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Dating: Darum ist das Kennenlernen neuer Menschen bereichernd

 Trotz einiger Schattenseiten und Enttäuschungen, und trotz all dieser Optionen, die ich bereits habe: Warum kann ich trotzdem nicht mit dem Dating aufhören?

Ich hatte bereits ausführlich über die nicht so schönen Seiten des Datings geschrieben: Es kann so mühselig sein, immer wieder schreibt und redet man das, was man schon tausend Mal hatte. Man swiped sich durch dutzende Profile, immer in der Hoffnung, dass es dieses Mal besser wird. Und ist das enttäuscht, wenn es doch am Ende wieder so endet, wie immer. Die Dates laufen eigentlich auch immer nach demselben Schema ab. Kaum mal Spannung dabei, kaum mal jemand, der aus der Reihe tanzt. Irgendwann öden einen die Dates nur an. Tausend mal gesagt, tausend mal gehört, tausend Mal gemacht.

Das Dating-Burnout klopft immer mal wieder auch an meiner Tür. Und bleibt dann eine Weile. Dann verschreibe ich mir selbst eine Pause, weil ich so frustriert bin. Und doch kann ich es nicht lassen. Wieso mache ich und andere Menschen weiter, obwohl es auch so viel Negatives am ganzen Datingkram gibt?


Fülle an möglichen Partner*innen

Weil wir Menschen sind und weil wir soziale Kontakte brauchen. Und weil wir einfach ein Stückchen Hoffnung in uns tragen, dass es die nächsten Male besser wird. Wir sind einfach auch neugierig: Wer kommt als nächstes? Wird diese Person anders als die anderen sein? Die Hoffnung ist irgendwie immer noch da.

Und ja es ist auch die Fülle an möglichen Datingpartner*innen, die uns nicht ruhen lassen. Die uns dazu verführen, die Datingapp wieder zu installieren, obwohl wir uns endgültig von ihr verabschiedet haben. Es macht gewissermaßen süchtig, vielleicht sind wir zu tief in dieses Datingchaos versunken, dass wir nur schwer wieder herauskommen?

Bei der Fülle fällt es umso schwerer, sich wirklich festzulegen und für jemanden zu entscheiden. Was ist, wenn es die falsche Wahl war und man stattdessen jemand besseren abgelehnt hatte. Da steckt auch die Angst vor der falschen Wahl und Verlustangst dahinter. Die Angst, etwas zu verpassen.

Es ist nicht so, als wäre das Dating umsonst. Ich habe dadurch auch wirklich viele liebe Menschen kennengelernt, hatte wunderbare Dates gehabt, aufregenden Sex. Es ist nicht alles so schlimm, das will ich an dieser Stelle mal so sagen. Und wenn die positiven Dinge überwiegen, dann gibt es also doch noch einen Grund, es wieder zu versuchen.

Ich habe dutzende Männer gedatet und es gibt, ohne jetzt arrogant klingen zu wollen, ausreichend attraktive Männer, die mit mir schlafen wollen. An Optionen mangelt es mir also definitiv nicht. Das wäre jetzt eigentlich ein wunderbarer Zeitpunkt, mit dem Dating aufzuhören. Wozu denn auch weitermachen? Das Ziel ist ja längst erreicht. Ich war auf der Suche nach Sexpartner*innen, mit denen es körperlich wie auch persönlich gut passt. Und ich bin einigen von ihnen begegnet. Es reicht eigentlich. Eigentlich. Aber eigentlich will ich noch nicht aufhören.


Neugierig auf das Neue

Und da wird mir klar, dass wieder einmal auch dieser Optimierungswahn mich getriggert hat. Ich will mehr. Ich bin unersättlich. Ich will den Kick, den ich nur bei den ersten Malen so richtig spüre. Ich liebe die ersten Dates. Und vielleicht erhoffe ich mir insgeheim, dass der nächste einer ist, der mich komplett aus der Bahn wirft. Immer auf der Suche nach jemand Besserem. Ja, das spielt ganz sicher mit rein, warum ich das Datingkarrussell noch nicht verlassen will

Und ja, es ist eindeutig die Neugier, die mich antreibt: Ich bin ein offener Mensch und ich mag es, neue Dinge auszuprobieren, neue Sachen zu erleben. Und ganz besonders neue Menschen kennenzulernen. Ob nun platonisch oder auch sexuell/romantisch. Bereits als ich auf der Suche nach potenziellen Freund*innen war, konnte ich schwer aufhören. Obwohl ich mehr als ausreichend Freund*innen habe. Es ging mir weniger darum, wirklich Freundschaften zu schließen. Es waren die Begegnungen mit neuen Menschen, das erste Kennenlernen, was so viel Spannung versprach.

Und so ist es beim Dating auch. Es kann natürlich nicht schaden, wenn derjenige auch noch mir gefällt und ich mit der Person auch Sex haben will. Aber wenn nicht, auch okay. Ich bin da relativ offen.


Raus aus der Komfortzone

Für mich sind die ersten Dates immer wieder auch ein Sprung aus der Komfortzone. Es ist nicht so, dass ich unglaublich nervös und aufgeregt wäre vor den ersten Dates. Ich muss sogar gestehen, dass ich inzwischen super smooth und entspannt bin, mir absolut keine Platte mache. Ich lasse alles auf mich zukommen. Ich bin Meisterin der ersten Dates geworden. Mich bringt so leicht nichts aus der Fassung. Es ist also insofern keine wirkliche Herausforderung für mich, nicht unbedingt das, woran ich wachsen will und muss.

Aber: Es ist für mich trotzdem immer wieder ein Stück weit raus aus der Komfortzone, weil es Menschen sind, die ich absolut nicht kenne. Ich stelle mich jedes Mal komplett neu auf diese Person ein. Ich weiß selbst nach dem Schreiben nicht, wie die Person tickt. Das erfahre ich erst beim unserem Treffen. Ich will nach und nach der Person irgendwie näher kommen. Es ist ein Stück weit auch Detektiv spielen, versuchen mehr und mehr Infos über die Person zu sammeln, um am Ende ein Gesamtbild entstehen zu lassen. Und die ersten Minuten eines Dates sind immer wieder wahnsinnig aufregend. Weil ich nicht weiß, wohin uns das alles führen wird.

Wenn man erwachsen ist, lernt man normalerweise weniger neue Leute kennen, anders als im Studium. Man arbeitet täglich mit denselben Kolleg*innen. Man hat sich einen Freund*innenkreis aufgebaut, der kaum mehr durch neue Menschen durchmischt wird. Schon gar nicht, wenn ich meine Freund*innen sowieso immer nur zu zweit treffe. Auch in meinen Gruppen sind es doch immer die gleichen Gesichter oder beim Tanzen. Als erwachsene Person muss man schon aktiv werden, um neue Menschen kennenzulernen.


Vielfalt an Optionen

Und das erreiche ich durch das Dating. Das Schöne daran ist, dass es so viele Richtungen gibt, in die es nach dem Date gehen kann. Man kann es dabei belassen, man kann sich lose so treffen, platonisch oder nicht. Es könnte eine Affäre oder Freundschaft Plus werden. Und wenn es nicht funkt, man sich aber dennoch versteht, warum nicht doch auch eine lockere Freundschaft? Es ist alles möglich.

Und das gefällt mir gerade am Dating viel mehr als wenn ich nach Freundschaften suche. Da gibt es eigentlich drei Optionen: Entweder versteht man sich nicht und es bleibt beim ersten Treffen. Man trifft sich immer wieder, aber so richtig für eine Freundschaft reicht es nicht. Oder es wird langfristig doch eine Freundschaft daraus.

Ich date also lieber, weil ich einfach die Vielfalt an Möglichkeiten reizvoller finde, als auf Bumble BFF neue Leute kennenzulernen. Und weil ich primär natürlich meine Freiheiten in der offenen Beziehung ausleben will.

Und wenn ich dann vor allem Männer wie Frauen date, kann es durchaus auch sein, dass ich dadurch Freund*innen gewinnen kann.


Es geht nicht immer nur um Sex

Um es auf den Punkt zu bringen: Ich schlage mit dem Dating zwei Fliegen mit einer Klappe. Ich stille meine Neugier auf neue Menschen sowie neue Erlebnisse sowie Reize und gleichzeitig finde ich damit auch Partner*innen für meine sexuellen Abenteuer bzw. auch einfach nette Leute, mit denen man für eine Weile oder auch länger eine gute Zeit haben kann.

Und darum fällt es mir so schwer, mit dem Dating aufzuhören. Ich bräuchte es nicht und ich würde mehr Probleme bekommen, mehr Leute zu daten, weil ich so schon kaum hinterherkomme. Aber ich will einfach nicht loslassen.

Jedes neue Date bringt auch wieder Abwechslung und Aufregung in meinen doch so routinierten Alltag. Und ich mag es ohnehin, Menschen zu treffen und stille damit auch gleichzeitig mein Bedürfnis nach Kontakten. Für mich sind diese Dates auch immer wieder kleine Highlights in meinem Leben. Etwas, woran ich mich vielleicht eher erinnern werde, als an meine Routine-Aktivitäten.


Erweiterung der eigenen sozialen Bubble und des eigenen Horizontes

Diese Dates geben mir etwas, was mir meine Bekanntschaften sowie Freundschaften nicht geben können. Eben die neuen Impulse und auch neue Erfahrungsweisen. Ich setze mich ja bei jedem Date mit einem neuen Menschen auseinander. Ich tauche ein Stückchen in sein Leben ein, erfahre etwas über diese Person, was sie mag, wie sie lebt und noch mehr.

Sehr oft konnte ich aus den ersten Dates einiges mitnehmen, was auch inspirierend für mich war oder meinen eigenen Horizont erweitert. Wenn man sich sonst immer nur in seiner eigenen sozialen Bubble befindet, schränkt man sich mental irgendwann schon ein. Da kann es belebend sein, neue Menschen kennenzulernen.

So finde ich es spannend, was andere Menschen erlebt haben, nicht nur im sexuellen Sinne. Da vor allem auch, weil ich das wiederum in mein eigenes Leben und meine Beziehung hineintragen kann.

Neue Menschen haben andere Dinge erlebt als ich oder wissen andere Dinge. Und der Austausch hat für mich auch meist einen nachhaltigen Effekt.

Beim Dating kann ich auch gezielt nach solchen Menschen suchen, die weitab von meiner sozialen Bubble sind. Eine absolute Bereicherung, sich auch mal in Menschen hineinzufühlen, mit denen ich nicht so viel gemein habe.

Gleichermaßen gewinne ich dadurch auch Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen. Mit jedem weiteren Date, trainiere ich meine social Skills. Ich lerne, mich selbst darzustellen, gut zuzuhören, mich auf neue Menschen einzulassen, Small Talk wie auch Deep Talk mit Menschen, die mir nicht so vertraut sind, zu führen.

Und seien wir ehrlich: Unser Gehirn liebt neue Reize, braucht diese, um sich nicht zu langweilen. So kriegt man immer wieder neuen Futter und hält das Gehirn quasi auch fit.

Und ich habe dann gleichermaßen auch wieder jede Menge Anekdoten bezüglich meiner Datinggeschichten zu erzählen und bereichere damit so manche Unterhaltung mit meinem Partner und meinen Freund*innen.

Sich im Spiegel des anderen neu entdecken

Spannend finde ich bei solchen neuen Treffen, dass ich etwas über mich erfahre: Denn bei jedem Menschen bin ich auch irgendwo ein bisschen anders. Klar, wir verhalten uns gegenüber anderen nicht immer gleich. Es kommt drauf an, wie lange wir die Person kennen, wie gut wir uns verstehen und wie vertraut wir miteinander sind und welche Rollen wir jeweils gegenüber der anderen Person einnehmen.

Bei neuen Menschen ist es quasi so, als würde ich mein Ich immer wieder etwas anderes entfalten. Ich bin bei meiner 18-jährigen F+ ganz anders als bei meinem Partner, der doppelt so alt ist. Ich entdecke dadurch auch neue Seiten an mir. Denn andere Menschen lösen ja auch immer etwas in mir aus, locken vielleicht eine andere Seite von mir hervor. Ich bin zwar immer noch ich, aber vielleicht ist es bei dem einen eine andere Facette, die ich mehr auslebe und betone, als bei dem anderen.

Auch wenn nicht jede neue Bekanntschaft zu etwas längerfristigem führt, so ist jede neue Begegnung auch wertvoll, in vielerlei Hinsicht.

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