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Warum Loslassen so schwer, aber wichtig ist


Unser Leben ist geprägt von Abschieden, Trennungen und Verlusten. Jede einzelne dieser Erfahrung schmerzt, egal wie oft wir das durchmachen. Loslassen kann verdammt wehtun, aber die Erfahrungen sind unerlässlich fürs Leben und für uns selbst...

Loslassen fängt schon bei kleinen Dingen an. Denken wir nur an das jährliche Ausmisten. Wenn wir uns wieder die Frage stellen: Was kann weg? Was will ich behalten? Schon da üben wir uns in kleinen Schritten, Dinge loszulassen. Manchen fällt es leichter, manchen schwerer. Dinge, die für uns eine Bedeutung haben, mit denen wir schöne Erinnerungen verbinden, können wir nicht so leicht hergeben. Ausmisten hat den Sinn, sich von Belastendem oder Unnötigem zu trennen. Um Orientierung zu schaffen, Prioritäten zu setzen. Und vor allem: um Platz für Neues zu schaffen, für Dinge, die wirklich wichtig sind.

Doch es macht Sinn, sich immer mal wieder damit zu beschäftigen, nicht nur mit materiellen Dingen, sondern auch mit Beziehungen, Hobbys, Glaubenssätzen und Gewohnheiten: Was davon ist mir wirklich wichtig? Warum bedeutet mir dies und jenes etwas? Oder belastet es mich nicht eher? Habe ich bestimmte Sachen und Menschen nur noch in meinem Leben, weil sie schon immer dazu gehört haben?

Das Ausmisten im Leben regt uns dazu an, über das Loslassen generell nachzudenken.

Warum fällt es mir so schwer, mich von Beziehungen, Freundschaften oder anderen Dingen zu trennen? Wie soll ich das loslassen, woran ich mich immer so sehr festgehalten habe?

Vor etwa einem dreiviertel Jahr habe ich mir bereits Gedanken übers Loslassen gemacht. Am Ende habe ich gemerkt, dass ich noch meilenweit davon entfernt bin, wirklich gut loszulassen. Das hat sich glücklicherweise inzwischen etwas geändert. 

Ich habe in letzter Zeit viel übers Loslassen nachgedacht und gelesen. Meine Einstellung hat sich darüber sehr geändert. Für mich war der Aufhänger für diesen Text die Kündigung meines ersten Jobs, worüber ich bereits vor zwei Wochen  geschrieben habe. Das war eine Erfahrung des Loslassens, doch es gab noch einige weitere.


Den Job kündigen

Es war eine der schwierigsten Entscheidungen für mich seit Jahren. Obwohl ich den Job gerade einmal zweieinhalb Jahre hatte, tat ich mich schwer damit. Vielleicht war es ein bisschen wie die erste Beziehung und es fühlte sich auch wie eine Art Trennung an, war es ja auch. Warum war es so schwer? Zum einen hing ich doch noch sehr an dem Job, trotz einiger Defizite. Ich hatte den Job und die Kollegen und sogar meine nicht immer leichte Chefin lieb gewonnen. Zum anderen war es aber die große Angst vor Veränderung, die Angst vor dem Unbekannten. Ich hatte mich in meiner Komfortzone so schön eingelebt, dass jegliche Veränderung eine Bedrohung für mich bedeutete. Solange ich an dem alten Job hing, war ich in meiner Komfortzone. Das fühlte sich einige Zeit sehr gut an. Doch insgeheim wusste ich ja, dass es nicht meine Mission war, länger in dem Job zu bleiben. Das war von Anfang an, ich wusste, dass es nur eine Übergangsphase war. Dass da draußen etwas viel größeres auf mich wartet.

Doch gegen jede Veränderung sträubte ich mich gleichzeitig, obwohl ich wusste, dass ich es doch insgeheim wollte. Denn ich wusste, dass mich dieser Job nicht erfüllt, auf Dauer nicht glücklich macht. Loszulassen war für mich ein Schritt in Richtung Traumleben. Es war ein Wagnis, weil ich meine sichere Stelle, bei der mir alles vertraut war, aufgegeben habe. Es war und ist nach wie vor ein Verlust. Natürlich, weil ich eben den Job nicht mehr habe, den Aufgaben nicht mehr nachgehe, meine Kollegen nicht mehr da sind.

Doch es ist eben auch ein Gewinn. Ein Gewinn neuer Erfahrungen, neuer Aufgaben, neuer Kollegen – ein neuer Lebensabschnitt. Und vielleicht, was ich sehr hoffe: auch der Gewinn neuen Glücks und Erfüllung.

Doch nicht nur die Kündigung war ein wichtige Erfahrung und Lektion in Sachen Loslassen für mich.


Ein neues Leben: Heimat, Familie und Freunde hinter sich lassen

Kurz nach dem Abitur bin ich wegen meines Freundes, der heute mein Mann ist, in eine neue Stadt gezogen. Damals stellte ich mir es so schön vor, endlich mit ihm zusammenzuziehen und das Leben miteinander zu teilen. Und das war tatsächlich auch anfangs wie ein Traum. Anfangs machte ich mir keine Sorgen, es fiel mir wirklich nicht schwer, in diese neue Stadt zu ziehen. Die Vorfreude auf das gemeinsame Leben mit meinem Freund überwog jegliche Ängste, Zweifel und Heimweh. Doch mit der Zeit merkte ich auch, wie sehr mit meine Mutter, meine Freunde und meine Heimat fehlten.

Als ich das letzte Mal meine Mutter umarmt hatte, haben wir beide sehr geweint. Der Abschied fiel uns sehr schwer. Ein Leben lang haben wir zusammen täglich verbracht. Es fiel uns schwer, uns vorzustellen, ohne die andere zu sein. Seltsamerweise gewöhnte ich mich schnell an das neue Leben, vermisste meine Mutter aber dennoch. Sie jedoch kam wahrscheinlich weniger gut mit dem Abschied klar. Noch heute, denke ich, hat sie nicht wirklich loslassen können. Während ich immer unabhängiger wurde, inzwischen auch nicht mehr so oft nach Hause fahre, weil ich gut mit der Distanz klarkomme und mir die wenigen Besuche reichen, will meine Mutter viel mehr Nähe und Zeit mit mir verbringen.

Anfangs ging es mir auch so wie ihr und ich wollte möglichst oft in die Heimat fahren. Das war damals als ich noch keine Freunde hatte. Ich dachte, dass es reichen würde, meinen Freund zu haben. Aber da irrte ich mich gewaltig. Freunde sind mindestens genauso wichtig. Es ist ein Irrtum, dass der Partner alles sein kann und jeden ersetzen kann – nichts kann Familie und Freunde ersetzen. Diese schmerzliche Erkenntnis habe ich in der Zeit der Einsamkeit erfahren. Und so sehnte ich mich nach meinem alten Leben, vermisste es so schrecklich, dass ich mich in meinem Mitleid suhlte. Das ging eine Weile so, ganze drei Jahre. In der Zeit lernte ich meine erste Freundin kennen, die ich jedoch auch gleich wieder loslassen musste, weil sie wegzog.

Und dann änderte ich mein Leben grundlegend. Ich fing an, mich von meinem Heimweh zu distanzieren und mich mehr auf mein neues Leben zu konzentrieren. Davor konnte ich das neue Leben nicht wirklich akzeptieren, weil ich auch zu sehr am alten hing. Erst danach fing eigentlich der wirkliche Prozess des Loslassens an. Für mich bedeutet Loslassen in dem Zusammenhang, unabhängig zu werden, Freiheit gewinnen. Nicht mehr so sehr an der eigenen Heimat zu hängen, gesunden Abstand zu gewinnen. Davor war es mir nicht möglich, weil ich die Heimat mit Familie und Freunden als Kraftquelle brauchte, um das neue Leben zu überstehen. Ich hing sozusagen in der Vergangenheit fest, der ich hinterher trauerte. Doch das brachte mich nicht im neuen Leben weiter, erschwerte es mir, wirklich anzukommen.

Als ich den Fokus also mehr aufs neue Leben richtete, konnte ich erst anfangen, es zu akzeptieren. Das ist mein neues Leben und ich mache das Beste daraus. Ich baue mir etwas neues auf, was meine Gegenwart und Zukunft sein wird. Das bedeutet nicht, die Vergangenheit, meine Heimat und alle, die dranhängen, zu verdrängen oder zu vergessen. Ich habe sie jedoch nicht mehr so sehr gebraucht, um mich besser zu fühlen. Die Vergangenheit ist und bleibt ein Teil meines Lebens, ein sehr wichtiger sogar. Doch indem ich mich davon gesund distanzierte, konnte ich mich erst wieder für das Neue öffnen.

Wäre ich an meiner Heimat hängengeblieben, wäre ich vermutlich nie in der neuen Stadt angekommen. Irgendwann hätte es mir gereicht und ich wäre einfach wieder zurückgezogen. Doch damit hätte ich mir so viele Möglichkeiten des Wachstums, so tolle neue Beziehungen, Begegnungen, Erlebnisse und Erkenntnisse entgehen lassen. Ich bin froh, dass ich losgelassen und mir eine neue Heimat geschaffen habe, ohne die alte zu verlieren. Es hat lange gedauert und war schmerzhaft und schwer. Doch es hat sich am Ende gelohnt.


Sich von Menschen trennen

Vor einiger Zeit habe ich auch meine ehemals beste Freundin losgelassen. Es ist nicht so, dass ich die Freundschaft gekündigt hätte. Das traue ich mich noch immer nicht. Ich weiß, es ist nicht die feine Art, aber tatsächlich habe ich den Kontakt auslaufen lassen. Wir haben nur noch sehr selten Kontakt. Hören nur voneinander, wenn die andere Geburtstag hat. Kurzer Nachrichtenwechsel und dann wieder Funkstille. Die meiste Zeit herrscht zwischen uns Funkstille. Keine von uns redet darüber, aber wir wissen es beide: Es ist keine Freundschaft mehr.

Es ist schmerzhaft, weil sie lange Zeit meine beste Freundin war und wir so viel zusammen erlebt haben. In all den Jahren habe ich nie wieder eine andere Freundschaft gehabt, die so innig war, wie diese. Noch heute erinnere ich mich immer wieder an unsere gemeinsame Zeit und werde sehr wehmütig. Ich frage mich dann: Was wäre gewesen, wenn wir uns nicht verändert hätten und immer noch beste Freundinnen wären? Aber den Gedanken verwerfe ich schnell, weil ich weiß, dass keinen Sinn macht, darüber zu spekulieren.

Wir haben nicht offiziell miteinander Schluss gemacht, aber wir haben uns zumindest emotional voneinander distanziert. Weder sie noch ich haben darüber geredet. Es ist fast so, als hätten wir es stillschweigend und jede für sich entschieden und akzeptiert.

Lange Zeit wollte ich diese Freundschaft aufrechterhalten, habe immer wieder nach Treffen gefragt, die mehr oder weniger gut liefen. Mir bestätigten sie: Es wird nie wieder so werden, wie es früher einmal war. Wir haben uns zu sehr verändert, sind zu unterschiedlich geworden, werden uns nie wieder so nahe stehen wie damals als Kinder und Jugendliche. Macht das dann überhaupt noch Sinn, miteinander befreundet zu sein?

Ich wollte, dass es wieder funktioniert, dass wir uns wieder annähern, Freunde bleiben. Aber die Wahrheit ist: Das wird nichts mehr. Und wir sind schon lange keine Freunde mehr. Vielleicht noch gute Bekannte, aber mehr nicht. Diese Erkenntnis tut schon echt weh. Es fühlt sich als, als wäre unsere Freundschaft gescheitert.

Als ich diese Freundschaft losließ, fühlt es sich so an, als hätte ich sie aufgegeben. Doch Loslassen muss nicht unbedingt negativ sein. Ich kann auch das Positive daran sehen: Es war eine schöne Freundschaft, doch so wie viele andere, hat auch sie ein Ablaufdatum. Manche Freundschaften halten eben nur für einen bestimmten Lebensabschnitt. Und in dem hat es sich richtig angefühlt, zusammen zu sein. Damals haben wir uns gegenseitig gebraucht, uns viel gegeben. Doch jetzt sind wir beide unabhängig geworden, haben unser eigenes Leben jede für sich aufgebaut. Jede von uns geht jetzt ihren eigenen Weg und braucht die andere nicht mehr. Ist das nicht irgendwie auch tröstend?

Wenn ich so darüber nachdenke, fällt es mir leichter, die Freundschaft loszulassen. Dann kann ich ohne schlechtes Gewissen aufhören, ständig nach Treffen zu fragen, obwohl ich eigentlich keine Lust habe. Ich will eine Freundschaft nicht um jeden Preis erhalten, weil ich sonst ein schlechtes Gewissen habe und es als Pflicht sehe. Ich will die Freundschaft aus freien Stücken erhalte. Dass ich jetzt weniger daran hänge, zeigt vielleicht auch, dass ich mich damit abgefunden habe, akzeptiert habe, dass unsere Freundschaft früher eine ganz enge war und heute keine mehr. Es ist ein Verlust, der schmerzt und der Schmerz darf sein. Er gehört dazu, um richtig zu trauern, Abschied zu nehmen.

Bald werde ich mich auch noch von einer weiteren wichtigen Person verabschieden müssen. Nicht für immer. Doch wenn die Person geht, wird alles, was ist, komplett anders sein. Nichts wird wieder so sein, wie es einmal war. Auch wenn ich diese Person wiedersehe. Es wird anders sein. Die Abschiede werden schlimm werden. Eine Trennung auf Zeit, die trotzdem wehtut. In mir will sich alles dagegen wehren, die Trennung nicht zulassen. Je mehr ich mich dagegen wehre, desto schlimmer wird es. Eins weiß ich genau: Ich kann nichts dran ändern, die Trennung wird so oder so kommen. Die Frage ist: Wie werde ich damit umgehen? Werde ich es schaffen? Oder werde ich daran zugrunde gehen?

Ich kann es nicht ändern, es liegt nicht in meiner Macht, die Trennung zu verhindern. Das Einzige, was ich allerdings beeinflussen kann, ist wie ich damit umgehe. Und deswegen hoffe ich, dass ich lerne, mit Abschieden klarzukommen.

Festhalten und Loslassen gehören irgendwie zusammen. Es ist so menschlich, dass wir eher festhalten, als dass wir loslassen. Vielleicht aus Hoffnung, dass alles wieder gut wird, das alles wieder so wird, wie es einmal war. Wir hängen an Dingen und Menschen, weil wir damit schöne Erinnerungen verbinden. Die wollen wir nicht einfach so wegwerfen, wollen sie am Leben behalten. Beziehungen und Dinge und sogar Orte geben uns ein Stück Sicherheit, sie sind uns vertraut. Unsere eigene Komfortzone. In der Hoffnung, dass die Dinge sich nicht ändern oder gar verschwinden. Wir halten auch an unserem Glück fest, wollen es auf ewig konservieren. Doch es gelingt nicht.


Warum Loslassen schwer fällt

Loslassen macht Angst. Angst vor Kontrollverlust. Angst vor dem Unbekanntem, Angst vor dem Neuen. Denn das birgt auch immer Risiken. Wer loslässt, gibt Kontrolle ab. Wir geben uns dem Ungewissen hin und hoffen, dass alles gut verläuft. Doch viele wollen nicht loslassen, weil sie anderen und dem Leben nicht vertrauen können.

Loslassen fühlt sich auch deswegen so sehr an, weil wir vielleicht auch Angst vor Einsamkeit haben. Dann bleibt man in einer Beziehung mit einem Menschen, der einem nicht guttut. Lieber den Schmerz aushalten, der ist einem wenigstens vertraut. Wer weiß, ob man jemals wieder einen Menschen findet, mit dem es doch so scheinbar gut passt?

Vielleicht sind es auch Schuldgefühle, die einem das Loslassen erschweren. Ein früheres Versprechen, für immer Freunde zu bleiben. Ein schlechtes Gewissen, denjenigen sonst im Stich zu lassen. Vielleicht ist es aber auch der Gedanke, dass man so viel Zeit und Arbeit in eine Sache oder Beziehung gesteckt hat, dass man das unmöglich aufgeben kann. Dann wäre doch alles verschwendet gewesen, dann wäre doch alles sinnlos gewesen, oder?

Doch das ist ja nicht so. All das, was wir erleben, erfahren und tun – das wird nie verschwendet und sinnlos sein. All das prägt einen, wir sammeln im Leben Erfahrungen und sie werden Teil unseres inneren Wachstums und Vermächtnisses. Nichts davon geht verloren. Die Zeit, die wir mit etwas verbracht haben, bleibt uns als Erinnerungen erhalten. Insofern wird egal, was wir getan haben, nichts verschwendet sein. Auch wenn es nicht länger erhalten bleibt.

Es ist kein Scheitern, wenn wir ein Projekt nicht weiterführen oder wenn eine Beziehung zerbricht. Beides nimmt ein Ende, aber das ist nichts schlechtes, das ist dann eben so, der Lauf der Dinge. Man nimmt trotzdem etwas daraus mit – jede Menge Erinnerungen und Erfahrungen, positiv wie negatives. Beides ist wichtig.


Alles ist vergänglich – Warum Loslassen wichtig ist

Egal, wie sehr wir uns an etwas klammern: Es liegt nicht in unserer Macht, wir können es jederzeit verlieren. Je mehr wir uns an etwas festhalten, desto schwerer wird es, mit dem Verlust umzugehen.

Alles im Leben ist vergänglich und vor allem das Leben selbst. Nichts hält, alles wird und vergeht. Am Ende bleibt nichts mehr. Das ist traurig, aber leider bittere Wahrheit. Veränderung ist die einzige Konstante im Leben. Wenn wir festhalten, wollen wir, dass die Dinge so bleiben und sind wie sie sind.

Das Festhalten macht unfrei, macht uns abhängig von Dingen und Menschen, lässt den Abschied noch schmerzhafter werden. Wir glauben, dass Loslassen eigentlich nur etwas schlechtes sein kann: Das ist doch aufgeben oder scheitern. Doch Loslassen ist nicht negativ, so wie alle Dinge eigentlich weder gut noch schlecht sind. Nur wir Menschen bewerten Dinge nach diesen Maßstäben.

Wenn wir etwas verlieren, gewinnen wir doch gleichzeitig etwas. Der Verlust wird zum Geschenk. Denn je besser wir loslassen können, desto freier und abhängiger werden wir. Wenn wir nicht mehr an den Dingen und Menschen festhalten, werden wir nicht mehr so leicht erschüttert. Können die Vergänglichkeit im Leben leichter annehmen. Doch wenn wir loslassen können ist es Freiheit, Befreiung von eigenen Abhängigkeiten.

Abschiede, Trennungen und Verluste gehören zum Leben dazu. Wir müssen uns im Leben immer wieder von Dingen und Beziehungen trennen. Die vielen Verlusterfahrungen bereiten uns im Endeffekt auf den größten Abschied überhaupt vor: der eigene Abschied vom Leben, der eigene Tod. Und darum denke ich, können wir alle anderen Abschiede und Trennungen auch als Aufgaben sehen, um daran zu wachsen und daraus zu lernen. Vielleicht werden wir am Ende besser mit dem Loslassen klarkommen. Um dann auch friedlich vom Leben Abschied zu nehmen.


Wie wir besser loslassen können

Dass wir Dinge und Menschen verlieren, gehört zum Leben dazu. Verluste gehören zum Leben dazu, so sehr wir uns dagegen sträuben.

Loslassen ist nie leicht, aber wir können es lernen. Dazu gehört jedoch, den Verlust zu akzeptieren und uns für den Schmerz und alles was dazu gehört, öffnen. Akzeptieren, dass es wehtut. Diesen Schmerz sehen und nicht verdrängen, ihn annehmen und ihm Raum geben. Es braucht Zeit, mit dem Verlustschmerz umzugehen. Aber ihn zu verdrängen, indem wir an dem Verlorenen immer weiter hängen, wird uns nicht helfen. Den Schmerz annehmen und aushalten, um am Ende Frieden zu finden und zu heilen.

Das ist wie mit einer Trennung. Anfangs tut es sehr weh und der Schmerz darf auch sein, will gefühlt werden. Doch mit der Zeit lernen wir, das zu akzeptieren, dass es vorbei ist. Wir dürfen trauern und Abschied nehmen, uns Zeit lassen, loszulassen. Indem wir den Schmerz zulassen und ihn verarbeiten, anstatt alles zu verdrängen und trotzdem festzuhalten, haben wir die Chance, wirklich zu heilen. Wir werden über die Trennung hinwegkommen und bereit sein, uns wieder neuen Beziehungen zu öffnen.

Loslassen ist auch darum wichtig, weil wir damit die Chance auf Neues haben, die Chance, uns zu verändern. Wir müssen loslassen, um zu wachsen. Loslassen ist ein Ende, aber immer auch ein Anfang. Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere. Wir geben neuen Dingen, Menschen, Beziehungen Raum.

Loslassen ist wichtig, vor allem was Ballast, negative Glaubenssätze oder Erfahrungen betrifft. Sich nicht mehr daran klammern und mit ihnen Frieden schließen, sich nicht mehr davon beeinflussen lassen. Indem wir diese negativen Dinge loslassen, gewinnen wir wieder Kontrolle über uns selbst und über unser Leben.

Loslassen bedeutet übrigens auch nicht Vergessen. Denn die Erinnerungen bleiben, werden ein Teil von uns und begleiten ein ganzes Leben lang.

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