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Warum Bouldern ein toller Sport ist – und was er uns über das Leben sagt

 
Ich liebe es aktiv zu sein, Sport zu treiben. Tanzen ist für mich eine große Leidenschaft. Aber wenn es einen Sport gibt, von dem ich derzeit nicht genug bekommen kann, der mir den Kick gibt und mich süchtig macht – dann ist es das Bouldern.

 Was ist Bouldern? Es ist umgangssprachlich quasi Klettern in der Halle an Griffen, die eigens dafür gemacht sind. Die Wände sind meist nicht höher als 4 Meter. Anders als beim Klettern braucht man daher auch kein Seil oder eine Sicherung und logischerweise auch keinen zweiten Partner. Man kann das wunderbar allein machen. Außer Kletterschuhe und Chalk braucht man für diesen Sport, der so minimalistisch ist, auch nicht viel.

Bouldern ist schon seit einigen Jahren ein richtiger Trendsport, nicht nur bei den jüngeren. Sondern quasi eigentlich durch alle Altersschichten hindurch. Wenn ich bei mir in der Halle bouldern gehe, sehe ich Familien mit kleinen Kindern, ältere Kinder, Jugendliche, Student*innen, Erwachsene und sogar ältere Menschen. Und das ist das, was mir am Bouldern geällt. Es ist ein Sport, der einen leichten Zugang hat. Anfangen kann quasi jeder, der sich bewegen möchte. Es kommt auf den Spaß an. Und schon die leichtesten Boulder bringen einem genau das und eine Menge Motivation.

Ich weiß noch, wie es bei mir war. Ich weiß, wie anstrengend es sein kann, als Anfänger loszulegen, aber wie sich eben auch schnell Erfolge einstellen. Ich gehe seit bestimmt 5 Jahren bouldern. Aber eher unregelmäßig. Es gab Phasen, da bin ich jede Woche einmal gegangen, aber auch Monate, in denen ich die Halle nicht betreten habe.

Aber seit etwa anderthalb Jahren bin ich wieder regelmäßig dabei und seit 2 Monaten sogar zweimal die Woche. Einfach weil ich richtig Feuer gefangen habe und mich unbedingt auch verbessern will.

Ich war damals eher auf dem Anfängerniveau, mit die leichteren Routen geklettert. Innerhalb der letzten Monate habe ich mich aber wesentlich gesteigert, was sicherlich auch an dem Krafttraining lag, welches ich parallel fokussiert habe.

Eigentlich dachte ich, dass mir einmal die Woche reicht, aber mittlerweile bin ich froh, dass ich einmal mehr gehe und mega stolz auf meine Fortschritte.


Bouldern ist mehr als nur ein reiner Sport

Ich hatte es eingangs bereits anteasert. Für mich ist Bouldern nicht einfach nur irgendein Sport. Im Gegensatz zu anderen Sportarten, merkt man beim Bouldern die ganze Anstrengung nicht so sehr. Klar, es ist anstrengend, aber es ist jetzt nicht so intensiv, dass man dadurch total ko ist. Im Fitnesstudio zu trainieren, stelle ich mir anstrengend und vor allem auch eintönig vor. Das führt dazu, dass das Ganze noch anstrengender wird. Worauf ich hinauswill: Dieser Sport ist einer, der richtig Laune macht. Wo man nicht erst nach dem Sport eine gewisse Freude und Zufriedenheit spürt. Sondern bereits währenddessen. Quasi eigentlich schon, wenn ich meine Boulderschuhe anziehe und dabei meinen Blick durch die Halle schweifen lasse und schaue, welche „Probleme“ als nächstes auf mich warten.

In letzter Zeit ist mir bewusst geworden, dass beim Bouldern auch Bezüge zum Leben bestehen, eine Art Lebensphilosophie, die mir den Wert des Boulderns noch näher bringt.

Die einzelnen Routen oder Boulder bezeichnet man auch in der Szene als „Probleme“, vor allem dann, wenn es sich nicht um leichte Boulder handeln, sondern solche, wo man auf den ersten Blick nicht erkennen kann, wie man den löst.

Und hier bekommt das Wort „Problem“ eine andere Bedeutung. Meist eher negativ gemeint, gewinnt es beim Bouldern eine positive Komponente. Ein Problem ist beim Bouldern etwas, was man lösen will. Es ist besser gesagt eine Herausforderung, eine Challenge. Probleme sind gut, denn sie sind anspruchsvoll, erfordern Kopfarbeit und lassen sich nicht einfach so spontan und mit viel Kraft lösen. Die richtige Technik und die richtigen Züge und wie man den Körper clever bewegt, sind gefragt, um Probleme zu lösen.


Probleme lösen kann so viel Spaß machen!

Beim Bouldern steht man eigentlich fast nur vor Problemen. Aber sie sind ein großer Anreiz, um noch besser zu werden. Und das ist es, was wir vom Bouldern auch aufs Leben übertragen können. Statt vor Problem wegzurennen, sie zu verdrängen, sollten wir uns ihnen stellen. Denn wir können daran wachsen, etwas neues lernen, über uns und an unseren Skills arbeiten. Probleme nicht mehr nur als etwas negatives zu sehen, was wir verschieben, sondern als etwas, was ganz viele Chancen mit sich bringt. Und Probleme zu lösen, das weiß ich durchs Bouldern, macht viel Spaß. Wenn ich dutzende Mal rumprobiert habe, immer gescheitert bin, mich das Problem aber nicht loslässt – dann fange ich Feuer und bin wirklich eifrig dabei. Dann will ich es unbedingt lösen, koste es, was es wolle.

Bouldern fördert Ehrgeiz und vor allem Durchhaltevermögen. Nicht nur physisch, sondern auch mental. Wer Boulder lösen will, darf nicht gleich sofort aufgeben, nur weil es nicht funktioniert. Dranbleiben ist die Devise! Und jeder neue Versuch ist kein Grund aufzugeben, ist kein Scheitern. Im Gegenteil: Fehler zu machen, zu scheitern und neu zu versuchen – das alles gehört zum Lernprozess dazu. Denn nur durch neue Versuche und Fehler lernen wir, wie wir es richtig machen. Und Stück für Stück kommen wir unserem Ziel näher.

Klar, kann man die Boulder nur projektieren, also sich quasi gedanklich vorstellen,wie man die Route löst. Aber am Ende kommt es dann darauf an, anzufangen, loszulegen und sich nicht davon unterkriegen zu lassen, wenn es wieder nicht klappt.

Boulderer sind Stehaufmännchen. Müssen sie sein, sonst könnten sie den Sport nicht ausüben. Und das ist für mich mit die wichtigste Lektion, die ich fürs Leben mitnehme: Fehler zu machen und immer wieder zu probieren, ist überhaupt nicht schlimm. Schlimmer ist, aufzugeben oder es gar nicht erst zu versuchen. Man weiß nie, wie weit man kommt, wenn man es nicht probiert.

Mit Bouldern zum besseren Mindset

Wer bouldert, bekommt ein offeneres Mindset. Wie das? Oftmals muss man bei den Problemen mal out of the box denken. Es gibt nicht immer nur einen Weg, sondern meist mehrere. Dabei gehört auch eine Menge Kreativität dazu. Das hängt immer von dem eigenen Bouldertyp ab, was für eine Statur man hat, welche Technik man verwendet, wie es um die eigene Fitness und Ausdauer und Gelenkigkeit steht. Was für den einen funktioniert, muss für den anderen nicht klappen und andersherum.

Und es gibt meistens immer mindestens zwei Wege, einfach unglaublich viele verschiedene Möglichkeiten, ans Ziel zu kommen.

Probieren geht über studieren. Nur indem man immer mal was versucht und dann vor allem anders, kann man das Problem lösen. Das sagt uns auch sehr viel übers Leben. Wer immer denselben Weg nimmt, braucht sich nicht zu wundern, wenn er nicht da hinkommt, wo er hin wollte. Und auch beim Bouldern ist es so: Mut haben, einen anderen Weg einzuschlagen, etwas Neues zu probieren. Das muss nicht immer zum Ziel führen, kann aber neue Wege ermöglichen, neue Chancen bringen. Und schon bekommt man auch total viele A-HA-Momente.

Beim Bouldern ist man nicht allein. Das finde ich so toll an der Community, dass die meisten einfach so offen sind und hilfsbereit. Wenn man Leute fragt, wie etwas geht, antworten sie meist freundlich und helfen einem weiter. Sehr oft entwickeln sich daraus auch Bekanntschaften und Freundschaften. Bouldern mag kein klassischer Teamsport sein, aber lebt von der Gemeinschaft. Oftmals kommen die Leute auch zusammen, tüfteln gemeinsam an einem Boulder, probieren den abwechselnd aus. Sie feuern sich gegenseitig an, fiebern zusammen mit und feiern gemeinsam Erfolge. Allein auch das Vorzeigen und Zuschauen kann enorm helfen. Das mag ich wirklich sehr, dass es einfach gemeinschaftlich beim bouldern zugeht. Man kann mit anderen zusammen bouldern, aber auch für sich. Und das ist das schöne. Man ist nicht unbedingt auf andere angewiesen, um zu bouldern, kann man immer die Gesellschaft suchen.

Es gibt Höhen und Tiefen

Wenn man länger bouldert, kann es immer mal wieder zu Wellen kommen. Ich spreche da vom Leistungsniveau. Es gibt vielleicht Phasen, wo es steil bergauf geht und dann plötzlich wieder ein Plateau da ist. Und manchmal gibt es auch Rückschläge und man muss sich wieder hocharbeiten. Wenn man länger ausgefallen ist beispielsweise. Aber so ist auch das Leben. Das Leben ist wie ein einziger Wellengang. Die Hauptsache ist, dass man das akzeptiert, sich nicht unter Druck setzt, sondern einfach weitermacht.

Was mir am Bouldern echt viel Spaß macht, ist nicht nur die körperliche Anstrengung. Die ist natürlich vordergründig. Kaum ein anderer Sport verlangt meinem ganzen Körper so viel ab. Als ich die ersten Male gegangen bin, hatte ich immer unglaublichen Muskelkater an den Regionen, die ich nie trainiert habe.

Man kommt nicht nur an seine körperlichen, sondern auch an seine mentalen Grenzen. Oftmals stehe ich vor Bouldern, die ich physisch hinbekommen könnte. Aber mental bin ich nicht so weit, habe Schiss, weil ich Angst habe, abzurutschen, runterzufallen oder weil ich vor Höhe einfach Angst habe.

Wachse über dich hinaus!

Bouldern ist der Sport, wenn es darum geht, sich seinen eigene Ängsten und Unsicherheiten zu stellen. Rein theoretisch kann nichts schief gehen, dafür liegen ausreichend weiche Matten aus und wenn man nicht dumm aufkommt, fällt man auch weich.

Die Mauer, die man bezwingen will, ist nur im Kopf. Und das schätze ich am Bouldern sehr. Dass ich da immer wieder meine mentalen Grenzen erfahre, mich rantaste und sie überwinde. Oftmals denke ich mir: Das schaffe ich einfach nicht, das kriege ich nie hin. Wie soll das gehen? Und dann versuche ich es immer wieder und schaffe es meist doch wieder.

Bouldern lehrt mich fürs Leben, dass es nur die Vorstellung in meinem Kopf ist, die mich daran hindert, weiterzukommen. Wenn ich diese Vorstellung loslasse, mich meiner Angst stelle und es einfach probiere, klappt es auch.

Und ja man muss lernen, loszulassen. Lernen, dass Loslassen gar nicht so schwer ist. Klar habe ich vor der Höhe Respekt, keine Höhenangst, aber trotzdem wird mir mulmig, wenn ich von 3 Meter Höhe abspringen will oder muss, weil ich nicht mehr die Kraft habe, abzuklettern. Und dann muss ich mir selbst vertrauen, dass ich sicher unten ankomme, wenn ich springe. Die Angst vorm freien Fall ist quasi ewige Begleiterin beim Bouldern. Es kann immer mal passieren, dass ich abrutsche oder meine Finger mich nicht halten und ich runterfalle. Davor darf ich keine Angst haben, oder besser gesagt darf ich, aber mich nicht davon abhalten lassen, es trotzdem zu tun.


Loslassen können ist wichtig

Und manchmal habe ich Boulder, die ich einfach nicht schaffe. Und das ist auch okay. Es ist wie im Leben. Man muss auch lernen, loszulassen und sich auf das konzentrieren, was realistisch möglich ist. Wir werden auch nie alle Probleme im Leben lösen können. Aber wir können lernen, gut damit umzugehen.

Sehr oft habe ich Boulder, bei denen ich beispielsweise am Anfang oder zwischendrin nicht weiterkomme. Es hakt immer irgendwo. Und dann ist es nicht immer klug, das immer und immer zu probieren. Niemand sagt, dass ich die gesamte Route schaffen muss, um erfolgreich zu sein. Oftmals hilft es, nach diesem schweren Punkt einzusteigen und weiterzumachen und mir Stück für Stück die Route in Abschnitte zu erarbeiten. Und selbst wenn ich die Route nicht komplett schaffe: Auch total okay! Zumindest habe ich es probiert. Schon das Probieren einzelner Abschnitte hat einen Trainingseffekt und hilft mir weiter. Ich muss nicht immer alle Routen durchgängig schaffen.

Und deswegen probiere ich jetzt auch immer mal wieder Routen, die über meinem Niveau liegen. Man darf sich selbst nicht einschränken, klein halten, sondern ruhig auch mal mutig sein, nach Höherem zu streben. Auch das kann helfen, sich weiterzuentwickeln. Wer immer nur die Routen klettert auf seinem Niveau, wird logischerweise auch nicht besser.


Raus aus der Komfortzone

Und ja, man schafft vielleicht nicht alle Routen auf dem gleichen Niveau. Das ist total okay. So unterschiedlich wie wir alle sind, so unterschiedliche Stärken und Skills haben wir. Beim Bouldern gibt es so vielfältige Routen, die unterschiedlich unsere Fähigkeiten fordern. Manche fallen uns leichter, manche weniger. Man kann die Routen intensiver üben, bei denen man sowieso schon einen Vorteil hat. Noch besser ist es aber, raus aus der Komfortzone zu gehen. Auch nochmal eine Lebenslektion beim Bouldern. Mal etwas machen, wovor man sich gefürchtet hat, was man eher vermeidet. Vielleicht stellt sich heraus, dass es gar nicht so schlecht ist und man da doch mehr machen könnte. Einfach probieren!

Und das schöne an dem Sport: Es wird nie langweilig. In meiner Halle werden jede Woche neue Sektoren mit neuen Problemen geschraubt. Und wenn man mal an einem Projekt (Boulder) nicht weiterkommt, dann einfach ein anderes probieren. Der Frust hält sich in Grenzen bzw. man trainiert quasi mit dem Bouldern auch seine Frusttoleranz. Und es macht immer wieder Spaß, wieder neue Routen zu entdecken, auszuprobieren, sich den Weg nach oben zu erarbeiten.

Was uns das Bouldern auch lehrt: Nicht der Top (also das Ziel) ist das Ziel, sondern der Weg ist das Abenteuer. Am Ende freut man sich natürlich sehr, wenn man es endlich geschafft hat. Aber das, was eigentlich am meisten Spaß macht, ist alles vorher. Sich den Weg dahin erarbeiten und ausprobieren.

Und wenn ich dann voller Euphorie und Adrenalin endlich eine für mich anspruchsvolle Route geknackt habe - dann erfüllt mich das mit so viel Freude und Stolz. Ein mega Push fürs eigene Selbstbewusstsein.

Für mich ist Bouldern nicht nur ein einfacher Sport, sondern schon so eine kleine Leidenschaft. Für mich steckt da auch sehr viel Potenzial für meine persönliche Entwicklung drin. Und wie wir gesehen haben, lehrt uns Bouldern auch wichtige Lektionen fürs Leben.

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