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Welche Chancen bieten soziale Medien?


Vor zwei Jahren habe ich bereits über den Einfluss von Social Media auf uns und unser Leben geschrieben. Damals ging es aber um die Schattenseiten der digitalen Medien, auch der sozialen Medien. Die gilt es nach wie vor zu bedenken. Jedoch kann man es nicht leugnen: Soziale Medien haben unser Leben durchaus zum Besseren gewendet. Darum geht es heute um Chancen, die soziale Medien bieten.

Die Schattenseiten von sozialen Medien werden zunehmend beleuchtet und öffentlich diskutiert. Aber sie per se als toxisch zu bezeichnen und nur die Nachteile zu sehen, wird ihnen nicht gerecht. Es ist wie mit allen Medien, ob analog oder digital: Es sind nicht die Medien selbst, die „schlecht“ oder „bösartig“ sind. Es sind die Nutzer dieser Medien, die entscheiden, welchen Einfluss soziale Medien haben. Es kommt immer darauf an, wie wir mit Medien umgehen. Und da zeigt sich auch, dass soziale Medien eben abseits von narzisstischer Selbstdarstellung, Cybermobbing, gefährlichen Trends große Potenziale bieten: Wenn man sie denn auch erkennt und nutzt.


Identitätsbildung

Besonders für junge Menschen, Jugendliche wie Heranwachsende, eröffnen soziale Medien ein Raum, in dem sie sich selbst ausprobieren und finden können. Stichwort: Selbstdarstellung. Nicht mal unbedingt mit einem wertenden Unterton gemeint. Soziale Medien ermöglichen es Heranwachsenden, sich selbst zu finden, auszuprobieren, herauszufinden, wer sie sein wollen. Und wie sie sein wollen.

Wie wir auf andere wirken, hat auch Einfluss darauf, wie wir uns selbst sehen. Wir bekommen durch soziale Medien, durch Likes, Kommentare und mehr Rückmeldungen, wie wir bei anderen ankommen. Und das ist fundamental für unsere eigene Identitätsbildung.

Außerdem spielt dabei auch immer die Gruppenzugehörigkeit eine Rolle, auch in der digitalen Welt. Selbst Menschen, die vielleicht in der analogen Welt keine Freunde haben, können dafür digital Freunde und Gruppen finden, denen sie sich zugehörig fühlen.

Das Internet und vor allem auch soziale Medien ermöglichen es, Menschen zu finden, die ähnliche Interessen, Hobbys und Einstellungen teilen. Und der Austausch mit anderen Menschen prägt schlussendlich auch unser eigenes Selbstbild.

Doch wo Licht, auch Schatten. Besonders Jugendliche sind dafür anfällig, um dazu zu gehören, gewissen Ernährungs- oder Schönheitstrends nachzueifern. Gewisse Schönheitsideale, die durch Netzwerke wie Instagram vermittelt werden, müssen kritisch betrachtet werden. Das Ganze sollte dann auch nicht in einer so krassen Selbstinszenierung ausarten, bei der jeglicher Sinn für Realität abhanden kommt.


Freundschaften pflegen, in Kontakt bleiben

Die wohl größte Chance sozialer Medien ist und bleibt, stets und ständig mit anderen, Freund*innen, Partner*innen und der Familie in Kontakt zu bleiben. Egal, ob diejenigen in der gleichen Stadt wohnen oder am anderen Ende der Welt. Soziale Medien überbrücken Distanzen, räumlich wie auch zeitlich, und schaffen so Nähe, wo es sonst schwierig wäre. War es vor vielen Jahrzehnten, bevor es das Internet gab, umständlich über Telefon und Briefe Kontakt zu halten, ist es heute bequemer und einfacher denn je geworden. Damit können auch bestehende Beziehungen gestärkt werden. Eine Echtzeitkommunikation ist möglich.

Auch wenn ich länger mal nichts von Freund*innen gehört habe, kann ich mithilfe Sozialer Medien Teil ihres Lebens sein, mitverfolgen, wie es ihnen geht, was sie machen, was es Neues gibt. Auch neue Freundschaften lassen sich durch soziale Medien finden und wiederum aufbauen und pflegen.

Gleichzeitig ist es mir möglich, mit anderen zusammenzukommen und mich zu vernetzen, beispielsweise, um gemeinsame Aktionen und Projekte umzusetzen.

Doch ein zu intensiver Konsum, der ständige Drang, dauerhaft online zu sein, weil man sonst etwas von den anderen Menschen verpassen könnte, kann auch abhängig machen.


Kreativ werden

Soziale Medien sind Plattformen, auf denen wir uns selbst ausdrücken können. Nutzer*innen sind nicht nur Konsument*innen von Inhalten. Sie schaffen auch selbst eigenen Content. Ob Fotos, Videos oder Texte – jeder kann und darf etwas erschaffen, was sein eigen ist. Das fördert auch die eigene Kreativität und trägt auch zur Entwicklung der eigenen Persönlichkeit bei.

Kreativ werden bedeutet ja immer auch einen Teil von sich in die Welt geben. Mit Fotos zeigen wir anderen, was wir erleben, wie wir die Welt sehen. Videos offenbaren unsere eigenen Vorstellungen und kreativen Ideen. Und Texte sind das Sprachrohr unserer eigenen Gedanken, wir lassen andere an dem, was wir glauben, wissen und wünschen teilhaben. Und gleichzeitig können wir uns darüber austauschen und dabei auch reflektieren, neue Ideen und Erkenntnisse bekommen.


Förderung von Engagement

Die Corona-Zeit hat sich gezeigt, dass Soziale Medien Menschen wirklich zusammenbringen und verbinden. Menschen in Not und diejenigen, die ihnen Zeit und mehr schenken wollen, die gerne unterstützen und helfen wollen. Gleichzeitig pushen soziale Medien Online-Aktivismus. Spendenaufrufe werden über Social Media geteilt, gemeinsam werden ehrenamtliche Aktionen ins Leben gerufen, Petitionen geteilt und unterschrieben. NGOs nutzen soziale Medien ebenfalls, um ihre Anliegen und Projekte zu bewerben, mehr Publikum zu erreichen, alles für den guten Zweck.


Probleme sichtbar machen

Soziale Medien können Veränderungen in der Gesellschaft bewirken, ein Umdenken erzielen. Das hat die #MeToo-Bewegung ganz besonders gezeigt. Immer mehr Frauen wurden ermutigt, auf sozialen Medien mit Tweets auf das Ausmaß sexueller Übergriffe aufmerksam zu machen. Und das Ganze hat eine riesige Debatte angestoßen, die bis heute noch nachwirkt.

Generell eignen sich soziale Medien als Sprachrohr, um Probleme sichtbar zu machen und auf Missstände hinzuweisen. Immer mehr Menschen nutzen soziale Medien, outen sich, erzählen von ihren negativen Erlebnissen und Erfahrungen, die mit der eigenen Identität, der Sexualität, psychischen und körperlichen Problemen zu tun haben. Damit wollen sie anderen Betroffenen Mut machen, sich zu öffnen, nicht mehr länger zu schweigen, sondern diese Probleme endlich transparent zu machen. Damit Diskussionen ins Rollen kommen und ein neues Bewusstsein entsteht. Gleichermaßen sollen Menschen, die nicht betroffenen werden, informiert werden.


Diskussionen und Meinungsbildung

Soziale Medien sind ein Raum für Austausch und Diskussionen. Nicht immer verlaufen diese so, wie es sein sollte. Auf Twitter dominieren leider auch rassistische Beleidigungen, Hassreden und Hetze. Doch Diskussionen können auf sozialen Medien anders verlaufen. Wenn denn auch die Nutzer*innen nicht in die emotionale Richtung gehen, sachlich bleiben, gut argumentieren. Auf sozialen Medien findet sich eine Vielfalt unterschiedlicher Meinungen und Ansichten, die wiederum auch die eigene Meinungsbildung fördern können. Man kann nach Lust und Laune diskutieren und argumentieren. Aber auch seinen eigenen Horizont erweitern, in dem man Ansichten und Informationen kennenlernt, die man bisher nicht gekannt oder bedacht hatte. Das fördert Empathievermögen, sich in das Denken anderer Menschen versetzen zu können. Auch Toleranz, die Meinungen anderer stehen zu lassen und zu akzeptieren. Generell anzunehmen, dass Meinungen sein dürfen und wir uns nicht immer einig sein müssen.


Informationen und Inspirationen finden

Über soziale Medien bekommen wir viel mit, was in der Welt passiert. Auch wenn soziale Medien nicht unbedingt der ideale Ort für sachliche Informationen sind, können sie dennoch auf gute Quellen verweisen. Jedoch sollten die Informationen durchaus kritisch hinterfragt und noch einmal nachrecherchiert werden, bevor man alles für bare Münze nimmt.

Gleichermaßen finden wir mit Fotos, Texten und Videos anderer Nutzer*innen Ideen und Inspirationen für uns selbst. Ob die nächste Veranstaltung, Fotos von Innendekorationen, ein Rezept für leckeres Essen oder ein Video mit coolen Workout-Übungen: Wir können eine Menge Inhalte konsumieren und uns die Ideen selbst aneignen und umsetzen.

Abschließend lässt sich sagen, dass soziale Medien große Chancen für uns selbst, unsere persönliche Entwicklung, Beziehung und unsere Lebensgestaltung bieten. Doch damit das funktionieren kann, müssen wir achtsam und (selbst)kritisch in den sozialen Medien unterwegs sein. Und damit immer unseren eigenen Konsum und unser Verhalten im Blick behalten.

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