Direkt zum Hauptbereich

Warum eine Trennung auch eine große Chance ist


Wer an Trennungen denkt, wird sehr wahrscheinlich eher nur das Negative sehen, vor allem wenn nicht alles an der Beziehung schlecht war (was meist der Fall ist). Auch ich brauchte meine Zeit, um zu kapieren, wie wertvoll und wichtig Trennungen sind...


Eine Trennung tut weh, keine Frage. Besonders wenn man gefühlt ein halbes Leben zusammen war. Wenn es die große Liebe war. Wenn man zusammen erwachsen geworden ist. Wenn man zusammen so viele erste Male erlebt hat. Wenn die positiven Erlebnisse sich anfühlen, als wären sie erst gestern passiert. Wenn man auf eine gemeinsame Zukunft geglaubt hat. Dann haut einen die Trennung besonders um. Leicht fiel mir die Trennung von meinem Mann nicht. Auch nicht die von dem anderen Mann.

Lange habe ich mit mir gehadert, lange gezweifelt, ob es wirklich das ist, was ich will. Zwei Stimmen in meiner Brust. Die eine, die unbedingt wollte, sah, dass es das Beste für uns alle – und vor allem für mich – war. Die andere, unsichere, die noch an beiden hing. Noch daran glaubte und hoffte, dass alles besser werden würde. Doch am Ende siegte eben doch die Stimme, die den Neuanfang wollte.

Für mich waren es die ersten Trennungen in meinem ganzen Leben. Ich hatte gehofft, niemals so etwas erleben zu müssen. So naiv war ich. Aber es kommt eben meist anders als man denkt. Irgendwann erwischt es aber doch so gut wie jeden.

Trennungen fühlen sich scheiße an. Da kommt so viel hoch, so viel Trauer, so viel Enttäuschung, vielleicht auch Wut, aber auch ganz viel Verletzung. Es fühlte sich für mich an, als würde mein Herz zerbrechen. Da war viel Kummer, den ich dann zunehmend versuchte zu verdrängen. Einfach weitermachen mit dem Alltag. Das klappte eine Weile lang gut und es gab einige Zeiten, in denen ich glücklich war, nicht mehr daran dachte. Aber der Kummer kam eben doch immer wieder hoch. In Momenten, in denen ich gar nicht mehr damit rechnete.

Anfangs fühlte es sich für mich so seltsam an. Nicht greifbar, nicht wirklich. Ich brauchte Zeit, um überhaupt zu akzeptieren, dass es mit den beiden vorbei ist. Echt schwer, wenn man jahrelang zusammen war oder einfach eine sehr intensive Zeit miteinander verbracht hat. Der Kopf wusste es, das Herz wollte es aber nicht verstehen, hing noch zu sehr an der Liebe zu beiden. Obwohl ich es war, die sich getrennt hatte. Obwohl ich es doch eigentlich wollte.


Erkennen, dass es vorbei ist


Der Schmerz war so intensiv, dass ich nicht glaubte, jemals wieder drüber hinweg zu kommen. Ich fragte mich: Wie geht das eigentlich, Abschied nehmen? Wie kann ich all diese Gefühle für diese beiden besonderen Menschen jemals loslassen? Wird der Schmerz irgendwann weniger? Werde ich jemals wieder richtig glücklich werden? Zu dem Zeitpunkt konnte ich die Trennungen noch nicht akzeptieren.

Doch jetzt weiß ich: Der wichtigste Schritt ist, zu erkennen, dass es wirklich vorbei ist. Das nicht nur zu sehen, sondern auch wirklich anzunehmen, es zuzulassen.
Es ist okay, wenn das nicht sofort geht. Es braucht Zeit, zu akzeptieren, ganz viel Geduld.

Nichts erzwingen. Und vor allem die Gefühle wirklich zulassen. Sie sind da und sie wollen gefühlt werden. Das alles gehört dazu, um wirklich zu trauern und am Ende auch wirklich loszulassen. Also gab ich mich meinen Gefühlen hin, heulte mich aus, wann immer mich die Trauer überkam. Und es tat so gut, war so befreiend. Ich fühlte mich danach immer besser als davor.

Vielleicht heilt die Zeit doch alle Wunden?

Ich habe mal geschrieben, dass es es Unsinn ist, dass die Zeit alle Wunden heilt. Aber jetzt wird mir klar, dass vielleicht doch ein Stückchen Wahrheit in dem Spruch steckt. Es ist aber tatsächlich nicht allein die Zeit, die das Wunder vollbringt. Wir haben es in der Hand. Wir sind diejenigen, die uns selbst heilen. Die Zeit ist unser Begleiter, unterstützt uns beim Heilungsprozess. Doch die Hauptarbeit müssen wir erledigen. Indem wir die Gefühle ausleben, ihnen Raum geben, akzeptieren, loslassen, alles verarbeiten. Nur dann kann die Zeit wirklich dabei helfen, dass die Wunden heilen.

Tatsächlich wurde es mit jedem Tag besser. Ich richtete den Fokus auf das, was jetzt ist und was vor mir liegt. Der Fehler war, immer wieder zurückzuschauen, mich in Nostalgie und Erinnerungen zu verlieren. Wobei, Fehler das falsche Wort ist. Es ist total zulässig, zurückzuschauen und vielleicht auch einfach notwendig, um die Trennungen und den Schmerz zu verarbeiten. Doch irgendwann kommt der Punkt, da muss man sich selbst sagen: Jetzt ist langsam Schluss damit. Ich will ja nicht in der Vergangenheit leben. Das Leben spielt sich im Hier und Jetzt ab. Das, was mal war, das ist vorbei. Es war sehr schön, aber es ist vorbei und wird nie wieder so sein.

Wir haben es echt in der Hand, indem wir unsere Gedanken steuern. Sie sind es, die unsere Gefühle auslösen, unser Handeln beeinflussen, wie wir die Welt wahrnehmen und durchs Leben gehen. So schmerzhaft wie eine Trennung sein kann, so wertvoll kann sie auch sein.


Wenn Abstand heilsam ist

Wahrscheinlich half mir aber auch einfach der Abstand zu den beiden, Abstand zu den Erinnerungen und Gefühlen für sie zu nehmen. So schwer ein Kontaktabbruch auch ist, ist er doch wahnsinnig wichtig und hilfreich, um über den Verlust hinwegzukommen. Mit einigem Abstand merkte ich, dass sich meine Gedanke eben nicht mehr die ganze Zeit um die beiden drehte. Ich hatte Raum für anderes. Klar, half mir auch ganz viel Ablenkung. Irgendwann hatte ich die Schnauze voll, nur in Gedanken zu versinken und ganz viel zu trauern. Ich wollte nicht mehr weiter ohnmächtig und hilflos sein, sondern mein Leben wieder in die Hand nehmen. Meinen Blick auf das Positive lenken.

Und der erste Schritt war, mich gedanklich eben auf mein neues Leben zu fokussieren. Auf meine Arbeit, die in letzter Zeit viel von mir abverlangte. Ein Ortswechsel brachte noch mehr Abstand zum Trennungsschmerz. Ich hatte wirklich kaum Zeit, an die beiden zu denken, zu trauern. Fluch und Segen zugleich? Und neben all der Arbeit war ich auch noch in meiner Freizeit viel unterwegs, traf Menschen und Gruppen, engagierte mich, ging meinen Hobbys nach. Ich verliebte mich und fand eine neue Liebe, die mir über den Trennungsschmerz hinweghalf.

Und so vergingen die Tage, ich dachte immer weniger an die beiden. Die Erinnerungen kamen immer seltener auf. Der Schmerz ließ nach. Wenn ich jetzt an die beiden denke, fühle ich gerade tatsächlich wenig. Vielleicht auch gar nichts? Sobald ein Gedanke aufkommt, lasse ich ihn wie eine Wolke ziehen. So wie bei einer Meditation. Hatte ich vor paar Wochen noch an jeden einzelnen Gedanken wie an einem Strohhalm gehangen, konnte ich die Gedanken jetzt einfach loslassen. Hatte nicht mehr den Drang ihnen zu folgen.

Und die Gefühle werden schwächer, die Erinnerungen immer blasser. Langsam werden sie wirklich ein Teil meiner Vergangenheit. Eine Vergangenheit, die ich lieben und schätzen gelernt habe. Die aber einen Abschluss finden muss. Weil ich nur so einen Neuanfang starten kann. Wenn ich alles endlich hinter mir lasse.


Warum Trennungen uns so viel geben

Ich habe einiges über mich und übers Leben gelernt. Die Trennungen haben mir gezeigt, dass sie zwar schmerzhaft, aber eben nichts für die Ewigkeit sind. Dass Gefühle sich eben ändern können, dass ich stark genug bin, diesen Schmerz zu überwinden. Der Schmerz lässt nach, auch wenn er sich anfangs unerträglich anfühlt. Ich habe gelernt, dass ich damit zurechtkomme. Und dass jeder Verlust eben auch ein Gewinn ist. Und dass vor allem ich vieles beeinflussen kann. Ich bin meinen Gedanken und Gefühlen nicht ausgeliefert. Ich kann sie steuern, wenn ich es wirklich will.

Und ganz besonders klar ist mir eins geworden: Trennungen sind nicht per se schlecht. Ich rede dabei nicht einmal von Trennungen von toxischen Partnern und Beziehungen, die einem schaden. Ich rede auch von ganz normalen Beziehungen, in denen es viel Gutes gab. Auch dann kann eine Trennung etwas total Gutes sein. Das habe ich gelernt.

Viele Menschen bleiben in Beziehungen, in denen sie nicht wirklich zufrieden sind. Weil sie Angst vor Verlust und Veränderung haben. Weil sie ihre Sicherheit und Komfortzone nicht verlassen wollen. Dann lieber bei dem bleiben, was man kennt. Auch wenn es nicht wirklich gut ist.

Und so ging es mir ja die Jahre auch so. Ich hatte die „Red Flags“ verdrängt, das, was mich unzufrieden machte, einfach ausgeblendet. Einfach drüber hinweggesehen, mich selbst belogen. Doch mein Herz wollte das nicht länger hinnehmen und hat mir am Ende doch gezeigt, was ich wirklich will und was nicht. Und jetzt habe ich endlich darauf gehört.

Oftmals verbinden wir mit Trennungen eher nur das Ende, das Schlechte. Aber an sich sind Trennungen gar nichts Negatives. Sie gehören zum Leben dazu. Genauso wie der Tod. So wie alles Veränderung ist, alles wird und vergeht, so haben auch Beziehungen ein Haltbarkeitsdatum. Ich glaube inzwischen, dass uns bestimmte geliebte Menschen nur einen Teil unseres Lebens begleiten. Und dann irgendwann wieder gehen. Irgendwann sind die Gefühle nicht mehr da oder man lernt jemand anderen kennen. Oder man entwickelt sich eben in eine andere Richtung und lebt sich auseinander. So ist der Lauf des Lebens. Dafür kann niemand etwas. Und so fangen Beziehungen an, entwickeln sich weiter und enden dann wieder.


So viel Selbsterkenntnis

Mit jeder Trennung kommen neue Verletzungen, neuer Ballast hinzu. Doch gleichzeitig lernen wir auch unglaublich viel über uns selbst, unsere Beziehungsmuster und das was wir eigentlich wollen. Jede Beziehung und jede Trennung gibt uns so viel. Wir können so viel daraus lernen, um es beim nächsten Mal besser zu machen. Eine Trennung ist kein Scheitern, genauso wenig wie eine Scheidung.

Eine Beziehung ist deswegen schon nicht umsonst, nur weil man nicht bis ans Lebensende zusammen bleiben. Denn allein schon die gemeinsamen Erlebnisse und Erinnerungen bleiben, niemand kann sie uns nehmen. Und sie prägen uns, wir beeinflussen uns und unseren Partner gegenseitig, wir nehmen so viel mit, lernen so viel. Und das Wichtigste: Wir haben geliebt und wurden geliebt. Auch das kann uns keiner mehr nehmen. Das macht unser Leben reicher.

Ich denke, dass Trennungen dafür da sind, zu verstehen, dass eben nichts ewig hält, dass das ganze Leben im stetigen Wandel ist. Und dass Trennungen auch dazu gehören, zwar traurig sein können, aber eben auch total normal sind.

Jede Trennung ist zwar ein Abschied, ein Ende, ein Verlust. Aber gleichzeitig auch ein Neuanfang und ist Gewinn. Es gibt immer mehr als nur zwei Seiten. Eine Trennung eröffnet so viele neue Möglichkeiten. Das ist mir vor allem jetzt bewusst geworden.

Eine Trennung schafft Veränderung. Veränderung im eigenen Leben, aber auch Veränderung in mir selbst. Wenn das Alte nicht das ist, was mich erfüllt, was nützt es, länger daran festzuhalten? Was hat es für einen Sinn, mit jemandem zusammen zu sein, bei dem ich es nicht mehr fühle oder mit dem ich keine Zukunft habe?

Trennungen brauchen ganz viel Kraft und ganz viel Mut. Den Mut, das hinter mich zu lassen, was ich mal geliebt habe, was mir so vertraut war. Ein Schritt Richtung Unsicherheit. Ich weiß nicht, was auf mich zukommt, ich weiß nicht, ob es mir ohne die beiden besser geht. Aber ich will es herausfinden und es nicht am Ende etwas bereuen, was ich nicht getan habe.

Eigentlich kann man an Trennungen nur wachsen. Sie sind Krisen, aber jede Krise hat Potenzial, dass wir daran wachsen können. Wenn wir die Möglichkeit auch sehen und annehmen.


Mir fiel das Loslassen verdammt schwer, das Loslassen dieser zwei wichtigen Menschen, das Loslassen unserer Zukunft, das Loslassen all der Hoffnungen, die nicht mehr erfüllt werden können, das Loslassen meiner Liebe zu ihnen. Ich klammerte mich verzweifelt daran, an etwas, was mich auf Dauer nur unglücklich machen würde. Dabei glaubte ich, dass gerade das Festhalten besser für mich wäre. Wie ich mich irrte. Je weniger ich an etwas hänge, desto freier bin ich auch. Und so entschied ich mich, wirklich loszulassen. Und es war wirklich befreiend. Ich habe mich auf meiner eigenen Abhängigkeit befreit. Und fühle mich so wohl damit. Eine weitere Lektion also: Loslassen tut gut und ist wichtig.


Trennung bedeutet Veränderung und Wachstum

Wenn ich mich nicht von beiden getrennt hätte, wäre ich im Leben weiter stehen geblieben. Doch was ich tief in mir wollte, war Veränderung, eine grundlegende Veränderung meines gesamten Lebens. Ich spürte, wie in mir der Drang stark wurde, unbedingt neu anzufangen. Ich wollte unbedingt ein neues Leben. Wollte lernen, auf eigenen Beinen zu stehen. Allein zu leben, endlich wirklich unabhängig zu werden.

Die Trennung ermöglichte mir das, innerlich zu wachsen. Die Trennung war gleichzeitig auch ein Schritt zu mehr Selbstliebe. Meine tiefsten Bedürfnisse habe ich lange Zeit einfach ignoriert, bis es nicht mehr geht. Doch ich will nicht länger Kompromisse eingehen, ich will mein Ding machen, mich so entfalten, wie ich will, das Leben leben, was ich will. Mit der Trennung entschied ich mich für mich selbst.

Ich entschied mich für mehr Veränderungen, die durchaus viel anstrengender sind als in der Komfortzone zu bleiben. Doch ich fühlte es einfach, dass ich das einfach jetzt brauche. Dass es der perfekte Zeitpunkt dafür ist. Dass jede Veränderung mich nur noch stärker und reifer werden lässt. Denn ich glaubte daran, dass ich es auch alleine schaffen kann. Dass ich an der Trennung und dem Neuanfang nur wachsen kann.

Und ich glaube, dass die Trennung auch für die beiden ein wichtiger Schritt in Richtung Selbstliebe ist, vor allem für meinen Mann. Wäre die Trennung nie passiert, hätte er sein Leben jetzt nicht so stark umgekrempelt. Er hätte sich nicht für eine vollkommen neue berufliche Richtung entschieden, hätte nicht gelernt, dass er eine Beziehung nicht unbedingt braucht. Auch wenn ich ihm sehr wehgetan habe, auf lange Sicht wird auch ihm die Trennung helfen, im Leben weiter zu wachsen.

Auch für meine Affäre ist die Trennung der absolut richtige Schritt. Nur so kann er sein neues Leben in Berlin anfangen, sich wieder mehr auf seine anderen Beziehungen konzentrieren und glücklicher werden.

Ich denke inzwischen wirklich, dass es das Beste war, was ich tun konnte. Auch wenn es schwer war. Mit der Trennung öffnete ich mich für etwas Neues, auch für eine neue Liebe, für neue Erfahrungen. Und bis jetzt bin ich wirklich so froh darüber, dass ich mich dazu entschieden habe. All die Zweifel waren unbegründet. Ich merke, dass ich es mit keiner Sekunde bereue, mich so entschieden zu haben. Ich liebe das Leben, so wie es jetzt ist. Und ich bin sehr, sehr glücklich.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Von der Seele geschrieben: Ich will mehr Sex als mein Partner

Eigentlich ist es ja meist so: Man(n) will immer mehr als die Frau. Doch viel häufiger als man denkt, ist das Gegenteil der Fall. So wie bei mir und meinem Freund. Dass das auch für mich als Frau nicht leicht ist, glauben die wenigsten. Doch was steckt dahinter?

In Erinnerungen versunken – wie mich die Nostalgie immer wieder fesselt

Es passiert nicht oft, aber immer mal wieder: Meine Gedanken driften in die Vergangenheit ab. Für nur einige Momente scheint die Welt still zu stehen. Mein Körper in der Gegenwart existent, aber meine Gedanken befinden sich auf Zeitreise mit meinen Gefühlen. Es sind Momente, in denen ich aus der Gegenwart flüchten kann, in jene Zeiten, nach denen ich mich manchmal sehne. Obwohl ich weiß, dass es nicht unbedingt bessere Zeiten waren. Warum nur?

Von der alten zur neuen Liebe: Wird jetzt alles besser?

Neue Liebe, neues Glück? Warum bei einer neuen Liebe nicht unbedingt alles ganz anders und besser wird als bei der letzten, doch so viel Chancen mit sich bringt.