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Wird es Zeit für einen Tapetenwechsel?

 

Ich wohnte seit 2012 in Magdeburg, das sind inzwischen 11 Jahre. Eine echt lange Zeit! Es war nicht immer leicht zwischen Magdeburg und mir. Ein sehr wechselhaftes Verhältnis. Inzwischen habe ich mich aber gut eingelebt, fühle mich angekommen – und doch gibt es manchmal Zweifel und ich frage mich: Wird das wirklich der Ort sein, an dem ich für sehr lange Zeit bleiben werde? 

Ich habe bereits vor etwa drei Jahren darüber philosophiert, was für mich Heimat bedeutet.  Heimat ist der Ort, an dem ich aufgewachsen bin. An dem ich Kindheit und Jugend verbracht habe. Da, wo die Familie lebt und mal auch die alten Freund*innen aus der Schulzeit waren. Das ist der Ort, an dem ich mittlerweile nicht mehr so oft bin.

Weil ich eine neue Heimat gefunden habe. Oder sagen wir so: Ich habe inzwischen zwei Orte, die ich als Heimat bezeichnen würde. Meine alte Heimat und meine neue Heimat, in der ich bereits über 10 Jahren lebe: Magdeburg.

Was ich hier habe: Meinen Freund, mit dem ich bald zusammenziehen werde, wir ziehen auch 2024 in eine gemeinsame Wohnung neues Kapitel, mag die Swing Community, die Kultur hier, in:takt, meine Freund*innen sind alle hier und SHG und ich kenne mich inzwischen sehr gut aus, es ist wie eine Heimat gewordenWas ich hier habe: Meinen Freund, mit dem ich bald zusammenziehen werde, wir ziehen auch 2024 in eine gemeinsame Wohnung neues Kapitel, mag die Swing Communitx, die Kultur hier, in:takt, meine Freund*innen sind alle hier und SHG und ich kenne mich inzwischen sehr gut aus, es ist wie eine Heimat geworden.

Ich bin vor über 10 Jahren der Liebe wegen in diese Stadt gezogen. Nicht weil ich sie wunderschön fand oder unbedingt da mal wohnen wollte. Es war schlicht und ergreifend nur, weil ich keinen Bock mehr auf Fernbeziehung hatte.

Ein schwerer Start

Mit dem Umzug ging ein neuer Lebensabschnitt los, der erst einmal alles andere als rosig verlief. Ich fühlte mich hier nicht wohl, es war alles so fremd. Erschwerend kam hinzu, dass mir Freund*innen fehlte. Ich fand einfach niemanden, mit dem ich so richtig auf einer Wellenlänge war. Da war damals nur mein Freund, aber das reichte nicht, um die Einsamkeit in meinem Herzen zu verdrängen.

Nach etwa drei Jahren hatte ich die Schnauze voll von diesem Einsiedlerleben. Und änderte mein komplettes Leben. Ich ging raus in die Stadt, lernte sie mal kennen. Ich wollte mich ihr vertraut machen. Und vor allem wollte ich endlich den Kontakt zu den Menschen finden, endlich Freundschaften schließen. Das ging damals analog nicht so gut, dafür digital. Und siehe da: Ich fand Menschen, mit denen ich anfreundete und mit denen ich noch heute befreundet bin.

Es war damals auch einfach meine Einstellung: Ich kam hierher, total verschlossen und verunsichert. Kein Wunder, dass es mir so schwer fiel, wirklich in Magdeburg Fuß zu fassen, geschweige denn Leute kennenzulernen.

Doch als ich mich öffnete, öffnete ich mich auch dieser schönen Stadt und lernte sie von anderen Seiten kennen. Wie sollte ich sie auch kennenlernen, wenn ich die meiste Zeit nur zu Hause hocke und mich lediglich nur im Zentrum befinde.

Es lag nicht an Magdeburg, dass ich mich hier anfangs nicht wohl fühlte. Es lag an meiner Einstellung und Lebensweise.

Es machte mir natürlich auch weniger Spaß, alleine irgendwo hinzugehen, das hemmte mich zusätzlich. Aber mit neuen Freund*innen sah das anders aus, es war so, als ob sich plötzlich viele neue Türen öffneten.

Und als ich dann 2020 mich doch entschloss, mir ein Fahrrad zuzulegen, verliebte ich mich regelrecht in diese Stadt. Ich war mobil und kam an Ecken, an denen ich bisher nicht war. Die Stadt so zu erkunden, macht mir wahnsinnig viel Spaß. Ich lernte auch noch mehr neue Seiten von Magdeburg kennen.


Ich fühle mich angekommen

Inzwischen kann ich sagen: Ich liebe es, hier zu leben. Ich fühle mich angekommen. Die Stadt ist mir inzwischen so vertraut geworden, dass sie einfach ein wichtiger Teil meines Leben ist. Ich möchte sie einfach nicht mehr missen.

Immer wenn ich für kürzere oder längere Zeit mal woanders bin oder im Urlaub war, freue ich mich, wieder in Magdeburg zu sein. Das ist eben meine Heimat, ich bin hier zu Hause.

Das liegt natürlich auch daran, dass ich hier schon eine halbe Ewigkeit lebe, schon ein Drittel meines Lebens.

Ich habe mir hier einfach ein schönes Leben aufgebaut, was ich nicht so leicht aufgeben möchte. Auch wenn ich zwischendurch die Gelegenheit gehabt hätte, einfach mal woanders hinzugehen. Das war letztes Jahr, als ich gekündigt hatte und mich von meinem ersten Freund getrennt habe. Das wäre der Zeitpunkt gewesen, an dem ich mich hätte für ein Leben woanders entscheiden können. Es gab ja eigentlich nichts mehr, was mich hier halten würde. Ich wäre flexibel gewesen, jederzeit in eine neue Stadt zu ziehen.

Ich bin zwar jemand, der gern aus seiner Komfortzone rausgeht, das hat auch das letzte Jahr sehr gut bewiesen. Aber so ein Umzug in eine neue Stadt ist schon was echt krasses, was man wirklich wollen sollte. Oder wenn man spürt, dass man das unbedingt für einen Neuanfang braucht.

Ich brauchte eine Neuanfang, aber nicht in einer anderen Stadt.

Spätestens letztes Jahr habe ich dann gemerkt, dass ich die Stadt so zu schätzen gelernt habe, dass ich einfach keine Lust hatte, woanders hinzuziehen. Warum woandershin, wenn ich doch hier alles habe?

Nicht die Beziehung war, die mich hier in Magdeburg allein hielt, es gab noch viele andere Dinge. Zum einen mein neuer Job, den ich nicht einfach so hinschmeißen wollte. Dann gab es damals noch meinen jetzigen Freund, mit dem es gerade ernster wurde. Auch das wollte ich nicht einfach so aufgeben. Auf Fernbeziehung hatte ich keine Lust mehr.

Und dann sind da auch noch meine ganzen Freund*innen in Magdeburg. Es war so verdammt schwer, neue Freundschaften zu schließen. Und sie bedeuten mir einfach so viel. Darum sind sie eben einfach ein wichtiger Grund, warum ich noch immer hierbleibe.

Ich bin inzwischen auch in das Leben in Magdeburg und in verschiedene Gruppen eingebunden. Allen voran die Swing Community und meine Selbsthilfegruppe.

Und einfach die Tatsache, dass mir diese Stadt so vertraut geworden ist und ich so vieles an ihr mag, reicht schon, dass ich hier weiterleben will.


Was ich an Magdeburg liebe

Ich mag an Magdeburg sehr, dass es eine Großstadt ist, aber die eben kompakt ist und manchmal auch so ein Mittelstadtflair hat. Ich kenne die Stadt gut und ich komme von jedem Punkt aus mit dem Fahrrad sehr schnell von A nach B. Es ist alles überschaubar. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich überfordert bin, sondern ich komme gut zurecht, weiß, wie ich mich in der Stadt fortbewegen kann.

Und ich liebe die Elbe, die durch die Stadt fließt. Ich liebe es, dass es so viel Grün in Magdeburg gibt. Dass man nicht lange rausfahren muss wie in Berlin, um ein Stück Natur genießen zu können. Ich mag all die Parks, besonders den Rotehornpark, in dem ich so gern joggen gehe. Ich mag auch die ganzen Seen und Radwege, besonders den Elberadweg, an dem ich vorbeifahre oder gern auch mal entlang jogge. Ich liebe es, mit Freund*innen durch die Stadt spazieren zu gehen.

Magdeburg hat keine so riesige und diverse Kulturszene wie vielleicht Leipzig oder Berlin. Sie ist klein, aber oho! Es gibt schöne Kirchen, Museen und kulturelle Städten, die ich inzwischen nahezu alle besucht habe. Immer wieder locken kleine Flohmärkte, Feste und andere coole Veranstaltungen.

Ich mag auch die einzelnen Stadtteile, die sich deutlich voneinander unterscheiden. Ich mag diese Diversität. Die gibt es ganz sicher auch in anderen Großstädten, das stimmt. Aber ich fühle mich davon jetzt nicht erschlagen.

Ich habe Lieblingsorte in der Stadt, die ich immer wieder gern aufsuche: Sei es der Stadtpark, der Elberadweg, der Neustädter See, das Viertel Stadtfeld Ost, der Hasselbachplatz mit den ganzen Altbauen, der Domfelsen direkt an der Elbe, die Elbe selbst und noch mehr.

Und das schöne an Magdeburg ist auch die Umgebung drumherum, man kann da auch super Radtouren machen und Magdeburg liegt auch gut zwischen anderen größeren Städten wie Berlin, Potsdam und Leipzig.

Es gibt einfach wahnsinnig viele interessante und vielseitige Ecken in Magdeburg. Klar, Magdeburg mag vielleicht nicht mit Leipzig, Berlin oder Hamburg mithalten, was Größe und Fülle und Vielfalt betrifft. Aber gerade das Kompakte und Kleine, dieses Mittelstadtfeeling gefällt mir und passt auch gut zu mir.


Manchmal sehne ich mich nach mehr und Abwechslung

Doch manchmal wenn ich mit Freund*innen spazieren gehe oder im Veranstaltungskalender der Stadt schaue, denke ich mir: Das war es schon? Was gibt es noch? Wo könnte man noch hin, wo man noch nicht war? Was gibt es noch zu entdecken?

Gefühlt bin ich immer wieder an denselben Orten unterwegs. Aber das liegt zum Teil auch an mir, weil ich dazu tendiere Orte aufzusuchen, die mir vertraut sind. Ich könnte mich stattdessen ja auch immer woanders treffen und die Stadt wieder neu entdecken. Gewiss war ich noch nicht überall, in jeder Ecke der Stadt.

Aber wenn mir anschaue, was am Wochenende so los ist im Vergleich zu Berlin, ist es doch überschaubar und manchmal etwas enttäuschend. Teilweise ist dann gar nichts los, was mich interessieren würde.

Und dann denke ich mir: Wäre eigentlich doch ab und zu mal schön, in einer größeren Stadt zu leben. Da ist mehr los! Ja, manchmal ist in Magdeburg auch einfach nichts los, besonders an Sonntagen. Und irgendwann wiederholt sich alles. Im Frühling und im Herbst die Messe, Weihnachten der Weihnachtsmarkt und andere wiederkehrende Feste und Veranstaltungen, die ich schon so oft gesehen habe. Sicherlich gibt es das auch in anderen Städten, aber da fällt es nicht so auf, weil noch tausend andere Dinge passieren.

Aber ist das schon ein Grund, in eine andere Stadt zu ziehen? Glaube nicht. Eine Alternative wäre sicherlich, am Wochenende mal in eine andere nächst größere Stadt zu reisen. Beispielsweise eben Hannover, Berlin, Potsdam oder Leipzig. So ein Tagesausflug kann auch mal schön sein und man freut sich auch wieder, zurückzukommen.

Oder ich besuche mal eine andere Stadt in Sachsen-Anhalt.

Es ist nicht so, dass ich krass Fernweh habe, unzufrieden mit Magdeburg bin oder gern einfach woanders leben will. So gar nicht. Ich habe keine Lust auf eine andere Stadt, zumindest nicht darauf dauerhaft dort zu leben. Und vor allem die Anfangszeit wieder zu überstehen.

Nur manchmal denke ich mir: Verpasse ich vielleicht etwas, wenn ich nicht noch wenigstens einmal in einer anderen Stadt gelebt habe? Wer weiß, ob es nicht noch etwas besseres gibt? Vielleicht lebe ich in Berlin doch besser als hier?


Fomo beim Wohnen: Werde ich etwas verpassen?

Und da ist wieder dieses FOMO. Fear of missing out. Das kenne ich zu gut. Hatte ich auch bei meiner ersten Beziehung. Und ich sehe da echt Parallelen. Die Beziehung war okay, es fühlte sich sicher, aber auch langweilig an. Ich befürchte, dass ich mit Magdeburg auch so langsam an diesen Punkt komme, an dem ich mir denke: Es ist zwar schon ganz schön hier, alles total vertraut, aber irgendwie hätte ich auch nichts dagegen, woanders zu wohnen.

Ein neues Leben zu starten, ein kompletter Tapetenwechsel. Eine neue Umgebung zu erkunden und zu erschließen. Das Unbekannte und Neue zu entdecken und zu schauen, wie mir das gefällt.

Aber ehrlich gesagt, habe ich so gar keine Lust auf einen neuen Umzug in eine neue Stadt. Mich nervt es schon, dass ich dieses Jahr fast zwei mal umziehen werde. Und dann noch in eine neue Stadt – no way!

Und noch weniger gefällt mir der Gedanke, dass ich dann komplett bei null anfangen muss. Alles wieder neu entdecken, Fuß fassen und vor allem Freundschaften schließen. Und meine Freund*innen hier zurücklassen. Ich meine, ich könnte sie ja öfter mal besuchen, das wäre kein Ding. Aber es ist schon etwas anderes, wenn man nicht mehr in der gleichen Stadt wohnt.

Und dann wäre noch die Tatsache, dass mein Freund ja auch nicht unbedingt aus Magdeburg weg will. Und ich auch keine Lust habe, alleine woanders hinzuziehen, noch viel weniger.

Wozu etwas aufgeben, wenn es schon so sicher und vertraut ist und ich mir so viel aufgebaut habe? Werde ich wirklich etwas verpassen, wenn ich nicht noch einmal woanders wohnen werde.

Ich habe Angst, dass ich mir aus lauter Bequemlichkeit und weil ich Angst vor Veränderungen habe, die Möglichkeit nehme, neue Erfahrungen zu sammeln, die mich prägen könnten. So ein Umzug in eine neue Stadt wäre es.

Das ist ein bisschen so wie mit dem Kinderwunsch. Ich habe auf Kinder gar keine Lust, aber denke mir manchmal: Was ist, wenn ich es bereuen werde, keine Kinder bekommen zu haben?

Und so ist es jetzt auch mit dem Leben an einem anderen Ort. Ich kann nicht wissen, ob ich es woanders besser finde, wenn ich es nicht probiert habe.

Aber wenn ich nicht wirklich dringend woanders leben will, muss ich mir einen Umzug nicht antun. Momentan bin ich sehr glücklich und versuche einen Weg zu finden, doch ein wenig Abwechslung in mein Leben hier zu bringen. Ich habe es selbst in der Hand, die Stadt auch wieder von einer anderen Seite zu entdecken. Und vielleicht ist auch noch nicht der richtige Zeitpunkt gekommen, sich zu verabschieden. Vielleicht muss man auch nicht immer wieder Abenteuer erzwingen, wenn man auch mit dem Vertrauten zufrieden ist.

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