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Trennungsschmerz: Wie geht das mit dem Entlieben?

 

Eine Trennung folgt der nächsten. Nachdem ich mich von meinem Mann getrennt habe, war diesmal der andere Mann dran. Während der drei Wochen Pause war es für mich so klar, diesen Schritt zu gehen. Doch dann kam doch wieder alles anders. 

Eigentlich lief unser Abschied gut. Mir war von Anfang an klar, dass ich die Entscheidung, mich von ihm zu trennen, durchziehen werde. Und er wollte das auch. Es lief alles total entspannt und friedlich ab. Wir konnten uns am Ende noch richtig gut voneinander verabschieden. Ohne große Tränen. Dafür mit einem Lächeln auf den Lippen. Wir sind im Guten auseinandergegangen. Einigten uns beide darauf, den Kontakt zueinander zu halten, wenigstens Freunde zu bleiben. Eigentlich ging es mir danach ganz gut, besser als gedacht.

Paar Stunden später realisierte ich das ganze erst. Mit voller Wucht haute es mich um, riss mir den Boden unter den Füßen weg. Es ist jetzt wirklich vorbei. Unsere gemeinsame schöne und glückliche Zeit ist echt vorbei. Und wird auch nie wiederkommen. All die Erinnerungen, die sich in mein Herz gebrannt haben – kann ich vergessen. All die Dinge, die wir noch zusammen erleben und machen wollten, mein Traum, mit ihm glücklich zu werden – auf Gutdeutsch, für den Arsch. All meine Gefühle und meine Liebe für ihn müssen jetzt aufhören. Am besten jetzt auf gleich. Aber wir wissen alle, dass es da keinen Knopf gibt, mit dem das alles sofort auslöschen kann. Erst nach und nach spürte ich, was das überhaupt für mich bedeutete und wie sehr mir das wehtat und mich traurig machte.

Die Tage danach waren eigentlich okay. Da ich beruflich viel zu tun hatte und unterwegs war, konnte ich mich gut ablenken. Ablenkung war genau das, was ich jetzt am meisten brauchte. Abends ging es damit weiter. Und das tat mir so gut. Es fühlte sich an, als wäre es vielleicht doch nicht schlimm. Wie sehr ich mich doch irrte. Und wie naiv ich doch war, dass ich wirklich glauben konnte, dass ich das alles gut wegstecken würde.

 

Wenn der Liebeskummer mit voller Wucht kommt

Denn immer dann, wenn ich allein zu Hause saß, kam wieder dieser tiefe und stechende Schmerz hoch. Wieder diese enorme Traurigkeit. Es fühlte sich an, als würde ich in ein tiefes Loch fallen. Und nicht mehr rauskommen.

Und dann schrieb er mir wieder, fragte, wie es so läuft. Als wäre nie etwas passiert. Und ich dumme Kuh schüttete ihm mein Herz aus und schrieb, dass es mich sehr traurig macht. Und was kam dann von ihm? Eine Antwort, die er vielleicht gut gemeint hatte. Aber gut gemeint ist eben nicht gut gemacht. Die Aussage hätte er sich wirklich sparen können.

Ich bin am Boden zerstört und nur am Heulen und er kommt, tritt nochmal nach und sagt sinngemäß: „Kopf hoch, das wird schon wieder!“ Das ist genau das, was ich jetzt am wenigsten gebrauchen kann. Davon mal abgesehen taten seine Worte umso mehr weh, weil ich mich nicht verstanden gefühlt habe. Als ob das alles total normal und meine Traurigkeit gar nicht so schlimm wäre. Es tat auch weh, weil es so klang, als würde  ihm die „Trennung“ nichts ausmachen. Als hätte er schon längst damit abgeschlossen. Schön für ihn.

All die Ablenkung, ob auf Arbeit oder privat, brachte nur vorübergehend etwas. Tief in mir spürte ich, dass die Traurigkeit und der Schmerz eben noch da sind und sich nicht einfach wegdrücken lassen. Sie wollen gespürt werden. Und da wusste ich: So kann es nicht weitergehen. Ich wusste, dass ich loslassen musste. Doch wie höre ich auf, jemanden nicht mehr zu lieben, mit dem ich nicht einmal zusammen war?

 

Akzeptanz

Der wichtigste Schritt überhaupt: Erst einmal wirklich verinnerlichen, dass es vorbei ist. Jegliche Hoffnung begraben, dass es noch eine zweite Chance gibt. Wir wissen beide zu gut, dass es nichts werden wird. Und dass es für uns beide besser wäre, wenn wir das ein für alle Mal beenden. Auch wenn es hart ist. Wir haben uns beide dazu entschlossen, es zu beenden. Weil wir wissen, dass wir nicht füreinander bestimmt sind.

Und obwohl ich es ausgesprochen habe, obwohl ich mich trennen wollte, fühlt es sich jetzt, wo es Realität ist, so seltsam an. Es ist natürlich eine enorme Umstellung. Die Person, die für mich anderthalb Jahre lang so der Mittelpunkt meines Lebens war, ist es nicht mehr. Darf es nicht mehr sein. Das ist so ein krasser Einschnitt, dass ich das einfach gerade noch nicht akzeptieren kann. Mein Innerstes wehrt sich heftig dagegen, wehrt sich gegen diese Veränderung. Weil Veränderungen eben doof sind und anstrengend. Aber sie gehören zum Leben dazu.

Doch es lässt sich nicht ändern. Es ist, wie es ist. Es ist vorbei. Aus dem „Wir“ ist wieder ein „Du“ und „Ich“ geworden. Wir werden nie wieder das tun, was wir in den anderthalb Jahren getan haben. So schmerzhaft wie es ist. Doch das Leben geht weiter. Auch ohne ihn. Die Tatsache, nicht mehr mit ihm zusammen zu sein, ist bitter, aber unumstößlich. Je früher ich das akzeptiere, desto leichter fällt es mir, wirklich loszulassen.

Vielleicht wird es Zeit, der fiesen Wahrheit ins Gesicht zu sehen. Sich nicht mehr von den nostalgischen Erinnerungen blenden zu lassen. Den Fokus auf das Hier und Jetzt zu richten. Die Trennung ist nun mal passiert. Und damit muss ich jetzt leben.

 

Alle negativen Gefühle dürfen sein

Aber genauso fällt darunter auch, meine Gefühle zu akzeptieren. All die Traurigkeit, der Schmerz, die Enttäuschung, die Verletzungen, die Wut, diese Leere in meinem Herzen – das darf alles sein. Nichts davon ist schlecht. All diese Gefühle, die mich gerade so überrollen, haben ihre Berechtigung. Sie wollen gefühlt werden, auch wenn es sich verdammt mies anfühlt. Sie wollen akzeptiert werden, sie wollen, dass ich ihnen Raum gebe. Sie sind unglaublich wertvoll, ich muss sie jetzt fühlen, um zu trauern, um das alles zu verarbeiten, um endlich loszulassen. Je mehr ich diese Gefühle wegdrücke, je mehr ich verdränge, sie zu fühlen, desto länger wird es dauern, endlich über ihn hinwegzukommen.

 

Augen öffnen und Aufarbeitung

Durch eine Trennung zu gehen, ist auch immer Trauerarbeit. All diese Gefühle, die ich für ihn empfunden habe, all die Erinnerungen, all das, was noch hätte sein dürfen – all das muss ich Stück für Stück loslassen. Mich ordentlich davon verabschieden. Die Erinnerungen in Ehren halten. Die Gefühle freilassen. Um am Ende selbst wieder frei zu werden. Zum Trauerprozess gehört eben auch dazu, die Trennung zu akzeptieren. Diese Gefühle zu fühlen. Immer wieder mal in ein tiefes Loch zu fallen, um mich dann wieder hochzukämpfen. Mich mit den Gefühlen auseinanderzusetzen. Und auch damit, was schiefgelaufen ist.

Es gab gute Gründe, warum wir uns voneinander getrennt haben. Tiefere Gefühle waren da. Die Anziehend vorhanden. Eigentlich haben wir uns auch sehr gut verstanden, waren auf einer Wellenlänge.

Doch es fehlten wichtige Dinge, auf die ich künftig nicht verzichten wollte. Verbindlichkeit, dass wir beide eine Beziehung führen wollen. Ausreichend Nähe und Intimität. Vertrauen, dass man sich auf den anderen verlassen kann, dass er nicht belügt oder betrügt. Ausreichend Zeit miteinander. Eine gemeinsame Zukunft. All das waren Dinge, die zwischen uns standen. Dinge, die ich gebraucht hätte, aber die er mir nicht geben konnte oder wollte. Und genau aus diesen Gründen hat es mit uns eben einfach nicht gepasst. Auch wenn alles andere nahezu perfekt war.

Dass Gefühle da sind und gefühlt werden wollen – alles total normal. Aber ich darf mich nicht weiter davon blenden lassen. Sondern muss dennoch versuchen, Abstand von allem zu gewinnen. Die Dinge auch mal von außen betrachten. Und mir nochmal wirklich vergegenwärtigen, warum die Trennung auch wirklich gut war. Vielleicht hilft mir das, so besser über ihn hinwegzukommen. Wenn ich immer mehr verinnerliche, dass das mit uns einfach nicht passt. Und dass es gut so war, dass wir getrennte Wege gegangen sind. Weil das langfristig uns beide einfach glücklicher machen würde, als wenn wir es versucht hätten. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.

 

Abstand nehmen

Der wohl härteste Schritt bei der Trennung. Eigentlich sehne ich mich sehr danach, den Kontakt zu ihm zu halten. Mit ihm zu schreiben, mit ihm zu telefonieren. Und ihn irgendwann wieder als Freund zu treffen. Ich dachte, ich käme damit klar und dass es mir guttun würde, ihn so weiter in meinem Leben zu behalten. Verlieren will ich ihn auf keinen Fall, weil er mir als Mensch unglaublich viel bedeutet. Ehe ich ihn ganz verliere, wünsche ich mir, dass wir Freunde bleiben, auch wenn es hart wird.

Ich dachte, es wäre eine gute Idee gewesen, direkt danach einfach normal weiter zu schreiben. Aber ich habe gemerkt, wie sehr mit das alles doch mitnimmt. Und dass ich jetzt nicht einfach so tun kann, als wäre nichts gewesen. Es geht nun mal nicht von heute auf morgen, die eigenen Gefühle auszuschalten und wieder einen auf beste Freunde zu tun. Ihm mag das vielleicht gelingen, mir aber nicht. Dafür hänge ich leider emotional einfach viel zu sehr an ihn. Dafür sitzt der Schmerz einfach noch zu tief. Und jeder weitere Kontakt würde die Wunde der Trennung nur weiter aufreißen. Sie könnte dann niemals wirklich heilen.

Ich merke, dass ich das erst einmal nicht kann, miteinander befreundet sein. Ich merke, dass ich jetzt vor allem eine Kontaktpause brauche. Solange wir täglich noch miteinander schreiben, wird das einfach nichts mit dem Vergessen und Loslassen. Dann werden die Gefühle und möglichen Hoffnungen nur immer wieder bleiben.

Mir hat das tatsächlich sehr geholfen, als wir zweimal drei Wochen lang nicht miteinander Kontakt hatten. Es hat geholfen, Abstand zu den Gefühlen für ihn zu bekommen. Alles auch ein wenig nüchterner zu betrachten, ohne diese rosarote Brille. Die Erinnerungen und Gefühle sind langsam verblasst. Ich glaube genau das brauche ich jetzt am meisten. Und darum muss ich den Kontakt jetzt abbrechen, mir zuliebe, meinem armen Herzen zuliebe, damit es wieder heilen kann. Auch wenn es mir wehtut, nicht zu wissen, wie es ihm geht und was er macht. Ich würde so gerne an seinem Leben teilhaben. Aber es geht jetzt einfach nicht.

Vielleicht können wir irgendwann wieder Freunde sein. Ich hoffe es wirklich sehr.

 

Fokus auf sich selbst

Genau das ist das, was jetzt am wichtigsten ist. Nicht mehr ihn als den Mittelpunkt meines Lebens betrachten. Sondern wieder zu mir zu finden, mir die oberste Priorität zu geben. Denn ich will nicht länger mein Glück von anderen abhängig machen. Ich allein kann mich glücklich machen. Ich will nicht mehr länger emotional so sehr an einem Menschen hängen, dass es toxisch wird. Das will ich nie wieder. Und vielleicht ist es eben auch gut, jetzt Abstand zu haben, um diese ungesunden Beziehungsmuster zu reflektieren und zu ändern.

Mich wieder auf mich konzentrieren und mich fragen: Was will ich eigentlich? Wer bin ich ohne den anderen Menschen? Was macht mich glücklich? Was für einen Partner will ich haben? Was für eine Beziehung will ich führen? Wie und wen will ich künftig lieben? Und kann ich mich auch selbst lieben lernen, damit ich nicht mehr abhängig von der Bestätigung anderer bin?

Lernen, wieder allein klarzukommen. Lernen, dass Alleinsein nicht Einsamkeit bedeutet und dass es eine Bereicherung ist, das Alleinsein zu genießen. Lernen, dass ich selbst der wichtigste Mensch in meinem Leben bin. Dass die Liebesbeziehung zu mir die absolut wichtigste ist und die ich unbedingt pflegen sollte.

 

Ablenkung

Nachdenken und das alles verarbeiten, alles schön und gut. Aber irgendwann muss damit auch mal Schluss sein. Ich will auch nicht ewig einem Menschen hinterhertrauern, der meine Liebe nicht verdient hat. Ich will auch wieder glücklich sein. Und darum ist Ablenkung auch unbedingt wichtig und im richtigen Maße auch gesund, um das alles hinter mir zu lassen.

Im Job habe ich momentan viel zu tun, da fällt es mir leicht, den Kopf und das Herz auch mal auf stumm zu schalten. Und privat habe ich auch viel vor, bin viel unterwegs, gehe meinen Hobbys nach und engagiere mich ehrenamtlich. In diesen Dingen finde ich enorm viel Freude, sie bereichern mich sehr. Stichwort: andere Glücksfaktoren finden als die Liebe.

Und ja, es ist total okay, auch einfach mal nur zu Hause zu hocken, Serien, Filme und Podcasts zu konsumieren oder zu lesen, um einfach mal abzuschalten. Das darf alles sein.

 

Freunde treffen

Mir hilft es enorm, mich mit Freunden zu treffen und mit ihnen über die Trennung und die verbundenen Gefühle und Gedanken zu sprechen. Das hilft, alles aus einer anderen Perspektive zu betrachten, Abstand zu gewinnen, andere Wege zu finden, um damit besser klarzukommen.

Es tut auch unheimlich gut, das alles nicht in mich hineinzufressen, sondern einfach mal auszusprechen. Das hat eine unheimlich heilende Wirkung. Ich bin so dankbar dafür, dass ich so tolle Menschen um mich habe, die für mich da sind, wenn ich sie brauche. Freunde sind in so einer Krise einfach so enorm wichtig.

 

Offen für eine neue Liebe sein

Jeder braucht unterschiedlich lange Zeit, um die Trennung zu verarbeiten und loszulassen. Ich weiß nicht, wie lange ich brauchen werde. Aber ich merke, dass es langsam aber sicher besser wird. Und dass ich absolut bereit bin, mein Herz für jemand neuen zu öffnen. Vielleicht werde ich nicht sofort in die vollen gehen. Aber Stück für Stück möchte ich mich jemand Neuen öffnen, ihm mein Herz zeigen. Es stimmt schon, dass eine neue Liebe durchaus helfen kann, die alte zu vergessen. Und hoffentlich wird es dann auch ein Mann sein, mit dem ich glücklich werden kann. Und sollte er es nicht sein: Auch vollkommen okay, das Leben geht weiter!

 

Trennungsschmerz ist scheiße und niemand will es haben. Aber ich glaube, dass egal, wie schlimm es sich anfühlt, alles auch wieder vorbeigehen wird. Was ich jetzt am meisten brauche: Ganz viel Zeit, Geduld und Mitgefühl für mich selbst. Loslassen braucht Zeit, es wird immer wieder Momente geben, in denen es mir beschissen geht. Aber es wird auch wieder bessere Zeiten geben. Und ich glaube fest daran, dass ich wieder jemanden so lieben kann wie ihn. Und dass ich auch mit jemand anderem wieder so glücklich sein kann. Trennungen sind hart, aber sie sind so wertvoll für die eigene Entwicklung. Sie sind eine große Chance, sich selbst wieder neu zu entdecken, das Leben neu zu ordnen und vor allem daran zu wachsen.

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