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Rückblick auf das Jahr 2024

Das Jahr 2024 wird heute enden. Zeit, einmal zurückzuschauen. Wie war für mich 2024? Was bleibt, wenn ich zurückschaue? Und was nehme ich mit ins nächste Jahr?

 
Als Anleitung für meine Jahresreflexion habe ich mir wie auch die vergangenen Jahre die 30 Fragen für mehr Erkenntnis und Klarheit von „Einguterplan“ vorgenommen, die eine super Orientierung für eine Reflexion bieten. Probiert es gern selbst aus: https://einguterplan.de/jahresreflexion

Und, wie war das Jahr für dich?

Was würde ich antworten, wenn mich jemand im Aufzug fragen würde, wie das Jahr für mich war? Was wären meine ersten Gedanken?

Es war ein echt spannendes und turbulentes Jahr mit ganz vielen neuen Erfahrungen mit ganz vielen neuen Menschen. Ein Jahr, in dem ich mich noch intensiver mit meinen Ängsten und Baustellen und Problemen beschäftigt habe. Ein Jahr, in dem ich mich auf einer anderen Ebene neu kennengelernt und Dinge über mich erfahren habe, in dem ich einen genauen Blick in meine Vergangenheit richte. Es war ein Jahr voller Lachen, aber auch vieler Tränen, ein Jahr, in dem meine Beziehung mehrmals hart auf die Probe gestellt wurde. Ich glaube, ich war dieses Jahr an einigen Stellen so verzweifelt wie nie zuvor, aber auch noch nie so glücklich wie jetzt. Eine Achterbahn der Gefühle und das reinste Abenteuer. So kann Leben auch sein. Aber ich will es nicht missen und bereue auch nichts.

Was hat dich besonders gestört?

Welche Dinge haben mich dieses Jahr besonders belastet? Welche negativen Emotionen wie Wut, Einsamkeit, Angst, Neid, Verzweiflung, Unsicherheit und Traurigkeit haben mich am meisten gestört?

Am meisten hat mich tatsächlich eine Sache belastet, die gleichzeitig auch eine solch große Offenbarung und Bereicherung für mich war: die offene Beziehung. Mein Partner und ich haben Anfang des Jahres das Experiment gewagt und unsere Beziehung für etwa acht Monate geöffnet. 

Ich glaube, dass ich in der Zeit wirklich unfassbar emotional aufgewühlt war. Ich war einerseits total euphorisch und leidenschaftlich, wie noch nie. Doch auf der anderen Seite habe ich mich noch nie so unsicher und verletzlich gefühlt, wie damals. Während unseres Experiments habe ich mich in den positiven Dingen verloren – aber den Blick für das, was am Ende doch sehr belastet wurde, verloren: mein Selbstwertgefühl. Mit der Motivation, meine Eifersucht in den Griff zu bekommen, sind wir in das Experiment gestartet.

Am Ende musste ich mir eingestehen: Das ist jetzt momentan einfach doch nicht das Richtige für mich. Rational gesehen schon, aber emotional einfach nicht. Es wurde einfach nie mit der Eifersucht besser. Im Gegenteil: Am Ende war ich wegen Kleinigkeiten eifersüchtig und verletzt. Die Rechnung habe ich erst am Ende bekommen. Mein Selbstwertgefühl war so an einem Tiefpunkt, dass ich so sensibel wurde und mich wegen jedem kleinen Ding angegriffen gefühlt habe, dass wir quasi ständig miteinander gestritten hatten.

Ja, die offene Beziehung hat uns auf einer Ebene näher gebracht. Aber es hat nichts wirklich mit meinem Selbstwertgefühl besser gemacht. Mir ist erst Wochen später klar geworden, dass die offene Beziehung und der Sex mit anderen mein Selbstwertgefühl so unfassbar getriggert hat, dass ich permanent eifersüchtig war, mich minderwertig, unsicher gefühlt habe. Jetzt bin ich gerade daran, eben genau das, was kaputt gegangen ist, wieder zu reparieren. In der Hoffnung, dass es besser wird. Deswegen stehe ich der offenen Beziehung sehr ambivalent gegenüber. Es hatte Vorteile, aber auch jede Menge Nachteile.

Und mit der offenen Beziehung und der Eifersucht gingen so viele negative Gefühle einher. Ich war so oft wütend, traurig, verletzt, enttäuscht, fühlte mich minderwertig und unsicher. Wir stritten bereits während der offenen Beziehung sehr viel und auch danach. Es wurde nicht besser.

Das ganze endete in einer Krise, in der mein Partner sich eine Trennung herbeigesehnt hatte. Es war wirklich eine harte Zeit, die wir da durchgestanden haben. Es tat unfassbar weh, zu wissen, dass der Partner lieber allein sein will und sich lieber trennen würde, anstatt mit einem selbst zusammen zu bleiben. Diese Unsicherheit auf beiden Seiten hat uns vor allem ab der Jahresmitte bis zum Herbst zerfressen. Ich wusste auch nicht mehr, ob das zwischen uns passt und ob es eine Zukunft hat.

Die Momente, in denen wir so heftig miteinander gestritten haben, haben mich besonders belastet. Das waren solche Momente, in denen ich mit meiner Vergangenheit konfrontiert wurde: Ich wünschte mir nichts sehnlicher als nicht mehr zu existieren. Der Schmerz und die Verzweiflung waren so heftig, wie ich es schon echt Jahre nicht mehr gefühlt habe.

Ja, es gab so einige Tiefpunkte in diesem Jahr. Sie haben mich wach gerüttelt, waren ein Zeichen dafür, dass unbedingt etwas anders werden muss in der Beziehung.


Was war besonders schön?

Aber genauso gab es auch echt viele schöne Momente, die besonders mit meinem Partner zusammenhängen. Das waren die Momente, in denen wir beide wussten, was wir aneinander hatten. Dass egal, wen wir kennenlernen und mit wem wir schlafen werden, wir uns doch immer wieder füreinander entscheiden. Die Momente, in denen wir dann intim miteinander wurden, haben uns wirklich zusammengeschweißt. Und generell auch, dass wir beide dieses Experiment mit all seinen Höhen und Tiefen, zusammen erlebt haben.

Sehr schön war auch unser Urlaub in Griechenland mit einigen meiner Freund*innen, das war auch die Zeit, in der wir uns wieder annäherten. Danach wurde es auch wieder zunehmend besser. Der Urlaub hat uns beiden sehr gut getan. Und es war wirklich schöne Momente. Wir bereisen das Festland, entdeckten neue Orte, hatten viel zusammen erlebt. Es war ein echt toller und gelungener Urlaub gewesen.


Was war besonders besonders?

Gab es Begebenheiten, die nicht pauschal schön, eher speziell waren, also sehr unüblich? Gab es bemerkenswerte Begegnungen mit anderen?

Ich denke mal, dass viele der Dates, die ich mit unterschiedlichen Männern hatte sowie auch die Sextreffen nicht immer besonders toll waren, aber sie brachten neuen Wind in mein Leben. Das ganze Dating war für mich etwas total aufregendes und spannendes. Immer wieder jemanden neu kennenlernen, sowohl persönlich als auch körperlich – das war spannend und besonders, auf jeden Fall. Es gab auch da immer Male, die besser waren und andere, die nicht so toll waren. Aber sie waren alle irgendwie doch anders und besonders.


Was war besonders anstrengend?

Für mich war die offene Beziehung emotional einfach anstrengend. Aber noch anstrengender waren unsere Streitigkeiten vor allem ab der Jahresmitte. Das hat mich wirklich total verzweifelt.


Was hast du gelernt?

Was waren Einsichten, Erfahrungen und Überzeugungen?

Eine der wichtigsten Einsichten war: Ich bin vielleicht doch nicht so der sexuell offene Mensch, auch wenn ich es mir gewünscht hatte. Ich mag es zwar, auch mit anderen Männern zu schlafen. Aber ich bin trotzdem doch tief in meinem Inneren jemand, der vor allem gern exklusiv lebt und treu sein will und sich das wünscht. Das habe ich aber erst nach der offenen Beziehung erkannt. Ich wollte es nicht wahrhaben. Wollte eigentlich lieber so jemand wie mein Freund sein, der keine Eifersucht hat und gut damit umgehen kann, wenn der Partner mit jemand anderem schläft. Aber das war ich einfach nicht. Werde ich nie sein. Ich dachte, ich könnte weniger eifersüchtig werden. Aber die Wahrheit ist: Das wird sich vermutlich nicht ändern. Ich werde nie jemand sein, der frei davon ist. Der es genießt, wenn der andere Spaß mit anderen hat. Das bin nicht ich. Ich habe gelernt, mich anzunehmen und nicht zu versuchen, mich in jemand anderen zu verwandeln, der ich nicht bin.

Und ich habe viel über mich selbst herausgefunden und über meine eigene Vergangenheit. Alles dank der Therapie. Für mich war es ein großer Schritt, diese überhaupt zu starten. Es war ein Zugeständnis: Ich schaffe es nicht allein, ich brauche Hilfe. Aber ich darf mir vor allem Hilfe suchen. Ich bin es wert, dass ich mir die Zeit für mich selbst nehme.

Während der Therapie gab es immer wieder neue Erkenntnisse, die mich überraschten: Meine Beziehung zu meiner Mutter ist ambivalent. Ich habe kein differenziertes Bild von ihr. Nicht mein Stiefvater ist an allem schuld. Ich hatte es nicht leicht. Ich habe von beiden destruktive Anteile übernommen. Ich übertrage vieles von meinen Eltern auf meinen Freund. Nicht mein Freund ist das Problem. Nein, es steckt vielmehr etwas aus der Kindheit in all den Konflikten. Ich idealisiere meinen Freund und werte mich ab. Und noch viele weitere Erkenntnisse, die mir bei meiner Selbstfindung helfen.

Wie hast du dich verändert?

Ich denke mal, dass ich dieses Jahr auf jeden Fall viel offener und mutiger geworden bin. In dem Sinne, dass ich mich neuen Dingen und neuen Menschen mehr geöffnet habe. Dass ich den Mut hatte, endlich eine Therapie anzufangen. Dass ich mutig war, mich meinen Ängsten und meiner Eifersucht zu stellen. Ich bin offener geworden, in dem ich mich immer wieder mit neuen Menschen getroffen habe. Ich bin mutig gewesen und habe den Schritt gemacht, und ein Fernstudium angefangen. Etwas, wo ich wirklich lange gehadert habe. Ich bin entscheidungsfreudiger geworden. Die Entscheidung für die Therapie und fürs Studium fiel mir nicht leicht, aber ich habe es getan.

Ich bin reflektierter geworden und erkenne jetzt mehr, woher das alles kommt, was mich geprägt hat.


Mit welchem Verhalten bist du unzufrieden?

Nach wie vor belastet es mich, dass ich sehr schnell impulsiv werde und dann in mein inneres Kind verfalle. Dass ich es nicht schaffe, mal Abstand davon zu gewinnen. Aber ich glaube, dass ich auf einem guten Weg bin und da künftig gelassener mit umgehen kann.

Was hast du gut gemacht? Was hast du erreicht?

Ich bin stolz auf mich, dass ich die Therapie mache und da dran bleibe und auch immer Fortschritte mache. Ich bin stolz auf all meine erfolgreichen Projekte dieses Jahr. Ich bin stolz darauf, dass ich diesen gesunden Lifestyle beibehalten habe. Gut gemacht habe ich ganz sicher auch die offene Beziehung, eine Herausforderung, der sich viele nicht stellen. Loben muss ich mich auch fürs Studium, wo ich wirklich eifrig dran bin, immer mehr zu lernen und die Aufgaben gut zu bewältigen. Ich habe dieses Jahr einen älteren Mann begleitet und ihm hoffentlich auch eine gute Zeit ermöglicht, bevor er gestorben ist.

Richtig stolz auf mich bin ich, dass ich einige Muskeln aufbauen konnte und jetzt fitter denn je bin.

Sehr stolz bin ich auch darauf, dass ich beim Bouldern viel besser geworden, seit dem ich zweimal die Woche gehe. War ich noch 2023 eher auf dem mittleren Niveau, steigere ich mich zunehmend und schaffe teilweise auch schon schwere Routen bis zu einem bestimmten Punkt. Da gab es dieses Jahr einige tolle Momente, wo ich auch mal rote Routen geschafft habe und sogar eine graue (Anmerkung: rot ist die drittschwerste Stufe und grau die zweitschwerste in meiner Boulderhalle).

Welche Menschen waren besonders wichtig?

Mein Partner ist nach wie vor so wichtigste Mensch in meinem Leben und ist es dieses Jahr noch mehr geworden. Durch all das gemeinsam Erlebte sind wir noch mehr zusammengeschweißt worden. Ich möchte ihn nicht mehr in meinem Leben missen.

Eine Beziehung zu einem guten Freund ist mit dem Griechenlandurlaub auch noch wichtiger geworden.

Und dann habe ich ja auch noch einen guten Freund dank des Online-Datings geworden.

Wichtig ist mir auch eine sehr gute Freundin geworden, mit der ich dieses Jahr nahezu jede Woche Kontakt hatte und die ich viel gesehen habe.

Welche Gewohnheiten hast du gepflegt?

Dieses Jahr habe ich angefangen, mehr bouldern zu gehen. Außerdem habe ich angefangen, nahezu täglich für mein Studium zu lernen. Ich habe mit Boxen angefangen, was ich einmal die Woche mache. Ansonsten versuche ich mich täglich gesund und proteinreich zu ernähren, was mir so semi gelungen ist. Ich mache auch täglich Sport und habe diese Jahr angefangen, mehr Kraftsport zu machen.


Wie hat sich deine körperliche Gesundheit entwickelt?

Körperlich war es dieses Jahr die meiste Zeit gut. Ich hatte allerdings dieses Jahr auch öfter mal Beschwerden gehabt, vor allem, was meine Brustmuskeln und meinen Rücken betraf, wodurch ich immer mal Schmerzen hatte. Durch gutes Dehnen habe ich das in den Griff bekommen. Einige Erkältungen sowie Corona hatten mich dann auch gebremst und ich musste lernen, mir auch mal Ruhe zu geben und nicht ständig Sport zu machen.

Wie hat sich deine mentale Gesundheit entwickelt?

Mental sah es dieses Jahr etwas anders aus. Da gab es öfter mal Momente, in denen ich sehr von den Umständen und den Gefühlen belastet war. Aber glücklicherweise waren das nur einzelne Momente und eher weniger Phasen. Die meiste Zeit ging es mir schon recht gut.


Wie steht es um dein Sozialleben und die Wertschätzung anderer?

Mit meinem Sozialleben bin ich zufrieden, wie noch nie. Ich habe viele gute Freund*innen, mit denen ich mich öfter treffe. Dieses Jahr konnte ich auch einige Freundschaften nochmal intensivieren und bin damit sehr glücklich.

Hat sich dein Familienleben oder deine Partnerschaft verändert?

Die Beziehung zu meinem Partner hat sich vertieft vor allem auch durch die Krise, die wir zusammen durchgestanden haben. Ja, es gab einige Tiefpunkte, aber zum Jahresende hin wieder mehr schöne Momente. Insgesamt bin ich damit doch zufrieden.


Wie war deine Job- oder Ausbildungssituation dieses Jahr?

Meine Jobsituation war an sich ganz gut. Ich war immer mal wieder am Zweifeln, ob ich nicht doch einen anderen Job haben sollte. Und ich denke auch, dass ich gern noch was anderes machen würde. Aber soweit ist es okay so und ich kann auch noch eine Weile in diesem Job bleiben.

Wie lief deine Freizeitgestaltung?

Ich hatte trotz vieler Ehrenämter und des Studiums ausreichend Zeit für mich und eine gute Work-Life-Balance. Ich habe vor allem dieses Jahr auch mehr gezockt und viel Zeit mit meinem Partner verbracht.

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