Direkt zum Hauptbereich

Von der Seele geschrieben: Chaos im Kopf – Chaos im Herzen


Ich bin glücklich. Und es ist alles okay. Doch manchmal frage ich mich: Stimmt das wirklich? Es sind die kleinen, aber feinen Momente der Stille, die mich zweifeln lassen.


Manchmal reicht nur eine einzige Zeile eines traurigen Liedes. Und mein Leben bekommt Risse. War das alles nur Fassade? Rede ich mir nur immer ein, dass es mir gut geht? Wie geht es mir wirklich? Da kommt etwas hoch, was sich schlecht stoppen lässt. Immer dann, wenn ich allein zu Hause bin. Wenn es dunkel wird. Dann kommt etwas hoch, was ich nicht wirklich in Worte fassen kann. Blöd, wenn ich das jetzt vorhabe. Aber ich will es versuchen.

Ist das Einsamkeit? Wehmut? Trauer? Melancholie? Was ist das, was ich da spüre? Was nur dann hochgekrochen kommt, wenn ich einfach nur bin. Ohne jemanden. Ohne, etwas zu tun. Momente der Stille, Momente des Nichtstun. Nur dann steigt aus den Tiefen meines Herzens etwas empor, bahnt sich seinen Weg durch meinen Körper, will raus. Einfach nur raus. Will sich nicht mehr länger verstecken, will nicht länger unterdrückt werden. Und ohne, dass ich es verstehe, fange ich an zu weinen. Einfach so. Obwohl nichts passiert ist. Aber mein Körper sagt mir, dass er das jetzt braucht. Dass da so viele Gefühle in mir sind, die nicht mehr länger drinnen bleiben können.

Es erwischt mich jedes Mal so kalt. Total unerwartet, es überrollt mich. Mein erster Impuls: Was auch immer es ist – einfach nur wegdrücken, nicht fühlen wollen. Es ist so verwirrend, ich weiß nicht, was es ist. Und woher es genau kommt. Aber es ist da und ich kann und will es nicht mehr länger wegdrücken, nicht mehr länger verdrängen.

Ich fühle es – es will mir etwas sagen. Aber ich verstehe es nicht. Ich verstehe mich manchmal einfach nicht mehr. Ich dachte, ich wäre glücklich. Und ich bin es definitiv die meiste Zeit. Wenn ich beschäftigt bin, mit Menschen zu tun habe. Ich weiß, das ist keine Lüge, es ist echt. Und doch fühle ich nicht nur Freude, nicht nur Zufriedenheit, nicht nur Glück. Da ist etwas ganz anderes, ganz tief in mir drinnen. Was ich nur entdecken kann, wenn ich mich Schicht für Schicht in mein Innerstes grabe. Ich weiß, dass tief in mir noch etwas anderes schlummert, was nur in seltenen Momenten seinen Weg nach außen sucht und findet.

Normalerweise spüre ich es kaum. Eben nur, wenn ich allein bin. Und nur dann, wenn es dunkel wird. Und nur dann, wenn ich Musik höre, die mein Herz berührt. An sich bin ich glücklich. Vielleicht hat es nichts damit zu tun, dass ich irgendwie doch traurig bin. Ich weiß es nicht. Immer wenn ich die ersten Töne bestimmter Lieder höre, muss ich weinen. Es ist wie ein Reflex. Vielleicht bin ich auch einfach nur nah am Wasser gebaut? Ich weine öfter mal, bin schnell einmal berührt. Aber vielleicht triggert mich etwas in den Liedern, eine bestimmte Zeile, die Abfolge der Melodien. Vielleicht brauche ich diese Musik, um meinen tiefsten verborgenen Gefühlen Ausdruck zu verleihen? Vielleicht geht es nur noch so? Um etwas aus mir herauszulocken, was längst in den Tiefen meines Inneren verloren gegangen ist.

Immer wieder lässt es mich zweifeln: Bin ich wirklich glücklich? Ich kann mir selbst nicht mehr vertrauen, weiß nicht mehr, was ich nun wirklich fühle. Habe ich die Verbindung zu ihnen verloren? Habe ich meine dunklen Gefühle all die letzte Zeit einfach nur im Eifer des Lebens und Tuns verdrängt? Habe ich um jeden Preis Glück und Zufriedenheit erzwungen und dafür all die Sehnsucht, die Trauer und den Schmerz, der auch in mir ist, verdrängt? Manchmal glaube ich, dass es wirklich so ist. Aber ich weiß langsam nicht mehr, was ich noch wirklich glauben kann.


Bittersüßer Schmerz

Vielleicht ist es mir nicht wirklich bewusst, was da ganz tief in meinem Herzen ist. Und die Musik holt es immer wieder heraus. Ich weine und weine. Immer und immer wieder. Es tut weh, aber es ist ein angenehmer Schmerz. Bittersüß. Mit jeder weiteren Träne, die herunterrollt, nimmt die Schwere um mein Herz ab. Es wird spürbar leichter. All ob sich etwas in meinem Herzen angestaut hätte, als ob der Knoten geplatzt wäre. Es brauchte nur einen Trigger – die Musik. Ich fühle mich jedes Mal danach besser. Weinen hat etwas enorm heilsames. In diesen Momente des Alleinseins fühle ich mich nicht einsam. Ich bin froh darüber, den Schmerz für mich zu haben, ihn mit niemandem zu teilen. Ich will ihn niemandem offenbaren, er gehört nur mir. Er ist mein. Und er bleibt auch nur bei mir.

Es tut gut, allein zu sein. Nach Herzenslust zu heulen, ohne, dass ich mich dafür schämen, rechtfertigen muss. Ohne jemandem erklären zu müssen, was da gerade abgeht. Ohne schlechtes Gewissen. Ohne Beobachter. Ich kann immer heulen, wann und wie ich will. Es ist meine Sache. Ich muss mich dafür nicht zurückziehen. Das tut gut, so frei zu sein.

Die anderen sollen davon nichts erfahren. Sollen nicht wissen, was sich hinter dem dauerhaften Lächeln verbirgt. Ich will mich nicht öffnen, will mich nicht verletzlich zeigen. Ich will nur ganz bei mir bleiben und den Schmerz alleine fühlen und ertragen. Das fühlt sich für mich richtig an. Ich finde den Trost in mir selbst. Aber das war schon immer so. Ich habe selten bewusst vor anderen geweint, nur dann, wenn es zu spät war. Doch Weinen ist und bleibt für mich etwas total Intimes, etwas, was mir allein gehört, was ich mit niemandem teilen will.

Ich will das, was ich fühle, ergründen, will wissen: Warum? Aber eine richtige Antwort finde ich nicht. Ist es noch der Trennungsschmerz? Ist es die Einsamkeit, weil ich jetzt alleine wohne? Was ist es? Vielleicht ist es auch irgendwie alles zusammen. Und vielleicht ist es gut so, dass ich keine eindeutige Antwort finde. Es reicht, dass ich spüre, dass da etwas ist, egal was genau es ist und woher es kommt. Es will raus, es will angenommen werden. Und das tue ich. Ich lasse dem Gefühl freien Lauf.


Verwirrende Gefühle

Mein Herz verwirrt mich in vielerlei Hinsicht. Ich bin verliebt, sehr sogar. Und gleichzeitig ist es nicht diese naive Verliebtheit, die, bei der ich mich komplett aufgebe, die mich verrückt macht. Es ist diesmal anders. Eine Verliebtheit mit Zweifeln. Ich kann nicht genau sagen, warum. Als ob da ganz viel Verliebtheit wäre, die aber gehemmt wird. Von mir und meinen Ängsten.

Ich liebe es, verliebt zu sein. Doch diesmal scheint es so, als wöllte ich die Verliebtheit nicht komplett zulassen wollen. Ich habe Angst davor, zu fallen, mich fallen zu lassen. Die Kontrolle abzugeben. Ich habe Angst vor dem Fall, vor dem Sturz, der irgendwann kommen könnte. Wenn ich mich den Gefühlen komplett hingeben würde. Ich habe Angst, wieder so tief zu fallen wie davor. Angst, wieder so abhängig zu sein. Angst davor, wieder so verletzt zu werden, wieder abgelehnt zu werden. Und bevor das passiert, öffne ich aus Selbstschutz mein Herz nicht so sehr wie davor. Es ist noch offen genug, um zu empfangen und zu geben. Aber es ist nicht mehr so offen wie davor. Damit das Herz jederzeit wieder zumachen kann. Bevor es wieder so sehr bricht. Es ist nicht mehr unberührt, hat schon einiges erlebt, einige Verletzungen abbekommen. Noch mehr Verletzungen will ich nicht. Lieber halte ich ein wenig Distanz. Nur so viel, dass es kaum spürbar ist. Aber ich merke, dass es einen Unterschied macht.

Ich weiß, dass es utopisch ist, zu glauben, dass ich nie wieder verletzt werden. Das Leben besteht nur aus Verletzungen. Sie gehören dazu. Und trotzdem versuche ich, sie so gut wie es geht zu verhindern. Ich weiß, dass Lieben auch bedeutet sich zu öffnen, sich verletzlich zu machen, schwach zu werden. Nur so kann ich Vertrauen lernen. Aber momentan fällt es mir nicht so leicht, vollkommen zu vertrauen. So richtig zu vertrauen.

Es ist Verlustangst, das weiß ich inzwischen. Angst davor, das schöne Glück, was ich gefunden habe, zu verlieren. Ich bin bereits vorsichtig geworden, weil ich immer damit rechne, dass etwas passiert, was das Glück zerstört. Glaube ich möglicherweise, dass ich das alles nicht verdient habe? Ist es noch Reue, die mich hindert, das alles wirklich zuzulassen, das Glück an mich heranzulassen? Wer weiß das schon, wenn ich die Antwort nicht kenne.

Vielleicht glaube ich deswegen auch nicht mehr an die große Liebe. Aus Angst, wieder nur enttäuscht zu werden. Lieber die Erwartungen herunterschrauben. Lieber mit der Einstellung rangehen: Wenn es nicht klappt, dann ist es eben so. Shit happens, that´s life!

Dabei sehne ich mich nach Intimität, nach echter Nähe. Ich will sie zulassen und es klappt auch immer wieder. Aber irgendwann ist es zu viel. Und dann blockt etwas in meinem Inneren. Stopp, bis hier her und nicht weiter! Lass dich nicht zu sehr darauf ein. Halte immer minimal Abstand, so bist du auf der sicheren Seite. Auf Nähe folgt Distanz, innere Distanz. Bloß nicht in den Gefühlen aufgehen, bloß nicht damit verschmelzen. Immer die Oberhand behalten, immer die Kontrolle inne haben. Nicht zu viel fühlen, nicht zu intensiv lieben. Lieben mit Handbremse.


Toxische Liebe

Wahrscheinlich hat mich die Affäre einfach zu sehr geprägt. Da war alles noch anders. Hineingestürzt habe ich mich in diese Liebe, die alles andere als gesund war. Und am Ende war ich die Gebrochene, die Süchtige, die schwer von der Liebe wegkam. Ich habe mich für diese Liebe aufgeopfert, habe Grenzen überschritten, mich selbst abgewertet. Mein ganzes Herz habe ich ihm geöffnet, sogar geschenkt. Ich glaubte, es war Liebe, weil es ein einziges Auf und Ab war, verwechselte Drama mit Liebe. Ich glaubte, dass ich nie wieder lieben kann, nie wieder mit jemand anderem glücklich werden kann. Lauter so toxische Glaubenssätze. Diese Liebe hat mich vergiftet.

Und seitdem sage ich mir: So will ich nie wieder sein. Das darf nicht wieder passieren. Nie wieder will ich so etwas spüren und erleben. Ich will nicht wieder dieselben Fehler machen und mich so sehr auf jemanden fokussieren, dass ich mich und meine Bedürfnisse dabei vergesse. Nie wieder will ich mich so sehr in Liebe verlieren. Aus Selbstschutz lasse ich meine Gefühle nicht komplett zu. Und so bleibt mein Herz nicht komplett geschlossen, aber ganz öffnen will ich es auch nicht.

Zwei Seelen in meiner Brust: Ein Teil von mir will sich der neuen Liebe vollkommen hingeben. Will das spüren, was ich einst gefühlt habe. Will ganz viel Nähe, will so innig lieben wie zuvor.

Doch ein anderer Teil von mir zieht sich zurück, will sich abgrenzen, ihn bloß nicht zu nahe kommen lassen. Besteht auf Freiheit, Freiraum und Unabhängigkeit. Aus Angst, diese wieder zu verlieren.

Es ist ein regelrechter Kampf dieser zwei Seelen. Wer wird am Ende gewinnen? Ich weiß es nicht.

Im Autopiloten spüre ich von all dem nichts. Dann geht es mir gut. Dann lebe ich mein Leben und erfreue mich daran. All die Ablenkungen, all die Menschen um mich herum – sie helfen mir, das alles für eine Weile zu vergessen.

Doch wenn alles ruhig ist, ich ganz allein bin, nur dann, dann kommt alles mit voller Wucht: Chaos in meinem Kopf, Chaos in meinem Herzen.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Von der Seele geschrieben: Ich will mehr Sex als mein Partner

Eigentlich ist es ja meist so: Man(n) will immer mehr als die Frau. Doch viel häufiger als man denkt, ist das Gegenteil der Fall. So wie bei mir und meinem Freund. Dass das auch für mich als Frau nicht leicht ist, glauben die wenigsten. Doch was steckt dahinter?

Was würde ich tun, wenn ich unsichtbar wäre?

Gedankenexperimente sind echt interessant. Ich mag solche Gedankenspiele nach dem Muster „Was wäre wenn,...?“ Das fördert die Kreativität und bereitet Laune. Dieses Mal frage ich mich, was ich machen würde, wenn ich einen Ring bekäme, der mich unsichtbar macht. Würde ich dann jegliche Moral vergessen und Dinge tun, die ich nicht tun würde und die eigentlich auch nicht gut sind?

In Erinnerungen versunken – wie mich die Nostalgie immer wieder fesselt

Es passiert nicht oft, aber immer mal wieder: Meine Gedanken driften in die Vergangenheit ab. Für nur einige Momente scheint die Welt still zu stehen. Mein Körper in der Gegenwart existent, aber meine Gedanken befinden sich auf Zeitreise mit meinen Gefühlen. Es sind Momente, in denen ich aus der Gegenwart flüchten kann, in jene Zeiten, nach denen ich mich manchmal sehne. Obwohl ich weiß, dass es nicht unbedingt bessere Zeiten waren. Warum nur?