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Bin ich abhängig von der Liebe?


Manchmal frage ich mich: Bin ich vielleicht etwas zu abhängig von der Liebe? Dreht sich am Ende vielleicht doch nur alles darum? Obwohl ich von mir behaupte, dass es noch so viele andere Dinge gibt, die mir wichtig sind und mich glücklich machen.


Wie würde mein Leben jetzt aussehen, wenn ich Single wäre? Und das nicht nur für eine kurze Zeit? Sondern für mehrere Monate, gar Jahre?

Dieses Gedankenspiel spiele ich schon seit einer Weile. Eigentlich schon seitdem ich mich von meinem ersten Freund getrennt habe. Und auch noch, nachdem ich mit meinem zweiten Freund zusammen gekommen bin.

Nicht, dass ich unglücklich in der Beziehung wäre. Im Gegenteil: Ich bin so glücklich wie schon lange nicht mehr. Es läuft so gut zwischen uns. Ich liebe ihn sehr, es passt einfach. Und ich glaube, dass es auch eine sehr lange Zeit so bleiben wird.


Wie wäre alles gelaufen, wenn ich allein gewesen wäre?

Ich frage mich: Hätte ich die Trennung so gut überwunden, wenn ich jetzt nicht in einer Beziehung wäre? Wäre ich genauso glücklich?

Ich kann nur spekulieren, denn ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, wie es ist, denn bisher gab es nur diese eine erste Beziehung. Den Zeitraum zwischen der einen und der nächsten Beziehung fiel nur sehr kurz aus. Es war eher ein nahtloses Ineinanderübergehen von einer Beziehung zur nächsten. Man könnte es fast schon als Beziehungshopping bezeichnen.

Eigentlich wollte ich mir ursprünglich Zeit lassen. Die neue Single-Phase, die ich so nicht kannte, in vollen Zügen genießen. Mich ins Dating stürzen. Neue Männer kennenlernen, neue Erfahrungen sammeln, mich ausprobieren. Nicht gleich wieder in die nächste Beziehung stürzen, wenn die alte nicht überwunden war. Insgeheim freute ich mich auf diese Phase, weil sie so neu war.

So viele Jahre war ich in einer Beziehung, dass ich verlernt hatte, wie es ist, wieder allein zu sein. Für mich war das Einziehen in meine erste eigene Wohnung ein wichtiger Schritt auf dem Weg in das Leben allein.


Zwischen Dating, Unverbindlichkeit und doch mehr

Doch komplett allein war ich auch während der Trennungszeit nicht. Single war ich, aber auch nicht wirklich. Zu der Zeit hatte ich schon meinen jetzigen Partner an meiner Seite. Wir waren nicht zusammen, haben uns beide in der Kennlernphase gesehen. Da war noch nichts verbindlich. Wir trafen uns, hatten Sex, Dates, tiefgründige Gespräche und verbrachten einfach eine schöne Zeit miteinander. In der Phase war alles möglich. Ich hätte auch andere Männer treffen können. Doch das wollte ich nicht unbedingt. Aber eigentlich genügte er mir vollkommen. Vielleicht auch, weil ich doch wieder darauf fokussiert war, bald in einer Beziehung zu sein. Wenn auch unbewusst.

Obwohl ich mir einerseits sagte, dass wir es nicht überstürzen sollten, dass es ruhig eine Zeit lang beim Dating bleiben kann, ohne, dass es verbindlich wird – wollten meine Gefühle doch irgendwie etwas anderes.

Mir war einfach auch relativ schnell klar, dass das nicht nur so eine kurze Geschichte zwischen uns sein wird. Und ihm auch. Eigentlich war uns beiden bewusst, dass wir früher oder später zusammen kommen werden. Nur wie schnell, das sollte offen bleiben.

Auch er wollte mich nicht irgendwie bedrängen, mir Zeit lassen, hatte ich noch mit zwei Trennungen zu kämpfen.

Doch schneller als gedacht habe ich mich in eine neue Liebesgeschichte hineingestürzt, wollte mehr als ich es mir eingestehen wollte. Und dann waren wir doch viel schneller zusammen als gedacht. So viel also zum sich Zeit lassen.

Ich glaube, dass es so laufen sollte und ich bin dankbar dafür.


Warum sind wir zusammen?

Doch es kommen manchmal Zweifel auf, ob es vielleicht nicht etwas zu schnell ging. Ich hatte kaum Zeit meine gescheiterte Beziehung wirklich aufzuarbeiten. Das lief dann neben der Beziehung.

Zweifel ich vielleicht nicht unbedingt an der Beziehung, sondern an mir und meiner Einstellung zur Liebe?

Ich frage mich: Kann ich mir ein Leben ohne Liebe nicht mehr vorstellen? Ist es so schlimm, ohne jemanden an meiner Seite zu sein? Bin ich dann weniger glücklich?

Die Antworten darauf weiß ich schon, will sie mir aber nicht eingestehen.

Wieso bin ich diese Beziehung eingegangen? Weil ich gemerkt habe, dass es zwischen uns super gut passt. Weil ich mich dann doch recht schnell in ihn verliebt habe, Gefühle im Spiel waren. Und wir beide ähnliche Ansichten teilen. Er ist in vielerlei Hinsicht mein Traummann, zumindest momentan, das mag sich vielleicht später noch ändern. Aber momentan ist er der Mann, den ich mir immer gewünscht habe. Ein echter Jackpot. Wie blöd wäre ich, wenn ich ihn einfach so gehen lassen würde?


Beziehung aus egoistischen Gründen

Aber vielleicht spielten auch andere Gründe eine Rolle. Vielleicht brauchte ich auch Ablenkung, jemanden, der mich den ganzen Liebeskummer vergessen ließ. Jemand, der mich ablenkte. Jemand, auf den ich mich vollkommen einschießen konnte, um nicht zu sehr an der Trennung zu leiden. Möglicherweise hatte ich doch Angst davor, ganz allein da zu stehen, wollte mich nicht einsam fühlen. Ich wollte gerade in jener schwierigen Zeit, nicht allein sein. Nicht allein mit all dem Kämpfen. Durch das Beziehungsende war eine Leere, die ich wieder zu füllen versuchte. Und zwar mit einem neuen Partner. Aber ich hätte gewiss nicht jeden genommen.

Ja, er hat mir sehr geholfen, nicht in ein tiefes Loch zu fallen. Irgendwie ist er doch mein Retter in Not gewesen. Ich glaube, dass es ohne ihn viel schwerer geworden ist. Ist das jetzt egoistisch von mir? Habe ich ihn jetzt nicht gewissermaßen für meine Zwecke missbraucht?

Ich habe es verlernt, allein zu sein und vielleicht auch wieder allein glücklich zu sein. So sehr es mir nicht behagt, aber das muss ich mir auch eingestehen. Um davor zu flüchten, um vor mir allein zu flüchten und dem Alleinsein, habe ich mich früher in diese Beziehung gestürzt.

Da sind auch Zweifel da, ob ein Leben ohne Beziehung genauso erfüllend und glücklich sein kann. Das ist mir ganz stark bewusst geworden, als mein Freund für nicht mal eine Woche weg war. Ich bin schon irgendwie in ein kleines Loch gefallen. War traurig, weil für mich die Tage, an denen wir uns sahen, die schönsten waren.


Warum ich ohne Liebe nicht mehr leben will

Aber was ist so falsch daran, der Liebe und Beziehungen so viel Bedeutung zuzusprechen? Wenn das Dinge sind, die meinem Leben auch Sinn geben und mich glücklich machen?

Das Problem ist, wenn das überhand nimmt, wenn sich das eigene Leben nur noch darum dreht. Man sich von Liebe anderer abhängig macht und nicht mehr unabhängig sein kann. Dann wird es schwierig.

Seitdem ich weiß, wie es ist zu lieben und geliebt zu werden, will ich das nicht mehr missen. Ich finde es viel schöner, nicht allein zu sein. Ich bin niemand, der gerne Single ist und das genießt. Ich bin wohl wirklich ein Beziehungsmensch. Weil es schöner ist, sein Leben mit jemand anderen zu teilen. Den Weg gemeinsam zu gehen, zusammen Höhen und Tiefen zu bewältigen, gemeinsam zu wachsen.

Wachstum – das ist für mich der Sinn von Beziehungen. Dass wir uns selbst entfalten, weiter entwickeln, aber auch als Paar. In Beziehungen habe ich das meiste über mich gelernt. Mein Partner ist mein wichtigster Spiegel, in den ich schauen muss, um meine Baustellen zu erkennen und daran zu arbeiten.

Für mich ist mein Partner mein wichtigster Vertrauter geworden, der Mensch, der mir am nächsten ist. Es gibt kaum einen anderen Menschen, der besser über mich Bescheid weiß. War das früher meine beste Freundin, ist es heute mein Partner.


Sehnsucht nach Nähe und Verbindlichkeit

Beziehungen sind es, die mir am meisten mein Bedürfnis nach Intimität und Nähe geben. Ich habe auch andere Beziehungsformen ausprobiert, doch sie alle konnten mich nicht zufrieden stellen. Paar ONS zu haben, mag aufregend sein, aber mit der Zeit wird es oberflächlich und mir fehlt einfach Vertrautheit. Eine Affäre mag da schon besser sein, gibt mehr Intimität, aber auch da fehlt mir auch die Verbindlichkeit, das Zueinanderstehen, egal was kommt. Ich habe für mich herausgefunden, dass es eine Zeit lang okay sein kann, ungebunden zu sein. Doch langfristig sehne ich mich eben doch nach einem Menschen, der zu mir gehört, mit dem in Intimität, Verbindlichkeit und Vertrauen verbunden bin.

Ich brauche die körperliche aber auch emotionale Nähe in einer klassischen Beziehung. Langfristig ohne Zärtlichkeiten wie Kuscheln und Küssen zu sein, wäre für mich gerade unvorstellbar. Das wäre ein fieser Verlust.


Leben ohne Liebe – macht das Sinn?

Ich kann mir ein Leben ohne Liebe nicht vorstellen. Es ist für mich auch eine Art Lebenssinn, zu lieben und geliebt zu werden.

Wie wäre es jetzt, ohne Partner? Wäre ich dann einsam? Das wäre gewiss so, es würde mir etwas wichtiges im Leben fehlen. Mit der Zeit würde ich mich daran gewöhnen, würde aber natürlich mit dem Dating anfangen. Vordergründig, um jemanden für eine Beziehung zu finden. Vielleicht wäre es auch eine spaßige Zeit, aber nichts, was ich für eine längere Zeit gern tun würde.

Ich denke mir, es täte mir gut, eine Weile lang Single zu sein und dann vielleicht auch mal eine Datingpause zu haben. Um mich auf mich selbst zu fokussieren, nicht mehr das Glück in anderen Menschen zu finden, sondern in mir selbst. Doch jetzt bin ich sehr glücklich in dieser Beziehung, die ich nicht verlieren will. 

Momentan merke ich, dass ich mein Glück doch viel mehr von meiner Beziehung und meinem Partner abhängig mache. Eine Sache, an der ich unbedingt arbeiten sollte.

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