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Ich bin eifersüchtig auf die Exfreundinnen meines Freundes

Eifersucht ist kein schönes Gefühl. Wer braucht das schon? Es sorgt nur für unnötigen Stress in der Beziehung, den keiner haben will. Eifersucht allein ist schon total irrational. Aber noch unsinniger wird es, wenn Eifersucht auf die Exfreundinnen dazu kommt...


Wir haben Spaß zusammen, lachen viel, küssen und lieben uns. Eine Zeit der Unbeschwertheit und absoluten Glückseligkeit, wenn wir beide zusammen sind. Wären da nicht manchmal auch kleine Zweifel dabei.

Immer dann, wenn er von bestimmten Menschen spricht. Frauen, mit denen er mal etwas hatte. Frauen, für die er Gefühle hatte. Frauen, mit denen er zusammen war. Und natürlich auch geliebt hatte. Sobald er von ihnen erzählt, wird meine Stimmung etwas betrübt. Ein kleiner Stich im Herzen. Irgendwie tut es weh, wenn ich von ihnen höre. Obwohl ihre gemeinsamen Geschichten schon längst vorbei sind, manche bereits seit vielen Jahren.

Ich habe eine Weile überlegt, ob ich wirklich darüber schreiben sollte. So vieles habe ich bereits auf diesem Blog von mir offenbart. Vieles, was eher verschwiegen wird, was tabuisiert wird. Es gibt gar keinen Grund, plötzlich damit aufzuhören, oder? Auch wenn es um eines der irrationalsten Gefühle überhaupt geht – Eifersucht. Und nicht nur einfach Eifersucht auf Menschen, die eine echte Gefahr für meine Beziehung darstellen könnten. Nein, es geht heute um eine besondere Form von Eifersucht, die viele nicht mal wirklich nachvollziehen können.


Wenn das Kopfkino durchdreht

Es sind nicht mal unbedingt die Geschichten selbst, die mich nicht kalt lassen. Es ist das Kopfkino, was sich verselbstständigt. Mein Gedankenkarussell, was einfach zu drehen anfängt. Meine Gedanken darüber sind es, die mein Herz so schwer machen. Das weiß ich. Aber trotzdem fällt es mir schwer, etwas dagegen zu tun.

Dieses Gefühl hatte ich bisher nur bei einem Mann gehabt, wenn er über vergangene Liebschaften gesprochen hat. Aber es war nie so intensiv, wie es jetzt immer mal wieder ist. Vielleicht weil seine Geschichten nie wirklich ernst waren, weil seine Gefühle nie so tief für diese Frauen waren und er sie nie geliebt hat.

Doch bei meinem jetzigen Freund ist das irgendwie anders. Ich spüre, dass diese Eifersucht immer wieder mal hochkommt. Meist wenn wir über unsere vergangene Liebeshistorie sprechen. Dann sticht es immer und immer wieder in meinem Herzen. Ich bin dann überhaupt nicht mehr bei mir, im Kopf ganz woanders, in der Vergangenheit, die längst nicht mehr ist, der ich trotzdem so viel Bedeutung gebe.

Ich wusste lange nicht, was dieses konfuse Gefühl genau war. Ja, es war irgendwie Eifersucht. Aber noch irrationaler als dieses Gefühl sowieso ist. Während man bei Eifersucht eher Angst hat, seinen Partner an jemanden zu verlieren, der offensichtlich noch eine Rolle in seinem Leben spielt, ist es bei dieser Eifersucht ganz anders. Ich habe erst vor einiger Zeit erfahren, dass es dafür auch einen Begriff gibt: „retrospektive Eifersucht“. Im Übrigen kann die auch sehr ungesunde Ausmaße entwickeln und als krankhaft gelten, was bei mir glücklicherweise noch nicht so schlimm ist.

Ich bin eifersüchtig auf die Exfreundinnen und Exliebschaften meines Freundes. Und schäme mich dafür. So sehr, dass es mir schwer fällt, mir das einzugestehen. Ich habe mit keinem meiner Freund*innen darüber gesprochen. Nur einmal mit meinem Freund. Aber auch das fiel mir total schwer. Ich kam mir so verdammt lächerlich vor. Weil es doch offensichtlich keinen Grund für diese Eifersucht gibt. Und natürlich versuchte er, mich zu besänftigen. Mir deutlich zu machen, dass es vorbei ist und ich nicht eifersüchtig zu sein brauche.

Es lässt sich nicht ändern, dass er eben auch andere Frauen geliebt hat und mit anderen zusammen war. Das ist einfach Realität und sollte akzeptiert werden. Das ist mir wohl bewusst. Und trotzdem belastet mich dieses Gefühl. Es bringt nichts, es irgendwie zu verdrängen. Inzwischen weiß ich zu gut, dass Gefühle einen guten Grund haben, uns etwas sagen wollen. Und diesen Grund gilt es herauszufinden.


Was steckt hinter der retrospektiven Eifersucht?

Ganz offensichtlich kann ich mich schlecht davon abgrenzen, gleich das Kopfkino einzuschalten. Selbst wenn wir längst nicht mehr über seine Ex-Liebespartnerinnen sprechen, bin ich da gedanklich noch dabei. Und das Schlimmste: Ich stelle mir das auch noch wirklich vor, wie er mit ihnen in irgendeiner Weise intim war. Die eigene Fantasie ist grausamer als jede Realität. Offensichtlich fällt es mir schwer, diese Fantasie auch wirklich als eine zu akzeptieren und lasse sie so nah ran, als wäre es die Wirklichkeit. Was ja so nicht stimmt.

Und dann geht es immer weiter mit dem Kopfkino. Besonders dann, wenn ich zu Hause bin, kommt ab und zu mal der Gedanke auf. Das ist in letzter Zeit viel weniger geworden, glücklicherweise. Aber das sorgt immer wieder dafür, dass ich mich emotional von ihm distanziere. Vermutlich einer der Gründe, weswegen ich vor einer kurzen Zeit noch so den emotionalen Abstand suchte.

Woher kommt diese Eifersucht? Ganz offensichtlich bin ich auf das, was er mit diesen Frauen erlebt und geteilt hatte eifersüchtig. Er war mit ihnen intim, er hat Gefühle für sie gehabt, manche hat er sogar geliebt. Sie haben eine wichtige Rolle in seinem Leben gespielt. Vielleicht hat er sich auch ausgemalt, für immer mit ihnen zusammen zu sein. Mit einer hat er seine ersten Male erlebt. Sie alle waren etwas Besonderes für ihn. Er hat mit ihnen Dinge und Zeiten erlebt, die wir zum Teil niemals erleben werden. Sie haben ihn so kennengelernt, wie ich ihn niemals kennenlernen werde. Weil er eben nicht mehr der Mensch ist, der er damals war. Weder der vor vielen Jahren noch der vor wenigen Monaten. Es ist der Neid auf das, was ich nicht haben kann und was sie alle aber hatten.

Ich vergleiche mich mit diesen Frauen und auch unsere Beziehung. Ich stelle mir vor, dass sie so viel schöner aussahen, so viel tollere Persönlichkeiten hatten. Vielleicht haben sie auch viel besser zu ihm gepasst. Hat er mehr Spaß mit ihnen gehabt als mit mir? Schönere Erinnerungen mit ihnen geteilt als mit mir? Hat er sie mehr geliebt? War er in eine von ihnen verliebter als in mich? War eine von ihnen wichtiger für ihn als ich für ihn? War er glücklicher mit ihnen?

Solche Fragen arbeiten unbewusst in meinem Kopf. Ich spreche sie nicht explizit aus, aber ich fühle, dass sie präsent sind und etwas in mir erzeugen: ganz viel Unbehagen.


Eifersüchtig auf das, was ich nicht haben kann

So blöd wie es klingt: Aber ich bin eifersüchtig darauf, dass andere vor mir sozusagen den besonderen Platz in seinem Herzen hatten. Es fühlt sich nicht mehr so besonders an. Ich zweifle daran, dass ich da überhaupt etwas Besonderes für ihn sein kann. Es fühlt sich für mich so an, als müsste ich mich beweisen, dass ich es wert bin, seine Freundin zu sein. Als müsste ich die anderen vor mir irgendwie in den Schatten stellen. Weil es so viel Konkurrenz gibt, obwohl diese doch schon längst keine Rolle mehr in seinem Leben spielt. Es ist ein seltsames Gefühl, zu wissen, dass ich nur eine von vielen bin. Ich glaube das ist es, was mich am meisten stört.

Und was mich auch daran stört: Dass es einfach so irrational ist. Denn ich muss überhaupt nichts beweisen. Ich mache mir diesen unnötigen Druck selbst, etwas besonderes zu sein, aus Angst, er könnte mich ja verlassen.

Bei meinem Mann war das anders. Wir beide waren füreinander die ersten Partner*innen. Da gab es nie jemand anderen vor uns. Und darum auch keine Eifersucht auf vergangene Partner*innen. Doch jetzt ist es anders.

Neue Beziehung, neue Herausforderungen, neue Triggerpunkte.


Das niedrige Selbstwertgefühl ist auch schuld

Wenn ich noch viel viel tiefer grabe, entdecke ich, dass das ganze Problem gar nicht bei den anderen Frauen liegt. Diese ganzen vorherigen Beziehungen müssten mich überhaupt nicht kratzen.

Das Problem kommt aus meinem Innersten. Eifersucht hat nämlich auch viel mit fehlendem Selbstwertgefühl zu tun. Die Sorge, nicht liebenswert zu sein, nicht genug zu sein. Und das spielt bei mir schon mein ganzes Leben lang eine Rolle. Es ist ein Defizit, an dem ich arbeite, aber so ganz verschwindet es nie.

Die Liebesgeschichten meines Freundes triggern meine Schwachpunkte: mein Minderwertigkeitsgefühl, meine eigene Unsicherheit und die Unsicherheit gegenüber unserer Beziehung. Das ist total normal, dass anfangs erstmal noch Unsicherheit herrscht. Aber in unserem Falle noch viel mehr.

Ich stelle ihn – Verliebtheit sei dank – auf einen Podest. Er ist so toll, viel zu gut für mich. Ein Teil von mir kann es immer noch nicht glauben, dass wir wirklich zusammen sind. Ein Teil von mir gönnt es mir nicht und zweifelt daran, dass das gut gehen wird. Was soll er denn auch mit einer wie mir? Wenn er wüsste, wie ich wirklich bin, dann würde er ganz schnell Reißaus nehmen!

Und diese Unsicherheit gepaart mit der Eifersucht ist eine hochexplosive Mischung.

Ein weiteres Problem: Ich bin zu fokussiert auf die Vergangenheit, die doch keine Rolle mehr spielen sollte. Die Gegenwart gehört uns und die Zukunft auch. Was spielen die Beziehungen schon für eine Rolle? Er ist ja nicht mehr mit diesen Frauen zusammen, sondern mit mir.

Eigentlich sollte doch alles klar und safe sein, oder? So ganz leicht ist es eben nicht. Ich merke, dass ich einen Hang habe, immer wieder in die Vergangenheit abzudriften und sie zu idealisieren, zumindest was seine Liebeshistorie betrifft. Alles war viel schöner als jetzt. Das wird er sich auch denken. Doch das ist nur meine Interpretation. Er kann es ganz anders sehen. Überhaupt sich zu sehr auf die Vergangenheit zu konzentrieren, bringt weder mich noch unsere Beziehung weiter.


Was kann ich tun?

So viel also zu den Gründen hinter dieser retrospektiven Eifersucht. Doch was kann ich konkret tun?

Erst einmal: die Eifersucht akzeptieren. Es bringt nichts, sich etwas schönzureden und so zu tun, als wäre nichts. Wenn da offensichtlich sehr viel ist. Das Gefühl zulassen, es aushalten und es verstehen lernen. Wegdrücken bringt nichts. Egal, wie unangenehm es ist, das Gefühl will wie alle anderen auch nur gefühlt werden. Und mich mit dem beschäftigen, was die eigentliche Ursache der Eifersucht ist.

Doch nicht nur meine Gefühle wollen akzeptiert und ernst genommen werden. Ich muss lernen, zu akzeptieren, dass er eben diese Liebeshistorie hat. Jede*r hat ihre/seine Vergangenheit. Die lässt sich nicht mehr ändern. Was passiert ist, ist passiert. Und egal wie sehr ich darauf herumreite, ich kann nichts daran ändern. Ich brauche ein anderes Mindset, sonst gehe ich daran zugrunde. Die Vergangenheit annehmen und nicht bewerten, weder schlecht reden noch beschönigen. Nicht alles war rosarot und toll. Mir auch das bewusst machen und dass es Gründe gab, dass es nicht funktioniert hat. Die Vergangenheit ist vorbei, abgeschlossen.

Und das sollte ich verinnerlichen. Mich klarer von der Vergangenheit abgrenzen, sie nicht mehr so nah an mich heranlassen. Und immer dann, wenn das Kopfkino startet, sagen: Halt, Stopp! Das reicht!

Es bringt auch gar nichts, sich mit anderen zu vergleichen. Denn jede Beziehung ist doch anders, wir lieben Menschen auf unterschiedliche Art und Weise. Darum lassen sich weder die Beziehung noch die Gefühle füreinander miteinander vergleichen. Alles ist einzigartig.

Ich sollte mir bewusst machen, dass das, was war, vorbei ist. Und dass die Gegenwart wichtig ist. Jetzt im Moment liebt er mich, jetzt will er mit mir zusammen sein, mit mir eine Zukunft haben. Und nicht mit den anderen. Mag sein, dass wir nicht diesselben Erinnerungen miteinander teilen werden, die er mit den anderen verbindet. Auch das ist normal und okay. Aber wir werden auch schöne Erinnerungen schaffen, unsere ganz eigenen. Und die sind einzigartig und gehören nur uns.

Ich will den Fokus mehr auf uns, unsere Beziehung richten. Mir bewusst machen, warum wir zusammen sind, was so toll ist an unserem Wir. Ich will mir das stärker bewusst machen und mich weniger von den anderen Ex-Liebschaften beeinflussen lassen.

Und natürlich spielt auch mein Selbstwertgefühl eine Rolle, an dem ich intensiver arbeiten will, damit solche Eifersuchtsattacken weniger werden.

Sollte alles wieder zu viel werden, hilft vor allem: reden. Darüber, wie es mir geht und was mich sorgt. Schließlich will ich ihn auch daran teilhaben lassen, was mich und mein Herz bewegt. Auch wenn es schwerfällt und wenn ich mich verletzlich mache. Ich glaube, dass uns das noch mehr zusammenbringt.

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