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Warum die Worte "ich liebe dich" nicht so wichtig sind


Ich sehne mich so sehr nach diesen drei magischen Worten. Ich will, dass du sie mir sagst. Nur dann kann ich dir glauben, dass du mich wirklich liebst. Ich versteife mich zu sehr auf dieses „Ich liebe dich“, dass ich blind werde für all deine anderen Liebesbeweise, die doch so viel mehr sagen als diese drei Worte.


Man sagt, dass die berühmten drei Worte heutzutage viel zu oft gesagt werden. So oft, dass sie irgendwann an Bedeutung verlieren. Sie gehen so leicht über die Lippen, dass wir ihren Inhalt vielleicht gar nicht so wirklich fühlen.

Bei dir war es nie so. Von Anfang an hast du Schwierigkeiten gehabt, über deine Gefühle zu sprechen. Für dich waren das immer die unangenehmen Gespräche. Als Mann bist du es nicht gewöhnt, darüber zu sprechen. Hast du zuvor auch nicht getan.

Ich konnte es nicht verstehen, werde es wohl auch nie – schließlich ist „emotional“ mein zweiter Vorname. Ich liebe nichts mehr, als über meine Gefühle zu sprechen. Das könnte ich den ganzen Tag lang machen. Am liebsten über meine Gefühle zu dir philosophieren. Dir immer und immer wieder sagen, wie wichtig du mir bist. Ich sehe dich an, verliere mich in deinen Augen, bin berührt von deinem tollen Wesen.

Und dann spüre ich tief in mir drinnen, dass meine Gefühle unbedingt raus wollen. Sie wollen dich erreichen. Durch Berührungen, Küsse, Umarmungen. Aber ganz besonders will ich dir all das sagen, was du in mir bewegst, will dir meine Gefühle offenbaren, in Worten. Meine Liebe zu dir will in Worte gefasst werden. Würde ich es nicht tun, würden all meine Gefühle für dich in mir explodieren. Und das wäre vielleicht fatal. Manchmal halte ich es nicht mehr aus und sage dir, wie sehr ich dich liebe. Und es ist jedes Mal eine Befreiung für mich. Ich will dich wissen lassen, wie innig ich dich liebe.


Die Angst davor, „ich liebe dich zu sagen“

Aber jedes Mal, wenn ich dir „ich liebe dich“ sagen will, halte ich kurz inne. Statt im Augenblick zu verweilen, blicke ich voraus. Ich denke darüber nach, was das für Folgen hätte. Wie würdest du reagieren? Ich weiß es schon immer im voraus. Und das ist es, was mich zögern lässt. Ich weiß, dass du mein „ich liebe dich“ nicht erwidern wirst. Nicht, weil du mich nicht liebst. Ich denke schon, dass du es tust. Ich fühle es.

Aber es fällt dir einfach schwer, das Worte „Liebe“ auszusprechen. Doch frage ich mich: Warum ist das so? Ist das Wort zu schwer für dich? Nicht greifbar? Oder zu gewichtig? Hast du Angst, dich mir komplett zu offenbaren? Würde es dich zu verletzlich machen? Oder liebst du mich insgeheim vielleicht doch nicht?

Statt mir zu sagen, dass du mich liebst, hast du dich meist nur bedankt. Und mir körperlich gezeigt, dass du meine Gefühle erwiderst. Das fand ich schön, keine Frage. Aber richtig zufrieden war ich nicht. Ich hatte etwas anderes erwartet, war deswegen verletzt. Ich wollte die drei Worte aus deinem Mund hören.

Und so wurde es weniger mit meinen Liebesbekundungen. Jedes Mal, wenn ich kurz davor war, zögerte ich, wägte ab, ob ich es wirklich tun soll. Und frage mich: Komme ich damit klar, wenn du mir nicht sagst, dass du mich liebst? Kann ich es akzeptieren? Oder eher nicht? Oftmals habe ich mich dagegen entschieden, blieb stumm, legte all meine Hingabe in das Körperliche, in der Hoffnung, dass du meine Liebe spürst.


Warum mir diese drei Worte so wichtig sind

Warum stört es mich nur so, dass du die Worte nicht sagst? Vielleicht weil ich sowieso ein Mensch bin, der gerne seine Liebe in Worte ausdrückt. Der viel aus einer liebevollen Kommunikation zieht. Vielleicht weil es meine Sprache der Liebe ist. Ich projiziere automatisch das, was ich gern tue und will, auf dich. Nach dem Motto: Wenn du mich wirklich liebst, dann sagst du es mir auch. Tust du es nicht, liebst du mich vielleicht gar nicht. Oder zumindest nicht genug, um dich für mich zu überwinden und die Worte auszusprechen.

Aber vielleicht lege ich wirklich zu viel Wert auf etwas, was gar nicht mal so wichtig ist. Wir schreiben den Worten einfach zu viel Bedeutung zu, dabei vergessen wir, dass es auch andere Wege gibt, vielleicht bessere, um Liebe auszudrücken? Vielleicht sollte ich nicht mehr alles wortwörtlich nehmen, sondern wieder lernen, zwischen den Zeilen zu lesen. Die anderen kleinen Gesten und anderen Worte mehr zu schätzen und zu lernen, deine Sprache der Liebe zu erkennen. Denn „ich liebe dich“ kann man auf unterschiedlichen Wegen sagen oder auch zeigen.


Fünf Sprachen der Liebe

Ich habe mal gelesen, dass es fünf Sprachen der Liebe gibt, die der Beziehungsberater Gary Chapman geprägt hat.

Da wäre die Beziehungssprache „Lob und Anerkennung“, wenn man also jemandem mit Komplimenten und lieben Worten zeigt, wie wichtig sie ihnen sind.

Die zweite Beziehungssprache ist die der Zweisamkeit. Liebe drückt sich darin aus, das man gemeinsam Zeit verbringt, gemeinsame Rituale pflegt.

Einige Menschen nutzen Geschenke, die von Herzen kommen, um ihre Liebe zu zeigen.

Wieder andere Menschen äußern ihre Liebe dadurch, dass sie ihrem Partner helfen und für ihn da sind.

­Die letzte Sprache der Liebe ist die der Zärtlichkeit. Für solche Menschen drücken Berührungen und Zärtlichkeiten Gefühle mehr aus als durch Worte.


Deine Sprache der Liebe

Ich habe mich zu sehr auf meine Sprache der Liebe, Worte, konzentriert, dass ich gar nicht erkannt habe, welche Liebessprache du sprichst. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Du hast eigentlich immer gesagt, dass du nicht der Typ großer Worte bist. Warst du nie und wirst du nie sein. Nicht, weil du mich nicht liebst, sondern weil es dir schwer fällt und weil es eben nicht deine Sprache der Liebe ist.

Dabei zeigst du mir auf andere Art und Weise, wie du für mich fühlst. Ich wollte oder konnte es wohl nicht immer wahrnehmen. Weil ich so fixiert auf deine Worte oder eben das Fehlen der Worte war. Doch jeder deiner liebevollen Gesten und Berührungen sprach Bände. Wie konnte ich nur so blind sein?

Wenn wir unterwegs sind und deine Hand wie automatisch nach meiner sucht und sie ergreift. Als ob du mir sagen wolltest: Du gehörst zu mir! Immer wenn du mich an dich heranziehst und mich küsst. Da ist Leidenschaft, Zärtlichkeit und Liebe. Wenn du mich in den Arm nimmst, mich fest umarmst, als würdest du mich nie wieder loslassen wollen. Wenn du meine Stirn oder Nase liebevoll küsst. Auch ein Zeichen starker Zuneigung. Wie du meinen Körper zärtlich streichelst, wenn wir im Bett zusammen liegen. Oder die Art und Weise wie du mir zuhörst, dich an so vieles erinnerst, was ich dir erzählt habe. Wenn du mir interessiert Fragen stellst, weil es dir wichtig ist, mehr über mich zu erfahren, um mich besser zu verstehen. Wenn du mir zuliebe etwas tust, wofür du dich überwinden musst, obwohl du lieber etwas anderes machen würdest. Auch das ist Liebe. Deine Hand auf meinem Kopf, die ihn sanft tätschelt. Aber ganz besonders spüre ich deine Liebe, wenn wir uns gefühlt ewig in die Augen sehen und uns dabei küssen. Das sind meine liebsten Momente. Besonders da spüre ich es in jeder Faser meines Körpers, was du für mich empfindest.


Ich blicke auf unsere gemeinsamem Momente zurück: Und da erkenne ich es. Die vielen kleinen Gesten, die so viel bedeutsamer sind als „Ich liebe dich“. Es ist deine Art zu sagen, was du für mich empfindest. Taten sagen oftmals doch mehr aus als Worte, nicht wahr? Wie so oft im Leben sind es eben doch die kleinen Dinge, auf die es ankommt. Wir müssen eben nur die Perspektive wechseln und den Blick dafür schärfen. Und achtsamer werden, dann können wir sie sehen. Die kleinen Dinge, die auch Liebe bedeuten.






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