Seit etwa 5 Jahren bin ich bereits im Berufsleben. Wenn man die zwei Jahre journalistische Ausbildung dazu zählen würde, wären es sogar 7 Jahre. Ich arbeite also noch nicht ewig, aber schon seit einer Weile. Und habe in den letzten sieben Jahren doch einiges an Veränderungen durchgemacht. Vom Journalismus in den sozialen Bereich, einem Bereich, in dem ich mich vollkommen fremd gefühlt hatte.
Ich habe mich hart in den Job eingearbeitet. Mein aktueller Job war und ist immer wieder geprägt von Höhen und Tiefen und vor allem auch Unsicherheit. Letztes Jahr war nicht mal sicher, ob meine Arbeitsstelle überhaupt weiter existieren wird. Jetzt weiß ich, dass es weitergehen wird. Aber ich bin wieder an einem Punkt angekommen, an dem ich mich fragen muss: Will ich so weiter arbeiten? Oder will ich nicht doch etwas anderes machen?
Denn
ab Februar bin ich quasi auch mein eigenes Team. Keine Kolleg*innen,
die mich unterstützen. Ich bin also auf mich allein gestellt, was
mich sehr wurmt. Ich fühlte mich vorher schon überfordert, aber
jetzt umso mehr. Wie soll ich das denn nur schaffen? Dass ich noch
weniger Motivation habe, sollte verständlich sein.
An Herausforderungen gewachsen
Schon 2022 habe ich mir diese Frage intensiv gestellt und habe mich für die Veränderung entschieden. Es war definitiv nicht leicht, aber ich bin sehr froh darüber, dass ich diesen Schritt gewagt habe.
Ich habe in den letzten zweieinhalb Jahren wirklich verdammt viel gelernt, was mich weitergebracht hat. Ich habe wirklich tolle Projekte geplant und durchgeführt. Ich bin an all den großen und kleinen Herausforderungen gewachsen, habe eine andere Art des Arbeitens und des Teamworks erfahren. Die Arbeit hat mir all die Jahre – auch wenn es nur eine kurze Zeit war – sehr viel Spaß gemacht. Ich habe so viel Positives dadurch gewonnen. Habe immer wieder erlebt, wie sinnstiftend die Arbeit ist und dass es gut ist, dass ich sie mache.
Und
doch gab es auch immer wieder Momente, in denen ich zweifelte: Passt
dieser Job wirklich zu mir? Gehe ich darin komplett auf? Gibt es da
draußen nicht einen Job, der mir und meiner Persönlichkeit, meinen
Fähigkeiten, mehr entspricht?
Ist das der richtige Job?
Denn auch wenn mir die Arbeit viel Spaß macht, gibt es doch immer Zweifel, ob es das Richtige für mich ist. Ich mag es nach wie vor nicht, vor den Menschen zu stehen und Vorträge zu halten. Ich mag es nicht, im Mittelpunkt zu stehen.
Obwohl ich wirklich sehr gern organisiere und plane, wird mir das so oft in diesem Job zu viel. Es stresst mich ungemein, zu wissen, dass noch so viel zu tun ist und ich quasi eigentlich immer unter Strom stehe, weil Projekte parallel geplant werden müssen.
Ich
bin unzufrieden damit, den Großteil meiner Zeit im Büro und hinterm
Rechner zu sitzen. Die Zeit kommt mir manchmal doch etwas sinnlos
vor, obwohl ich weiß, dass die Projekte, die dahinter stehen, total
toll und wichtig sind. Aber ich habe es doch irgendwie satt, immer
wieder so viel zu planen.
Mehr Beziehungsarbeit!
Das ist eine wichtige Erkenntnis der letzten 2,5 Jahre gewesen: Ich will weniger Büroarbeit haben, weniger planen und dafür mehr mit Menschen und an Menschen arbeiten. Mehr Beziehungsarbeit!
Und ich will vor allem auf einzelne Menschen eher eingehen und nicht vor Gruppen stehen. Ich mag Gruppenarbeiten einfach nicht so und Vorträge halten auch nicht. Ich dachte, ich könnte mich daran gewöhnen. Habe ich auch bis zu einem bestimmten Grad. Aber ich merke, dass ich darin auch nicht so wirklich aufgehe und es einfach nicht meinem Ich entspricht.
Ich bevorzuge ruhigere Settings. Gespräche mit einer Person, die in die Tiefe gehen. Ich möchte weniger lehren und belehren, mehr beraten, Menschen wirklich helfen. Gewissermaßen habe ich mit meiner Projektarbeit jungen Menschen geholfen. Ich habe ihnen eine tolle Zeit verschafft, ihnen etwas vermittelt, ihnen geholfen, sich zu engagieren und etwas eigenes auf die Beine zu stellen. Das ist es, was die Lust an der Arbeit aufrecht erhält. Aber das alleine reicht einfach nicht.
Am liebsten Menschen helfen
Mir ist in den letzten Jahren so bewusst geworden, dass ich tief in meinem Inneren Menschen helfen will. Und am liebsten aber mich auf wenige einzelne Menschen konzentrieren will. Ich will für andere da sein, ihnen zuhören, sie unterstützen, wo es nur geht. Das ist etwas, was ich ehrenamtlich schon viel mache. Und ich würde das so gerne auch beruflich machen. Darum habe ich ja die Weiterbildung zur psychologischen Beraterin am Laufen. Weil ich mir erhoffe, irgendwann in die Richtung gehen zu können.
Vielleicht ist das auch nur Jammern auf hohem Niveau. Die Arbeit ist nicht grundsätzlich stressig. Ich habe immer noch eine gute Work-Life-Balance. Ich habe immer noch genug Kraft für meine eigenen Projekte und um mich mit Freund*innen zu treffen. Und ich verdiene gutes Geld für eine Arbeit, die nicht mega anstrengend ist. Wenn ich mir überlege, wie hart meine Mutter in der Wäscherei arbeitet für viel weniger Geld, fühle ich mich schlecht. Weil ich so jammere, dass ich nicht den Job mache, der 100 Prozent zu mir passt. Aber wenigstens macht er Spaß und ist schon sinnvoll und abwechslungsreich.
Nicht
jeder hat eine Wahl, was machen will
Der Job meiner Mutter dagegen ist all das nicht. Einfach nur unglaublich anstrengend, eintönig, wenig geistig anspruchsvoll. Es ist immer wieder Tag ein und Tag aus das Gleiche. Ein Job, der absolut keinen Spaß macht. Aber die einzige Möglichkeit für meine Mutter, die keine Ausbildung hat, um über die Runden zu kommen.
Ja, solche Vergleiche sind unfair, aber sie erden mich auch. Machen mir klar, dass ich schon sehr privilegiert bin mit meiner Arbeit. Ich jammere darüber, dass es nicht der perfekte Job ist, bei dem ich einfach zu viel am Rechner rumsitze, während andere um ihre Existenz bangen, Hungerlohn bekommen, Schwerstarbeit leisten. Danach keine Energie mehr für irgendetwas haben. Das ist einfach unfair.
Und
macht mir eben doch bewusst, wie gut ich es eigentlich mit meiner
Büroarbeit habe. Dass ich nicht wie meine Mutter körperlich hart
arbeiten muss. Ich habe keine Ahnung wie hart das sein muss. Ich habe
gut Reden, wenn ich meiner Mutter Ratschläge gebe, dass sie doch in
ihrer Freizeit Sport machen und neue Leute kennenlernen oder ein
Hobby haben könnte. Dabei habe ich absolut keine Ahnung, wie es sich
anfühlen muss, wenn einem die Arbeit so geschafft hat, dass man
nicht mal in der Lage ist, noch etwas zu lesen. Ich kenne diesen
Zustand einfach nicht.
Wenn Geld das einzige ist, was zählt
Meine Mutter hatte nicht die Wahl. Sie musste es machen. Sie hätte vielleicht eine andere Arbeit finden können, sie hätte vielleicht eine Ausbildung anfangen können. Aber sie musste dafür sorgen, dass wir überhaupt an Geld kommen. Sie brauchte es, um uns beide durchs Leben zu kriegen. Und so ist sie da gelandet, wo sie ist. Und wird doch wohl bis zur Rente bleiben. Sie ist nichts anderes gewöhnt.
Auf Veränderungen hat sie gar keine Lust. Es wird aber auch mit dem Alter schwer, noch etwas anderes zu lernen. Und als ungelernte Arbeitskraft wird sie bei anderen Jobs kaum mehr verdienen. Also bleibt sie lieber da, wo sie ist. Auch wenn das bedeutet, sich fix und fertig zu arbeiten. Dank der Arbeit hat sie schon ihren Körper zerstört, einen Bandscheibenvorfall bekommen.
Ich dagegen habe es gut. Ich habe die Wahl. Ich kann mit meinem Studium und meiner Berufserfahrung so viel mehr machen. Ich habe das Privileg, im Büro zu arbeiten, wo ich höchstens über Rückenschmerzen klagen kann vom vielen Sitzen.
Vielleicht ist es auch einfach zu vermessen, darüber zu jammern, dass man nicht den Job macht, den man unbedingt will. Andere dagegen haben nicht mal annähernd die Chance, einen angenehmen Job wie meinen zu haben. Sie haben eben keine andere Wahl. Das ist ein Privileg für die unter uns, die eben eine hohe Bildung genießen durften.
Habe ich zu hohe Ansprüche an Arbeit?
Andere haben vielleicht auch einfach nicht so hohe Ansprüche an ihre Arbeit. Für sie ist es – wie bei meiner Mutter – lediglich ein Job, der Geld bringt. Ich tausche Zeit gegen Geld. Das ist es doch im Kern. Mein Freund macht das auch. Seine Arbeit macht ihm auch so semi Spaß. Aber er verdient jede Menge Kohle und hat noch andere Vorteile, wie Homeoffice und dass er recht viel Freizeit hat. Das gleicht quasi die Monotonie und Anspruchslosigkeit des Jobs aus.
Manchmal frage ich mich, ob ich nicht wirklich zu idealistisch bin und meine Ansprüche runterschrauben sollte. Und dankbar sein sollte für den Job, den ich mache und all seine Vorzüge. Andere an meiner Stelle würden das tun.
Aber ich nicht. Warum sollte ich mich dafür schuldig fühlen, wenn ich nach mehr strebe, auch wenn ich es schon gut habe? Ist das egoistisch?
Wie sollte mein Traumjob sein?
Ich habe noch nicht so viele Jahre gearbeitet. Aber in der kurzen Zeit, die ich hatte, habe ich bereits Erfahrungen mit zwei unterschiedlichen Jobs gehabt und dafür bin ich auch dankbar.
Auch wenn ich nicht direkt zu meinem Traumjob gekommen bin, bin ich dankbar für all die Erfahrungen, die ich machen konnte. Ich bin froh, dass ich in verschiedene Bereiche eintauchen konnte. Mir ist so eine Art Lebenslauf viel lieber als der geradlinige Weg oder wenn man sein Leben lang nur diesen einen Job hat. Ich stehe auf Abwechslung.
So konnte ich für mich feststellen, was ich will und was nicht. Für mich sieht der Traumjob so aus: Ich will weniger im Büro arbeiten oder wenigstens eine gute Balance haben zwischen Computerarbeit und der Arbeit mit Menschen. Ich brauche nicht unbedingt viel Geld, aber nachdem ich eben diesen Job hatte, möchte ich ungern Abstriche in Kauf nehmen. Einzige Ausnahme: Der Job erfüllt mich komplett und das Geld ist auch nicht zu wenig. Dann würde ich drüber nachdenken, finanzielle Abstriche zu machen.
Ein tolles Team, mit dem man sich gut versteht, wäre ideal. Abwechslung ist mir wichtig, also, dass man auch immer wieder mit neuen Menschen sowie Situationen zu tun hat. Weiterbildungen sollten auch unbedingt dabei sein. Ich möchte gerne einen Job im sozialen Bereich haben, bei dem ich anderen Menschen helfen kann, ein sinnstiftender Job. Ich würde auch lieber nur mit einzelnen Personen arbeiten als mit Gruppen. Am liebsten würde ich gern beraten und unterstützen.
Mir ist wichtig, dass meine Arbeit auch Wertschätzung erfährt, dass ich nicht eine von vielen bin, sondern dass gewürdigt wird, was ich tue und dass ich es tue.
Und ich möchte eine Arbeit haben, bei der ich nicht unbedingt ein Auto brauche. Die Arbeitsstelle sollte per Fahrrad auch gut und schnell erreichbar sein. Und Homeoffice wäre wichtig, also, dass ich die Möglichkeit auch mal habe paar Tage in der Woche von zu Hause zu arbeiten.
Wenn ich so darüber nachdenke, kommt mein aktueller Job meinen idealen schon sehr nah, wofür ich sehr dankbar bin. Es geht also schon mal in die richtige Richtung. V
Mir ist auch vor allem in den letzten Jahren bewusst geworden, wie wichtig mir auch Sicherheit im Job ist sowie gute Kommunikation. Die Kommunikation bei meiner Arbeitsstelle ließ öfter zu Wünschen übrig, was für viel Unsicherheit und Stress gesorgt hat. Das will ich nicht.
Mir ist klar, dass es diesen einen perfekten Job nicht geben wird. Es wird auch immer Tage geben, wo ich beim Traumjob keine Lust habe und am liebsten zu Hause bleiben will. Aber die Tage, an denen ich Bock habe, werden mehr sein. Außerdem kann es auch sein, dass ich mit den Jahren feststelle, dass ich doch etwas anderes machen will. Ich verändere mich, genauso wie sich meine Präferenzen ändern. Wer weiß also, wohin es mich künftig führen wird.
Momentan suche ich nach einem neuen Job, habe auch einige Stellenangebote gefunden und mich darauf beworben. Bisher leider entweder nur Absagen oder gar keine Antwort, was super frustrierend ist. Aber ich gebe nicht auf und schaue weiter. Mal sehen, was noch kommt.
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