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Hört endlich auf, mir Sprachnachrichten zu schicken!


Manche lieben sie, manche hassen sie: Sprachnachrichten. Ich gehöre eindeutig zur letzteren Sorte Mensch. Warum mich diese Form der Kommunikation besonders nervt, erfahrt ihr im heutigen Beitrag...


Wenn es etwas geht, worüber ich mich immer wieder aufregen kann, sind das eindeutig Sprachnachrichten. Wer sich diese Form von Kommunikation ausgedacht hat, gehört für mich in die Hölle. Denn für mich sind diese Sprachnachrichten meine ganz persönliche Hölle.

Ich bin nämlich jemand, der einfach sehr gerne schreibt. Ich liebe das geschriebene Wort, mit mir kann man Romane schreiben. Nicht immer habe ich wirklich Bock darauf. Oft genug schiebe ich die Antwort auf einen ellenlangen Text vor mich hin. Aber am Ende mache ich es doch und bin ganz zufrieden.

Anders sieht es dagegen bei Sprachnachrichten aus. Sobald mir jemand eine schickt, sei sie noch so kurz, nur paar Sekunden, bekomme ich gleich innerlich einen Würgereiz und rolle die Augen. Schon wieder so eine doofe Sprachnachricht! Muss das denn sein? Statt sie schnell mal abzuspielen, wird sie als „ungelesen“ markiert und irgendwann einmal angehört. Wenn überhaupt.


Schreiben statt quasseln

Wenn jemand wirklich viel zu erzählen hat und vielleicht etwas faul ist, in die Tasten zu hauen, verstehe ich das. Aber wenn die Sprachnachricht wirklich nicht mal eine Minute dauert, frage ich mich: Warum kannst du das nicht einfach schreiben? Klar, geht immer noch schneller, kurz mal eine Sprachnachricht zu verfassen. Man kann nebenbei noch rumlaufen, irgendetwas anderes machen, ist schon ganz praktisch. Auf der anderen Seite zeigt mir das aber auch: So wichtig bin ich anscheinend nicht, dass man sich mal die Zeit nimmt, drüber nachdenkt, was man sagen will und die Worte sorgfältig auswählt, die man schreibt.

Es gibt da eine Freundin, die grundsätzlich Sprachnachrichten verschickt. Egal wie wenig sie zu sagen hat. Ich bin es schon irgendwie gewöhnt, aber es nervt mich doch irgendwie. Ich mag die Freundin sehr, wir verstehen uns gut, aber diese Form der Kommunikation geht mir doch auf den Zeiger. Doch statt ihr das auf eine liebe Art zu sagen, antworte ich einfach generell so spät wie möglich – und natürlich mit einer Textnachricht. Die sie aber gekonnt wieder mit einer Sprachnachricht beantwortet. Wenigstens sind ihre Sprachnachrichten noch im Rahmen, gehen maximal zwei Minuten. Das kann man schon mal ertragen.

Doch nicht alle meine Freunde und Bekannten nutzen Sprachnachrichten für den schnellen Austausch. Eine Bekannte, mit der ich sonst nur geschrieben habe, hat vor Kurzem Sprachnachrichten auch bei mir für sich entdeckt. Sie redet generell auch sehr viel, wenn wir uns treffen. Insofern wunderte es mich nicht, als ich dann eine Sprachnachricht von ihr bekam. Doch die hatte es in sich oder sagen wir mal, diese beiden Sprachnachrichten zusammen waren ein echtes Monstrum.

Sage und schreibe 16 Minuten haben beide Nachrichten zusammen umfasst. 16 Minuten! In der Zeit hätte ich mich geduscht, Zähne geputzt und noch geschminkt.

Meine erste Reaktion darauf war: Nee, darauf antworte ich nicht. Nein! Ich sträube mich, mir den ganzen Wortsalat anzuhören und da noch meinen Senf dazuzugeben. Ich habe gemerkt, wie ich innerlich total dagegen protestierte. Gleichzeitig wusste ich, dass ich doch darauf antworten werde. Das ist der Zwang, wenn man eine Nachricht bekommt. Man sollte darauf antworten, wenn einem etwas an der Person liegt. Wenn mir der Ball zugeworfen wird, will ich ihn ja nicht auf dem Boden liegen lassen. Bin ja kein Spielverderber. Also spiele ich mit, aber auf meine Art und Weise. Und antworte deswegen konsequent nur mit Textnachrichten.


Warum Sprachnachrichten nervig sind

Sprachnachrichten sind für mich ein wahrer Graus. Und glücklicherweise bin ich nicht ganz allein damit. Was habe ich im Internet dutzende Texte und Kolumnen von anderen Menschen gelesen, die Sprachnachrichten genauso sehr wie ich hassen. Das war schon eine Genugtuung.

Es gibt natürlich immer zwei Seiten der Medaille. Für den Absender sind Sprachnachrichten in der Tat ein Segen. Man kann sie schnell und jederzeit aufnehmen und dabei eben noch etwas anderes machen. Ist man zu faul zum Tippen, anderweitig beschäftigt, unterwegs oder die Finger sind eingefroren: Kein Problem, es gibt ja noch Sprachnachrichten! Mal fix eine Sprachnachricht aufnehmen und verschicken.

Dabei machen sich die Absender nie, wirklich nie, Gedanken darüber, in welch eine Bredouille sie die Empfänger bringen. Wirkt auf mich oftmals auch so, als würden sie alles, was in ihrem Kopf rumschwirrt, in einer Nachricht bündeln und mich damit bombardieren. Nach dem Motto: „Hier, schenk ich dir, mach was schönes draus!“ Und dann fühle ich mich tatsächlich ein klein wenig benutzt, wenn man mir ein Ohr abkaut, aber sich überhaupt nicht für meine Meinung interessiert und mich etwas fragt. Danke für gar nichts!

Ich finde Sprachnachrichten einfach nervig. Anders als bei einem Text hat man nicht sofort den Überblick, kann nicht einfach das Ganze überfliegen und nachlesen, ob was wichtiges drin steht und vor allem, was der Inhalt ist. Sprachnachrichten sind immer so eine Art Wundertüte – aber im negativen Sinne. Du weißt nie, was dich (für Quatsch) erwartet. Vielleicht ist etwas Gehaltvolles und Wichtiges drin, im schlimmsten Fall stellt sich alles als reine Zeitverschwendung heraus. Aber das wirst du erst merken, wenn du dir die Nachricht angehört hast. Viel Spaß dabei!

Sprachnachrichten fressen unheimlich viel Zeit, zumindest auf der Empfänger-Seite. Ich habe einfach generell wenig Lust, mir Sprachnachrichten anzuhören und dann ständig zwischendrin zu stoppen, weil ich entweder das Gesagte vergessen habe oder ich eben nicht gleichzeitig nachdenken, schreiben und dabei zuhören kann. Da muss eben eine Pause sein und das führt dazu, dass das alles noch länger dauert. Und das ist für mich wahnsinnig umständlich. Versuche ich doch mal, mir das Gesagte irgendwie zu merken, verzettel ich mich erst recht. Mal zwischendurch eine Sprachnachricht zu beantworten, ist nicht drin. Dafür braucht es zum einen Zeit, eine ruhige Umgebung und ganz viel Geduld.

Und vor allem auch eine Tastatur. Sprachnachrichten per Handy abzuhören und zu beantworten halte ich für ein schwieriges Unterfangen. Davon mal abgesehen ist es total fummelig, innerhalb einer Sprachnachricht zurück- oder vorzuspulen.

Richtig nervt mich dabei auch, dass ich extra meine Kopfhörer benutzen muss. Will ja auch nicht, dass die halbe Welt von intimen Details einer Freundin erfahren. Besser für sie und besser für die anderen. Meine eine Freundin spricht dann auch noch so leise (trotz voller Lautstärke!), dass ich selbst zu Hause, wo ich ungestört bin, Kopfhörer rein machen muss, damit ich sie überhaupt verstehe. Eigentlich eine Kleinigkeit, die mich dennoch stört.

Und erst die ganzen Wiederholungen! Wer schreibt, überlegt sich meist auch, was er mitteilen will. Er beschränkt sich auf das Wesentliche. Beim Quasseln in Sprachnachrichten sieht das aber anders aus. Da wird gerne mal um den heißen Brei geredet oder einfach nur immer und immer wieder auf etwas herumgeritten. Anders als beim Gespräch kann ich leider nicht dazwischen funken. Bei Sprachnachrichten muss ich diese Wiederholungen ertragen. Wenn ich dann schon zum dritten Mal höre, warum meine Bekannte sich über andere aufregt, kotze ich im Strahl. Eben viel Gelaber, aber wenig Inhalt.

Und ganz ehrlich: Ich raste fast immer aus, wenn jemand minutenlang, ob am Telefon oder in beim Treffen, über sich redet und mir keine Fragen stellt. So gar nicht daran interessiert ist, was ich davon halte und wie es mir geht. Und leider ist das bei vielen so, dass sie Sprachnachrichten nutzen, um einfach viel zu labern, aber wenig mitzuteilen. Hauptsache endlose Monologe halten, sich selbst darstellen. Wie schön, dass da jemand ist, der zuhört oder zuhören muss.

Wer Sprachnachrichten versendet, erzeugt in mir auch den Druck, selbst per Sprachnachricht zu antworten. Aber nicht mit mir! Wenn ich etwas mehr hasse, als Sprachnachrichten zu erhalten, dann ist es, selbst welche zu verfassen. Ich weiß nicht, woran es liegt. Vielleicht ist es einfach das unangenehme Gefühl, mich selbst die ganze Zeit reden zu hören. Und der Druck, möglichst fehlerfrei und ohne viele „Ähs“ und „Öhms“ zu reden. Im schlimmsten Fall verhaspel ich mich, verliere den roten Faden und muss den Scheiß nochmal neu machen. Ganz sicher nicht! Darum gibt es von mir konsequent IMMER Textnachrichten.

Ich will auf keinen Fall sagen, dass Sprachnachrichten per se schlecht sind. Mal kurz zwischendurch eine versendet, wenn man sich verspätet oder auf kurzem Wege etwas mitteilen will. Oder wenn man mal wirklich keine Zeit hat, zu schreiben. Sprachnachrichten können auch einfach viel persönlicher sein, man hört die Stimme des anderen und hat das Gefühl, demjenigen nah zu sein. Außerdem kommt es dann auch zu weniger Missverständnissen als bei der schriftlichen Kommunikation. Über manche Dinge lässt sich auch nicht gut schreiben, manche Dinge muss man eben mündlich kommunizieren und da können Sprachnachrichten echt helfen. Ich sage auch nichts dagegen, wenn ich Sprachnachrichten von Freunden bekomme, wenn es ihnen schlecht geht, sie Liebeskummer oder andere Sorgen und Nöte haben. Alles total okay.

Mich nervt nur diese inflationäre Gebrauch von Sprachnachrichten. Nach dem Motto: Ich kann Sprachnachrichten aufnehmen, als nutze ich diese Funktion auch. Und wenn das dazu führt, dass die Kommunikation dauerhaft einseitig ist und mir dadurch ständig die Zeit geraubt wird – nein, danke.

Für mich sind Sprachnachrichten oftmals einfach eine Sackgasse, reine Monologe. Das muss echt nicht sein. Warum also nicht lieber den Dialog suchen? Wenn es etwas Wichtiges zu bereden gibt, dann kann man auch einfach zum Handy oder Telefon greifen und miteinander sprechen. Das geht schneller, einfacher, unmittelbarer und insgesamt für beide Seiten schöner.

Ich bin dafür, dass wir Sprachnachrichten künftig bewusster verwenden. Und dass wir vor allem auch immer an den Empfänger denken und ihn nicht mit einem Monolog zu Tode langweilen. Immer wieder mal dran denken, was man eigentlich mitteilen will und ob das wirklich die passende Möglichkeit dafür ist. Sollte es etwas Wichtiges sein, wäre ein Telefonat die bessere Wahl. Alles andere, finde ich, kann man auch in einen Text packen. Und wenn der mal länger dauert, muss man sich auch mal die Zeit nehmen. Dem Empfänger zuliebe. Lange Rede, kurzer Sinn. Liebe Sprachnachrichten-Verschicker, schreibt doch öfter mal anstatt zu labern!

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