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Wie mich das Dating mal wieder f*ckt

Ich hatte nach knapp vier Jahren Online-Dating-Pause ganz vergessen, dass mich so einiges an Tinder & Co. Nervt.

Ich habe erst vor Kurzem darüber geschrieben, wie bereichernd solche Kennlern-Apps sind – ob nun beim Dating oder wenn man Freund*innen sucht. Aber im gleichen Atemzug habe ich auch erwähnt, wie oberflächlich uns die Nutzung dieser Apps macht.

Und vor allem wie beliebig man einfach Personen auch quasi in den Einkaufskorb werfen und dann doch wieder entsorgen kann – weil einfach eine bessere Option daherkommt oder man sich einfach nicht festlegen will. Könnte ja auch ein Fehlkauf sein.

Dating kann schon sehr viel Spaß machen. Man lernt über diesen Weg dutzende neue Menschen kennen und weiß auch, dass sie auf einen stehen, wenn man gematcht und geschrieben hat. Ein nächster potenzieller guter (Sex)Partner*in könnte quasi ganz in Reichweite sein.

Das führt einfach auch dazu, dass wir nicht mehr gewillt sind, uns wirklich nur auf eine Person einzulassen. Stattdessen wird wild weiter getindert. Es ist halt auch ein Spiel, an dessen Ende man sich den großen Jackpot erhofft. Das Datinggame suggeriert einem, dass man irgendwann die ganz große Nummer ziehen wird. Ob das am Ende der Fall ist, wage ich zu bezweifeln. Denn wir sind getrieben von diesem Ideal, dass wir uns nicht mal die Optionen anschauen, die direkt vor uns liegen. Nicht erkennen, dass die mindestens genauso gut sein können. Dass sie ausreichen und wir ihnen eine Chance geben können.

Warum ich diesen erbosten Text schreibe? Ganz klar leide ich auch gerade unter Tinderfrust. Und muss mir das Leid eben von der Seele schreiben. Es liegt nicht daran, dass es nicht genug Männer gibt, die sich für mich interessieren. An denen mangelt es nicht. Genug Matches habe ich auch gesammelt, um mein Ego ein bisschen zu polieren.

Aber gerade dann, wenn ich es am wenigsten erwarten, trifft es mich dann doch hart. Ich hatte letzten Freitag ein wunderbares Date gehabt. Das beste überhaupt, mit einem Mann, der mich so angezogen hat, wie schon lange kein anderer. Es hat einfach so wunderbar harmoniert, menschlich wie auch körperlich. Und ich dachte, dass es auch quasi bei ihm irgendwie gefunkt hat. Zumindest wirkte er so. Im Rausch haben wir uns quasi eigentlich für diesen Sonntag verabredet. Haben dann auch nochmal geschrieben. Bis Montag, nicht wirklich viel, aber immerhin. Es wirkte alles so verbindlich, so klar.

Bis dann einfach seit Mittwoch einfach nichts mehr von ihm kam. Er war und ist quasi wie abgetaucht. Nicht mehr verfügbar. Ich habe ihm täglich nochmal geschrieben. Hätte ja sein können, dass er keine Zeit hat. Oder vielleicht ist ihm was schlimmes passiert. Oder er hat sein Handy verloren.

Aber tief in mir drinnen kann ich auch diesen Gedanken nicht verdrängen: Er steht einfach nicht mehr auf dich. Und deswegen schreibt er dir nicht. Er ist einfach nicht mehr interessiert. War es jemals?

Und das bringt mich schon so in eine kleine Krise: Wie sehr darf ich meinen Wahrnehmungen noch trauen? Es lief doch scheinbar so perfekt. Dadurch, dass quasi nichts mehr von ihm kam, mache ich mir natürlich Gedanken. Liegt es an mir? Gab es Anzeichen, dass er doch nicht wollte? Habe ich mir das alles nur eingebildet, dass er es auch so wollte? Wo liegt der Fehler?

Ob das jetzt nun Benching, Ghosting oder wie auch immer diese ganzen manipulativen Datingformen heißen, ist – es ist einfach eine Tatsache, dass er meine Nachrichten offensichtlich erhalten hat. Ob er sie gelesen hat, sei mal dahingestellt. Aber er hat sie empfangen, aber nicht geantwortet.

Und das ist das Tückische an der Online-Kommunikation. Keine Antwort ist auch eine Antwort. Es ist diese Ungewissheit. Nicht wissen, was beim anderen los ist. Nicht wissen, was da gerade irgendwie schief gelaufen ist. Tausend mögliche Interpretationen, aber einfach keine wirkliche Gewissheit.

Ich weiß, dass es leider üblich ist, dass das Menschen beim Online-Dating so machen. Sie kommunizieren oftmals nicht klar. Statt eine Abfuhr zu erteilen, wird halt eben geghostet. Warum? Weil es einfacher ist, da muss man sich nicht rechtfertigen, sich mit negativen Dingen auseinandersetzen. Muss sein weißes Hemd nicht beflecken. Sich nicht mit der Enttäuschung der anderen Person, der man das Herz gebrochen hat, beschäftigen. Als ob das Problem quasi eliminiert wird. Aber es ist, man schiebt es halt einfach nur weg. Man schiebt das Problem der anderen Person zu. Nicht mein Problem, wenn die Person halt einfach enttäuscht und verletzt ist. Muss sie zusehen, wie sie damit klarkommt.

So eine Situation hatte ich schon vor knapp 4 Jahren schon einmal.

Obwohl wir uns nicht mal irgendwie persönlich kennengelernt haben. Haben wir nie. Trotzdem tat es einfach weh, weil wir über einen längeren Zeitraum miteinander Kontakt hatten und ich quasi auch Vertrauen geschenkt habe. Wie naiv es damals von mir war.

Ich gebe zu, dass ich da teilweise auch nicht besser abschneide. Ich habe auch oftmals nicht mehr geantwortet. Weil ich zu feige war, eine klare Ansage zu geben. Aber das war immer nur dann, wenn ich mit den Personen nur geschrieben habe. Selten kam das mal vor, dass ich das nach einem persönlichen Treffen getan habe. Inzwischen sage ich das auch ganz klar, ob ich mir mehr vorstellen kann oder nicht. Ich übe mich darin.

Aber manch andere Menschen eben nicht, die lernen daraus nicht. Die setzen sich nicht damit auseinander, wie sie auf andere wirken und was sie mit denen machen. Die sind so auf dem Ego-Trip, denn wenn man wirklich einfühlsam wäre, würde man so etwas nicht tun. Und die andere Person muss sich dann mit dieser sehr unbefriedigenden Situation befassen. Und hat tausend Fragezeichen im Kopf, findet keine Antwort.

In meiner Situation hatte ich auch alle möglichen Szenarien durchgespielt. Woran es liegt, warum er nicht antwortet.

Und während ich diesen Text hier schreibe, habe ich dann tatsächlich eine Antwort von ihm bekommen. Ich hatte ihm klipp und klar geschrieben, dass ich keinen Bock auf Spielchen habe und nun Gewissheit will, ob es nun morgen klappt oder nicht.

Die Antwort war eigentlich abzusehen, aber hat mich trotzdem wie ein Schlag getroffen: „Ja sorry, wird morgen nichts. Tut mir leid. Alles Gute euch“

Bäm! Einfach so hingerotzt. Es war so klar, mein Gefühl hat mich nicht betrogen. Ich hatte es geahnt, aber noch die Hoffnung gehabt, dass das Ganze eine positive Wendung nimmt.

Na wenigstens hat er mich nicht komplett geghostet, denke ich mir. Das ist nur ein schwacher Trost, aber immerhin etwas. 

 Trotzdem hätte ich mir eine offene und ehrliche Kommunikation von Anfang an gewünscht. Dann hätte ich mir auch nicht so Hoffnungen gemacht. Dann wäre alles besser gelaufen und es meinen Stolz nicht so verletzt.

So ist das Leben, Krone aufsetzen und weitergehen. Es tut schon echt weh, obwohl wir uns halt nicht wirklich kannten. Aber mit der Abfuhr sind auch alle möglichen Hoffnungen und Erwartungen flöten gegangen. Ich dachte, dass es vielleicht etwas besonderes werden kann. Aber da habe ich mich mal wieder getäuscht.

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