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Wie wird mein Leben nach Corona sein?


Die Sehnsucht nach Normalität in dieser schwierigen Zeit ist das, was uns gerade durchhalten lässt. Die Hoffnung, dass wir eines Tages wieder zurück in den uns bekannten Alltag kommen, ist groß. Doch wird es jemals wieder so sein wie früher? Was wird sich ändern? Was nehmen wir aus der Corona-Zeit mit? Zeit, sich mal mit dem Leben nach Corona zu befassen – falls es denn jemals so ein Leben geben wird.


Wir unterteilen derzeit das Leben in drei Abschnitte – das Leben vor Corona, das Leben mit Corona und das Leben nach Corona. Ich halte es für unsinnig, wirklich von einem „Leben nach Corona“ zu sprechen. Ich denke eher, dass es so ein Leben wohl schwer geben wird. Das Virus wird uns noch eine Weile beschäftigen. Werden wir es irgendwann überwinden? Ich vermute, dass es immer Teil unseres Lebens bleiben wird, so wie viele andere Krankheiten, Viren oder eben auch die Grippe. Ganz wird es wohl nie verschwinden. Was sich aber ändern wird, ist der Umgang damit. Vielleicht lernen wir mit der Zeit, besser damit zu leben und überhaupt ein einigermaßen normales Leben damit zu führen.

Momentan geht ja alles wirklich rasant. Es fühlt sich wie ein Traum an: Die Inzidenzen sinken immer mehr. Immer mehr Menschen werden geimpft. Viele Lockerungen bringen jetzt mehr Freiheiten und auch wieder ein Stück weit Alltag zurück. Der Lockdown findet endlich ein Ende.


Ein abrupter Wandel

Für mich kam das wirklich sehr überraschend, für die meisten anderen wohl auch. Und irgendwie steigt in mir auch die Hoffnung auf, dass es vielleicht doch möglich ist, wieder ein ganz normales Leben zu führen – auch mit dem Virus.

Dieser wieder schnelle Wandel bringt mich ein wenig aus dem Konzept. Zu sehr hatte ich mich schon in meiner Komfortzone eingerichtet, bin monatelang ohne Fitnessstudios, Restaurants, Cafés, Shopping und andere kulturelle Genüsse ausgekommen. Ich muss sagen: Ja, es hat etwas gefehlt. Aber nicht so sehr, dass ich komplett eingehe.

Das wichtigste war für mich immer greifbar: Ein Mann, den ich liebe und mit dem ich zusammen wohne und alle meine Freunde, die ich trotz der Pandemie noch immer mal gesehen habe.

Nun könnte ich also fast wieder in meinen gewohnten Alltag zurückkehren. Ich könnte wieder ins Fitnessstudio gehen, dort mit den Mädels Zumba tanzen. Ich könnte endlich wieder bouldern gehen. Ich könnte Veranstaltungen besuchen. Doch ich tue es nicht. Warum? Das eine ist, dass man dafür gewisse Hürden wie Impfung und Coronatests, überwinden muss. Aber vielleicht ist es auch nur eine Ausrede und es steckt etwas dahinter, was mehr mit mir selbst zu tun hat.


Die Komfortzone verlassen

Es wäre ein Schritt zurück in die Normalität, aber auch wieder ein Schritt aus meiner Komfortzone. Ich könnte wieder mehr mit Menschen interagieren, wieder mehr im Leben mitmischen. Aber ich bevorzuge es, mich weiterhin zurückzuziehen. Ein Stück weit fällt es mir schwer, meine Pandemie-Komfortzone zu verlassen. Es ist halt wieder ungewohnt. Ich müsste meinen bisher sehr ruhigen aber lieb gewonnenen Alltag wieder umwerfen. Die meiste Zeit über war ich Zuhause. Und von einen Tag auf den nächsten wäre ich schon wieder fast täglich auf Achse. Irgendwie überfordert mich das. Obwohl ich es vor Corona eine lange Zeit getan habe.

Obwohl es das ist, wonach ich mich monatelang gesehnt habe. Es ist zum Greifen nah. Warum sträube ich mich so sehr dagegen?

Wieder all den Aktivitäten, die ich doch so liebe, nachzugehen, das wäre schon toll. Ich würde es tun, aber nicht, wenn ich dafür eben aus meiner Bequemlichkeit raus und mich testen lassen muss. Irgendwie vermiest mir das den Spaß und auch die Leichtigkeit. Wenn das nicht wäre, würde ich es schon längst tun.

Vielleicht ist die Wahrheit ja auch, dass ich diese Ruhe gerade sehr genieße. Ich bin nicht mehr so gehetzt, mehr bei mir angekommen. Ich habe das Zuhause bleiben für mich wieder entdeckt. Und das obwohl ich das Stubenhocker-Dasein vor einem Jahr noch so gehasst und abgelehnt hatte. Ich habe mich damit arrangiert und gemerkt, wie entspannend es sein kann. Endlich mal Ruhe von dem ganzen Trubel. Einen Gang herunterschalten. Ja, es ist wohl ein großes Stück Bequemlichkeit, das mich daran hindert, meinen Alltag vor der Pandemie zurückzuholen.

Vielleicht überrumpelt mich das gerade auch zu sehr. Vielleicht muss ich nur einen Schritt nach dem anderen gehen, nichts überstürzen. Mich wieder ganz langsam auf ein Leben ohne Lockdown herantasten.

Und vielleicht könnte es auch sinnvoll sein, jetzt inne zu halten und sich zu fragen: Wie gehe ich aus der Pandemie heraus? Was nehme ich aus der Pandemie mit? Was soll sich jetzt in meinem Leben ohne Lockdown ändern? Was will ich anders und besser machen?

Einige Erkenntnisse habe ich bereits in einem zurückliegenden Artikelzusammengefasst.


Homeoffice

Eine Sache, die ich wirklich sehr lieb gewonnen habe, will ich unbedingt bei behalten: das Homeoffice. Ich hätte nicht gedacht, wie bequem und vor allem entspannend es sein würde. Und wie konzentrierter ich arbeiten kann. Das Arbeiten von Zuhause hat mir so vieles jetzt erleichtert, mir viel Stress erspart, weil ich nicht mehr täglich pendeln muss. Keiner, der dich ständig unterbricht und mit dir reden will. Endlich mal konzentriert arbeiten, wie ich selbst will.

Und ich habe wichtige Lebenszeit dazu gewonnen. Und auch die Freiheit, meine Arbeitszeit selbst zu gestalten. Pausen machen, wann ich will. Ein Nap und einen Spaziergang machen, wann ich will. Und wenn gerade nichts weiter ansteht, einfach andere Sachen tun. Es ist so verdammt angenehm. Ich will dieses Privileg einfach nicht mehr missen.

Es tat zwar immer mal zwischendurch gut, wieder ins Büro zu fahren, mal wieder die Kollegen sehen, am normalen Arbeitsplatz zu sein. Aber ich habe auch gemerkt: Das will ich nicht mehr jeden Tag. Am liebsten wäre es mir, wenn ich gar nicht mehr zur Arbeit fahren müsste. Ich hätte kein Problem damit.

Viele sagen, dass sie das Zwischenmenschliche und die Pausen mit den Kollegen vermissen. Ich muss gestehen, dass mir das nicht so wirklich gefehlt hat. Klar, denke ich mir, dass es mal gut tun würde, die anderen zu sehen, sich mit ihnen auszutauschen. Aber dafür extra ins Büro täglich zu fahren, nein Danke!

Womit ich auch sehr gut leben könnte, wärendrei oder vier Tage Homeoffice in der Woche und ein Tag, an dem ich mal im Büro bin. Das wäre voll okay. Oder meinetwegen zwei bis drei Tage, aber immer mit einem Homeoffice-Tag zwischendrin.


Zwischen Ruhe und Aufregung pendeln

Richtig gut tat es mir im übrigen auch, einfach paar Tage mehr in der Woche auch abends zuhause zu bleiben. Sonst war ich fast jeden Tag unterwegs. Das war an sich schon erfüllend, konnte aber aufgrund des engen Zeitplans auch mal stressig werden, vor allem, wenn ich noch täglich zur Arbeit pendeln muss. Es gab Tage, da habe ich mich irgendwie wie in einem Hamsterrad gehetzt gefühlt. Nur dass das Hamsterrad sich in meiner Freizeit drehte.

Durch Corona war damit mal Schluss. Unfreiwillig. Ich wollte weiter meine Runden drehen, doch es wurden ja mit der Zeit immer weniger Sachen, die man machen konnte. Keine Gruppentreffen mehr. Nur noch Zuhause vor sich hindümpeln. Anfangs war das für mich echt frustrierend, weil ich das nicht mehr gewohnt war Zuhause. Plötzlich war ich mit mir selbst konfrontiert und hatte auch mehr Zeit, mich mit mir selbst und meinem Mann zu befassen. War es davor eigentlich nur eine Flucht vor meinem Inneren und vor ihm? Ständig wollte ich in Bewegung sein, in den Aktivitäten und dem Zwischenmenschlichen aufgehen. Ständig neue Reize und kleine Abenteuer finden.

Mit Corona musste ich dann die Handbremse ziehen. Dann ging es eben nicht mehr. Plötzlich Ruhe und Stille, vor der ich etwas Angst hatte. Langeweile kam auf. Was nun tun mit der Zeit, die sonst so schnell verging? Ich lernte, dass man sich auch Zuhause ein entspanntes Leben machen kann. Ich lernte die Komfortzone und ruhige Abende auf dem Sofa mit einem Buch in der Hand und mit Videospielen wieder zu schätzen. Das, wovor ich seit einigen Jahren eigentlich fliehe, weil ich ständig nur draußen sein und etwas erleben will.

Jetzt will ich das wieder öfter machen, den Alltagstrubel mit dem ruhigen Alltag mehr in Einklang bringen. Nicht mehr nur im Hamsterrad der Freizeit rennen, sondern auch mal eine Pause machen, für mich und für meinen Mann da sein.


Dankbar für die Dinge sein, die uns so selbstverständlich erscheinen

Was ich vor allem aus der Pandemie lernen konnte, ist, dass wir einfach viel achtsamer sein sollten. Uns gegenüber, anderen Menschen und den Dingen, die uns so leicht abhanden kommen können. Wir haben uns darüber nie Gedanken gemacht. Alles war da, wann immer wir wollten. Mal nach dem Feierabend in die Kneipe gehen, am Wochenende auf Konzerte gehen, mit Freunden im Café und Restaurant sitzen. Mit vielen Freunden feiern gehen. All da war Teil unseres Alltags vor Corona. Immer greifbar, wir haben nie in Frage gestellt, dass es anders sein könnte.

Und dann kam die Pandemie und es änderte sich alles. Plötzlich waren diese so selbstverständlichen Dinge nicht mehr so selbstverständlich. Wir erkannten, wie wichtig uns eben „die kleinen“ Dinge im Leben sind. Wir erkannten ihren wirklichen Wert. Und überhaupt sich mit Freunden treffen und auf Dates gehen. All das war nicht oder nur noch schwer möglich. Unser Leben wurde seiner Lebendigkeit und Leichtigkeit beraubt.

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich will achtsamer im Leben sein, öfter mal einfach dankbar für all die Menschen und Dinge in meinem Leben, die mich glücklich machen und bereichern. Sie nicht mehr einfach als selbstverständlich annehmen. Denn es ist in dieser Zeit nichts mehr selbstverständlich. Und wie leicht wir etwas verlieren können, das haben wir doch alle schmerzlich erfahren.

Die Freiheit, das zu tun, was man will, wann man will, wo man will. Die Freiheit, sich zu treffen, mit wem man will und mit wie vielen man will. All das und noch mehr wurde uns ja in der Pandemie genommen.

Richtig schätzen gelernt habe ich vor allem meinen Mann und dass er immer für mich da ist. Er war und ist einfach mein Anker, mein Fels in der Brandung. Ich wüsste nicht, ob ich die Pandemie gut überstanden hätte, wenn er nicht gewesen wäre. Allein wäre ich wahrscheinlich sehr einsam gewesen so ganz ohne Kontakt zu meinen Freunden.

Künftig möchte ich einfach auch meine doch so rare Zeit mit den Dingen und Menschen verbringen, die Positives in mir wecken und mich bereichern. Das heißt also, einfach mehr priorisieren. Und vor allem auch mehr auf meine Gesundheit achten, die genauso wenig selbstverständlich ist wie auch Herzensmenschen.

Ich habe viele Bekannte und Freunde, aber nur begrenzt viel Zeit. Während der Pandemie habe ich mich entschieden, vor allem mehr Zeit mit den Menschen zu verbringen, mit denen ich mich verbunden fühle, die mir gut tun. Während ich andere Menschen immer seltener sehe. Und auch das ist wichtig im Leben.


Gewohnheiten, die ich mitnehmen will

Es gibt einige Rituale und Dinge, die ich gerne auch einfach weiter beibehalten will, auch nach der Pandemie. Da wäre das Spazierengehen auch als wichtiges Ritual von meinem Mann und mir. Nach Feierabend gehen wir für 20 bis 30 Minuten raus, jetzt im Sommer umso schöner. Wir erzählen uns von unserem Tag, driften aber auch gern mal in deepe Themen übers Leben ein. Das ist ein runder Abschluss für den Tag, ich fühle mich wieder mehr mit ihm verbunden, wir nehmen Teil am Leben des anderen.

Aber auch generell will ich mehr spazieren gehen, meinetwegen auch allein, um mal die Gedanken schweifen zu lassen. Oder auch mit Freunden. Es kommt mir so vor, als würde es leichter fallen, währenddessen über alles zu reden. Vor allem wenn es um ernste Themen geht, fällt es mir leichter, dann in Bewegung zu sein. Auch Pausen machen mir dann nichts mehr, es ist nicht mehr unangenehm. Man läuft auch mal schweigend nebeneinander, schaut sich die Menschen und Natur um einen herum an.

Das Fahrradfahren habe ich auch für mich entdeckt. Ich liebe es einfach, auch meinetwegen ziellos, durch die Gegend zu fahren. Der Wind in meinen Haaren, die kühle Luft auf der Haut, ein Gefühl von Freiheit, wenn die Umgebung an mir vorbeizieht. Und trotzdem bin ich voll im Augenblick, nehme die Umgebung achtsam auf. Verbunden damit verbringe ich jetzt generell mehr Zeit in der Natur und will das auch nach Pandemie-Zeiten fortführen.


Was ich Neues über mich gelernt habe

Reflexion ist für mich auch ein lieb gewonnenes Ritual geworden. Zuhause und wenn ich nicht mit anderen zusammen und beschäftigt bin, komme ich mehr mit mir selbst in Kontakt. Ich fühle jetzt mehr in mich hinein, schaue, wie mein Leben läuft, ob ich noch auf dem richtigen Weg bin.

Ich habe für mich entdeckt, dass ich nicht mal unbedingt ständig in Gesellschaft sein muss. Zeit nur mit sich zu verbringen und mit den Hobbys, denen ich allein nachgehen kann. Das kann auch sehr schön sein. Ich mag nach wie vor die Gesellschaft der anderen, ich liebe es rauszukommen, mich mit Freunden zu treffen. Das ist mir immer noch heilig und das will ich niemals missen. Das ist auch die Zeit, in der mich am glücklichsten fühle.

Aber auch das Zuhause sein, etwas lesen, schreiben, reflektieren, Musik hören, Serien schauen, Videospiele spielen, kreativ sein: Das ist auch wertvoll und sehr entspannend für mich. Das tut mir auch mal gut.

Wie schon geschrieben, scheint Homeoffice perfekt für mich zu sein. Ich vermisse es nicht so arg, ständig mit meinen Kollegen zusammen zu sein. Es entspannt mich sehr, dass ich anziehen kann, was ich will und nicht ständig Haltung bewahren muss. Mein Zuhause ist mein Reich und da kann ich eben doch am besten arbeiten.

Schlussendlich bleibt zu sagen, dass mein Leben nach dem Lockdown und der Pandemie wohl nicht mehr so sein wird, wie es davor so war. Ich sehe darin viel Potenzial, große Chancen. Die Krise hat mich wie alle anderen auch mehr oder weniger geprägt, sehr zum Nachdenken gebracht. Ich strebe nun ein Leben an, was mehr im Gleichgewicht ist, ich will nicht mehr Extreme, ich will einen gemäßigteren Lebensstil haben. Mehr Ruhe, Zeit für mich auf Arbeit und auch in der Freizeit haben und das schätzen, was mir wichtig ist.

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