzdem an jemanden wie mich geraten, innerlich so kaputt. Das hast du nicht verdient.


Schlüssel liegt in mir

Ich will dir so sehr glauben, dass du mich liebst und ich dir wichtig bin. Und dir mehr vertrauen. Mehr Vertrauen darin haben, dass ich dir wichtig bin. Dass ich nicht ständig alles auf die Goldwaage lege. Nicht ständig über jede Kleinigkeit grübeln muss. Aber vielleicht fehlt mir das Vertrauen in dich auch, weil ich mir nicht genug vertraue.

Wie kann ich dir glauben, dass du mich liebst, wenn ich mich selbst nicht liebe? Vielleicht ist das auch der Schlüssel: Die Liebe nicht bei dir suchen, nicht ständig danach betteln, mich von dir abhängig machen.

Nein, das ist nicht der richtige Weg. So werde ich mein inneres Kind wahrscheinlich nie heilen können. Der Schlüssel liegt in mir selbst. Da muss ich suchen. Vielleicht wird es an der Zeit, ein wenig Abstand von dir zu nehmen, vor allem emotional. Mich von dir zu lösen und die Verbindung zu mir zu suchen. Lernen, mich so zu akzeptieren, wie ich bin. Für mich zu sorgen, gut zu mir zu sein. Mir die Liebe zu geben, die ich brauche.

Und wenn ich das irgendwann geschafft habe, dann werde ich bereit sein, deine Liebe anzunehmen. Dann kann ich dir hoffentlich mehr vertrauen. Und dir endlich glauben, dass ich dir wichtig bin. Und werde nicht bei jeder Kleinigkeit ins Wanken kommen und in Selbstzweifel versinken. Und dann brauche ich nicht mehr zu betteln und zu flehen, weil ich mir die Liebe gebe, die ich brauche und nicht mehr von dir abhängig bin.

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