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Wenn es Zeit ist, loszulassen

Jetzt ist es also wirklich offiziell: Wir sind nicht mehr zusammen. Nach über zehn Jahren Beziehung ist es wirklich vorbei. Ich kann es immer noch nicht so richtig fassen. Es kommt mir so unglaublich unwirklich vor. Wie ist es nur dazu gekommen? Gab es wirklich keine zweite Chance? Und was kommt jetzt auf mich zu? Fragen über Fragen, auf die ich nach und nach Antworten zu finden versuche… 

Wer meinen Blog aufmerksam liest, wird es schon längst wissen: Ich stecke schon seit einigen Wochen in einer waschechten Beziehungskrise. Angefangen mit dem Auffliegen der Affäre bis hin zur Beziehungspause, in der ich merkte, dass ich mich innerlich schon zu weit von meinem Mann distanziert habe. Während der Beziehungspause war für mich alles so klar. Ich habe ihn kaum vermisst, nicht so oft an ihn gedacht, wie es vielleicht üblich sein sollte, wenn man in einer glücklichen Beziehung ist. Stattdessen ging es mir richtig gut, ich habe das Alleinsein regelrecht zelebriert, mich keine Minute einsam gefühlt. Ein Leben ohne ihn war für mich nun greifbarer und gar nicht so schlimm wie gedacht. Das dachte ich zuerst.

Vor einigen Wochen war das natürlich alles noch nicht ernst. Das war nur eine Beziehungspause. Ein Zeitraum, der begrenzt war. Danach war klar, dass wir wieder zusammen sind. Das war ein Monat der Unsicherheit, aber auch eine Zeit, in der noch alles offen und möglich war. Ich konnte mich immer wieder neu für ihn entscheiden, konnte mit ihm wieder zusammenkommen, wenn ich wollte. Die Trennung war nur gedacht, aber nicht ausgesprochen. Es war eine räumliche Trennung, aber eben keine finale.

 

Jetzt wird es ernst

Doch vor einer Woche wurde alles ernst. Wir redeten darüber, wie es uns in der Beziehungspause erging. Er teilte mir mit, dass er nach wie vor an eine zweite Chance glaubt. Da gäbe es so vieles, was er ändern und was er mit mir unternehmen würde. All das, was er die Jahre versäumt hatte, wollte er nun anders machen.

Während ich ihm so zuhörte, spürte ich immer mehr, dass es nicht das war, was ich unbedingt wollte. Das war mir nach einem Monat Pause auch so klar wie nie zuvor. Irgendetwas tief in mir drinnen wehrte sich gegen eine zweite Chance, wollte nicht mehr an dieser Beziehung festhalten. Ich sagte ihm, dass ich mich von ihm trennen will.

Aber warum? Wir sind schon so lange zusammen, haben so viel zusammen durchlebt, sind durch dick und dünn gegangen. Viele erste Male habe ich mit ihm erlebt. Viele schöne Momente mit ihm geteilt. Aber auch einige Krisen überstanden. Ich habe ihn wirklich geliebt. Und er ist mir immer noch wichtig, vielleicht weniger als Partner, aber als bester Freund und Seelenverwandter.


Keine romantische Liebe mehr

Doch so wirklich partnerschaftliche Liebe für ihn spüre ich nicht mehr. Das war nicht immer so. Ich liebe ihn irgendwie immer noch so, aber nicht so wie man seinen Partner lieben sollte. Ich bin mir ehrlich gesagt nicht mal sicher, wie so eine partnerschaftliche Liebe sich anfühlen sollte. Woher soll ich das wissen, wenn ich noch nie jemand anderen geliebt habe? Eine starke Verbundenheit zu ihm spüre ich. Aber was fehlt, ist die körperliche Anziehung, die Leidenschaft, die mir doch wichtiger war als gedacht, aber irgendwie auch Verbindlichkeit. Nicht von seiner Seite, sondern von meiner. Es fehlt mein Comittement für diese Beziehung, der Entschluss, wirklich an der Beziehung festzuhalten. Da ist nicht das Gefühl, dass ich unbedingt darum kämpfen will, unbedingt eine zweite Chance haben will. Habe ich also innerlich doch schon so weit mit der Beziehung abgeschlossen?

Und das ist es, was mich so traurig macht. Wie kann es nach all den Jahren so sein, dass da so wenig davon übrig ist? Es schmerzt mich, das, was wir haben, was zehn Jahre so gut lief, was mir so viel bedeutet hat, so aufzugeben. Und trotz dieses Schmerzes, trotz dieser Trauer, will ich nicht zurück.

Doch da sind immer wieder Zweifel, die erst jetzt aufkommen, wo die Trennung wirklich endgültig ist. Zweifel, von denen während der Pause jegliche Spur fehlte. Da war die Entscheidung so einfach, so klar. Doch ich habe eben nicht mit meinen Gefühlen gerechnet, die durch die Trennung kamen.

Die Trauer, die ich jetzt spüre, ist vermutlich nicht im Entferntesten vergleichbar mit der, die mein Mann verspürt. Sie ist aber eindeutig da, wird immer dann spürbar, wenn ich an ihn und unsere gemeinsame Zeit zurückdenke. Immer mit dem Gedanken, dass das alles vorbei ist. Unsere Liebe, unsere Beziehung ist wie ein Scherbenhaufen, unwiderruflich zerstört, keine Chance auf Rettung.


War es die richtige Entscheidung?

Das sind jene Momente, in denen ich mich frage: War das wirklich die richtige Entscheidung? Hätte ich mich nicht lieber für eine zweite Chance entscheiden sollen? Wenn es nicht geklappt hätte, dann hätten wir uns ja immer noch voneinander trennen können.

Mir wird in solchen Momenten des Zweifelns bewusst, wie wichtig er mir doch war und wie wichtig mir auch unsere Beziehung war. Dass ich immer noch an ihm hänge. Und mir denke: So jemanden wie ihn wirst du nie wieder kennenlernen. Er war und ist etwas Besonderes für dich. Ihr seid schon so lange zusammen und verheiratet gewesen. Wie kannst du so jemanden nur so aufgeben? Wird es jemals wieder so jemanden geben, der dich so liebt, wie du bist? Das waren alles Gedanken, die nicht durch eine zeitweilige Trennung, sondern erst durch die finale aufgekommen sind.

Natürlich fällt mir die Trennung nicht leicht. Ich dachte, es würde anders laufen und ich wäre erleichtert. War ich zeitweise auch, aber schnell kam auch Wehmut dazu und auch Schuldgefühle. Es fühlt sich nach wie vor so seltsam an, als wäre das alles nur ein Alptraum. Aber nein, das ist die harte Realität. Es hat mich innerlich zerrissen, so sehr, dass ich wirklich an meiner eigenen Entscheidung zu zweifeln begann. Ich musste stark sein, doch seine Emotionen, sein Anblick machten mich schwach. Ich wollte ihn nie so sehr verletzen, das hatte er nicht verdient. Ich wollte, dass er glücklich wird. Aber jetzt habe ich ihm großes Leid zugefügt und weiß nicht, ob er mir das jemals wieder verzeihen wird.

Da ist so viel, was ich für ihn fühle, zu viel, um ihn zu verlassen. Und doch ist es nicht genug, um wirklich zu bleiben. Und das hat nicht einmal etwas mit dem anderen zu tun, den ich auch schon längst aufgegeben habe und der mich aufgegeben hat. Nein, das hat allein nur etwas mit der Beziehung zu tun. Die Affäre und die Pause habe mir gezeigt, dass ich die Beziehung so wie sie ist nicht weiterführen will.


Was ich wirklich im Leben will

Ich erhoffe mir mehr vom Leben. Will mich auch beziehungstechnisch weiterentwickeln. Herausfinden, wie ich eigentlich lieben will und wen vor allem. Ich sehne mich nach einem Partner, der mich inspiriert, der mich pusht, mit dem ich Abenteuer erleben kann. Ein Partner, der mich fesselt und mit dem ich mich zusammen weiterentwickeln kann.

Ich will lernen, auf eigenen Beinen zu stehen, lernen unabhängig zu sein, denn so wirklich war ich es all die bisherigen Jahre nicht. Ich will lernen, dass auch das Alleinsein gute Seiten haben kann. Dass ich niemanden in meinem Leben brauche, sondern nur mich selbst. Ich will selbst an mir arbeiten und ich glaube, dass das nur funktionieren kann, wenn ich allein bin.

Vielleicht wäre es doch besser gewesen, wenn wir uns später kennengelernt hätten. Wenn ich davor noch andere Erfahrungen gesammelt und Beziehungen geführt hätte. Vielleicht wäre das alles anders gelaufen, aber vielleicht wären wir auch dann kein Paar geworden.

Und trotzdem bin ich doch gerade so hin- und hergerissen. Ist das normal, dass ich immer wieder zweifle? Einerseits denke, dass es besser ist, wenn wir uns trennen. Andererseits aber auch denke, dass ich der Beziehung doch noch eine zweite Chance geben sollte. Schließlich sind wir beide so ein eingespieltes Team, verstehen uns so gut. Keiner bringt mich so sehr zum Lachen wie er mich. Da ist so eine Vertrautheit, die ich mir nur schwer bei anderen Partnern vorstellen kann.

Doch wenn ich jetzt länger in dieser Beziehung bleibe, wird uns das am Ende beide unglücklich machen. Ich kann nicht garantieren, dass sich das ganze Spiel nicht noch einmal wiederholt. Und das will ich ihm wirklich nicht antun.

Wir haben uns beide verändert, ich noch mehr wahrscheinlich. Wir haben uns in unterschiedliche Richtungen entwickelt, dass es schwerfällt, wirklich wieder zueinander zu finden. Selbst wenn wir es noch einmal versuchen würden, die Unterschiede sind zu groß. Und wenn ich nicht 100 Prozent hinter der Beziehung stehe und mir kaum mehr eine wirklich romantische Liebe vorstellen kann – dann macht das wenig Sinn. Darum denke ich, dass es für uns beide besser wäre, wenn wir getrennte Wege gehen. Auch wenn dieser Verlust wehtut, auch mir.


Ein neues Leben

Für mich war die Beziehung eine tolle Komfortzone, was ja per se nicht schlecht ist. Aber ich spüre, dass es Zeit ist, diese zu verlassen. Auch wenn es schmerzt und sehr anstrengend wird. Ich glaube, das ist genau das, was ich jetzt brauche. Schon verrückt, wie sehr sich mein Leben in den wenigen Monaten radikal verändert hat. Erst kündige ich meinen Job, starte einen neuen und jetzt ziehe ich aus und trenne mich von meinem Mann. Was bleibt überhaupt noch von meinem alten Leben übrig? Was bleibt noch von meinem alten Ich übrig? Diese Ungewissheit macht mir ein wenig Angst, genauso wie der Verlust dieser sicheren Komfortzone. Er war meine vertraute und feste Konstante und das über zehn Jahre. Diesen Menschen nicht mehr an meiner Seite zu haben, schmerzt und ängstigt mich. Vor Kurzem war klar, wie mein Leben in fünf Jahre aussehen wird, jetzt ist es nicht mehr so. Nun will und muss ich lernen, alleine klar zu kommen. Ich glaube fest daran, dass ich es schaffen kann. Auch an dieser Krise werde ich wachsen. Und auch er wird es schaffen.

Ich trenne mich nicht nur von meinem Mann und langjährigen Lebenspartner. Ich trenne mich auch von meinem besten Freund, dem Menschen, der mir am nächsten steht, mein Seelenverwandter. Und diesen wichtigen Menschen in meinem Leben zu verlieren, das tut wirklich verdammt weh. Ich wünschte, es wäre anders gelaufen und wir hätten noch Freunde sein können. Vielleicht irgendwann, wenn er über mich hinweggekommen ist und eine neue Liebe gefunden hat – vielleicht können wir dann auf einer anderen Ebene einen Neustart wagen. Doch bis dahin will ich ihm den Abstand gewähren und ihm so viel Zeit wie möglich geben, die er braucht, um das alles zu verarbeiten. Solange werde ich auf ihn warten. Das ist es mir wert.

Ich bin ihm so dankbar, für alles, was er für mich war und ist und für alles, was er für mich getan hat. Ich bereue davon nichts. Ich bin so glücklich, so einen tollen Menschen in meinem Leben gehabt zu haben, so dankbar für all die gemeinsamen Erinnerungen, egal ob positiv oder negativ. Ich bin sehr froh, dass er mein erster Freund war und dass wir gemeinsam erwachsen geworden sind und so vieles zusammen erlebt haben. Ich bin froh, dass ich dank ihm weggezogen bin, dass ich dadurch meine neue Heimatstadt gewonnen habe, in der ich so glücklich geworden bin. Ich bin ihm so dankbar dafür, dass er mich geliebt hat und ich ihn lieben durfte. Das werde ich nie vergessen. Er wird immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben.

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