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Von Schreiblust zu Schreibfrust


Schon länger brennt mir das dieses Problem auf der Seele. Immer wieder poppt es in meinen Gedanken auf. Und doch habe ich es immer wieder weggeschoben. Immer wieder verdrängt, es als nicht so wichtig abgetan. Aber inzwischen kann ich es wohl nicht mehr ignorieren: Ich habe Zweifel an meiner großen Leidenschaft, dem Schreiben...


Kennt ihr das? Ihr habt Tausende Ideen, die euch im Kopf herumschwirren. Eine besser als die andere. So viele Gedanken, die ihr niederschreiben wollt. So viele gute Ideen für euren eigenen Blog oder vielleicht auch für euer eigenes Buch. Immer wenn dieser Moment kommt, ich einen Geistesblitz habe, bin ich Feuer und Flamme dafür. Die Euphorie hat mich im Griff, am liebsten würde ich sofort alles niederschreiben, was sich da in meinem Kopf zusammengebraut hat. Jetzt sofort. Doch das geht natürlich nicht immer. So schreibe ich also alles auf, was ich mir in diesen wundervoll inspirierenden Momenten einfällt. Um sie ja nicht zu vergessen, um später darüber zu schreiben.

Momentan kann ich mich über Ideen-Mangel für diesen Blog nicht beklagen. Ich habe dutzende Ideen und frage mich, ob ich sie auch wirklich alle abarbeite. Nicht unbedingt, weil es mir an Zeit fehlt. Eher, weil ich dann wieder Zweifel bekomme, ob diese Ideen wirklich etwas taugen. Ob ich daraus wirklich einen Text zaubern kann. Zaubern ist vielleicht nicht das richtige Worte. Eher zusammenschustern oder basteln.

Nein, Ideen habe ich genug. Was mich eher am Schreiben hindert ist seit einiger Zeit etwas anderes. Es ist dieses seltsame Unbehagen, was mich immer dann befällt, wenn ich ans Schreiben denke. Dabei dachte ich immer, dass ich das Schreiben liebe. So sehr, dass ich damit auch beruflich durchstarten wollte (was jedoch nicht klappte). Aber derzeit bin ich mir gar nicht mehr so sicher, ob das Schreiben wirklich das ist, was mich komplett erfüllt.

Und daran ist leider dieses undefinierbare Gefühl Schuld, was beim Gedanken ans Schreiben plötzlich da ist. Mit etwas Grauen denke ich daran, wieder etwas zu schreiben. Aber warum dieses negative Gefühl? Noch etwas anderes mischt sich da mit rein. Es ist eine Art Druck. Es fühlt sich an, als würde ich mich zu etwas aufraffen müssen. Als wäre das Schreiben kein Vergnügen, sondern eher Arbeit. Und das ist es definitiv: Schreiben ist eben ein anstrengender Akt, der viel Konzentration und auch Denkarbeit braucht. Es soll ja etwas Gescheites draus werden und nicht wie hingerotzt. Ich will mir dabei ja eben auch etwas Vernünftiges denken.

Ja, Schreiben ist Arbeit. Doch ich kriege das Gefühl nicht los, dass es für mich nur Arbeit ist. Etwas, was ich tun muss. Oder was ich schon immer getan habe, das gemacht wird, weil es jetzt Routine geworden ist. Jede Woche das gleiche Spiel. Wenn ich mich an einen Text ransetze, ist da nichts von Spaß zu spüren. Stattdessen eher dieses seltsame Gefühl, dass mich etwas bedrückt. Anspannung macht sich in mir breit, sie bremst mich beim Schreiben aus.

Keine Spur von der Leichtigkeit der Inspirationen, die ich davor gesammelt habe. Das ist meine liebste Phase: Wenn ich vor Ideen sprudle, alle möglichen Gedanken zu einem Thema aufschreibe, ganz viele Gedankensplitter vor mir habe. So viele Notizen kommen da zusammen. Es scheint als würde mir das Sammeln der Ideen viel mehr Freude bereiten als die Umsetzung. Und während ich mir die Notizen mache, stelle ich mir schon vor, wie der fertige Text sein könnte – wirklich toll geschrieben.

Doch dann bin ich so enttäuscht, wenn der Text am Ende doch ganz anders wird. Was mich da bedrückt, sind meine eigenen Erwartungen ans Schreiben: Ich erwarte tolle Texte, eine bestimmte Art von Texten. Denn ich habe ein bestimmtes Bild von ihnen in meinem Kopf.

Seit langem verfolge ich den Blog „Imgegenteil“ und lese dort täglich Text. Ich lese sie nicht nur, ich verschlinge sie förmlich. Vielleicht habe ich mich auch in den Schreibstil der einen oder anderen Autorin sehr verliebt. Das hat was mit mir gemacht. Das hat in mir den Wunsch ausgelöst, genauso schön zu schreiben wie sie. Weil viele der Autorinnen für mich gewissermaßen Vorbilder geworden sind. Und ihre Texte meine Inspirationsquelle. Die Texte lesen sich so leicht, so flüssig und manchmal so wahnsinnig poetisch an. Das ist wie Musik nur für die Augen, wenn ihr versteht, was ich meine. Das ist mir erst vor Kurzem bewusst geworden, wie sehr mich der Schreibstil dieser Frauen geprägt hat und das in einer so kurzen Zeit. Ich möchte genauso schön schreiben. Ich will auch so wunderschöne Bilder und Metaphern erzeugen, so poetisch schreiben, es so toll auf den Punkt bringen. Immer die richtigen Worte finden, so viel Emotionen reinbringen. So schöne Geschichten erzählen. Aber ich schaffe es einfach nicht. Ich kann so nicht schreiben, meine Texte werden meist nie so wie diese. Und das frustriert mich ungemein. Vielleicht hemmt mich das auch so sehr beim Schreiben. Vielleicht löst das in mir auch dieses Unbehagen aus.


Der Schreibprozess

Ich starre auf das offene Textdokument. Es ist leer. Ich tippe meine ganzen Notizen, die ich mir zu meinem Thema gemacht habe, rein. Sie sollen mir ein Anker sein fürs Schreiben. Damit ich den Überblick nicht verliere, mich nicht im Gedankenstrom verliere. Auch beim Schreiben ist mir Ordnung und Struktur wichtig. Aber baue ich mir damit nicht vielleicht selbst einen Käfig, in dem sich meine Gedanken kaum frei entfalten können?

Der Anfang ist am schwersten ,immer holprig. Ich brauche Zeit, um wirklich mit dem Schreiben warm zu werden. Besonders den Einstieg, der Teaser fällt mir sehr schwer. Weiß ich doch Anfangs noch gar nicht, wohin mich diese gedankliche Reise führen wird. Einfach irgendetwas reintippen und schauen, ob es am Ende passt. Wird schon irgendwie werden.

Obwohl ich das doch jede Woche schon tue. Es ist nichts Neues, ich müsste es nach all den Jahren doch gut draufhaben. Aber jeder neue Text ist wie ein Neuanfang. Eben die Geburt eines neuen kleinen Werkes. Die Geburt meiner neuen gedanklichen Schöpfung. Die Gedanken mögen nicht neu sein, wurden bestimmt alle mal irgendwann gedacht, gesagt oder geschrieben. Doch ich gebe ihnen dennoch eine persönliche Note.

Irgendwann, so nach einer oder zwei Seiten, denke ich nicht mehr über den Anfang nach. Denke nicht mehr darüber nach, wie mein Text eigentlich werden soll. Was für ein Stil ich da verfolgen will. Ich schreibe einfach, immer weiter. Meine Finger flitzen über die Tastatur, verselbstständigen sich. Als ob mein Kopf eine direkte Verbindung zu meinen Fingern hätte. Die Gedanken kommen von ganz alleine, mein Denken wird zum Schreiben. Dann weiß ich: Ich bin im Flow, ich bin richtig drin. Mich kann nichts mehr aufhalten. So vertieft vergesse ich alles um mich herum, blende Raum und Zeit aus. Jetzt gibt es nur noch mich und meine Gedanken, denen ich eine Form gebe.

Und dann, irgendwann, ist es geschafft: Der Text ist fertig. Und ich bin sehr zufrieden, dass ich es doch hinbekommen habe. Es schwingt anfangs immer eine gewisse Angst mit, dass ich mit dem Thema, das ich im Kopf habe, doch nicht viel anfangen kann. Dass ich daraus nichts machen kann. Und dass das Textdokument leer bleibt. Aber die Sorge ist unbegründet, mir ist das noch nie passiert. Aber wahrscheinlich ist das auch eine weitere Sorge, die mir die Schreiblust nimmt. Oder mich zumindest darin hemmt.

Obwohl ich doch so zufrieden bin, verfliegt die Freude leider in letzter Zeit öfter, wenn ich noch einmal über den Text drüberlese. Er ist okay, durchschnittlich, nichts besonderes. Nichts im Vergleich zu all den Texten, die mich so berührt und nachdenklich gemacht haben. Weil es nicht meine Texte waren? Ich vergleiche immer und immer wieder meine Texte mit denen anderer. Wieder macht sich Frust breit. Und ich weiß, dass es beim nächsten Mal wieder so sein wird. Es sind große Erwartungen an mich selbst, die ich ja wohl kaum erfüllen kann.


Vergleich mit den anderen

Ich weiß, dass es ein Problem ist. Zum einen mich ständig mit anderen zu vergleichen. Aber auch zu versuchen, so zu schreiben wie ein anderer. So sehr ich es mir wünsche: Ich werde wohl nie so wie die anderen schreiben können. Ich kann es versuchen, aber es kostet so viel Mühen, so viel Kraft. Ist es das am Ende wert?

Was bringt es mir, wenn ich so wie die anderen schreibe? Ja, es mag sich schön und poetisch lesen. Aber will ich wirklich so schreiben wie die anderen? Was bin ich dann? Eine, die andere nachahmt. Wäre das nicht irgendwie traurig? Schließlich ist Schreiben etwas total Individuelles.

Vielleicht ist es ja auch gut so, dass ich nicht die Art zu schreiben habe, wie die anderen. Das zeigt mir: Das ist nicht meine Art zu schreiben. Wenn ich schreibe, dann achte ich nicht so sehr auf einen bestimmten Stil. Ich schreibe einfach, was mir auf dem Herzen liegt, ich schreibe, so wie ich denke und fühle. Das ist meine Art zu schreiben. Meine Art, mich auszudrücken, mich der Welt mitzuteilen.

Ich bin wahrscheinlich immer noch auf der Suche nach meinem eigenen Schreibstil, der sich über die Jahre immer wieder wandelt. So wie ich auch. Danach suche ich immer noch.Das ist wahrscheinlich eine Lebensaufgabe.

Vielleicht sollte mein Ziel nicht sein, schön und toll zu schreiben. Sondern so zu schreiben, dass es zu mir passt, dass ich mich damit wohl fühle. Dass ich mich so zeigen kann, wie ich bin. Authentisch und ungeschminkt.

Es gibt kein Richtig oder Falsch, was das Schreiben angeht. Denn es ist doch eine zutiefst persönliche Sache, nicht wahr? Also weg von der Bewertung und hin zu Wertschätzung. Schließlich ist es toll, was ich da mache. Nicht ohne etwas Stolz kann ich sagen: Ich finde es super, dass ich so über mich, mein Leben, alles um mich herum reflektiere und darüber schreibe. Und Schreiben ist eben auch ein Prozess. Ich bin dabei, zu lernen, mich zu verbessern, meinen ganz eigenen Schreibstil zu finden.

Es ist am Ende auch die Frage: Für wen schreibe ich da eigentlich? Nur für die Menschen da draußen? Also für euch? Nicht wirklich. Ich schreibe in erster Linie für mich. Darum ist es mir egal, ob mein Blog viele Leser hat oder nicht. Ich schreibe für mich und dass andere meine Texte lesen wäre schön, ein Bonus, aber nicht so wichtig.

Das Schreiben tue ich vor allem für mich. Weil ich mein Leben, meine Erlebnisse, mein Fühlen, Handeln und Denken in der Gegenwart festhalten will. In Worten. Damit das alles nicht in Vergessenheit gerät. Damit ich, wenn ich Jahre oder Jahrzehnte später mich wieder daran erinnern kann, was Hier und Jetzt war, was mich bewegt hat, worüber ich nachgedacht habe. Meine Erkenntnisse in diesen Texten, meine Gedanken, sollen so konserviert werden. Und nicht zuletzt hilft mir das Schreiben ein Stück weit, auch mich selbst zu finden. Wenn ich also wieder dieses Unbehagen und diese Zweifel spüre, will ich mich daran erinnern. Und mir selbst damit Kraft geben, weiterzumachen und das Schreiben nicht aufzugeben. Am Ende wird es sich lohnen.

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