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Offene Beziehung: Vom Liebeskater und Drama nach dem ersten Fremdsex

 

Die offene Beziehung sollte eine Chance für uns werden, unsere Paarbeziehung bereichern. Doch ich hätte nie gedacht, dass es genau nach hinten losgehen kann...

Wir haben es wirklich getan. Ich kann es teilweise gar nicht so wirklich glauben, denke, ich sei noch immer in einer Art Traum oder in einem Film. Mein Freund und ich hatten Sex mit anderen Menschen. Intimen Sex, nur wir zwei und die anderen. Zur gleichen Zeit, an unterschiedlichen Orten.

Gefühlschaos pur. Euphorie, Leidenschaft, so viel Aufregung. Aber auch Unsicherheit, Zweifel, Verlustängste, Eifersucht. Alles auf einmal. Ich weiß manchmal gar nicht, was ich genau fühle. Diese Gefühle überwältigen mich. Es ist ein reines Auf und Ab der Gefühle.

Doch eins nach dem anderen. Ich hatte ja bereits darüber geschrieben, wie wir beide anfingen, andere Menschen zu daten. Allein das kommt mir hin und wieder so surreal vor, dass ich echt nicht fassen kann, dass wir es wirklich tun. Wir hatten verschiedene Menschen getroffen, näher kennengelernt, uns ihnen geöffnet. Und uns final für eine Person entschieden: Das wird die Person sein, mit der wir das erste Mal in unserer offenen Beziehung Sex haben werden.

Es kam schneller als gedacht. Ich wollte es unbedingt, wahrscheinlich noch mehr als mein Freund. Konnte es kaum abwarten, Christian wiederzusehen, ihm endlich körperlich wirklich nah zu sein. Erkunden, wie er sich anfühlt, wie es ist, wenn er mich berührt, wenn er in mir ist. Ich habe mich hin und wieder meiner Fantasie hingegeben. Aber so wirklich vorstellen konnte ich es mir nicht.

Es ist inzwischen ein halbes Jahr her, seitdem wir das letzte Mal mit anderen Sex hatten. Fühlt sich wie eine halbe Ewigkeit an.

Wie wird das erste Mal sein?

Nun stand es also wirklich fest. Wir werden am selben Tag zur gleichen Zeit mit anderen Sex haben. Ich mit Christian bei uns zu Hause, er mit der anderen bei ihr zu Hause. Ich war schon vorher recht aufgeregt, war aber eher auf mein bevorstehendes Erlebnis fokussiert. Doch unterbewusst arbeitete auch meine Eifersucht. Ich musste immer wieder auch daran denken, wie es bei meinem Partner sein wird, wenn er mit einer anderen Frau schlafen wird.

Und dann war es soweit. Ich empfing Christian in unserer Wohnung. Total ungewohnt die Situation. Und ich wusste auch nicht so recht, wie ich den ersten Schritt machen sollte. Sollten wir erstmal ein wenig reden oder gleich aufs Ganze gehen? Er nahm mir die Entscheidung schlussendlich ab. Packte mich und trug mich zielstrebig ins Schlafzimmer.

Dort warf er mich aufs Bett und wir fielen übereinander her. Wir haben beide sehnsüchtig auf diesen Moment gewartet. Ich wusste, dass er seine Lust nur schwer halten konnte. Wir knutschten wild herum, gierten nach der Zunge und dem feuchten Mund des anderen. Seine Hände überall auf meinem Körper. Jede von ihm berührte Stelle fühlte sich so heiß an. Wir waren beide so scharf aufeinander, das hatte ich schon echt lange nicht mehr.


Aufregung versus Vertrautheit

Klar ist der Sex mit meinem Freund der beste, den ich je hatte, super erfüllend und voll schön und intim. Aber wir haben inzwischen so oft miteinander Sex gehabt, dass sich auch eine gewisse Routine einstellt. Ich weiß, wie das alles ablaufen wird. Ich weiß, wie er mich vögeln wird. Ich weiß, wie er sich anfühlt, wie er riecht und schmeckt. Wie es sich anfühlt, wenn er in mich eindringt, wie es ist, wenn ich auf ihm komme. Ich kenne seinen Körper quasi in- und auswendig, weiß, welche Knöpfe ich drücken muss, um ihn verrückt zu machen. Und das ist total toll, dass wir so aufeinander eingestellt sind. Wir wissen, was den anderen geil macht. Darum läuft das alles auch so gut ab und wir sind beide sehr zufrieden damit.

Aber bei all der auch lieb gewonnenen Routine, ist natürlicherweise einiges verloren gegangen: die Verspieltheit, die Leichtigkeit und vor allem die Lust darauf, den anderen zu erkunden. Weil wir quasi schon alles entdeckt haben. Der Reiz des Neuen, die Unwissenheit bezüglich des Fremden.

Das ist es, was wir wahrscheinlich nie wieder beieinander finden werden. Dafür sind wir uns zu nah und vertraut. Die Art von Sex ist schön, aber es fehlt das Prickeln, das Überraschende, das wirklich Aufregende.

Und das ist es, was ich mir am meisten von meinen sexuellen Begegnungen mit anderen Männern erhoffe: Wieder diese Aufregung und das Kribbeln zu spüren, wenn man sich näher kommt. Wie wird es sein? Wie wird der andere mich verführen? Wie wird er reagieren, wenn ich ihn an bestimmten Stellen stimuliere. Wie wird sich sein Körper anfühlen. Was für eine Art von Sex werden wir miteinander haben?


Das Prickeln beim ersten Sex

Es bleibt spannend, auf Erkundungsreise zu gehen. Dabei finde ich tatsächlich das Vorspiel, also zwischen Kennenlernen und dem ersten wirklichen Sex am interessantesten. Und es ist wahnsinnig aufregend, wenn man diese Anziehung spürt und nur darauf wartet, dass man sich endlich küsst und anfasst.

Der erste Sex mit Christian war einfach krass. Ich hatte schon lange nicht mehr so aufregenden Sex gehabt und vor allem auch keinen, wo es gleich beim ersten Mal so gut harmonierte. Wir verwöhnten uns gegenseitig, knutschten wie Teenager herum, ließen uns Zeit. Die Spannung war kaum auszuhalten, ich wollte ihn unbedingt spüren.

Ich war allerdings regelrecht geschockt, als ich sah, dass er wirklich sehr sehr gut ausgestattet war. Ich dachte mir im Ernst: Der soll da wirklich in mich reinpassen? Ein wenig Sorge hatte ich schon, ob ich nicht dabei Schmerzen haben werde.

Und Anfangs war es auch so, ich musste mich an seine Größe echt gewöhnen. Aber mit der Zeit wurde ich auch lockerer und es machte richtig Spaß, wild rumzuvögeln. Ich konnte mich komplett fallen lassen, ich selbst sein, mich meiner Lust hingeben.

Das Schöne war auch, dass es an keiner Stelle wirklich peinlich war, dass wir so natürlich miteinander umgehen konnten und alles mit Humor nahmen. Wie beispielsweise, dass das Kondom nicht gleich passte und er einen weiteren Versuch brauchte. Ich zwischendrin zweimal einen Krampf im Bein hatte und kurz pausieren musste. Alls das fanden wir herrlich erfrischend und es war so eine Leichtigkeit dabei, wie selten.

Und danach sank ich in seine Arme, wir kuschelten miteinander, küssten uns zärtlich, wie ein Liebespaar, was wir nicht sind und niemals sein werden. Aber für einige wenige Momente genoss ich diese besondere Vertrautheit zwischen uns. Verfiel der Illusion, dass er vielleicht auch so empfinden und es genießen würde.

Wir hatten danach ein echt wunderschönes Gespräch miteinander, kamen uns so auch emotional näher, während es mich ausgiebig massierte. Ich genoss es sehr, Zeit mit ihm zu verbringen. Viel zu schnell musste er dann auch gehen. Doch ich blieb mit einem Kribbeln im Bauch zurück.

Der Emotionskater danach

Meine Gefühle waren echt durch den Wind. Ich dachte auch tagelang danach immer wieder an ihn. Fragte mich, was er tat. Ob er auch an unser Treffen dachte. An mich dachte. Ähnlich fühlte. War ich vielleicht doch schon verknallt? Ich hätte ehrlich nicht damit gerechnet, dass ich so darauf reagieren würde. Das, was ich erhoffte, dass es nicht passierte. Denn mir war klar, dass es das Ende bedeuten würde. Wir durften uns nicht in unsere Sexpartner*innen verlieben. Das war eine unserer Regeln, die ich vor allem durchgesetzt habe.

Nun war ich allein und komplett in diesem Schmetterlingsmodus. Wusste nicht, was ich davon halten und ob ich es meinem Partner erzählen sollte. Ich war so mit mir selbst beschäftigt, dass ich komplett ausblendete, dass mein Freund gerade auch noch Sex mit einer anderen Frau hatte.

Als er zurückkam, sprachen wir ausgiebig über unsere Erfahrungen, waren total gespannt, wie es beim anderen war. Bei ihm war es auch schön, sie hatten auch mehrmals Sex, haben zwischendrin gekuschelt und geredet. Es war ganz gut, aber der Sex war für ihn nur okay, die Frau selbst nicht ganz so sein Typ. Er freute sich aufrichtig für meine sexuellen Erfahrungen. Und fielen auch übereinander her. Genau so hatte ich es mir auch vorgestellt.

Meine Eifersucht hielt sich in Grenzen, ich wollte alles mögliche wissen und ich reagierte auch ganz gelassen darauf. Ein kleinen Stich im Herzen verursachte es schon, aber es ging. Es war aushaltbar.

Wir waren beide sehr froh über diese Erfahrung und trotzdem schliefen wir danach beide super schlecht.

Wie sich am nächsten Morgen herausstellte, arbeitete in uns beiden etwas.

Schattenseiten der offenen Beziehung

Das Problem waren nicht unbedingt die Erfahrungen, sondern die Folgen. Der Sex mit Christian hatte Auswirkungen auf unseren Sex. Ich spürte meinen Partner nicht mehr so gut, kam nicht mehr mit dieser Selbstverständlichkeit wie vorher. Und das machte besonders meinem Partner zu schaffen. Dachte er doch, dass mir der Orgasmus am wichtigsten ist. Und wenn wir diesen intimen Moment nicht mehr miteinander teilen. Was macht das mit uns als Paar?

Mir machte es weniger aus, schwelgte ich noch in Erinnerungen und genoss meine Verknalltheit. Doch schnell war klar, dass mein Partner wirklich darunter litt, dass unser Liebesleben verändert war.

Es wurde sehr ernst. So ernst, dass er mich auch fragte, wie ich damit umgehen würde, Christian nicht mehr zu sehen. Ich hatte damit gerechnet, dass diese Option bestand. Wollte es nicht und versuchte einen Kompromiss zu finden. Alles wehrte sich dagegen, klar, die Verliebtheit hatte zugeschlagen. Natürlich will man dann die Person wiedersehen und mit ihr intim werden. Was sollte ich tun? Mir wurde dann jedoch klar, dass ich gegen so ziemlich alle Regeln verstieß, die wir hatten. Sich nicht in jemanden verlieben. Die Beziehung niemals abwerten oder unterordnen. Ich war bereit, meine eigenen Regeln zu brechen, nur wegen der Verliebtheit. Weil es mir dann besser passte, war ich dazu bereit, das alles in Kauf zu nehmen. Auch, dass unser Liebesleben darunter leiden würde, wenn auch für kurze Zeit.

Ich war geschockt von mir selbst. Das war das erste Mal, dass ich meinen Freund so emotional erlebt habe, so komplett verloren. Es tat mir unglaublich weh, ihn so leiden zu sehen. Da merkte ich, wie sehr ich ihn liebe, wie wichtig er mir ist und dass es ihm gut geht. Ich wollte ihn niemals so sehr verletzen und dass er sich so fühlt.

Mir wurde bewusst, dass ich etwas tun muss, um unsere Beziehung zu retten. Sonst würde er sich von mir emotional distanzieren. Was wir beide auf keinen Fall wollten.

Ich versprach, dass ich Christian nicht mehr wiedersehen werde, keinen Sex mehr mit ihm habe und ihn anderweitig auch nicht so allein treffen würde. Nur im Rahmen des Deep Talks.

Ich will ehrlich sein. Es fiel mir schwer. Nicht so schwer, wie damals als ich meinem Mann versprach, meine Affäre zu beenden. Weil da einfach viel mehr Gefühl dabei war. Aber es war schon ein Art Verlust, zu wissen, dass ich Christian so nicht mehr wiedersehen kann. Es tat schon ein wenig weh. Aber ich weiß, dass es die richtige Entscheidung ist. Weil mir die Beziehung einfach viel wichtiger ist als der Sex mit irgendeinem Mann.

Warum ich trotzdem dankbar für die offene Beziehung bin

Wir hatten uns beide von der Öffnung der Beziehung nur Positives erhofft. Abwechslung, wieder mehr Lust auf den anderen, neue Impulse, dass wir als Paar einfach auch zusammenwachsen. Aber wir hätten beide nicht gedacht, dass es auch negative Folgen haben kann. Das hat uns echt kalt erwischt.

Aber ich bin ehrlich gesagt echt froh, dass wir das trotzdem gemacht und so erlebt haben. Das hat uns als Paar einfach emotional noch mehr zusammengebracht. Es hat unsere Beziehung schon früh auf eine ernste Probe gestellt. Wir hatten ein Problem, was unsere Beziehung belastet hat. Aber wir haben gelernt, dass wir es als Paar schaffen können, Probleme gemeinsam zu lösen. Wir wissen, dass wir aus solchen Hindernissen gestärkt als Paar hervorgehen und daran wachsen können. So schnell kann nichts und niemand unsere Beziehung erschüttern.

Generell finde ich es super schön, dass wir jetzt auch einfach viel viel mehr über unsere Gefühle, Sorgen und Bedürfnisse sprechen. Wir waren da schon immer sehr offen miteinander, aber jetzt noch mehr. Wir werden auch immer bessere darin, das alles offen und transparent zu kommunizieren. Ich glaube, dass ich das bisher in noch keiner Beziehung hatte. Und ich bin so dankbar dafür, dass wir eben unsere Beziehung geöffnet haben. Ich glaube wirklich, dass sie so oder so eine wahnsinnig tolle Bereicherung für uns sein wird.

Auch wenn ich sagen muss, dass es immer wieder schwache Momente gibt, in denen ich von Eifersucht und Selbstzweifeln überwältigt werde. Es ist nicht alles rosarot. Ich bin immer wieder eifersüchtig. Aber ich renne nicht mehr davor weg, verschließe nicht meine Augen. Ich verdränge sie nicht, sondern ich nehme meine Eifersucht an. Ich akzeptiere sie und schaue sie mir an. Ich lerne, sie auszuhalten und damit umzugehen. In der Hoffnung, dass sie mit der Zeit weniger und damit erträglicher wird.

Wir haben beide nicht das super große Selbstwertgefühl, auch mein Partner kann eifersüchtig sein. Aber wir können beide lernen, damit umzugehen und mehr Vertrauen zueinander zu entwickeln.


Another fucking opportunity!

Es ist schade und traurig, aber auch verständlich, warum sich so viele genau das wünschen, was wir haben, aber sich nicht trauen, es zu probieren. Aus Eifersucht und Verlustängsten, aus eigenen Unsicherheiten. Stattdessen bleiben sie lieber in der Komfortzone, um sich damit nicht auseinanderzusetzen. Und verpassen damit wertvolle Chancen, als Individuum und als Paar zu wachsen.

It´s another fucking opportunity! Es ist eine weitere verdammte Chance! Wir können nicht mehr über uns lernen, uns weiterentwickeln, wenn wir immer nur in der Komfortzone bleiben. Damit verbauen wir uns so viele tolle Erfahrungen, die uns in vielerlei Hinsicht reifer werden lassen. Wir können nur wachsen, wenn wir bereit sind, Risiken einzugehen. Wenn wir bereit sind, negative Gefühle zuzulassen. Wenn wir unsere Schatten annehmen und uns mit ihnen beschäftigen. Wenn wir einfach mal mutig sind und loslassen lernen. Ich weiß, das kann verdammt schwer sein, es macht echt Angst und es fühlt sich immer wieder mal scheiße an. Aber es lohnt sich, diesen Weg in die eigene Freiheit zu gehen.

Wir haben für uns entschieden, dass wir diesen Weg erst einmal gehen wollen. Für wie lange, keine Ahnung. Aber wir sind davon überzeugt, dass die offene Beziehung eine Bereicherung für uns sein wird. Ist sie ja bereits schon.

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