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Warum Datingpausen wichtig sind


Datest du gerade, in der Hoffnung jemand passenden für eine Beziehung zu finden? Hast du langsam das Gefühl, dass die Dates immer nach dem gleichen Muster verlaufen? Bist du dessen müde, erschöpft von dem ganzen Datingkram? Hast du es genug, immer dieselben Fragen zu stellen und dasselbe zu antworten? Dann wäre eine Datingpause genau das richtige für dich.


Ich selbst muss gestehen, dass ich solche Datingmarathons nie wirklich gehabt hatte. Davon mal abgesehen, hatte ich bisher nur zwei Beziehungen, der Übergang von der ersten zur jetzigen ging beinahe nahtlos. Es war relativ schnell klar, dass mein aktueller Freund irgendwie der momentan richtige für mich ist. Insofern gab es für mich nie eine Übergangsphase zwischen zwei Beziehungen, in der ich mich in den Datingmarkt gestürzt habe und jede Menge Dates hatte. Von meinen Tinder-Geschichten mal abgesehen, das waren nur reine Sex-Dates, wo es weniger darum ging, den nächsten Partner für die Beziehung zu finden.


Datingfrust online und offline

Warum ich mir trotzdem anmaße darüber zu schreiben? Weil ich aus meinem Freundeskreis weiß, wie hart das sein kann, immer auf der Suche zu sein. Immer wieder die ersten Level des Datinggames zu spielen, nur um immer wieder von vorne anzufangen. Bis zum „Endboss“ schaffen es viele nicht. Und so bleibt es bei der ewigen Suche, dessen Ende nicht abzusehen ist.

Da gibt es eine Freundin, die bestimmt schon seit zwei Jahren versucht, einen Partner zu finden. Sie hat schon alles mögliche ausprobiert: Von Onlinedating über Speeddating bis hin zu Sportkursen, um endlich jemanden zu finden. Bisher leider ohne Erfolg. Doch seit Kurzem hat sie sich wieder auf einer Datingapp angemeldet und siehe da: Sie hatte innerhalb kurzer Zeit gleich drei Dates mit drei sehr sympathischen Männern. Und mit einem könnte es auch vielleicht etwas werden. Ich wünsche es mir für sie von Herzen, dass es klappt.

Auch wenn ich das selbst nicht erlebt habe, kann ich mich sehr gut in Menschen hineinversetzen, die erfolglos daten. Auch wenn es bei mir schon ein Sonderfall war. Denn ich war auch selbst sehr lange Single, erst mit 18 hatte ich meinen ersten Freund, war eine Spätsünderin. Dabei wollte ich eigentlich schon sehr früh eine Beziehung haben. Damals gab es noch keine Datingapps, vielleicht hätte das tatsächlich geholfen, früher jemanden zu finden, mit dem es passt. Insofern kenne ich das Problem also aus einer anderen Perspektive. Es ist nicht so, dass ich unter Datingfrust gelitten habe, ich hatte damals eher Probleme, überhaupt jemanden kennenzulernen, mit dem es vielleicht klappen könnte. Ohne Tinder & Co und dann auch noch mit extremer Schüchternheit ist das halt einfach noch viel schwerer, Datingpartner zu finden. Überhaupt jemanden zu daten war für mich schwer.


Verzweifelte Suche nach einem Partner

Was ich also mit den Menschen gemein habe, die unter Datingburnout leiden: Es ist die verzweifelte Suche nach dem Richtigen. Bei jeder neuen Person macht man sich Hoffnungen, dass es der Eine sein kann und wird bitter enttäuscht. Auch beim Dating bekommen Leute Körbe, ob nun am Anfang oder erst nach mehreren Dates. Und dann geht das Spiel von vorne los. Und so war es damals für mich auch, nur eben ohne den digitalen Aspekt.

Ich habe dafür jede Menge Körbe im echten Leben erhalten. Was es jetzt nicht unbedingt besser macht. Ich hatte nicht mal die Chance die Jungs kennenzulernen, für die ich mich interessierte. Weil sie sich nicht um mich scherten. Ich möchte jetzt nicht bewerten, aber ich glaube, dass es in meiner Situation noch frustrierender war. Weil nicht einmal beidseitiges Interesse bestand.

Wer aber zumindest auf Datingplattformen aktiv ist, Matches bekommen und Dates hat, der hat wenigstens das Glück, dass es Leute gibt, die sich für sie interessieren. Das war bei mir damals nicht der Fall. Und hat sich erst spät mit Mitte 20 geändert, als ich Tinder für mich entdeckte.

Was ich auch mit Menschen teile, die keinen Bock mehr auf Dating haben: Ich habe diese Art Erschöpfung, diese Lustlosigkeit und vielleicht auch Hoffnungslosigkeit, endlich in einer Beziehung zu haben, immer präsent gehabt. Inzwischen ist es ja Vergangenheit, aber ich kenne diese Erfahrungen, weiß, wie man sich fühlt, wenn man glaubt, dass es vielleicht an einem selbst liegt, dass es nicht funkt.

So viel also zu meinen Erfahrungen aus der noch analogen Welt, als es so etwas wie Datingapps noch nicht gab.


Woran erkenne ich Dating-Burnout?

Woran erkennt man, dass man unter Dating-Burnout leidet? Es fühlt sich ein wenig an als würde man im Hamsterrad stecken. Die Dates, die anfangs noch aufregend waren, verlieren an Bedeutung. Es spielt keine Rolle mehr, wen man trifft, es ist eh immer dasselbe. Vielleicht herrscht eine gewisse Gleichgültigkeit, weil man eigentlich weiß, wie es am Ende sein wird. Dating ist nicht mehr Spaß, es frisst jede Menge Zeit und wird irgendwie zu etwas, worauf man gerne mal verzichten würde. Man ist erschöpft davon, ständig neue Leute kennenzulernen. Man muss sich zu den nächsten Dates hinschleppen, hat kaum mehr Energie, ist frustriert. Gleichzeitig laugt es enorm aus, immer wieder dieselben Geschichten, dafür anderen Menschen zu erzählen. Man hat es einfach satt, immer wieder dasselbe Prozedere durchzumachen, ohne Chance auf Weiterkommen. Oder anderer Fall: Wenn das Dating eigentlich zum Lebensmittelpunkt wird, man alles andere vernachlässigt, geradezu süchtig danach wird. Auch das ist ein Zeichen, dass es alles andere als gesund ist. Ich denke auch, dass damit ein gewisses Abstumpfen einher geht. Der Zauber der ersten Dates verfliegt, eigentlich will man nicht mehr weiter machen, aber irgendetwas treibt einen doch an.

Und vielleicht wäre es dann Zeit für einen Break. Dem Impuls, stumpf weiterzumachen, nicht mehr zu folgen. Sondern innezuhalten und in sich zu gehen: Ist mir das jetzt alles zu viel? Wäre vielleicht eine Pause nicht besser, wenn es mir gerade nicht viel bringt und es mir dadurch nicht gut geht? Das Hamsterrad namens Dating mal zum Stehen zu bringen, zu verlassen und mal etwas anderes auszuprobieren – das wäre genau das Richtige.


Was bringt so eine Datingpause?

Ich denke, dass sie gerade für Menschen, die relativ frisch aus der letzten Beziehung kommen, diese noch nicht ganz verarbeitet haben, gerade wichtig ist. Viele wollen sich eigentlich nur schnell ablenken, gleich den nächsten Partner finden, damit sie sich nicht so allein fühlen. Oder weil sie Trauer und Schmerz nach der Trennung nicht spüren wollen. Sie wollen sich betäuben mit angenehmen Gefühlen, stürzen sich ins Dating, um ja nicht zu viel nachzudenken.

Doch genau das ist es, was wir brauchen, wenn uns einfach alles zu viel wird. Eine Datingpause ist perfekt, um sich mal auf sich selbst zu konzentrieren. Und sich zu fragen: Warum mache ich das eigentlich? Was ist mein Ziel? Warum verliere ich mich so sehr ins Dating? Und warum bin ich so erschöpft davon? Warum gibt es mir nicht wirklich etwas?

Es wird dann Zeit, nicht mehr danach zu streben, eine Beziehung zu einem anderen Menschen aufzubauen. Sondern die Beziehung mit der wohl wichtigsten Person im eigenen Leben, zu vertiefen: mit mir selbst. Dann ist genau der richtige Zeitpunkt, sich selbst einmal zu daten. Man tut sich etwas Gutes, sorgt für Selbstfürsorge, entwickelt Selbstliebe. Man verbringt und genießt Zeit mich sich allein, was sehr erfüllend sein kann.

Eine Datingpause schafft endlich Raum für einen selbst, Zeit, die man nur mit sich verbringen kann. Und vielleicht ist das auch bitter nötig, um wieder mit sich im Reinen zu kommen. Diese Zeit, die wir sonst mit Dating verbringen, nutzen wir, um zu reflektieren und um herauszufinden, wer wir sind, was wir eigentlich wollen. Wie wollen wir leben? Wie wollen wir lieben? Wen wollen wir lieben?


Vergangene Beziehungen und Beziehungsmuster reflektieren

Es ist wichtig, Zeit und Raum zu haben, um vergangene Beziehungen Revue passieren zu lassen, um zu reflektieren, was schief gelaufen ist und was man besser machen kann. Oftmals glaubt man ja, dass es nicht an einem lag, man immer an den Falschen gerät. Doch wie wäre es mal mit einem kritischen Blick auf einen selbst? Wer kennt es nicht: Man ist frisch in einer neuen Beziehung und schon tauchen wieder dieselben Probleme aus früheren Beziehungen auf. Und das liegt gewiss nicht am anderen: Denn wir sind es, die sich immer in die nächste Beziehung mitnehmen. Genauso unseren Ballast und unsere Beziehungsmuster, die sich nicht ändern werden, wenn wir uns nicht ändern.

Um diese herauszufinden und zu verändern, brauchen wir vor allem Zeit. Am besten Zeit für uns allein. Me-Time ist das Stichwort. Wieder lernen, mit sich allein zu sein und zu sehen, dass das Alleinsein nicht schlimm ist. Sondern einem unglaublich viel geben kann. Das Alleinsein bringt Unabhängigkeit, ich lerne mich selbst besser kennen und gewinne die Einsicht, dass ich mir selbst genug bin. Ich brauche keinen anderen Menschen, um glücklich zu sein. Und damit fällt es vielleicht auch leichter beim Dating. Wenn es nicht klappt, ist es okay. Ich bin auch allein zufrieden, aber es wäre noch schöner, wenn ich mein Leben mit jemand anderen teilen könnte.



Persönliches Wachstum und mehr Zeit für die Liebsten

Außerdem bleibt Zeit für die eigene Persönlichkeitsentwicklung. Man ist weniger fokussiert auf einen anderen Menschen, kann sich ganz auf sich konzentrieren. Man hat viel mehr Zeit, um seinen Hobbys und Leidenschaften nachzugehen. Seine Stärken und Talente zu entdecken und zu fördern. Vielleicht fängt man auch ein neues Hobby an?

Außerdem bleibt dadurch auch mehr Zeit für andere wichtige Menschen im Leben, wie Familie und Freund*innen. Vielleicht ist die Beziehung zu ihnen zu kurz gekommen während man selbst vergeben war. Genau jetzt ist der Zeitpunkt, diese anderen Beziehungen zu vertiefen, ihnen eine neue Dimension zu geben. Man braucht keine Liebesbeziehung, um glücklich zu sein. Doch Beziehungen jeglicher Art sind und bleiben wichtig.

Eine Datingpause bedeutet eine Auszeit und auch eine Art Befreiung, sich ständig nach anderen zu richten, immer wieder eine getriebene Person zu sein. Das kann innerlich sehr aufwühlen. Doch eine Pause bedeutet auch Entschleunigung, zu sich selbst finden.

Gewissermaßen ist so eine Datingpause auch eine Art Reset. Alles wieder von vorn, aber mit neuen Voraussetzungen und einem neuen Mindset. Man geht ganz anders ans Dating heran, selbstbewusster, weiß, was man an sich hat und was man will. Es ist wie als würden wir unseren Kompass neu ausrichten.

Manchmal denke ich mir, dass mir das auch gut getan hätte, sowohl eine richtige Datingphase als auch eine Pause zwischen meinen Beziehungen. Insofern, weil ich dann viel mehr gelernt hätte, dass das Alleinsein gut ist, das Single-Dasein auch Vorzüge hat. Ich hätte mehr Zeit gehabt, mich mit selbst zu befassen und meine Muster reflektiert. Aber schlussendlich bin ich doch froh, dass es anders gekommen ist. Genau so sollte es auch sein.


Empfehlungen

Allen, die gerne mal eine Datingpause einlegen wollen, lege ich den Blog von Lena Lamberti ans Herz:

http://oneyearnoguy.org

Sie hat ein Jahr lang auf Dates und Sex verzichtet und täglich darüber geschrieben, sich viel mit sich selbst befasst und ist persönlich daran gewachsen. Sehr empfehlenswerter Blog und auch das Buch dazu!

Wer sich darüber hinaus mit dem Thema Datingpause befassen will, findet hier mehr Infos:

https://www.beziehungsweise-magazin.de/singles/auszeit-vom-dating-wie-du-zeit-mit-dir-als-booster-fuer-dein-liebesleben-nutzen-kannst/

https://deno-licina.com/2021/09/15/5-anzeichen-fuer-ein-dating-burnout-und-warum-du-eine-pause-gebrauchen-koenntest/

https://www.beziehungsweise-magazin.de/singles/auszeit-vom-dating-wie-du-zeit-mit-dir-als-booster-fuer-dein-liebesleben-nutzen-kannst/

https://k.at/sex-liebe/dating-pause-einlegen/401866775

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