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So war mein Jahr 2022


Das Jahr 2022 wird in einigen Tagen Geschichte sein. Zeit, einmal zurückzuschauen. Wie war für mich 2022? Was bleibt, wenn ich zurückschaue? Und was nehme ich mit ins nächste Jahr? Fest steht: So vieles kam dieses Jahr anders als erwartet.

Als Anleitung für meine Jahresreflexion habe ich mir mir die 30 Fragen für mehr Erkenntnis und Klarheit von „Einguterplan“ vorgenommen, die eine super Orientierung für eine Reflexion bieten. Probiert es gern selbst aus: https://einguterplan.de/jahresreflexion


Und, wie war das Jahr für dich?

Was würde ich antworten, wenn mich jemand im Aufzug fragen würde, wie das Jahr für mich war? Was wären meine ersten Gedanken?

Das Jahr war turbulent, aufregend, sehr emotional, von vielen Höhe- und Tiefpunkten geprägt. Das große Jahr der Veränderungen. Für mich hat sich eigentlich so gut wie alles geändert. Mein Leben wurde komplett auf den Kopf gestellt. Ein Jahr, in dem ich mich bewusst entschieden habe, viele Baustellen anzugehen, meine Komfortzone zu verlassen. Mein Jahr der Selbstfindung, das Jahr der großen Entscheidungen, die mein Leben verändert haben und weiter verändern werden. Und ganz besonders: Ein Jahr, in dem ich mich verändert habe und mich wirklich sehr weiter entwickelt habe.


Was hat dich besonders gestört?

Welche Dinge haben mich dieses Jahr besonders belastet? Welche negativen Emotionen wie Wut, Einsamkeit, Angst, Neid, Verzweiflung, Unsicherheit und Traurigkeit haben mich am meisten gestört?

Am meisten haben mich definitiv die Trennungen von meinem Mann und langjährigen Partner und meiner Affäre belastet. Das kann ich wirklich nicht anders sagen. Mit dem Aufliegen der Affäre nahm das Unglück oder auch Glück (wie man es nimmt) seinen Lauf. Und damit begann auch eine sehr aufreibende Phase, in der ich voller allem mit Ohnmachtsgefühlen, mit Verlustängsten, mit Verzweiflung gekämpft habe.

Vor allem die Unsicherheit war das prägende negative Gefühl in diesem Jahr. Ich fühlte mich ohnmächtig und unsicher, weil ich nicht wusste, welche Zukunft jetzt auf mich warten würde. Ich habe Unsicherheit auf so vielen Ebenen gespürt. Unsicherheit darüber, ob ich meinen Mann noch liebe. Ob ich die Beziehung weiterführen will. Unsicherheit, für wen ich mich entscheiden sollte. Unsicherheit, ob ich überhaupt noch mit einem von diesen beiden Männern zusammen sein will. Unsicherheit, ob ich es schaffen würde, ein Leben ohne die beiden hinzubekommen. Da war auch viel Unsicherheit, ob ich es schaffe, alleine zu wohnen oder nicht.

Hinzu kamen immer wieder Momente der Unsicherheit, die meine Affäre und unsere Zukunft betraf. Denn es war schon die ganze Zeit klar, dass er nicht länger bleiben, sondern nach Berlin ziehen würde. Wir beide wollten zwar schon an dieser speziellen Beziehung, die wir zueinander hatten, festhalten. Aber wir wussten nicht, wie sich das alles entwickeln würde, ob es wirklich eine gute Idee wäre. Ob das überhaupt eine Chance mit uns hat.

Hinzu kam auch die Unsicherheit, ob ich mich beruflich anders orientieren oder am alten Job festhalten sollte. Ich wusste ja nicht, welche Herausforderungen die neue Arbeit für mich bereit halten würde. Ganz stark war ich auch von Unsicherheiten bezüglich eigener Unzulänglichkeiten geprägt. Schaffe ich das wirklich? Bin ich gut genug dafür? Was ist, wenn ich scheitere? Ja, Unsicherheit und vor allem Angst war das, was mein Jahr 2022 am meisten beeinflusst hat. Es war das Jahr der vielen Unsicherheiten.

Traurigkeit – das war auch eine prägende Emotion, die mich seit der zweiten Jahreshälfte ständig begleitet. Als ich mich von beiden trennte, spürte ich wirklich eine enorme Trauer. Ich hatte noch nie Trennungen erlebt, wusste nicht, wie ich mit diesen überwältigenden Gefühlen umgehen sollte. Ich fühlte mich überrollt von Ängsten und eben dieser Traurigkeit. Es tat weh, von zwei Menschen, die mir alles bedeuteten, Abschied zu nehmen. Ein Leben ohne sie konnte ich mir nicht vorstellen. Ich fragte mich: Schaffe ich das wirklich? Oder werde ich vielleicht an diesem Schmerz zerbrechen?

Anfangs war die Trauer sehr stark, aber von Tag zu Tag wurde sie doch schwächer. Ich lernte, damit umzugehen. Das Wichtigste, was mir dabei half: Akzeptanz. Annehmen, was ist. Annehmen, dass ich eben traurig bin und dass diese Traurigkeit nicht so leicht vergehen wird. Dass es dazu gehört, sich so zu fühlen und dass es Teil des Loslassens ist.

Selbst ein fast halbes Jahr später überkommt mich die Traurigkeit immer mal wieder. In den Momenten des Alleinseins, wenn ich Musik höre, ist sie ganz präsent. Es ist aber keine so unangenehme Traurigkeit, die mich sehr zerreißt. Mehr wie eine Melancholie. Die mich nachdenklich macht, mich berührt. Immer dann, muss ich weinen. Aber es ist nicht belastend, sondern eher befreiend.

Ein Gefühl, mit dem ich mich dieses Jahr sehr intensiv befasst habe, war ein Schuldgefühl. Ich fühlte mich aus verschiedenen Gründen schuldig. Schuldig, weil ich meinen Mann so lange betrogen und belogen habe. Schuldig, weil ich ihm dadurch so viel Schmerz bereitet habe. Aber am schlimmsten war das Schuldgefühl, was ich verspürte, als ich ihn verlassen hatte. Und dieses Schuldgefühl hätte mich beinahe daran gehindert. Jetzt habe ich es aber durchgezogen und muss mit diesen Schuldgefühlen leben. Das Schuldgefühl verhindert, dass ich mein momentanes Leben und Glück vollkommen genießen kann. Ich bin noch weit davon entfernt, mir für all das selbst zu verzeihen. Es ist sehr schwer, aber ich hoffe, dass ich irgendwann doch meinen Frieden finden kann.


Was war besonders schön?

Es gab neben all der nicht schönen und belastenden Situationen und Erlebnisse auch viele schöne Dinge. Auch wenn die Trennungen mit viel Schmerz, Leid und Trauer einhergingen, hatten sie auch sehr viel Positives. Ich konnte endlich einen Neuanfang wagen, das Leben leben und die Beziehung führen, die ich mir beide gewünscht habe.

All die schönen Momente alle aufzuzählen, würde wahrscheinlich zu weit führen. Darum möchte ich mich auf die großen schönen Erlebnisse konzentrieren. Ich habe einen neuen Mann kennen- und lieben gelernt. Einen Mann, der so wundervoll ist, dass ich es manchmal gar nicht fassen kann, dass er wirklich an meiner Seite ist. Es passt einfach so wunderbar. Wir haben in diesem Jahr so viel zusammen erlebt. Jeden einzelnen schönen Moment möchte ich für immer in meinem Gedächtnis behalten.

Er hat 2022 für mich zu einem besonderem und tollem Jahr gemacht. Ich bin unglaublich glücklich und dankbar, dass es ihn gibt und er für mich da ist.

Unglaublich schön war auch, dass ich gelernt habe, mich meinen Freund*innen zu öffnen. Das war das erste Mal überhaupt, dass ich Freund*innen von Problemen erzählt und mich ihnen anvertraut habe. Das erste Mal überhaupt, dass ich sie gebraucht habe. Und es tat so gut, zu wissen, dass sie für mich da sind, egal, was kommt und ich mit ihnen über alles reden kann. Ich habe noch einmal mehr erkannt, wie wichtig Freunde sind und dass ich ihnen wirklich vertrauen kann. Dass sie mich trotzdem als Freundin gern haben und nicht verurteilen, für das, was ich getan habe. Sie akzeptieren mich, wie ich bin, auch mit meinen Fehlern und Schattenseiten. Es tut so gut, sich auch mal fallen zu lassen, zu vertrauen, sich auf andere zu verlassen, aufgefangen zu werden.

Besonders schön fand ich all die Veranstaltungen, die ich mit meiner neuen Kollegin in meinem Job organisiert und umgesetzt habe. Auch wenn verdammt viel Arbeit dahinter stand – es hat sich immer gelohnt. Und mir immer wieder gezeigt: Der Job ist der richtige für dich, der erfüllt dich.

Im Gedächtnis bleiben werden mir auch all die Swing-Abende, in denen ich nach Herzenslust getanzt habe, das waren für mich die schönsten Abende überhaupt.


Was waren deine Reise-Highlights?

Dieses Jahr wollte ich eigentlich noch mit meinem Mann nach Griechenland reisen. Das hat sich dann aber verständlicherweise wieder erledigt. Ich war trotzdem einige Male mal unterwegs. Mein Höhepunkt war das Wochenende mit meinem Freund auf Poel. Das Wochenende, an dem wir offiziell zusammengekommen sind. Ein Kurztrip, den ich nie wieder vergessen werde.

Beruflich bedingt war ich auch mal in anderen Orten und Städten, was für mich immer wieder Abwechslung brachte. Das Drohnencamp in Buch bei Tangermünde war für mich die erste Ferienfreizeit überhaupt, ein Meilenstein meiner beruflichen Karriere. Die Medienexkursion nach Halle war auch echt spannend.


Was war besonders besonders?

Gab es Begebenheiten, die nicht pauschal schön, eher speziell waren, also sehr unüblich? Gab es bemerkenswerte Begegnungen mit anderen?

Ich glaube, dass die Geschichte, wie ich meinen aktuellen Freund kennengelernt habe, mehr als seltsam verlief. Wir lernten uns zu einer Zeit kennen, in der ich eigentlich gar nicht auf Suche war, war ich noch verheiratet und steckte mitten in einer Affäre. Das war mehr als seltsam. Und dass wir beide auch in einer ähnlichen Konstellation steckten, war super absurd, aber auch witzig. Ich hätte mir übrigens nie zu Träumen gewagt, dass das mit uns doch noch etwas werden würde. Zwischenzeitlich hatten wir auch einen Monat lang gar keinen Kontakt. Und dass wir uns näher kamen, war so auch überhaupt nicht geplant. Unsere ganze Liebesgeschichte war von witzigen und absurden Zufälligkeiten geprägt, dass wir noch heute darüber witzeln und lachen.


Was war besonders anstrengend?

Es gab auch anstrengende Tage, die nicht unbedingt negativ hervorstachen und mir trotzdem Energie geraubt haben.

Das waren vor allem die Tage, an denen ich erkältet oder mit Corona in Quarantäne war. Aber auch die Tage, bei denen ich beruflich einfach viel Stress hatte. Sie waren nicht unbedingt super negativ, aber eben stressig. Immer dann, wenn die Deadline immer näher rückte und noch so viel zu tun war. Es war einerseits schon irgendwie aufreibend und anstrengend, aber auch positiv stressig. Ich mag es lieber, wenn ich viel zu tun habe und dass es sich am Ende auch lohnt, als jeden Tag vor mich hin zu arbeiten, ohne wirkliches Ziel.


Was hast du gelernt?

Was waren Einsichten, Erfahrungen und Überzeugungen?

Die wichtigste Lektion war für mich: Ich kann meine Ängste und Unsicherheiten überwinden. Der Weg aus der Komfortzone ist wichtig, um mich weiterzuentwickeln und lohnt sich. Auch wenn anfangs nicht alles so klappt, wie ich es mir vorstelle. Und richtige Entscheidungen müssen sich nicht immer richtig anfühlen. Sie dürfen auch ein Gefühl von Unsicherheit und Angst auslösen. Deswegen sind sie deswegen nicht weniger richtig. Ich habe gelernt: Es ist besser, etwas Neues zu wagen, anstatt an etwas Altem festzuhalten, was mich längst nicht mehr erfüllt. Und das Leben geht immer weiter, auch wenn ich Menschen verliere, die mir wichtig sind. Ich bin stärker als ich denke, ich komme damit zurecht.

Die Trennungen haben mir auch gezeigt: Ich muss nicht an Menschen festhalten, um glücklich zu werden. Ich kann mich selbst glücklich machen, nur ich allein. Und vielleicht habe ich den naiven Glauben an die eine große Liebe fürs Leben begraben und denke mir mittlerweile: Es gibt viele Menschen, die zu mir passen, mit denen ich eine Beziehung führen kann. Beziehungen kommen und gehen, genauso wie Menschen. Und ich werde definitiv nicht mehr heiraten. Denn man weiß nie, ob es nicht doch irgendwann zu Ende geht. An eine lebenslange Liebe kann ich einfach nicht mehr glauben. Und das ist nicht mal unbedingt negativ gemeint, es ist einfach nur vernünftig und realistisch.

Nächstes Mal will ich offener und ehrlicher sein, über meine Bedürfnisse reden und dann auch konsequent sein, die Beziehung beenden, wenn sie mich nicht mehr glücklich macht. Um mich zu entfalten, mich weiterzuentwickeln, muss ich bereit sein, auch etwas loszulassen. Trennungen sind auch per se nicht schlimm oder negativ, sie bergen sehr viel Potenzial. Oftmals stelle ich mir Dinge viel schlimmer vor als sie sind. Die Realität ist weniger grausam als meine Fantasien. Ich will öfter auf mein Bauchgefühl achten, es ist für mich ein wichtiger Lebenskompass. Dieses Jahr habe ich es am eigenen Leib gespürt: Trennungen und Krisen sind schmerzhaft und belastend, aber sie bringen einen immer weiter und machen einen stärker. Und das Alleinsein ist auch gar nicht mal so schlimm, ich habe es sehr schätzen gelernt.


Wie hast du dich verändert?

Ich habe mich dieses Jahr sehr verändert. Ich bin grundlegend viel offener geworden, was Veränderungen betrifft. Ich scheue sie nicht mehr, nachdem ich so grundlegende Veränderungen fürs Leben angenommen habe. Ich bin risikobereiter und mutiger geworden. Ich bin innerlich stärker geworden, unabhängiger, kann inzwischen auf eigenen Beinen stehen. Ich habe mich von toxischen Abhängigkeiten gelöst, gehe jetzt meinen eigenen Weg. Ich kann inzwischen auch ganz gut Zeit mit mir allein verbringen, habe mich dieses noch viel mehr mit mir und meinem Innenleben beschäftigt, bin reflektierter und klüger geworden.


Mit welchem Verhalten bist du unzufrieden?

Kritisch an meinem eigenen Verhalten sehe ich eindeutig, dass ich meine Werte von Ehrlichkeit und Treue verraten habe. Das hat mich so weit gebracht, dass ich mein eigenes Verhalten verurteilt habe, mich selbst als schlechten Menschen gesehen habe. Wie konnte ich das nur meinem Mann antun? Ich hätte von mir selbst nie gedacht, dass ich mal so ein Mensch werde, der ohne mit der Wimper zu zucken, den wichtigsten Menschen in meinem Leben belügen und betrügen wurde. Ohne schlechtes Gewissen. Statt die Probleme in unserer Beziehung anzusprechen, meine Bedürfnisse zu kommunizieren, habe ich einfach geschwiegen und mich selbst belogen. Ich wurde mit meinen Abgründen konfrontiert.

Das will ich künftig anders machen. In meiner jetzigen Beziehung will ich offener und ehrlicher darüber sprechen, nie wieder so feige sein und meinen Partner so belügen und betrügen. Und wenn ich merke, dass ich es in Erwägung ziehe, lieber ehrlich sein und einen Schlussstrich ziehen, bevor ich etwas Neues beginne. Das ist nur fair allen Beteiligten gegenüber.

Aktuell nervt mich an meinem Verhalten, dass ich öfter mal sehr emotional werde, meine Launen an meinem Partner auslasse, obwohl er überhaupt nichts dafür kann. Öfter einmal interpretiere ich zu viel in seine Worte hinein und bin wegen meiner eigenen Gedanken beleidigt und lasse es wieder an ihm aus. Ich mache aus einer Mücke einen Elefanten. Auch diese Verhaltensweisen will ich künftig ändern: Inne halten, mit Abstand auf mein Innenleben schauen, meine Überreaktionen reflektieren und verhindern, dass sie wieder Überhand nehmen.


Was hast du gut gemacht?

Womit habe ich mich positiv überrascht? Was habe ich mir an praktischen Fähigkeiten angeeignet? Wann hatte ich Angst, bin aber über meinen Schatten gesprungen?

Ich habe sehr oft, wenn ich unsicher war und Angst hatte, mich trotzdem entschieden, mit diesen Unsicherheiten zu stellen. Ich habe trotz Angst meinen sehr sicheren Job gekündigt, für einen Job, bei dem ich nicht mal wusste, ob er zu mir passt und ob ich diesen Job 2023 noch weiterführen würde. Ich habe mich für die Trennungen und ein neues Leben allein entschieden, obwohl ich Angst vor dem Alleinsein und dem Verlust von Sicherheit hatte.

Und was soll ich sagen: Es hat sich immer wieder gelohnt, Mut zu zeigen und trotzdem in Richtung Angst zu gehen.

Diese Entscheidungen und Momente haben mein Selbstbewusstsein gestärkt. Ich weiß, ich kann Unsicherheiten aushalten und mutig sein.

All die Herausforderungen im Job habe ich gut gemeistert, auch da habe ich Durchhaltevermögen gezeigt und mich trotz Startschwierigkeiten durchgekämpft. Und bisher lief auch alles super gut, nicht immer nach Plan, aber das war okay.

Die Ausbildung zur ehrenamtlichen Sterbebegleiterin habe ich auch gut absolviert. Und auch da trotz Unsicherheiten durchgehalten. Am Ende hat es sich gelohnt: Das Ehrenamt ist genau das Richtige für mich.

Ich habe meine Tanz-Skills erweitert, bin immer besser geworden. Aktuell bin ich dabei, mich im Bändertanz weiterzuentwickeln. Und bin selbst überrascht, wie gut das inzwischen klappt.

Ich bin sehr überrascht, dass eigentlich alles, was ich angepackt habe, auch gut geworden ist. Es gab nie Situationen, in denen ich Entscheidungen bereut habe oder etwas total vermasselt habe. Es war am Ende alles gut.


Welche Menschen waren besonders wichtig?

Mein aktueller Freund war und ist der Mensch, der mein Jahr am meisten geprägt hat. Er war und ist immer für mich da, ich kann immer auf ihn zählen und bin ihm dafür so dankbar. Aber auch all meine engen Freund*innen waren für mich da, wenn ich sie gebraucht habe, besonders in der Zeit der Unsicherheiten und der Trennungen.


Gibt es Chancen auf Versöhnung?

Die Trennung von meinem Mann war für uns belastend, aber vor allem für ihn. Er war derjenige, der um die Beziehung noch kämpfen wollte. Ich habe ihn sehr verletzt. Das steht noch immer zwischen uns. Redebedarf gibt es, aber momentan ist das, was er am meisten braucht, Abstand von mir. Vielleicht gibt es irgendwann in paar Jahren die Möglichkeit, sich wieder anzunähern. Und vielleicht kann er mir irgendwann verzeihen, das wünsche ich mir sehr.


Welche Gewohnheiten hast du gepflegt?

Neue Gewohnheiten sind vor allem mit meinem Freund verbunden. Außerdem habe ich es mir angewöhnt, täglich zur Arbeit zu radeln, was für mich, meine Gesundheit und Fitness und mein Wohlbefinden einen positiven Einfluss hat.

Eine wirklich negative Gewohnheit, an der ich 2023 arbeiten will: Nicht mehr so viel naschen und weniger Süßigkeiten essen. Ich habe es mir leider angewöhnt, regelmäßig Süßes zu kaufen und auch viel zu konsumieren. Das soll weniger werden.


Wie hat sich deine körperliche Gesundheit entwickelt?

Bewegungsmäßig hat sich einiges für mich zum Positiven geändert. Ich mache generell jetzt mehr Sport, radel zusätzlich, tanze viel.

Was die Ernährung betrifft, will ich daran arbeiten, weniger Süßes zu essen und weniger zwischendurch zu snacken.

Ansonsten bin ich schon fitter geworden. Dieses Jahr war ich leider öfter mal krank, zweimal erkältet und hatte einmal Corona. Aber die Erkältungen hielten sich noch in Grenzen.

Mein Knie machte mir nach dem Sturz vom Fahrrad schon eine Zeit lang zu schaffen, aber mittlerweile geht es wieder.


Wie hat sich deine mentale Gesundheit entwickelt?

Mein Stresslevel war dieses Jahr eindeutig viel höher aufgrund der vielen Veränderungen und neuen beruflichen Herausforderungen. Aber ich muss trotzdem sagen, dass ich mich mental besser gefühlt habe. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich mich mehr mit meinen Emotionen beschäftigt habe, habe mehr Psychohygiene betrieben, mich öfter meinen Gefühlen hingegeben, sie ausgehalten. Das regelmäßige Ausheulen hat echt gut getan. Und ich habe viel mit meinen Freund*innen und meinem Partner über meine Sorgen und Gefühle gesprochen, das tat unglaublich gut. Mein Selbstwertgefühl ist eindeutig gestiegen, nach allem, was ich dieses Jahr so geschafft habe. Schlaftechnisch gab es kaum Veränderungen, meist kann ich ganz gut einschlafen und durchschlafen.

Meine soziale Angst wurde dieses Jahr immer mal wieder durch meinen neuen Beruf auf die Probe gestellt. Aber ich habe gelernt, besser damit zurechtzukommen, bin etwas entspannter geworden.


Wie steht es um dein Sozialleben und die Wertschätzung anderer?

Ich dachte, ich würde mich einsamer fühlen, wenn ich alleine wohnen würde. Aber das war nie der Fall. Im Gegenteil: Ich habe es genossen, Zeit für mich zu haben, meinen Gedanken nachhängen zu können, einfach ich selbst zu sein, ohne Rücksicht auf jemanden zu nehmen. Ich habe es als einen tollen Ausgleich zu meinem recht vollen Sozialleben gesehen.

Ich bin sozial sehr gut eingebunden. Ich habe meinen Gruppen, mit denen ich mich verbunden fühle. Sei es die Swing-Community, meine Greenpeace Gruppe, die Zumba-Gruppe oder Hospizgruppe oder Selbsthilfegruppe. Es tut gut, Teil eines größeren Ganzen zu sein. Ich fühle mich dadurch auf jeden Fall gebraucht und eingebunden.

Dieses Jahr habe ich mich mal zurückgenommen und auch mal selbst Hilfe in Anspruch genommen. Nicht immer nur zu geben, was ich sonst mache, sondern auch mal zu nehmen, tat so gut. Es ist so schön, sich auch mal auf andere zu verlassen. Meine Freund*innen haben mir dieses Jahr sehr viel gegeben: Unterstützung, Verständnis, Halt, Trost, Wertschätzung und noch viel mehr.


Was hast du erreicht?

Ich habe mir für 2022 große Veränderungen vorgenommen. Dass ich meine Ausbildung als ehrenamtliche Sterbebegleitung absolvieren werde. Check! Dass ich umziehen und einen neuen Job starten werde. Check! Auch wenn es so nicht geplant war. Die nachhaltigsten Veränderungen waren aber wirklich die, die ich nicht beabsichtigt habe. Die Trennungen und der Einzug in meine erste eigene Wohnung. All das habe ich gut hinbekommen und bin sehr stolz auf mich.


Hat sich dein Familienleben oder deine Partnerschaft verändert?

Eine alte Beziehung ging zu Ende, eine neue begann. Für mich war es etwas total Neues, einen anderen Mann so richtig face-to-face to daten und Stück für Stück kennenzulernen, um dann mit ihm eine Beziehung zu führen. Neu war für mich auch, mit ihm regelmäßig auf Dates zu gehen und etwas zu unternehmen. Das war etwas, was bei mir und meinem Mann eingeschlafen ist. Es tut unglaublich gut, nach langem wieder richtig verliebt zu sein und diese Hochphase zu erleben. Sexuell habe ich meine Erfüllung gefunden und hätte nie gedacht, dass ich da wieder aufblühen würde.


Wie war deine Job- oder Ausbildungssituation dieses Jahr?

Da gab es, wie schon beschrieben, eine große Veränderung. Ich habe beruflich einen ganz neuen Weg eingeschlagen und mich für etwas entschieden, was total unsicher war. Ich habe etwas ganz anderes gelernt und mich trotzdem ganz gut als Jugendbildungsreferentin geschlagen. Ich habe meinen alten, langweiligen Job gegen einen aufregenden und abwechslungsreichen Job eingetauscht. Ein sehr gelungener Tausch, wie ich finde. Ich habe dadurch enorm viel fachlich gelernt, aber auch mich sozial weiterentwickelt.


Wie lief deine Freizeitgestaltung?

Ich habe dieses Jahr meinen Fokus noch mehr aufs Ehrenamt gelegt und ein neues sehr sinnstiftendes Ehrenamt für mich entdeckt. Insgesamt habe ich ein wirklich sehr erfülltes Freizeitleben, das voll gepackt ist mit Aktivitäten, die mir viel Freude bereiten, aber auch sehr sinnstiftend sind. Jedoch merke ich auch, dass meine Freizeit sehr voll ist und es dadurch kaum Möglichkeiten für spontane andere Dinge gibt, die das Leben auch verschönern. Ich versuche, 2023 mehr Raum für solche Dinge zu schaffen.

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