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Ich muss die Partner*innen meiner Freunde einladen? Einen Scheiß muss ich!


Dieses Jahr werde ich etwas tun, was ich sonst eigentlich nicht tue: meinen Geburtstag feiern. Für eine Person, die so gar nicht gern im Mittelpunkt steht und Partys gar nicht toll findet, ein großes Spektakel. Denn ich werde 30 Jahre. Das mag nur eine Zahl wie jede andere sein, aber so wie viele andere verbinde ich damit schon einen bedeutenden Übergang in mein Leben. Die Ära der 20er Jahre geht vorbei, wird es dadurch ruhiger werden in meinem Leben? Ich denke eher nicht. Und darum wird dieser Geburtstag auch groß mit all meinen Freunden gefeiert. Doch wie groß darf es wirklich sein? Und gehört es unbedingt dazu, auch die jeweiligen Partner*innen einzuladen? Meine Meinung dazu.


Der Artikel wird diesmal etwas provokant. Ich weiß, dass ich mir mit meiner Meinung nicht viele Freund*innen machen werde. Denn ich werde gegen ein unausgesprochenes Gesetz verstoßen: Ich werde meinen Geburtstag groß feiern, nur mit meinen Freund*innen und ohne deren bessere Hälfte oder Anhängsel.

Ich weiß, dass viele unter euch Leser*innen jetzt hörbar die Luft anhalten werden und sich denken: Wie kann sie nur?! Das geht doch gar nicht! Und ob das geht!

Dass das die meisten anderen nicht so handhaben, weiß ich aus meinem eigenen Freundes-, Bekannten- und Familienkreis. Da gehört der Partner wie selbstverständlich dazu. Und auch nach ausführlicher Recherche im Internet, auf diversen Knigge-Seiten und in vielen Foren werden folgende Fragen immer wieder aufgeworfen: Muss ich die Partner*innen von Freund*innen zum Geburtstag einladen? Soll das so sein? Und was passiert, wenn ich es nicht tue? Und wie finden es andere, wenn man die zweite Hälfte nicht einlädt?


Eine Regel, die man nicht brechen darf

Ich habe mich wirklich durch dutzende Foren gelesen und fast immer solche Antworten gefunden: Das ist total unhöflich, wenn man Partner*innen nicht mit einlädt. Wenn man schon jemanden einlädt, dann gehört das dazu. Vor allem wenn beide verheiratet oder in einer Lebenspartnerschaft sind. Und es ist auch wirklich eine Unverschämtheit, eine Frechheit, wenn man die Partner*innen nicht bedenkt und sogar ausdrücklich auslädt. Das gehört zum Anstand, das zeugt von Respekt und Wertschätzung. Und viele würden ganz sicher nicht zu einer Geburtstagsfeier gehen, wenn sie ohne Partner*innen gehen müssten. Freund*innen mit Partner*innen müssen unbedingt immer zu zweit eingeladen werden.

Wo ich mir dachte: Bitte was? Wie bescheuert ist das denn bitte? Das als ernsthaften Grund zu sehen, nicht allein zu einer Feier anzutanzen und dort auch mal eine schöne Zeit ohne Anhängsel zu verbringen.

Es scheint wohl für die meisten eine feste Konvention zu sein, irgendwie gehört es zur Knigge dazu. Mir war das bis dato nicht mal bewusst. Zum ersten Mal wurde es mir klar, als ich meine Hochzeit geplant hatte. Ich wollte es nicht groß halten, eigentlich nur meine engsten Freunde einladen. Jedoch wurde gleich von allen gefragt: Darf ich meine*n Freund*in mitnehmen? Sind wir beide erwünscht? Da konnte ich tatsächlich auch nur schlecht „Nein“ sagen. Klar dürfen sie ihre Partner*innen mitnehmen. Es ist schließlich ein großes Event, ein Fest der Liebe. Da ohne Partner*in zu sein, wäre schon echt unfair.

Sollte man sich da mal nicht dran halten, an der „Plus-Eins-Regel“, also dass man ruhig jemanden, wie seine*n Partner*in mitnehmen darf und kann, dann ist die Hölle los. Dann verscherzt man sich es gewaltig mit so einigen Menschen, die das persönlich nehmen und als beleidigte Leberwürstchen dann nicht kommen. Weil sie in ihrem Stolz oder was aus immer verletzt worden sind.

Doch das ist für mich nicht dasselbe, wie wenn ich meinen eigenen Geburtstag feiere. Aber scheinbar gilt die unausgesprochene Regel, immer mit Partner*in aufzukreuzen bei allen Veranstaltungen, egal ob groß oder klein. Nur die betrieblichen Feiern sind da die Ausnahme, da wird es auch mal akzeptiert, wenn man keine Begleitung mitnehmen darf.

Aber bei privaten Feiern und Festen, da gehört die Partnerin oder der Partner einfach dazu. Das wird niemals hinterfragt. Aus verschiedenen Gründen. Weil man es immer so gemacht hat. Weil man niemanden vor dem Kopf stoßen will. Weil man keine Lust auf Diskussionen hat. Weil man das lieber in Kauf nimmt, anstatt eine Absage. Und und und. Es macht so vieles einfacher, wenn man das tut, was die Masse eben auch macht. Egal, ob man will oder nicht.


Warum regen sich alle so darüber auf?

Ich finde es nach wie vor krass, wie sehr sich Leute aufregen, wenn Einladungen ausgesprochen werden, die nicht für beide gelten. Ich frage mich: Was stimmt da mit den Leuten nicht? Warum regen sie sich so auf? Was steckt dahinter?

Ich kann mir vorstellen, dass viele einfach zu sehr auf Konventionen pochen. Weil das dazu gehört, alles andere ist respektlos.

Aber lustigerweise scheint es für manche auch total okay zu sein, wenn es sich um einen Junggesellenabschied oder einen Weiberabend handelt. Da ist es total okay, weil man da nur Gäste eines Geschlechts hat. Da darf Ausgrenzung auch mal toleriert werden und die Plus-Ein-Regel greift nicht. Finde ich tatsächlich ziemlich fragwürdig, dass man nach solchen Kriterien geht.

Ich glaube eher, dass noch etwas anderes dahinter steckt. Irgendwie scheint es so, als ob viele Pärchen fast nicht mehr allein existieren können. Viele geben Hobbys oder Freundschaften für den Partner auf. Ich kenne eine Freundin, die sich seltener mit Freund*innen trifft, seitdem sie mit ihrem Freund zusammenwohnt. Es ist einfach gemütlich und schön, wenn man in seinem gemeinsamen Zuhause ist. Da hat man eben immer jemanden da, braucht sich nicht mehr um soziale Kontakte außerhalb zu bemühen. Es ist so richtig schön bequem. Und das trifft ja auf viele zu. Sie scheinen in ihrem Pärchenkosmos zufrieden zu sein und glauben, sie bräuchten niemand anderen mehr. Als ob der Partner alle Bedürfnisse erfüllen könnten.

Mir gehen solche Pärchen einfach gehörig auf den Zeiger. Mag sein, dass ein Teil von mir etwas neidisch ist, auf das, was sie haben. Dass sie sich selbst genügen und ohne den anderen nicht mehr sein können. Aber gleichzeitig triggern mich solche Pärchen auch so sehr, weil ich diese Abhängigkeit einfach ablehne. Ich will nicht, dass sich mein ganzes Leben nur noch um eine Person dreht. Ich will trotzdem genug andere Freundschaften pflegen, mein eigenes Leben haben, mich nicht selbst aufgeben und Zeit für mich. Das mag nicht für alle gelten, aber ich glaube, dass es der gesündeste Weg für viele wäre, wenn sie das auch täten.

Mich regt es auch auf, weil ich mir denke: Sag mal, bist du noch ein eigenständiger Mensch? Oder kannst du nur noch mit Partner sein? Hast du dich selbst aufgegeben? Das ist ziemlich armselig! Muss man immer den Partner dabei haben, um mit anderen eine schöne Zeit zu haben? Kommt man nicht mit klar, wenn man mal für paar Stunde ohne aneinander ist? Ist es nicht mal eine herrliche Abwechslung, mal ohne den anderen zu sein, neue Erfahrungen zu sammeln und sich später darüber auszutauschen? Es zeugt doch von einer gesunden Nähe-Distanz-Balance, wenn man auch mal ohne den Partner Leute trifft und Sachen macht.


Diese unzertrennlichen Pärchen nerven mich

Ich weiß, dass es leider viele gibt, die anders denken.

Eine andere Freundin hängt auch gefühlt ständig an ihrem Freund, unternimmt selten mal etwas ohne ihn. Mich nervt das persönlich sehr, wenn sie ständig danach fragt, ob WIR etwas zu viert machen. Stichwort Pärchendates. Ich bin davon kein Freund, denn ich bevorzuge die Treffen, bei denen ich Deep Talk mit meiner Freundin machen kann. Unter vier Augen. Zumal man bei Treffen mit dem Partner sowieso noch etwas anders drauf ist und man vielleicht nicht alles ganz ehrlich ausspricht. Unter vier Augen können wir aber ungezwungen über alles reden, auch über Beziehungsprobleme. Ich empfinde es so: Je mehr Leute dazu kommen, desto mehr geht an Tiefe verloren. Und wer weiß, ob ich mich auch mit dem Partner meiner Freundin so gut verstehe. Ich glaube, dass ich da erst Recht Zeit brauche, um aus mir herauszukommen.

Es stimmt schon. Die Partner*innen sind eben sehr wichtige Menschen im Leben meiner Freund*innen, sie machen einen Großteil aus. Sie beeinflussen sie, haben sie geprägt. Und ich gönne es ihnen auch, dass sie zu einem „Wir“ geworden und damit glücklich sind. Und doch will ich gerade dieses „Wir“ einfach nicht auf meiner Geburtstagsparty haben. Ich will meine Freund*innen ohne Doppelpack!


Warum ich die Partner*innen nicht dabei haben will

Es ist nicht mal so, dass ich die Partner*innen meiner Freund*innen nicht mag oder etwas gegen sie habe. Im Gegenteil, dafür kenne ich sie nicht gut genug. Und das ist der Knackpunkt, warum ich sie nicht dabei haben will.

Mir als Gastgeberin ist es wichtig, dass ich mich mit den Gästen wohl fühle. Ich weiß, viele werden jetzt dagegen argumentieren wollen. Aber mal ehrlich: Ich will bei meiner Geburtstagsfeier nur Menschen haben, mit denen ich befreundet bin. Menschen, die ich kenne. Die meisten Partner*innen meiner Freund*innen kenne ich nicht mal. Oder zumindest gut genug, um sie einzuladen.

Außerdem hasse ich ohnehin größere Gruppen, außer die, mit denen ich vertraut bin. Ich möchte auf der Party so sein wie ich bin. Und das geht nun mal nur mit Menschen, die mir nahe stehen. Sobald da Leute sind, die ich kaum kenne, fühle ich mich einfach nicht mehr wohl und kann nicht so sein wie ich bin.

Nicht zu vergessen leide ich eben immer noch unter sozialen Ängsten. Da grenzt es an ein Wunder, dass ich überhaupt feiere und dann noch in dem Maße. Jede weitere Person, die mit mir nicht wirklich so in Verbindung steht, würde es mir nur schwerer machen. Ich stehe einfach nicht gern im Mittelpunkt und nehme das als Anlass, mal aus der Komfortzone zu kommen. Aber da muss ich es mir nicht noch schwerer machen als ohnehin,.

Ja ich höre schon eure Einwände: Aber du willst doch eh größer feiern. Je mehr Leute, desto besser. Und du weißt doch gar nicht, wie die Partner*innen sind. Vielleicht versteht ihr euch ja gut und es entsteht auch zu ihnen eine Freundschaft. Mag sein, aber meine Geburtstagsparty wird nicht der passende Ort sein, um diese Menschen wirklich gut kennenzulernen. Das geht nur in kleineren Kreisen, aber gewiss nicht bei einer Party mit 30 Menschen.

Und was ist mit all den Single-Freund*innen. Hat jemand mal an die gedacht? Wie die sich fühlen, wenn alle anderen mit Partner*innen kommen, an denen förmlich kleben bleiben und sie dadurch allein und sich in Mitleid suhlen? Klar, haben viele nichts gegen ihr Single-Sein, sind stolz darauf. Aber es gibt auch viele unter ihnen, die sich nicht gern mit dem Beziehungsstatus anfreunden und sich dann verloren unter all den Pärchen wiederfinden. Was ist mit denen?

Und seit wann ist es so, dass es die Gäste sind, die bestimmen, wer auf der Gästeliste steht oder nicht. Das entscheidet nach wie vor immer noch die Person, die feiert. Punkt!

Es mag egoistisch klingen, aber so ist es nun einmal: Es ist meine Geburtstagsfeier, ich bestimme, wen ich dabei haben will und wen nicht. Und es ist mir verdammt noch einmal egal, ob das jetzt so nicht sein darf oder unhöflich ist. Ich mache mein Ding! Und wer dafür kein Verständnis hat und das nicht akzeptiert, der gehört eben nicht zur Party dazu. Ende.

Ich habe auch keine Lust, mich an Konventionen zu halten, die nicht zu mir passen und die mir nicht gut tun. Nur weil alle es so machen, muss ich das noch lange nicht tun. Ich will niemanden dabei haben, nur weil Angst vor Konflikten habe oder weil es höflich sein muss.


Mal Konventionen hinterfragen

Ich frage mich, wie viele Menschen sich an dieser unausgesprochenen Regel halten, ohne dass sie es auch wirklich wollen.

Und wer sagt, dass auch alle Partner*innen Bock drauf haben, mitzukommen? Vielleicht werden sie sogar gezwungen? Vielleicht wären sie erleichtert, wenn sie nicht ständig eingeladen wären und denken, sie müssten mitkommen? Wie viele sind vielleicht ganz froh, auch mal einen Abend allein zu verbringen, ohne ihren Partner*innen Gesellschaft zu leisten?

Das Argument: „Dann sitzt sie/er allein zu Hause, das wäre doch doof!“ finde ich echt Quatsch! Ist die Partnerin oder der Partner etwa ein Kind, was sich nicht allein beschäftigen kann? Und es nicht mal verkraften kann, mal paar Stunden für sich zu sein? Ich bitte euch, das ist doch lächerlich! Alleinsein hat nichts mit Einsamkeit zu tun und wer das nicht mal aushalten hat, hat ein echtes Problem! Man kann auch ohne Partner*in Spaß haben, entweder allein oder trifft eben eigene Bekannte, Freund*innen oder Familie.

Ich persönlich hatte übrigens nie ein Problem, wenn ich nicht eingeladen wurde. Weniger schlechtes Gewissen, weniger Besuche aus Pflichtgefühl, weil es dazu gehört. Das ist für beide Seiten auch mal entlastend. Mir macht es nichts aus, wenn ich nicht ausdrücklich eingeladen werde, wäre deswegen auch nicht böse, wenn ich die Gründe dahinter auch verstehen würde. Mein Gott, gibt schlimmeres, mal nicht mit dem Partner zusammen zu einer Feier zu gehen.

Was mich auch zur Entscheidung bewogen hat, war, dass ich verhindern will, dass meine Freund*innen an ihren Partner*innen festkleben. So ist jeder sozusagen allein und lässt sich damit auch mehr auf andere ein. Ich kenne das von mir selbst. Wenn ich allein bin ohne Partner bin ich auch gleich offener und suche eher den Kontakt zu anderen als wenn ich jemanden an meiner Seite hätte. So lernen sich meine Freund*innen viel besser kennen, das war der Gedanke dahinter.

Außerdem will ich keine Menschen dabei haben, mit denen mich nichts persönliches verbindet, außer dass sie meine Freund*innen lieben. Ich will meinen Geburtstag mit Menschen verbringen, die mir etwas bedeuten, die wichtig in meinem Leben sind. Menschen, die ich gern habe. Menschen, denen ich vertraue. Menschen, mit denen ich vieles gemeinsam habe, mit denen ich einiges erlebt habe. Nur diese Menschen will ich auch dabei haben. Und das hat auch nichts mit Diskriminierung der Partner*innen zu tun: Es ist einfach ein Fakt, dass all diese Dinge auf sie nicht zutreffen. Deswegen habe ich aber auch nichts gegen sie. Das können alles trotzdem tolle und liebenswerte Menschen sein. Davon gehe ich aus, sonst wären sie nicht mit meinen Freund*innen liiert. Aber sie gehören einfach nicht zu meinem Freund*innen-Kreis. Zumindest jetzt noch nicht. Vielleicht irgendwann. Aber ich muss nicht auf Teufel kommt raus, alle Partner*innen kennenlernen und mich mit ihnen anfreunden. Mir reichen meine Freund*innen und unsere Zweiertreffen.

Ich scheiß jetzt also auf Konventionen und mache mein Ding. Damit fühle ich mich deutlich wohler, weil ich dann „Ja“ zu meinen Bedürfnissen und Wünschen sage. Oft genug mache ich das nicht und sage zu vielen Dingen eher „Ja“, obwohl ich „Nein“ sagen würde. Ich finde, wir sollten künftig solche Konventionen mehr hinterfragen und nicht immer gleich beleidigt sein, wenn dagegen verstoßen wird. Das ist für mich ein Anfang. Scheiß egal, was andere davon halte, ich ziehe das durch.

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