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Let´s talk about Sex!

 

Heute will ich mal auf sexuelle Entdeckungsreise gehen. Ich bin mir sicher, dass ich dabei auch sehr viel über mich selbst lernen werde. Die Entdeckung der eigenen Sexualität hat nämlich auch viel mit der eigenen Selbstfindung zu tun.


Die sexuelle Selbstfindung hat mich schon mein Leben lang begleitet. Und doch setze ich mich erst seit einiger Zeit wirklich bewusst und intensiv damit auseinander. Damit sind Fragen verbunden wie: Was finde ich anziehend? Was turnt mich an? Was turnt mich ab? Was sind meine erogenen Zonen? Wie will ich Sex haben? Was für einen Sex will ich haben? Was will ich alles noch sexuell erleben und in welcher Art und Weise? Wie sah meine bisherige Sexualität aus? Wie stehe ich überhaupt zu Sex? Und wo sind meine sexuellen Grenzen?

Warum ich mich erst jetzt so bewusst damit auseinandersetze? Das Ganze fing damit an, dass ich mit meinem Freund darüber geschrieben habe. Er meinte, dass er sich Sorgen macht, dass ich Dinge mitmache, die ich nicht wirklich will. Darum frage er auch so oft nach, ob das auch alles okay für mich ist. Es ging darum, wo meine sexuellen Grenzen liegen: Wie weit kann er gehen? Wie weit bin ich bereit, selbst zu gehen? Er wusste um meine Selbstwertprobleme und dachte, dass ich deswegen vielleicht nicht immer sage, wenn ich etwas nicht wirklich will, um ihm beispielsweise zu gefallen. Oder eben aus anderen Gründen.

Ich fand das total zuvorkommend, liebevoll und verständnisvoll von ihm. Er ist ohnehin ein wirklich herzensguter und liebenswerter Mensch, den ich sehr schätze.

Und weil ich mich so geborgen und vertraut mit ihm fühlte, fasste ich mir ein Herz und schrieb ihm, dass es tatsächlich einige Dinge gab, die mich etwas störten beziehungsweise mit denen ich mich nicht so gut fühlte. Und dass ich diese Dinge teilweise auch tat, weil ich dachte, dass es so sein sollte. Weil ich dachte, dass es ihm gefallen würde. Das ist es schon okay, dann halte ich das schon aus. Ihm zuliebe. Aber dass ich dabei meine eigene Stimme nicht hörte, gegen meine eigenen Bedürfnisse handelte, das war mir erst nach viel Reflexion wirklich bewusst geworden.

In einigen Fällen hätte ich mich öfter mal fragen sollen: Gefällt mir das wirklich? Mache ich das aus Spaß und Lust? Will ich das denn? Und wenn nein: Was will ich dann?


Zu sehr der Passivität hingegeben

Sex ist für mich etwas total Schönes, etwas, bei dem ich mich komplett fallen lassen und die Kontrolle abgeben kann. Ich bin absolut devot. Ich will, dass etwas mit mir gemacht wird. Ich liebe es, wenn jemand dann die Kontrolle über mich hat. Sonst bin ich in meinem Leben der absolute Kontrollfreak, der alles selbst plant, die Initiative ergreift, alles bestimmen muss. Doch beim Sex ist das ganz anders, da liebe ich es, eine passive Rolle einzunehmen, mich überraschen zu lassen, was dabei passiert.

Und vielleicht habe ich mich zu sehr hinreißen lassen, zu tief in diese passive Rolle zu fallen. Das ist mir das eine Mal sehr bewusst geworden. Es war eigentlich so wie die anderen Male auch. Aber irgendwie fühlte ich mich dabei nicht so wie sonst. Ich spürte ein wenig Unbehagen und fragte mich: Fühlt sich das wirklich gut an? Irgendwie nicht so sehr. Aber der Fehler war: Ich schwieg und ließ es geschehen, ich ließ es über mich ergehen. Und dementsprechend fühlte ich danach so eine Leere. Ich fühlte mich danach wie benutzt. Obwohl ich es doch eigentlich wollte. Mein Freund war nicht schuld daran, er kann ja nicht in mich hineinsehen. Und danach schwieg ich darüber, weil es mir so unangenehm war. Das war die Art von Sex, die ich wollte. Harter, geiler, leidenschaftlicher Sex. Ich wollte, dass er sich gnadenlos und egoistisch das nimmt, was er braucht, nicht auf mich Rücksicht nimmt. Das macht mich extrem an. Aber bei dem einen Mal war es mir einfach zu viel. Doch ich traute mich nicht, das zu kommunizieren, zu sagen: Stopp, lass uns bitte wieder sanfter werden. Ich hätte es sagen können. Er hätte dafür Verständnis gehabt, das weiß ich. Doch etwas blockierte mich.

Ich war gefangen in meiner passiven Rolle, konnte und wollte da nicht ausbrechen. Und fühlte mich danach schuldig. Schuldig, weil ich nicht die Kontrolle wieder erlangt habe. Schuldig aber vor allem, weil ich dachte, dass ich selbst schuld war: Ich wollte so einen harten Sex, ich wollte es nicht anders. Ich habe mich dabei selbst nicht verstanden und irgendwie auch verurteilt, weil ich doch genau das wollte und plötzlich doch nicht. Es war ambivalent.

Das Ding ist auch: Ich will beim Sex mit meinem Freund meine eigenen Grenzen ausprobieren, will sie ausdehnen, immer weiter gehen. Darum hatten wir auch eine bestimmte Sache gemacht. Ich fand es spannend und es reizte mich, dass ich das tun konnte, was andere nicht so leicht hinkriegen. Mein Freund bewunderte mich dafür. Doch ich kam dabei immer wieder an meine Grenzen. Und jedes Mal war es echt eine Grenzüberschreitung. Doch statt das so zu sagen und zu unterbrechen, habe ich weiter gemacht. Ihm signalisiert, dass das schon okay ist für mich.

Ich habe es ihm zuliebe gemacht. Vielleicht weil ich es ihm recht machen wollte, weil ich mich besonders fühlte, weil ich anders sein wollte, als die anderen Frauen davor. Vielleicht weil ich mir selbst etwas beweisen wollte. Hier, seht, ich bin so krass drauf, dass ich das hinbekomme! Easy! Ich habe es einfach weggelacht, dass ich mich damit einfach nicht gut fühle. Das habe ich öfter schon bei mir gemerkt: Wenn mir etwas unangenehm ist, jemand etwas unangenehmes zu mir sagt, dann lächle ich es weg. Aber mit einem erzwungenen Lächeln. Und so war es auch nur mit einem erzwungenen Lachen. Damit wollte ich ausdrücken: Ach, alles halb so schlimm, wir können weitermachen, es ist alles okay. Aber nichts war okay. Ich habe das Ganze auch einfach nur verharmlost.

Ich habe das getan, nicht für mich selbst, sondern um Anerkennung zu bekommen. Das waren alles externe Faktoren. Aber mein Gefühl sagte mir: Eigentlich ist es nicht richtig. Das solltest du nicht tun. Du solltest nicht etwas für andere tun, wenn du es nicht wirklich willst.

Ich bemerkte, dass Sex mit meinem Freund gewissermaßen immer eine Gratwanderung war zwischen den Dingen, die mich anmachen und den Dingen, mit denen ich an meine Grenzen komme. Ich spürte zum ersten Mal, wie ambivalent meine eigenen sexuellen Vorlieben sind. Dass ich teilweise Dinge mit mir machen lasse, nicht nur weil ich sie geil finde, sondern, weil sie mich irgendwo auch echt überfordern. Vielleicht gefällt mir diese Idee, einfach überwältigt zu werden? Mich machtlos zu fühlen? Zumindest bis zu einem gewissen Grad, den ich noch bestimmen muss.

Und dabei habe ich nicht gelernt, zu kommunizieren, wo meine Grenzen liegen. Überhaupt über Sex und meine Bedürfnisse zu sprechen – das habe ich in den letzten Jahren einfach nicht mehr gemacht, vor allem während meiner Langzeitbeziehung.


Schweigen über Bedürfnisse

Es gab einige Dinge, über die ich während meiner ersten Beziehung nicht geredet habe. Vor allem über meine unerfüllten Bedürfnisse. Zum einen war da einfach so viel Frust, weil der Sex zum Großteil nicht so befriedigend für mich war. Anfangs hatte ich das auch versucht, anzusprechen, daran etwas zu ändern. Ich wollte nicht alles auf ihn schieben. Da gehören ja immer zwei dazu. Gefühlt redete ich aber gegen eine Wand. Es war generell schwierig darüber zu reden, ohne, dass er sich in seiner Männlichkeit und seinem Stolz gekränkt gefühlt hatte. Und auch für mich als emotionaler Mensch war es nicht leicht, mich zu kontrollieren.

Irgendwann fand ich mich einfach damit ab, dass wir keinen guten Sex hatten, wir waren auch einfach rückblickend nicht sexuell kompatibel. Mit den Jahren wurde der Sex weniger. Auch die Anziehung ließ nach, sogar relativ schnell nach dem wir zusammengezogen sind. All die Jahre redete ich mir ein, dass das total normal ist, dass man eben weniger bis gar keinen Sex hat, wenn man schon so viele Jahre zusammen ist. Ich fand mich damit ab, dachte, dass ich einfach generell keine Lust mehr auf Sex hatte, ein asexueller Mensch geworden bin.

Aber so war es gar nicht. Das zeigte mir eine Phase, in der meine Sexualität wieder aufblühte und ich merkte, wie viel Appetit ich hatte. Ich hatte nur einfach keine Lust mehr auf ihn. Mir das einzugestehen, fiel mir wahnsinnig schwer. Ich machte mich schlecht, fragte mich, was nur falsch mit mir ist. Irgendetwas stimmt doch mit mir nicht, dass ich keine Lust mehr auf ihn hatte und ihn nicht mehr attraktiv fand. Und wie sollte ich ihm das sagen, als Grund dafür, dass ich keinen Bock mehr hatte, mit ihm zu schlafen?

Auf beiden Seiten war die Lust darauf einfach gering, bei ihm von Anfang an. Das war dann okay, wir hatten uns damit abgefunden.

Aber ich bekam immer wieder ein schlechtes Gewissen, die Stimme der Vernunft schaltete sich ein: Ihr hattet schon wieder einen Monat lang keinen Sex, es wird wieder Zeit. Was ist das denn sonst für eine Beziehung?! Also raffte ich mich auf, obwohl ich absolut keine Lust hatte. Ich tat es nicht, weil er mich anzog, weil ich Lust auf ihn hatte. Ich tat es aus Pflichtgefühl, weil ich dachte, dass es eben sein MUSS. Kein Wunder, wenn da wenig Lust kommt. Auch währenddessen und danach fühlte ich mich ein wenig schlecht.

Weil ich gegen meine Bedürfnisse gehandelt habe! Ich wollte es nicht wirklich, redete mir nur ein, dass es wichtig sei, regelmäßig Sex zu haben. Das soll gut für die Beziehung sein.

Dabei habe ich mich und meine eigene Sexualität, meine Bedürfnisse verraten. Das erklärt auch, warum ich mich damit schlecht fühlte.

Ich habe nicht nur verlernt, über meine Bedürfnisse zu reden, sondern sie wahrzunehmen, dafür zu sorgen, dass sie erfüllt werden. Ich habe auch verlernt, auf mein Bedürfnis zu hören, keinen Sex zu haben, wenn ich keine Lust habe.


Was passiert, wenn Bedürfnisse ignoriert werden

Hinzu kam auch die Lust darauf, mit anderen Männern zu schlafen. Das Bedürfnis hatte ich ihm mitgeteilt, doch das hat ihn komplett fertiggemacht. Dann schwieg ich eine Weile darüber, versuchte immer vorsichtig, ihn ab und zu mal darauf anzusprechen. Doch er blockierte komplett, wollte das nicht wahrhaben und hören.

Auch da hätten meine Alarmglocken klingeln müssen: Er war nicht bereit, Kompromisse einzugehen. Stattdessen sollte ich meine Bedürfnisse unterdrücken und mich seinen anpassen. Schön eine monogame Beziehung wie im Bilderbuch führen. Aus Protest entschied ich mich, diese Idealvorstellung zu untergraben. Obwohl ich doch auch daran glauben wollte.

Und was passiert, wenn jahrelang die eigenen Bedürfnisse unterdrückt werden? Wenn ich mich nach einer erfüllten, abwechslungsreichen und leidenschaftlichen Sexualität mit Partnern sehne, die mich auch anziehen? Tja, die Leser*innen unter euch dürften wissen, was dann passiert. Man stürzt sich in kurze Abenteuer und Affären. Und erfüllt sich seine Bedürfnisse eben auch ohne den Partner. Dass das kein gutes Ende nimmt, kann sich jede*r denken.

Die Ausbrüche aus meiner Beziehung bedeuteten für mich jedes Mal so eine Art sexueller Befreiungsschlag. Während der Beziehung fühlte ich mich eingeengt. Als ob sich mein Potenzial nicht entfalten konnte. Der Sex, wenn es ihn gab, war so monoton, so vorhersehbar, so unbefriedigend, dass ich jeglichen Spaß daran verlor. Und glaubte, dass Sex keine Rolle in einem Leben spielt.

Doch das Gegenteil war der Fall: Meine sexuellen Ausbrüche zeigten mir umso mehr: Sex ist elementar wichtig für mich. Es lässt mich lebendig werden. Es gibt mir so viel Kraft und Lebensfreude. Ich bin einfach ein sehr sinnlicher, körperbetonter Mensch, der Sex liebt. Wie konnte ich das je vergessen oder etwas anderes von mir denken?!

Ich habe einen wichtigen Teil meines Ichs einfach so in der Beziehung unterdrückt. Und geglaubt, dass das schon okay wäre. Aber das war es nicht. All diese Ausbrüche, all diese ONS und die Affäre – sie haben mir verdeutlicht: Sex ist für mich in einer Beziehung einfach wichtig. Vor allem erfüllender Sex. Das gehört für mich einfach zu einer guten und bereichernden Beziehung dazu. Unsere Beziehung war eigentlich schon an dem Punkt vorbei, als auch der Sex gestorben war.

Ich habe also während meiner Langzeitbeziehung nicht nur meine Bedürfnisse unterdrückt, sondern auch das Reden darüber einfach nicht gelernt, weil ich immer damit rechnen musste, dass es nur negative Folgen hatten: Unverständnis, Frust, Konflikte, Streit, Verletzungen. Eine konstruktive Kommunikation war nicht möglich. Und ich erkannte, dass das Reden darüber auch einfach nichts ändern würde, dass ich besseren Sex haben würde. Es brachte nur Negatives. Also schwieg ich darüber.

Und gleichzeitig nahm ich mir auch die Möglichkeit, überhaupt herauszufinden, was ich will. Die Beziehung und der Sex – beide waren das Gegenteil von verspielt und leicht. Die meisten probieren sich in ihren Beziehungen auch sexuell aus, lernen sich kennen, finden heraus, worauf sie stehen und worauf nicht. Doch ich konnte das gar nicht so wirklich herausfinden, weil der Sex schon viel zu früh aufhörte, lebendig zu sein. Weil ich den Spaß einfach daran verlor, weil es sich nicht leicht und schön anfühlte.

Und so konnte ich eigentlich auch nicht wirklich lernen, was ich will und wo meine Grenzen liegen. Eigentlich wusste ich, dass der Sex, den ich in der Beziehung hatte, einer war, den ich nicht wollte. Doch ich dachte mir: Sex allein macht eine Beziehung nicht aus. In anderen Bereichen lief es zwischen uns gut. Aber nur oberflächlich. Eigentlich waren wir schon lange Zeit einfach nicht mehr miteinander kompatibel. Was unser Lifestyle, unsere Hobbys, unsere Art zu Kommunizieren und Werte betraf.


Die Findung meiner Sexualität

Das alles habe ich erst nach der Trennung erkannt. Und nachdem ich mich mit meinem Freund darüber ausgetauscht hatte und bemerkte, dass es gewisse Ambivalenzen bei meinen sexuellen Vorlieben gibt, wollte ich endlich meine Sexualität finden. Mich mal wirklich bewusst damit auseinandersetzen.

Auf meiner Reise zu meinem sexuellen Ich habe ich im Internet ein wenig nachgeforscht. Was kann ich tun, um meine eigene Sexualität zu finden. Ich bin auf eine spannende Aufgabe gestoßen: die sexuelle Lebenskurve. Dabei geht es darum, die sexuellen Höhe- und Tiefpunkte und die einzelnen Ereignisse, die damit verbunden waren visuell darzustellen.

Gesagt, getan. Obwohl das, was ich notiert habe, nicht neu für mich war, fand ich es trotzdem interessant, das nochmal so optisch vor mir zu haben.

Ich habe früh sexuelle Erfahrungen mit mir selbst gesammelt, mich früher viel selbst befriedigt. Das war so meine erste große Experimentierphase. Es fühlte sich gut an, ich konnte mich selbst zum Orgasmus bringen und das relativ unkompliziert. Trotzdem fühlte ich mich danach immer etwas schuldig und schämte mich, für das was ich tat. Obwohl es doch Unsinn ist! Ich dachte, dass es schmutzig sei, dass man das nicht machte. Ich schämte mich für meine Sexualität.

Die sexuelle Lebenskurve ging steil gegen 18 nach oben, als ich das erste Mal mit meinem Freund geschlafen hatte. Das Jahr Fernbeziehung war für mich meine zweite experimentelle Phase, in der ich wirklich mal sexuelle Erfahrungen mit einem Partner sammeln konnte.

Doch so steil wie es nach oben ging, ging es steil auch wieder nach unten, nachdem wir 1-2 Jahre zusammen waren. Der Sex wurde immer weniger, bis er nach etwa 10 Jahren auch einfach super selten stattfand. Das war meine sexuelle Regressionsphase. Die Lust darauf ging verloren und ich fragte mich: Wo ist sie nur hin?

Zwischendrin gab es aber immer wieder Hochphasen, die mir zeigten, dass ich eben doch ein sehr sexliebender Mensch bin und das als Bereicherung für mich sehe.

Ab der Affäre ging es wieder konstant steil hoch und ich probierte mich erstmal auch mal mehr aus.

Mit meinem neuen Freund surfe ich auch auf einer sehr hohen sexuellen Welle und bin rundum zufrieden. Auch wir sind dabei, immer wieder neue sexuelle Experimente zu machen. Heute bin ich sexuell zufrieden wie noch nie zuvor. Ich glaube, dass wir da echt gut miteinander harmonieren.


Meine Erkenntnisse

Und was lerne ich jetzt daraus, nachdem ich mir diese sexuelle Lebenskurve angesehen habe? Meine größten Tiefphasen waren alle während meiner Langzeitbeziehung. Weil wir nicht darüber redeten, weil ich nicht auf meine Kosten kam, weil wir selten etwas Neues ausprobierten, meine Bedürfnisse nicht erfüllt waren. Kann sein, dass der Sex in längeren Beziehungen weniger wird. Aber muss er deswegen auch weniger befriedigend sein?

Meine Höhepunkte waren immer mit Partnern verbunden, die ich sexuell einfach anziehend fand, auf die ich Lust hatte, mit denen es körperlich passte. Oder in die ich auch verliebt gewesen bin. Einschließlich mein erster Freund. Sie waren gekennzeichnet von großer Lust, Leidenschaft, Verliebtheit, aber auch Abwechslung und Abenteuer.

Ich frage mich: Kann ich diese Aspekte auch in meine Beziehung integrieren? Wenn ich das schaffe, sollte das Sexleben auch während einer Langzeitbeziehung gut funktionieren, oder?

Doch das kostet Arbeit, das weiß ich. Das wird nicht von allein laufen. Lust, Leidenschaft und auch eben Abwechslung im Sexleben müssen erarbeitet werden. Ich denke, dass das bei mir und meinem Freund durchaus möglich ist, einfach weil wir beide eben auch so ein ähnliches Mindset haben: Wir sind offen für Neues, experimentieren gerne sexuell. Langweilig wird es definitiv nicht. Zumal ich schon merke, wie toll Sex eigentlich auch sein kann, wenn man jemanden hat, mit dem man so gut harmoniert.

Und das Wichtigste: Mein Freund ist jemand, der einfach sehr offen über Sex reden, der auch auf mich Rücksicht nimmt, der Verständnis zeigt, mit dem ich transparent über das reden kann, was ich will und was nicht. Und das unterscheidet diese Beziehung von meiner vorherigen, wo das einfach nicht möglich war. Mein Freund versucht zu verstehen und einen Kompromiss zu finden, falls wir uns nicht einig sind. Und das ist wirklich sehr viel wert.

Meine sexuelle Selbstfindung hat gerade erst so wirklich begonnen. Es hilft mir schon sehr, dass ich über mein bisheriges Sexleben reflektiert habe und erkannt habe, dass ich gewisse Dinge einfach nicht mehr will. Doch ab jetzt will ich einfach mehr auf mich und meine Bedürfnisse hören und öfter den Mut haben, auch darüber zu sprechen. 

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